Oskar Negt: Nur noch Utopien sind realistisch - Politische Interventionen

Diskurs Aktuell
Negt : Nur noch Utopien
steidl13-1negt-utopien-realistisch
http://www.kultur-punkt.ch/akademie4/diskurs/steidl13-1negt-utopien-realistisch.htm
Online-Publikation: Januar 2013 im Internet-Journal <<kultur-punkt.ch>>
Ereignis-, Ausstellungs-, AV- und Buchbesprechung
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321 Seiten; Leineneinband, mit Leseband; ISBN 139783869305158; 34.00 EUR
Steidl Verlag Göttingen; http://www.steidl.de;

Inhalt
Utopien sind die Kraftquellen jeder Emanzipationsbewegung. Sie entspringen der Empörung über unerträgliche Zustände und öffnen den Blick auf ein gerechtes Gemeinwesen. In ihnen ist die Hoffnung auf Veränderung angelegt. Doch die kann nur gelingen, wenn aufgeklärtes Denken, wenn politische Urteilskraft zum Zuge kommt. Mit Blick auf die Krisen der Gegenwart fragt Negt, was für die Herstellung einer vernünftig organisierten Gesellschaft notwendig ist. Im ersten Teil des Bandes setzt sich Oskar Negt wissenschaftlich mit der Utopie und dem Problem der Wirklichkeitauseinander. Im Fokus stehen Utopie und Dialektik, das verzerrte Revolutionsverständnis der Deutschen, das Glücksversprechender Kultur, die Utopie einer Weltgesellschaft und des Sozialismus. Im zweiten Teil dokumentieren »Politische Moralia«, wie Menschen erreicht werden können, denen Wissenschaftsdiskurse fremd sind.

Autor
Oskar Negt, geboren 1934, ist einer der bedeutendsten Sozialwissenschaftler Deutschlands. Er studierte bei Max Horkheimer und Theodor W. Adorno und war von 1970 bis 2002 Professor für Soziologie in Hannover. 2011 wurde Oskar Negt für sein politisches Engagement mit dem August-Bebel-Preis geehrt.

Fazit
Sozialwissenschaftler Oskar Negt legt in seinem Diskursbuch " Nur noch Utopien sind realistisch" schlüssig dar wie wichtig politische Interventionen* sind um eine offenkundige Utopie in eine realistische Vision zu verwirklichen. Dazu stellt Negt fest, dass in Krisenzeiten selten Erkenntniszeiten sind, schlägt Änderungen vor, auf der These von Hegel, dass in der Arbeit der Zuspitzung der Verhältnisse eine (Wirk-)Kraft steckt, die eine Entscheidung vorbereitet und auf einen Prozess der Veränderung drängt. "Dabei ist sparen ein Politikersatz, so Negt (1993). Und weiter: Krisenherde sind in Handlungsfelder zu verwandeln, dazu zählen: Würde, Anstand, Grundfeste Nirgenwo/Utopie-Familie oder resignative Reife**, bedingungloses Grundeinkommen, Beziehungnetz zwischen Gerechtigkeit-Gleichheit-Partizipation, aufrechter Gang (Bloch) und Mitproduktion der Natur (Kluge), Phantasie, Vertrauen und Kooperation (Darwin II statt Auslese: Darwin I). Negt's Diskursbuch ist ein Brevier für die reale Umsetzung unserer Utopien in eine visionär-gleichgewichtige Weltgesellschaft. m+w.p13-1


*) Eingriff in ein, hier politisches, Geschehen, im besonderen auch in die Wirtschaftspolitik mit staatlichem Eingriff in das Wirtschaftsgeschehen verknüpft....http://wirtschaftslexikon.gabler.de/Definition/intervention.html

**)
Was tun? Wir sollten die Krisen und das Scheitern nicht zu schnell als schlecht abtun und abwerten, sondern sie als eine ungeheure Chance begreifen. Wenn wir nicht länger autistische Leistungs- und Erfolgsmaschinen oder von der Biologie terrorisierte Haustiere sein wollen, besteht unsere Chance gerade darin, kaputt zu gehen, d. h. nicht mehr zu funktionieren. Wir erhalten dann die Möglichkeit, uns zu entziehen, unseren Wider-Willen zu aktivieren und uns damit vor Selbstauflösung zu schützen. Wir können endlich der ständig perfektionierten Vernetzung mit Gott und der Welt und allen anderen auch ein Ende bereiten. Die resignative Reife ist der wichtigste Gegner der illusionären Hoffnung. Dr. Arnold Retzer, http://www.arnretzer.de