Barbara Muraca : Gut leben . Eine Gesellschaft jenseits des Wachstums

Diskurs Aktuell
B. Muraca : Gut leben
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Online-Publikation: Oktober 2014  im Internet-Journal <<kultur-punkt.ch>>
Ereignis-, Ausstellungs-, AV- und Buchbesprechung
<< Barbara Muraca : Gut leben . Eine Gesellschaft jenseits des Wachstums >>
WAT. 2014: 96 Seiten. Broschiert . ISBN 978-3-8031-2730-3 . 9,90 €
50 Jahre Verlag Klaus Wagenbach, Berlin; http://www.wagenbach.de

Inhalt
Das Mantra, dass die Wirtschaft immer weiter wachsen muss, formt unsere heutige Welt – auf Kosten von Lebensqualität,unter Ausbeutung der Natur und im immer schärferen Wettbewerb. Dass es so nicht weitergehen kann,wird überdeutlich. Kritiker des Wachstumskurses gibt es viele, aber nicht allen sollte man folgen . . .
Seit dem Club of Rome ist der Gedanke in der Welt. Mit der Forderung nach »Anti-Wachstum«, »Degrowth« oder »Decroissance« gehen seit etwa 15 Jahren die Menschen weltweit auf die Straße. Wissenschaftler und Aktivisten kämpfen für einen freiwilligen, gerechten und nachhaltigen Schrumpfungsprozess. Dabei schlägt manch einer aber auch gefährliche Irrwege ein, bis hin zu faschistoiden
Tendenzen reicht das Spektrum der fehlgeleiteten Kritik.
Richtig verstanden und umgesetzt ist dieses Projekt aber weit davon entfernt:
Eine solidarisch organisierte und gelebte Ökonomie unter gemeinschaftlichen Bedingungen ist mehr als eine schöne Utopie, Neben dem erfolgreichen Widerstand gegen allerlei unsinnige Großinvestitionen stehen unzählige Initiativen und Nischenprojekte mit Tauschbörsen, Gemeingütern, Selbstverwaltung, Reparaturwerkstätten und lokaler Lebensmittelproduktion. Sie leisten Pionierarbeit in der politischen Neuorientierung, vernetzen sich weltweit und sind in ihrer kreativen Vielfalt die Garantie dafür, dass ein gutes Leben für alle politisch wünschenswert und machbar ist.

Autorin
Die Philosophin Barbara Muraca hat an der Universität Greifswald zur Nachhaltigkeitstheorie promoviert und ist seit 2012 wissenschaftliche Mitarbeiterin am DFG-Kolleg ››Postwachstumsgesellschaften‹‹ der Friedrich-Schiller-Universität Jena. Mitorganisatorin der nächsten großen Degrowth- Konferenz im September 2014 in Leipzig. Ab 2015 Assistenzprofessorin für Umweltphilosophie an der Oregon State University.

Fazit
In fünf Kapiteln versteht es die Philosophin Barbara Muraca in ihrem Diskursbuch "Gut leben"  eine Gesellschaft jenseits des Wachstums als Vision wahrhaftig zu entbergen.
Es geht um die stetige Fragilität der Demokratie und die Privatisierung des 'guten Lebens' das im forcierten Wachstum zur Deprivatisierung und Fragementierung des Menschen führt. Dabei unterscheidet Muraca sehr klar Utopie von Vision in ihrer Wachstumskritik und zielt auf die „Zurücknahme von Wachstum * Décroissance “.
Sie weist zusammenfassend auf die Grunpfeiler für eine gerechte, solidarische und demokratische Postwachstumgesellschaft hin, ohne Wachstumszwänge, weg von falschen Freunden und gefährlichen Verbündeten. Ein gutes visionäres Buch zu gutem Leben. m+w.p14-10

*) Décroissance ist ein französisches Wort, zusammengesetzt aus croissance (Wachstum) und der Vorsilbe dé- (ent-). Laut Sachs-Vilatte (Enzyklopädisches französisch-deutsches und deutsch-französisches Wörterbuch, erster Teil, 1956) bedeutet es so viel wie „Abnehmen“, „Abnahme“. In der aktuellen globalisierungs- und kapitalismuskritischen Diskussion hat es eine herausragende Bedeutung gewonnen; in diesem Zusammenhang lässt es sich mit „Zurücknahme von Wachstum“ übersetzen.http://de.wikipedia.org/wiki/D%C3%A9croissance