Jule Hillgärtner : Krieg darstellen .

Diskurs Aktuell
Krieg darstellen
kadmos13-12hillgaertner-kriegdarstellen
http://www.kultur-punkt.ch/akademie4/diskurs/kadmos13-12hillgaertner-krieg darstellen.htm

Online-Publikation: Dezember 2013  im Internet-Journal <<kultur-punkt.ch>>
Ereignis-, Ausstellungs-, AV- und Buchbesprechung
<<  Jule Hillgärtner : Krieg darstellen . << Sich Einbetten - Abbilden - Inszenieren >>
456 Seiten; 15 x 23 cm, Klappenbroschur, mit zahlreichen farbigen Abbildungen; ISBN: 978-3-86599-159-1; 29.80 €
Kulturverlag Kadmos, Berlin; http://www.kv-kadmos.com;

Inhalt
Kriegsberichterstattung wandelt sich: im komplexen Verhältnis zu Entwicklungen in der Militärtechnik, spezifischen Ausformungen eines jeweiligen Krieges und den Bedingungen, die sich daraus für den Journalismus ergeben. Jeder Krieg sah und sieht anders aus – und das, obwohl doch Darstellungen, die in und zu kriegerischen Kontexten entstehen, durchweg auf dasselbe abzielen: Per detailgetreuer Malerei, fotografischer Augenzeugenschaft oder mittels Live-Video gilt es, dem zeitgenössischen Publikum jene Glaubwürdigkeit zu demonstrieren, welche die Bilder ‚echt’ und den Krieg notwendig erscheinen lässt.
Zwar tritt der „Embedded Journalist“ in seiner Funktion erstmals im Irakkrieg 2003 derart explizit vor die Kameras, doch ist das Phänomen eines Vermittlers vom Ort des Geschehens aus, alles andere als neu. Mit ihrer Präsenz am Kriegsschauplatz stehen Berichterstattende schon seit jeher für das ein, was sie abbilden. Doch bedeutet diese jüngste, von zeitlicher, räumlicher und emotionaler Unmittelbarkeit geprägte Ausformung des Kriegsberichts ein Extrem. Ein zunehmend flüchtiger Gestus, wie er von professionellen, in militärische Strukturen eingebundenen Journalisten vorgeführt wird, zeigt sich unterdessen auch in der Berichterstattung jener zahlreichen Amateure, die ihre Kameras allgegenwärtig gebrauchen und dieses Bildmaterial kaum verzögert über das Internet verbreiten. Strikt zwischen professioneller und amateurhafter Darstellung zu unterscheiden ist kaum möglich, zumal deren Stilmittel und Medien dieselben sind. Das ist ebenso charakteristisch wie verhängnisvoll für die Handhabung von Fotografie und Video und bedingt im gleichen Augenblick die Crux und die Chance einer eingebetteten Berichterstattung.

Autorin
Dr. Jule Hillgärtner ist freie Medienwissenschaftlerin und Kunstvermittlerin im MMK-Frankfurt*. Ihre Dissertation verfasste sie zu „Fotografien und Videos in der Kriegsberichterstattung des eingebetteten Journalismus“. 
*) www.mmk-frankfurt.de/de/vermittlung/team-der-kunstvermittlung/ 


Fazit
Die 'Kunst' des Krieges 'eingebettet' darzustellen hat die Medienwissenschaftlerin und Kunstvermittlerin Jule Hillgärtner  in ihrem Diskursbuch " Krieg darstellen " bravourös gelöst. Wenden wir uns der Inhaltsfolge zu, so beginnt sie mit dem 'Sich einbetten (der Kriegsberichterstattung)'. Es folgt den 'Krieg abbilden (eingebettet-fotografische Darstellungsweisen mit rethorisch-zitathafter-identitätsfindender-beweisführender Bildbetrachtung, inklusive der eigenen Nähe zum Motiv und der Bildstrategie)' . Schliesslich 'Krieg inszenieren' (Perfomativ (1)-eingebettete Darstellung im TV : Sequenzen, Kamera zu Kriegstechnik, Verfremdung, Verbiederung, Zurschaustellung, Ausstrahlungswertung, 'Performanz : Unmittelbarkeit' > mit der 'mediatisierten (1a)' Gestalthandlung  'die Leere füllen / Atmosphäre erzeugen' ).
Auf alle diese Weisen wird der eingebettete Journalist zum Mitgestalter des Krieges, zum entborgenen Bild/Text/Sequenz-Krieger als aktives Individuum (kriegsstaatlich oder kriegs-konzern-privat berufen) und zugleich zum maskierten Subjekt wie wir alle anderen vor Print und Glotze, die dem widerstandslos vor den uns aufgebauten real existierenden Mummenschanz Medium begegnen. Insofern kann dieses Sachbuch als Regelwerk für alle uns Beteiligten zum weiteren Diskurs in Foren und Schulen einen auszeichnungswürdigen Beitrag leisten.m+w.p13-12

(1) Performanz, performativ, hier erweitert begriffen w.p.:
Performativität ist ein Begriff der Sprech-/Gestalt-Akttheorie und bezeichnet einen besonderen Zusammenhang zwischen Sprechen (Text > Poetik ) oder Gestalten ( Bild, Skulptur/Szene, Inszenierung: Theater, Film, Video > Ästhetik ) und Handeln (Präsenz (präsent sein) >Vor-/Aus-/Darstellen, Präsentation, Inszenierung/Event/Happening/Installation, ), w.p. .Der normale Zusammenhang zwischen Sprechen/Gestalten und Handeln wird als Sprech-/Gestalthandlung bezeichnet – womit verdeutlicht wird, dass „Sprechen“ eine absichtliche Tat ist [1]. Performativ ist die Sprachhandlung, wenn sie ausgeführt oder konkretisiert wird (Beispiele: das tun, was man sagt, oder einen konkreten Entscheidungszeitpunkt nennen).
Performativität bezeichnet also die Ausführung oder Konkretisierung des gesprochenen Wortes.
http://de.wikipedia.org/wiki/Performativit%C3%A4t
(1a) mediatisieren: 
Einfluss nehmen via der Medien auf die Gesellschaft (oder den Staat, der an Stelle des Individuums / maskierten Subjekts(5) über dieses entscheidet .. Foucault. Prankl...) Die Theorie des kommunikativ-mediatisiert Handelns, das Hauptwerk von Jürgen Habermas, thematisiert die praktische und theoriekritische Bedeutung des kommunikativen  Handelns für das soziale Leben der (post-)modernen Gesellschaft.
http://de.wikipedia.org/wiki/Mediatisierung_(Begriffskl%C3%A4rung)
(2) Kriegskunst : Suntsu
http://www.kultur-punkt.ch/akademie4/diskurs/marix11-8suntsu-kriegskunst.htm
(3)  Kriegskunst  Machiavelli
http://de.wikiquote.org/wiki/Niccol%C3%B2_Machiavelli
http://de.wikipedia.org/wiki/Von_der_Kriegskunst_(Machiavelli)?title=Von_der_Kriegskunst_(Machiavelli)&redirect=no
(4) Vom Kriege
http://de.wikipedia.org/wiki/Carl_von_Clausewitz
(5) Subjekt
http://www.kultur-punkt.ch/akademie4/diskurs/wfdampfboot13-12subjekt-krise-emanzipation.htm;
http://www.kultur-punkt.ch/akademie4/diskurs-runden/einzelne-staat23-3-04.htm;