Christoph Türcke: Lehrerdämmerung . Was die neue Lernkultur in den Schulen anrichtet

Diskurs aktuell
C. Türcke: Lehrerdämmerung
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Online-Publikation: März 2016 im Internet-Journal <<kultur-punkt.ch>>
Ereignis-, Ausstellungs-, AV- und Buchbesprechung
<< Christoph Türcke: Lehrerdämmerung . Was die neue Lernkultur in den Schulen anrichtet >>
Paperback; 6240: 159 S.: Klappenbroschur; ISBN 978-3-406-68882-9; 14,95 € . Auch als E-Book lieferbar.
Verlag C. H. Beck; 80703 München ; http://www.chbeck.de

Charakteristika
SZ/NDR-Sachbuch-Bestenliste März 2016: Rang 8

Inhalt
Lehrer? Deren Zeit läuft ab. Gelernt wird heute eigenständig, beweglich, kreativ, weder Lehrern zuliebe noch nach Schablonen. So etwa klingt der Sirenengesang der "neuen Lernkultur". Wie sehr dieser Weg in die Irre führt, zeigt die Streitschrift des Philosophen Christoph Türcke. Mit der Rolle der Lehrer stehen zugleich entscheidende politische und pädagogische Grundeinstellungen zur Debatte. Wenn die Lehrer für den Erhalt und das Ethos ihres Berufs wirklich kämpfen, können sie eine Orientierungsdebatte auslösen, die an die Grundfesten der neoliberalen Welt rührt. Es geht um weit mehr als einen Schulstreit. Alles, was in Sach- und Fachkompetenzen nicht aufgeht, soll in der schönen neuen Lernwelt keinen Ort mehr haben. Menschen aber nur auf ihre Kompetenzen hin anzusehen, das heißt, sie wie Maschinen anzusehen. Lehrer zu Kompetenzbeschaffungsgehilfen zu reduzieren heißt, sie zu entwürdigen. Das müssen sie sich nicht bieten lassen. Sie sind zu ihrer Selbstdegradierung und -abschaffung nicht verpflichtet, wohl aber zur Rückbesinnung darauf, was Lehren eigentlich ist.

Autor
Christoph Türcke (* 4. Oktober 1948 in Hameln) ist ein deutscher Philosoph. Er
lehrte von 1995 bis 2014 als Professor für Philosophie
https://de.wikipedia.org/wiki/Christoph_T%C3%BCrcke
http://www.hgb-leipzig.de/pdf/person/154.pdf
Interview
mit Christoph Türcke, Professor für Philosophie an der HGB Leipzig vom 12. Juni 2002

Stimme des Autors
(auszugsweise aus einem Interview mit Christoph Türcke, Professor für Philosophie an der HGB Leipzig vom 12. Juni 2002 . http://www.hgb-leipzig.de/pdf/person/134.pdf )
"...Ich verfahre ohne Zensur:
Es geht lediglich darum, das Thema auf den Punkt zu bringen, bearbeit- und ausdrückbar zu machen. Wir formatieren es gemeinsam.
Dabei kommt es gewissermaßen zu einer individuellen philosophisch-praktischen Übung für jeden einzelnen. Die Studenten werden gedanklich in die jeweilige Sache verwickelt. Sie können sozusagen daran riechen, was lebendiges Philosophieren wäre. Ähnlich wird später auch bei den theoretischen Diplomarbeiten verfahren.
Es entsteht eine Situation des Gebens und Nehmens. Bei der Beratung bin ich zunächst in der Rolle des Zuhörers, aus der heraus ich dann gewisse Hilfestellungen leiste. In meinen Vorlesungen versuche ich hingegen, die Studierenden als Zuhörer zu gewinnen, um sie auf eine allgemein verständliche Weise in meine Forschungsthemen einzubeziehen. Wir begeben uns gemeinsam auf eine Entdeckungsreise in Gebiete, die ich selber erst erkunden will..."

Fazit
Der Professor für Philosophie Christoph Türcke führt in seinem hochaktellen Diskursbuch "Lehrerdämmerung" aus, 'was die neue Lernkultur in den Schulen anrichtet'.
Er zeigt dabei auf die beiden hervorstechendsten, aktuellen schulischen Wahnvorstellungen hin, die er mit den Topoi 'Kompetenz' und 'Inklusion' analysiert darstellt.
Der Kompetenzwahn beinhaltet vorallem die Modellierung, den Niveausenkungsdruck, die Abiturinflation und die Zieldifferenz..
Der Inflationswahn kennzeichnet sich durch Ausgrenzung, Doppelbödigkeit, Reparaturbetrieb, neoliberale Inklusion und Einheitsdruck aus..
Dagegen hält er 'Die Rückbesinnung auf den Lehrer' als das Kerngeschäft der Lehre. Dazu gehören allem voran: Gegen- und Übertragungsliebe, Skizze, HANDschrift, Arbeitsblattuntericht und HALTUNG.
Mit dieser Diskursschrift zeigt sich dank Christoph Türcke eine Morgenröte im aktuellen Lehr- und Bildungswesen. Das ist gut so und tut not. m+w.p16-3