Negativität als philosophisch-psychoanalytisches Problem

Diskurs Aktuell
Die Arbeit des Negativen
--cm-velbrueck14-6arbeit-des-negativen

http://www.kultur-punkt.ch/akademie4/diskurs/cm-velbrueck14-6arbeit-des-negativen.htm

 Online-Publikation: Juni 2014 im Internet-Journal <<kultur-punkt.ch>>
 Ereignis-, Ausstellungs-, AV- und Buchbesprechung
 << Emil Angehrn und Joachim Küchenhoff (Hg.) : Die Arbeit des Negativen . Negativität als philosophisch-psychoanalytisches Problem >>
 296 Seiten, gebunden mit Schutzumschlag und Leseband; ISBN 978-3-942393-68-3; 29,95 EUR
 Dieser Titel ist auch im Verlag Humanities Online als E-Book erhältlich:  www.humanities-online.de
 Velbrück Wissenschaft, D-53919 Weilerswist-Metternich;   http://www.velbrueck-wissenschaft.de;

 Inhalt
 Negativität ist zu einer Signatur des modernen, nachmetaphysischen Denkens geworden. Negativistische Philosophie versagt sich den direkten Zugang zum Ganzen und Affirmativen, um in der Negation des Defizienten und Nichtseinsollenden Wahrheit zu erfassen. Konzepte einer negativen Metaphysik, einer negativen Theologie, einer negativen Dialektik, einer negativen Ethik oder negativen Anthropologie bringen in unterschiedlichen Perspektiven die zentrale Stellung der Negativität in der menschlichen Lebenswelt und im Denken zum Tragen. In vielfältigen Ortsbestimmungen neuerer Philosophie fungiert die Idee des Negativen als methodisches Leitkonzept.
 Die unterschiedlichen Perspektiven und Fragerichtungen, unter denen das Negative zum Thema wird, stehen nicht berührungslos nebeneinander. Um die Konstellationen des Negativen zu verdeutlichen, gilt es, sie in ihrer Differenz wie in ihrer Verschränkung zu erfassen. Der vorliegende Band geht dieser Aufgabe nach, indem er den Umgang mit Negativität gleichzeitig in einem spezifischen theoretischen Horizont – im Gespräch zwischen Philosophie und Psychoanalyse – zur Sprache bringt, die beide in herausgehobener Weise mit Negativität befasst sind.
 Dieses Gespräch, das für beide Seiten eine fruchtbare Herausforderung darstellt, gewinnt eine besondere Prägnanz mit Bezug auf die verhandelte Themenstellung. Dies insofern, als das Problem der Negativität in der Psychoanalyse in verschärftem Profil in den Blick kommt, sowohl in methodisch-hermeneutischer Sicht – als paradigmatischer Umgang mit verborgenem, verzerrtem Sinn – wie in inhaltlicher Sicht als theoretische und therapeutische Auseinandersetzung mit Formen des Verfehlens und des Leidens. Der Vergleich unterschiedlicher Zugänge und theoretischer wie praktischer Konzepte soll verdeutlichen, in welcher Weise die psychoanalytische Explikation und die philosophisch-begriffliche Arbeit am Negativen sich gegenseitig in Frage stellen, sich produktiv herausfordern oder sich ergänzen können.

 Inhaltsverzeichnis
 Einleitung
 I. KONZEPTE UND KONSTELLATIONEN DER NEGATIVITÄT
 Emil Angehrn
 Dispositive des Negativen. Grundzüge negativistischen Denkens
 Ingolf U. Dalferth
 Ist radikale Negativität möglich?
 Thomas Rentsch
 Negativität und dialektische Sinnkonstitution
 Christian Grüny
 Adorno an den Grenzen des Negativen
 II. ERFAHRUNGEN DES NEGATIVEN
 Alice Holzhey-Kunz
 Leiden an der ontologischen Negativität
 Burkhard Liebsch
 Ein- und Aussetzen der Arbeit des Negativen. Bestandsaufnahme und Perspektiven phänomenologischer Revision negativistischen Denkens
 Gerhard Schneider
 Die Konzeption personaler Identität in einer negativitätstheoretischen Perspektive
 III. DER UMGANG MIT DEM NEGATIVEN
 Dorothee C. von Tippelskirch-Eissing
 Glaube als negative Fähigkeit
 Rolf-Peter Warsitz
›Symbolische Nichtung‹ und ›negative capability‹. Die Arbeit des Negativen im psychoanalytischen Prozess
 Joachim Küchenhoff
 Zu den Voraussetzungen und Grenzen produktiver Negativität – eine psychoanalytische Perspektive
 Timo Storck
 Anderes Verstehen. Negativität und freie Assoziation in einer psychoanalytischen Hermeneutik
 IV. DIE ETHIK DES NEGATIVEN
 Tilo Wesche
 Menschenwürde als die Basis für die Achtung der Menschenrechte
 Patrick Engel
 Negativistische Ethik bei Sartre

 HERAUSGEBER
 Emil Angehrn,
 geb. 1946, seit 1991 Professor für Philosophie an der Universität Basel. 2000-2004 Mitglied des Forschungsrats des Schweizerischen Nationalfonds 2004-2007 Dekan/Prodekan der Philosophisch-Historischen Fakultät. Forschungsschwerpunkte: historisch: Antike Philosophie, 19. und 20. Jahrhundert; systematisch: Metaphysik, Geschichtsphilosophie, Hermeneutik, Politik.
 Bei Velbrück Wissenschaft hat er veröffentlicht: Der Weg zur Metaphysik. Vorsokratik, Platon, Aristoteles, 2000; Interpretation und Dekonstruktion. Untersuchungen zur Hermeneutik, 2003; (Hg. mit Ch. Iber u.a.) Der Sinn der Zeit, 2002); (Hg. mit J. Küchenhoff) Die Vermessung der Seele. Konzepte des Selbst in Philosophie und Psychoanalyse, 2009; Macht und Ohnmacht der Sprache. Philosophische und psychoanalytische Perspektiven (2012)
 Link zum Herausgeber »

Joachim Küchenhoff
 geb. 1953, ist Professor für Psychiatrie und Psychotherapie an der Universität Basel sowie Chefarzt und ärztlicher Leiter Psychiatrie Baselland, Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie. Forschungsschwerpunkte: interdisziplinäre Forschung in Kulturwissenschaften und Psychoanalyse, psychoanalytische Theorie sowie Psychotherapieforschung, Körpererleben und Psychosomatik.
 Bei Velbrück Wissenschaft hat er veröffentlicht: Die Achtung vor dem Anderen. Psychoanalyse und Kulturwissenschaften im Dialog, 2005; Der Sinn im Nein und die Gabe des Gesprächs. Psychoanalytisches Verstehen zwischen Philosophie und Klinik (Herbst 2013); (als Herausgeber mit Emil Angehrn): Die Vermessung der Seele. Konzepte des Selbst in Philosophie und Psychoanalyse (2009); Macht und Ohnmacht der Sprache. Philosophische und psychoanalytische Perspektiven (2012).
 Link zum Herausgeber » http://www.pbl.ch/klinik-und-dienste/kantonale-psychiatrische-klinik/leitung-und-team/

 Fazit
 Das Leseband sagt es den Interessierten bereits beim Aufschlagen des Diskursbuches "Die Arbeit des Negativen" dass Negativität als philosophisch-psychoanalytisches Problem ein geduldiges und fragiles Herangehen im Denken und Gespräch erfordert, das zwischen den Bereichen Philosophie und klinischer Psychoanalyse angesiedelt ist . Hermeneutiker, Lehrender und Forschender Emil Angehrn und Joachim Küchenhoff, Chefarzt im Bereich Psychiatrie und Psychotherapie, gleichfalls Forschender mit Schwerpunkt 'Körpererleben und Psychosomatik'
 deuten gleich einleitend darauf hin, 'was klinisch als Übel, als Leiden, als Agression erscheint, kann einen produktiven Ursprung und verborgenen Sinn haben.'
 Im weiteren kommt das Autorenteam auf die ontisch-ontologische* Negativität zu sprechen, und sie kennzeichnen diese als Mangel, dass der Mensch als endliches Wesen im Ganzen seines Seins und Tuns einem uneinholbaren Mangel, einer grundlegenden Unvollkommenheit und Nichtganzheit ausgesetzt ist (Seinsmangel / Leiden, manque, Sartre). So nehmen beide Sartre ex negativo als Wegdeuter zum Positiven in richtung wo das Positive gefunden werden könnte !. Küchenhoff und Angehrn schliessen in vorbildlich geradezu anrührender Weise von 'Versprechen' nicht von Plan, zitieren Sartre, und wir mit ihnen: '..die reine Zukunft, fern vom System, vorgegeben jedem Menschen im menschlichen System, die zu erreichen ist, aber nicht in einem System-Konstrukt (und sei es das sozialistische System) , aber in der Zerstörung jedes Systems (Detemination et liberte, s.774 f., Sartre,) Dieser radikalen Utopie als Paradigma zur Wirkkraft eines 'guten Lebens (**)' kann nur diskursiv bis parodisch begegnet werden, das beweist dieses vorzüglich hoch an- und zugleich aufregende Diskursbuch zur Arbeit des Negativen. m+w.p14-6

 *)
 -ontisch
 Von griech. to on , ›das Seiende‹: das tatsächlich individuell Seiende (Sein) in Raum und Zeit. Das Ontische wird im Unterschied zum Ontologischen aufgefasst, welches schon ein vom Geist erschlossenes Seiendes ist, das dem individuellen, raum-zeitlichen Seienden als Wesen zugrunde liegt. Holm Bräuer 
 http://www.philosophie-woerterbuch.de/online-woerterbuch/
 -ontologisch
 Die Ontologie (griechisch, on, „seiend“, als Partizip Präsens zu εἶναι, einai, „sein“, und λόγος, logos, „Lehre, Wort“) ist eine Disziplin der theoretischen Philosophie. Die Ontologie befasst sich mit einer Einteilung des Seienden und den Grundstrukturen der Wirklichkeit und der Möglichkeit. Dieser Gegenstandsbereich ist weitgehend deckungsgleich mit dem, was nach traditioneller Terminologie „allgemeine Metaphysik“ genannt wird. Dabei wird etwa eine Systematik grundlegender Typen von Entitäten (konkrete und abstrakte Gegenstände, Eigenschaften, Sachverhalte, Ereignisse, Prozesse) und ihrer strukturellen Beziehungen diskutiert.
 http://de.wikipedia.org/wiki/Ontologie
 -ontisch-ontologisch
 Die ontologische Differenz, auch ontisch-ontologische Differenz, bezeichnet in der Philosophie Martin Heideggers den Unterschied von Sein und Seiendem. Den Begriff verwendet Heidegger erstmals in einer Vorlesung vom Sommersemester 1927.[1] In seinem im selben Jahr erschienenen Hauptwerk „Sein und Zeit“ taucht der Begriff zwar noch nicht explizit auf, die mit dem Terminus verbundene Vorstellung wird dort schon implizit beschrieben
 http://de.wikipedia.org/wiki/Ontologische_Differenz

 **)
 PA4-13-11Gut leben - Wirkfelder: Ästhetik + Poetik, geschichtlicher Blick v. Hösle) - PA4 - Foucault + Französische Philosophie des 20./21. Jhdts.
 http://www.kultur-punkt.ch/akademie4/pa4-13-11gutleben-wirkfelderA4.htm