Hannes Hofbauer: Feindbild Russland . Geschichte einer Dämonisierung

Diskurs Aktuell
Feindbild Russland
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Online-Publikation: Februar 2015 im Internet-Journal <<kultur-punkt.ch>>
Ereignis-, Ausstellungs-, AV- und Buchbesprechung
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304 Seiten, br.,  ISBN 978-3-85371-401-0; 19,90 Euro . Auch als E-Book erhältlich
Promedia Verlag, Wien; http://www.verlag-promedia.de ; http://www.mediashop.at/typolight/index.php/home.html

Charakteristika
- Geschichte einer Dämonisierung

Inhalt
Die Typisierung „des“ Russen mit allerlei negativen Adjektiven beherrscht aufs Neue die Schlagzeilen deutschsprachiger Medien. Der dabei verwendete Singular ist ein untrügliches Zeichen für Distanz, Abscheu, Hass. Die meinungsbildenden Kräfte im Westen, so lehrt uns die Zeitgeschichte, freundeten sich mit Russland und seinen Führern nur in der Phase der Zerstörung der Sowjetunion an. Schon kurz darauf schlug die Freude über das Ende der kommunistischen Epoche in Skepsis um. Das alte Feindbild entstand neu.
Hundert Jahre nach dem Ersten Weltkrieg herrscht im Westen wieder eine russophobe Grundstimmung. Washington und Brüssel erlassen Einreiseverbote gegen Diplomaten, verhängen Sanktionen, sperren Konten, schließen Russland aus internationalen Gremien aus, boykottieren sportliche Großereignisse und mobben „Russlandversteher“ in den eigenen Reihen. Ein Stellvertreterkrieg in der Ukraine verfestigt das gegenseitige Misstrauen.
Hannes Hofbauer verfolgt das Phänomen der Russophobie zurück bis ins 15. Jahrhundert, als der Zar im Zuge der kriegerischen Reichsbildung gegen Nordwesten zog. Es ging um Herrschaft, Konkurrenz und Meereszugang. Der Kampf um reale wirtschaftliche und (geo)politische Macht wurde auch damals schon ideologisch begleitet: Der Russe galt seinen Gegnern als asiatisch, ungläubig, schmutzig und kriecherisch, Stereotypen, die sich über Jahrhunderte erhalten haben.
Das Feindbild-Paradigma zieht sich wie ein roter Faden durch die Rezeption Russlands im Westen. Aktuell reagiert diese empört auf die Politik des Kreml, der mit der Machtübernahme Wladimir Putins innenpolitisch auf Konsolidierung und außenpolitisch auf Selbständigkeit setzt. Die Wegmarken der neuen Feindschaft sind zahlreich. Sie reichen vom Krieg der NATO gegen Jugoslawien (1999) über die Verhaftung des Oligarchen Michail Chodorkowski (2003) und die Osterweiterung der NATO, den mit US- und EU-Geldern unterstützten „Farbrevolutionen“ bis zum Krieg um die georgischen Provinzen Abchasien und Südossetien (2008) und hinterlassen die bislang tiefste Kluft im Kampf um die Ukraine (2015), die am überwunden geglaubten West-Ost-Konflikt auseinander gebrochen ist.
„Feindbild Russland“ erzählt die Beziehungsgeschichte des Westens mit Russland und spürt den wirtschaftlichen und geopolitischen Grundlagen der Russophobie nach.

Der Autor
Hannes Hofbauer, geboren 1955 in Wien, studierte Wirtschafts- und Sozialgeschichte und arbeitet als Publizist und Verleger. Im Promedia Verlag sind von ihm zum Thema erschienen: „EU-Osterweiterung. Historische Basis – ökonomische Triebkräfte – soziale Folgen“ (2008) und „Die Diktatur des Kapitals. Souveränitätsverlust im postdemokratischen Zeitalter“ (2014).
https://de.wikipedia.org/wiki/Hannes_Hofbauer
mailto:Hannes.Hofbauer@jku.at

Fazit
Dem  Wirtschafts- und Sozialgeschichtler und Publizisten & Verleger Hannes Hofbauer gelingt es auf vorzügliche Weise in seinem hochaktuellen Diskursbuch "Feindbild Russland" die rund 200 Jahre dauernde westlich dargestellte Russophobie mit ihrer Dämonisierung schlüssig nachzuweisen. Seit Napoleon werden Russen als Barbaren, Kommunisten & Stalinisten- im Kalten Krieg publiziert. Hofbauer beschreibt auch die Endspannung zwischendurch. Danach kamen die Konzepte der 'Farbrevolten' - die Ukraine zerfällt ...
Neuerdings beginnt die Dämonisierung mit dem Sanktionsregime gegen Moskau, mit Mobbing und Russen-Bashing (-Prügelung), Personensanktionen zum Wirtschaftskrieg, Olympiaboykott. Und neuerdings die grosse Schlacht um Öl und Gas.
Besonders Putin, als Inkarnation des Bösen, ist betroffen. laut Hobauer::' Die Medienmeute ist losgelassen'. Und die westlichen Analysen sind medizinische statt politisch konnotiert. Klar stellt er fest, dass es auch Putin-Versteher gibt und so schliesst Hofbauer hellsichtig: Die Russland-Deutung lautet: national, etatistisch und eurasiatisch. Dem ist zuzustimmen. Denn der Westen betrachtet mehrheitlich Russland unter der Brille der Feindwahrnehmung (ablehnend, lächerlich machend, eigeninteressen-gesteuert, desintegrativ ..) . Das steuert immer auf vermehrte Konflikt zu. Auf diese schwerwiegende Gefahr weist Hofbauer mit brisanten Argumenten pikant und zu Recht hin.
m+w.p16-3