Alexandra Barcal : Between the Lines . Graphikfolgen von Louise Bourgeois

Galerie Überzeitgefährten
Bourgeois : Between  Lines
schwabe13-1bourgeois-betweenthelines
Online-Publikation: Januar 2013  im Internet-Journal <<kultur-punkt.ch>>
Ereignis-, Ausstellungs-, AV- und Buchbesprechung
<< BGS ETH 9 - Alexandra Barcal : Between the Lines . Graphikfolgen von Louise Bourgeois . Beiträge aus der Graphischen Sammlung der ETH Zürich >>
59 Seiten, 37, zumeist farbige Abbildungen. Broschur mit Klappen. ISBN 978-3-7965-2892-7; sFr. 20.- / € (D) 17.- / € (A) 17.50
Schwabe Verlag, Basel; http://www.schwabe.ch; Christoph Merian Stiftung, http://www.merianverlag.chhttp://www.gs.ethz.ch;

Beschreibung
In der Graphik entfaltet sich die ganze suggestive Kraft der Bildwelt von Louise Bourgeois 
Louise Bourgeois (1911–2010) zeigte ihr Leben lang ein ausgeprägtes, beinahe zwanghaftes Bedürfnis sich auszudrücken. Messerscharf sezierend, mit oft erschütternder Nüchternheit benannte sie in ihren Bildern und Texten menschliche Schwächen, legte emotionale Abgründe frei und entlarvte Scheinwelten. Die amerikanische Bildhauerin mit französischen Wurzeln, die mit ihren düsteren Zellen-Installationen bekannt geworden ist, schöpfte ihre Inspiration zeitlebens aus der eigenen Kindheit, die sie als traumatisch erlebt hatte. Die Kunst galt ihr dabei stets als Garantie für die eigene geistige Gesundheit. In der Graphik sah sie ein ausserordentlich kreatives Abenteuer voller Spontaneität. Erzählend versuchte sie in zahlreichen graphischen Zyklen die erlebten Ängste, Verletzungen und Enttäuschungen zu begreifen, zu verarbeiten oder gar zu bannen. Allerdings ging es Bourgeois nie um eine explizite Aussage: «Ich rede nie wörtlich.» Ihr Statement kann auch auf die bildliche Ebene übertragen werden: die berühmten Spinnen tummeln sich hier als Sinnbilder für die verehrte Mutter, der Betrachter trifft auf poetisches Blumen-Vokabular, strenge Konstruktionen oder aber rätselhafte Alptraumvisionen. «Von solch einer Macht sind die Wörter und Bilder bei ihr, sie offenbaren und enthüllen, aber sie erklären nichts.» (Jean Frémon)
Die Publikation erscheint anlässlich der gleichnamigen Ausstellung in der Graphischen Sammlung der ETH Zürich (7. November 2012 – 18. Januar 2013), die ausgehend vom Ankauf des bedeutenden Künstlerbuches The Puritan (1990) die wichtigsten graphischen Folgen von Louise Bourgeois aus Sammlungen in der Schweiz und in den Vereinigten Staaten versammelt. Abgebildet sind ausgewählte Beispiele aus sieben Suiten, entstanden zwischen 1947 und 2007, in diversen Techniken ausgeführt und mehrheitlich begleitet von Texten der Künstlerin.
    
Die Autorin
Alexandra Barcal, Studium der Slavischen Philologien und Kunstgeschichte an der Universität Basel,
seit 2002 wissenschaftliche Assistentin, seit 2007 Konservatorin (Klassische Moderne bzw. 20. Jahrhundert) an der Graphischen Sammlung der ETH Zürich.

Fazit
Sperrig und zugleich transzendent erhöht kommen die schein-alltäglichen Figurationen* den Betrachtenden entgegen, erzählen "zwischenzeilig" . Vorerst sprachfrei treten sie, die "Graphikfolgen von Louise Bourgeois: Between the Lines" aus dem schmalen Band der Autorin Alexandra Barcal heraus und kommen ans öffentliche Licht, ansonsten im Original - still und unsichtbar lagernd in der Graphischen Sammlung der ETH Zürich: Es geht um poetisch-tiefgründiges DADA, gewürzt mit französischer Surrealität. m+w.p13-1
*) wahlverwandt mit: http://www.kultur-punkt.ch/galerie/fragmentierung-figuration13-1.htm