Hans Holländer: Europas chinesische Träume . Hrsg. v. Strouhal, Ernst .Mit einem Vorwort v. Strouhal, Ernst

Leinwandtapete mit Chinoiserien
aus dem ehemaligen Rittergur Zehmen, um 1760
Öltempera, 257 x 1400 cm, Ausschnitt

*
Galerie - Kunst & Gestaltung 4.0  >Über-ZeitgefährtInnen > Topoi ->
Inszenierung Chinas - euro-synästhetisch (H. Holländer)
-ggz-degruyter-angewandte19-2erfindung-china-eu

Online-Publikation: Februar 2019 im Internet-Journal <<kultur-punkt.ch>>
Ereignis-, Ausstellungs-, AV- und Buchbesprechung
<< Hans Holländer: Europas chinesische Träume . Hrsg. v. Strouhal, Ernst .Mit einem Vorwort v. Strouhal, Ernst >>
Reihe:Edition Angewandte^: 448 Seiten; 22,0 x 15,5 cm; Klappenbroschur; ISBN 978-3-11-061061-1; 49,95 € / $57.99 / £45.50*
UK Trade Customers- order print books via Marston Book Services trade.orders@Marston.co.uk
UK Individual Customers samthornton@mare-nostrum.co.uk
Birkhäuser Verlag AG, Basel;  http://www.degruyter.com/dg/page/birkhauser; ; http://www.degruyter.com ; https://www.dieangewandte.at

Charakteristika
• Die Erfindung Chinas in der europäischen Literatur
• Eine aufregende, detaillierte und dabei hochaktuelle Kulturgeschichte des europäischen Blicks auf China
• Edition Angewandte – Buchreihe der Universität für angewandte Kunst Wien
• Zielgruppen:
   An der Kulturgeschichte Chinas und am europäischen Blickwinkel interessierte Fachleute und Quereinsteiger

Inhalt
Europas Traum von China
In Europa erfand man sich aus den bruchstückhaften Informationen über China seit den ersten Berichten der Jesuiten zunächst das utopische Bild eines aufgeklärten Staates, das man in spielerischer Weise in die eigene Welt – meist als Architektur-Chinoiserie oder als mit chinesischen Papierbildern tapezierte Räume – integrierte. Dort spielte man sozusagen China.
Am Ende des 18. und Beginn des 19. Jahrhunderts lösten Übersetzungen originaler chinesischer Literatur die im Westen erfundenen „chinesischen" Geschichten ab. Goethe, Heine und Rückert waren fasziniert von der „Zierlichkeit" (Goethe) dieser literarischen Welt. Der Kolonialismus führte zu einem vollständigen Wandel der Wahrnehmung Chinas und der Chinesen. Die Vorstellung von ihrer besonderen Grausamkeit wurde populär und endete im Slogan von der gelben Gefahr.
Das hinderte jedoch nicht, dass sich während dieser Auseinandersetzungen, vor allem vermittelt über Japan und die begeisterte Aufnahme japanischer Kunst im Europa der zweiten Hälfte des Jahrhunderts, eine neue Wissenschaft – die Sinologie – und damit auch die Wertschätzung der bis dahin unbekannten „Malerei der Gelehrten" und ihrer Kunsttheorie zu etablieren begann. Vom europäischen Blick auf China, den vielfältigen Beziehungen Europas zu China und Missverständnissen, den auf Bildwelten gegründeten Narrativen und dem Spiel Europas mit einem fiktiven China handelt das letzte große Buch von Hans Holländer.

Autor
Hans Holländer,
(1932–2017), profilierter Kunsthistoriker Deutschlands
(* 6. Februar 1932 in Hamburg; † 28. April 2017 in Berlin) war ein deutscher Kunsthistoriker mit Schwerpunkt im Bereich des Mittelalters, der Frühen Neuzeit und der Moderne sowie der Geschichte des Schachspiels.
https://de.wikipedia.org/wiki/Hans_Holl%C3%A4nder
Herausgeber
Prof. Ernst Strouhal, Universität für angewandte Kunst Wien
https://www.dieangewandte.at

Fazit
Eine aufregende, detaillierte und dabei hochaktuelle Kulturgeschichte des europäischen Blicks auf China ist dank Hans Holländer unter dem Titel " Europas chinesische Träume" entstanden.
Der inzwischen verstorbene Kunsthistoriker hatte sich auf die Suche nach dem Ursprung der Legende vom verschwindenden Maler und kam auf diesem Weg durch die Chinoiserie bis hin zum steten Wandel  der Sichtweisen im Kolonialismus bis heute. Das überaus aufschlussreiche  und profunde Werk ist in der Edition Angewandte – Buchreihe der Universität für angewandte Kunst Wien, erschienen.
Der Anlass zur Suche nach diesem Ursprung chinesischer Bildbetrachtungsweisen war die Begegnung mit folgender Legende:
'Der alte chinesische Maler hat sein letztes Landschaftsgemälde vollendet. Seine Freunde betrachteten das Bild und wunderten sich über die plötzliche Abwesenheit des Malers. Dann entdeckten sie ihn auf einem Gebirgspfad in seinem Gemälde. Er wendete sich noch einmal grüssend zurück und verschwindet hinter einem Felsen.'
Auch Hollander begibt sich in seinem letzten Werk gleichnishaft auf diesen labyrinthischen Pfad: Trifft auf Höhlen, Steine Berg und Geröll (Shan Shui) kehrt mäandernd zurück nach Europa, trifft auch Chinoiserien, befremdliche Curiosa und Rocailles, chinesische Wände, Persönlichkeiten u.a. Leibnitz, Voltaire und Friedrich den Grossen, Turandot ..
Betrachtet die Wandlungen des China-Bilder bis ins zwanzigste Jahrhundert, begegnet mit seinem 'Andersblick' da der Synästhesie (2) von V. Segalen, und weiter M. Buber (Verschwinden im Bild), Hesse, Bloch und Benjamin (Freiheit, Tod und Tuschespiele), beendet so seine Kulturreise mit dem Diskurs zu Realität & Bild ( mit reflektierender Vorahnung in seinem Werk auch selbst zu verschwinden) und stirbt. Es ist ein Werk eines Überlebenszeitgefährten zum Verweil unbedingt zu empfohlen. m+w.p19-2

1) Senfkorngarten
Das zuerst 1679 erschienene, von Wang Gai (王概) und Li Liufang (李流芳) kompilierte Werk wurde vielfach neu aufgelegt, und später von zwei auf fünf Bände erweitert.
Das Malereihandbuch des Senfkorngartens ist ein historisches chinesisches Musterbuch über die Kunst der chinesischen Tuschemalerei. Das Werk gilt bis heute bei Künstlern und Studenten als unentbehrliches Grundlagenwerk
Das zuerst 1679 erschienene, von Wang Gai (王概) und Li Liufang (李流芳) kompilierte Werk wurde vielfach neu aufgelegt, und später von zwei auf fünf Bände erweitert.
Das Werk ist nach dem Senfkorngarten des Li Yu (1611–1680) benannt, einem „senfkorngroßen“ Anwesen in Nanjing mit einem Buchladen und einer Druckerei, wo das Werk ursprünglich erschien.
Band 1: Bäume, Landschaften („Berge und Steine“) (1679)
Band 2: Orchideen, Bambus, Essigpflaumenblüte, Chrysanthemen (die „vier edlen Pflanzen“)
Band 3: Insekten und Vögel, alle übrigen Pflanzen (1701)
Band 4: Personendarstellungen (1818)...
https://de.wikipedia.org/wiki/Malereihandbuch_des_Senfkorngartens

2) synästhetisch
> synästhetisch-transdisziplinäres sublimes Werkzeug (dünnhäutig veredelt)
-al-degruyter-e-angewandte18-10sublime-visionen
anspruchsvoll, aufgefächert, detailliert, differenziert, eigen, empfindlich, extra, gebildet, geistig hoch stehend, heikel, ins Detail gehend, kritisch, kultiviert, kulturell hoch stehend, mit Niveau, mäklig, niveauvoll, nuanciert, schattiert, schleckig, schwer zu befriedigen, sublim, unbescheiden, verfeinert, verwöhnt, von Niveau, wählerisch, zimperlich, gehoben, strebsam, tadelnd, veredelt, übertrieben, üppig, anmaßend
https://synonyme.woxikon.de/synonyme/sublim.php
> Als ästhetische Kategorie bezeichnet das Erhabene
etwas Wahrnehmbares, dessen wesentliche Eigenschaft eine Anmutung von Größe, gegebenenfalls sogar Heiligkeit ist, die über das gewöhnlich Schöne hinausreicht. Das Sublime bzw. Erhabene ist daher stets auch mit dem Gefühl von Unerreichbarkeit und Unermesslichkeit verbunden. Es löst Erstaunen aus, das mit Ehrfurcht und/oder Schrecken verbunden ist.
Die Unterscheidung des Erhabenen vom Schönen scheint eine genuin westlich-abendländische zu sein; die östliche Philosophie, speziell die chinesische, kennt dergleichen nicht.
https://de.wikipedia.org/wiki/Das_Erhabene
> Architektur in den Alpen . Sublime Visionen . Von Susanne Stacher
http://www.kultur-punkt.ch/architektur-lebensraum-a_z/stadt-landraum-empathie-kultur/raum-empathie-ueberzeit/alpenraum-sublime-visionen.html
> Oft werden auch Geschmacksrichtungen, Gerüche, oder Körperempfindungen, wie z.B. Schmerz durch eine synästhetische visuelle Empfindung begleitet.
https://synaesthesie.org/de/synaesthesie
> RaumKleider . Verbindungen zwischen Architekturraum, Körper und Kleid . Von Karl R. Kegler / Anna Minta / Niklas Naehrig (Hg.)
http://www.kultur-punkt.ch/architektur-design/design-topoi-4-0/design-ueberblicke/design-raumkleider.html
https://de.wikipedia.org/wiki/Syn%C3%A4sthesie
***

Regenbaum

Walter Prankl, Tuschegrafik, Stahlfeder & mitbestimmende Regentropfen 1955
Auf diesem Weg hat sich auch der Rezensent in seinen frühen Jahren aufgemacht, damals 1955 via Akademie  für angewandte Kunst Wien, um in diese Sehweise dank Dr. Mrazek 1955 den Senfkorngarten (1) zu studieren und so den 'Regenbaum' mit Tusche und vor der Natur im Bild die Regentropfen mitbestimmen zu lassen – um  in dieser erneuernden 'plain-air' Technik auf der ‚Senfkorngarten-Basis‘ -europäisch und synästhetisch zu realisieren. w.p19-2
****