Barocke Kochkunst heute . Das Adelskochbuch der Maria Clara Dückher von 1654 . Hg.: Gerhard Ammerer, Michael Brauer , Marlene Ernst

Wenn Kaligraphie und Kulinarik ein Wahlverwandtschaft gründen
entbirgt sich stetig synästhetisch-humane Kultur
*) https://www.kultur-punkt.ch/galerie/werkzeuge-n-der-betrachtung/aesthetik-reflexionen/synaesthetisches.html
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Barocke Kochkunst heute . M.C. Dückher
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Online-Publikation: Oktober 2020 im Internet-Journal <<kultur-punkt.ch>>
Ereignis-, Ausstellungs-, AV- und Buchbesprechung
<< Barocke Kochkunst heute . Das Adelskochbuch der Maria Clara Dückher von 1654 . Hg.: Gerhard Ammerer, Michael Brauer , Marlene Ernst >>
192 Seiten, Abb. durchgehend farbig bebildert, 21 x 24 cm, Hardcover, 978-3-7025-0985-9, € 29,00
Verlag Anton Pustet, A-5020 Salzburg; http://www.pustet.at; mailto:office@barbara-brunner.at

Charakteristika
> Tischlein, deck dich!
> Barock kochen für moderne Genießer*innen
> Speisen für alle Jahreszeiten
> Festtagsküche vor 350 Jahren

Inhalt
Man nehme eine prominente Salzburger Adelsfamilie der Frühen Neuzeit, Gerichte mit (aristokratischer) Geschichte und moderne Foodfotografie und kombiniere alles zu einem Kochbuch für moderne Genießerinnen und Genießer. Der Blick in die hochbarocke kulinarische Vergangenheit vermag neue Geschmackswelten aufzutun. Es erwarten Sie traditionelle und regionale Speisen der damaligen Zeit mit dem gewissen Extra, die den modernen Gaumen überraschen werden.
Das Buch enthält 24 Rezepte, nach dem Jahresverlauf geordnet und adaptiert für die moderne Küche, weiters Hintergründe zur Familiengeschichte der Dückher von Haslau, Informationen zum historischen Kochbuch sowie Wissenswertes aus dessen Entstehungsjahr 1654.
Die Rezepte wurden von der Autorin und den Autoren interpretiert und nachgekocht und mit Mengenangaben, Garzeiten und Gewürzvorschlägen versehen, die in der 350 Jahre alten Handschrift zumeist fehlen. Entstanden ist daraus eine barocke Adelsküche zum Nachkochen mit viel Storytelling und historischem Background rundherum.

Zur Protagonistin und zu ihrem Partner
Der hochfürstliche Hof- und Kammer-Rat Franziskus Dückher von Hasslau zu Urstein und Winckl, eigentlich Franziskus Dückher von Hasslau (* 27. September 1609 Innsbruck, Tirol; † 14. Oktober 1671 in der Stadt Salzburg), schrieb die erste deutschsprachige und eine der bedeutendsten Chroniken der Salzburger Geschichte.
1633 heiratete Dückher Maria Clara Spindlerin und bezog Schloss Rettenberg bei Kolsaß in Tirol, das im Pfandbesitz der Familie war.
Als die Mutter der Maria Clara starb, erbte diese die Besitzung Schloss Urstein, die damals auf der anderen Seite der Salzach lag. Denn das uns bekannte Schloss wurde erst Jahrzehnte später von Dückhers Sohn Alfons erbaut. Nach kräftiger Renovierung siedelte Dückher mit seiner Familie 1637 von Rettenberg nach Urstein.
Drei Jahre später trat er in die Dienste des Fürsterzbischofs Paris Grafen von Lodron als Hofrat und Oberstjägermeister, und wenige Monate später wurde er überdies noch Hofkammerrat.
1657 erwarb Franz Dückher v. Hasslau und Urstein Schloss Winkl bei Oberalm, wo noch immer ein aus seinem Wappen und dem seiner Frau gebildetes Allianzwappen das südwestliche rundbogige Eingangstor ziert...
Seine Chronik Salzburgs wurde die erste deutschsprachige Chronik von Salzburg. Ihr Verfasser starb am 14. Oktober 1671.
https://www.sn.at/wiki/Franz_D%C3%BCckher

AutorInen-Team
Gerhard Ammerer
Ao. Univ.-Prof. DDr, Jahrgang 1956, unterrichtet am Fachbereich Geschichte der Universität Salzburg; Mitglied der Kommission für Rechtsgeschichte Österreichs, Leiter des Zentrums für Gastrosophie. Mitherausgeber mehrerer Buchreihen und Verfasser und Herausgeber von rund 40 Büchern, darunter populäre Darstellungen zur Habsburger und Salzburger Geschichte. Im Verlag Anton Pustet erschienen: Wirtshäuser – Eine Kulturgeschichte der Salzburger Gaststätten (mit Dr. Harald Waitzbauer, 2014), Das Sternbräu (mit Dr. Harald Waitzbauer, 2015), sowie Schwert und Galgen (mit Dr. Christoph Brandhuber, 2018). Zudem ist er Mitherausgeber von Herrschaft in Zeiten des Umbruchs (2016) und gemeinsam mit Andreas Gutenthaler Herausgeber von Erlebtes erzählt (2017).
Michael Brauer
Ass.-Prof. am Fachbereich Geschichte der Universität Salzburg, stv. Leiter des Zentrums für Gastrosophie und Photograph. Forscht und publiziert zur mittelalterlichen Politik und Religion sowie zur Ernährungsgeschichte.
Marlene Ernst
Dr.in der Geschichte und langjährige Mitarbeiterin am Zentrum für Gastrosophie (Fachbereich Geschichte der Universität Salzburg). Die Forschungsschwerpunkte liegen in den Bereichen Ernährungsgeschichte, Digital Humanities, Citizen Science sowie Mittelalterrezeption.

Fazit
Das Adelskochbuch der Maria Clara Dückher verfasste sie 1654. 27 Jahre später erschien die 'erste deutschsprachige Chronik von Salzburg' ihres Gatten, dem hochfürstlichem Hof- und Kammer-Rat Franziskus Dückher von Hasslau zu Urstein und Winckl.
Das deutet darauf hin, dass dieses Paar auf synästhetischer* Augenhöhe wahlverwandt war und lässt auf die Qualität ihrer Tischkultur schliessen.
In dem überaus beeindruckenden Tischkulturbuch des Autoren- und HerausgeberIn-Teams Gerhard Ammerer, Michael Brauer und Marlene Ernst erscheinen sowohl wertvolle biografische Anmerkungen als auch 'Wie mansz Khochen vnd Backen muesz'. Dieses 'Wie' vermittelt Einblicke, sowohl in mittelalterliche als auch neuzeitliche Weiterentwicklungen, mit Importprodukten neben ‚säuerlichen Geschmacksnoten‘ und die ganze Breite der österreichischen Kochkunst des 17.Jahrhunderts.
Den Rezeptteil gliedert das Team jahreszeitlich vom Frühling bis Winter. Dabei verknüpfen sich die gesellschaftlichen Ereignisse und besonderen politischen Anlässe, wie regionalen Charakteristika mit den Speisetiteln, wie z.B.: Allamoda-Salat, Polnische Suppe, Kandlmilch und Flusskrebsomellete (im Fühling);
Würste aus Rührei, Krebsenpastete, Weincreme (im Sommer): Gebratenes Wildgeflügel, Quittentarte (im Herbst) und Fleischknödel, Zimtlebzelten, Englische Topfentorte (im Winter).
Dieser 'Barocke Kochkunst heute - Prachtband bietet eine sowohl synästhetisch-kulinarische Zeitreise als auch eine aussergewöhnliche Nähe zur Tischkultur der österreichischen Lebensart.
m+w.p20-10 < k. >
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