Ursula Ackrill . Zeiden, im Januar . Roman

Lebenswelt / Belletristik
U. Ackrill: Zeiden im Januar
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Online-Publikation: Februar 2015  im Internet-Journal <<kultur-punkt.ch>>
Ereignis-, Ausstellungs-, AV- und Buchbesprechung

Quartbuch. 2015: 256 Seiten. 14 x 22 cm. Gebunden mit Schutzumschlag; ISBN 978-3-8031-3268-0; 19,90 € / eBook 17,99 €
50 Jahre Verlag Klaus Wagenbach, Berlin; http://www.wagenbach.de

Inhalt
Siebenbürgen im Winter 1941. Der Krieg rückt den Menschen in Zeiden auf den Leib und spaltet den Ort. Allein Leontine spürt die Gefahr seit langem – und warnt. Sie versucht, ihre große Liebe zu vergessen und bricht mit dem ältesten Freund; doch ob sie sich retten wird?
21. Januar 1941. Es ist Winter in Siebenbürgen. Lange schon hat die Kälte, aus dem Westen kommend, das Sachsenland erreicht. Leontine Philippi, graue Strähnen im Haar, schreibt hellsichtig an der Stadtchronik von Zeiden. Das Manuskript aber hält sie unter Verschluss. Ihr Ziehkind Maria, eine junge Rumänin, kauft und verkauft Gegenstände, die ihre Besitzer gegen Fluchtgeld tauschen, und scheint nichts zu begreifen. Mit Franz Herfurth, ihrem Vertrauten aus Kindertagen, spricht Leontine seit Monaten kein Wort. Er ist jetzt Schularzt in Zeiden, untersucht SS- Rekruten, die vom Reich gefordert werden, und hat Gründe, den >Idioten< des Ortes mit Argwohn zu verfolgen. Leontine jedoch lässt sich den Mund nicht verbieten, auch wenn sie bis zum Schluss, noch in höchster Gefahr, über mancherlei schweigt.
Über Jahrhunderte hatten sich die Rumäniendeutschen eine eigene Welt geschaffen, ihre Sprache und Kultur quasi eingemauert in einem Landstrich, der mal zu Österreich- Ungarn, mal zu Rumänien gehörte. Als Hitler sie »heim ins Reich« holte und es eine existentielle Entscheidung zu treffen galt, brach auch in Siebenbürgen die alte Sehnsucht nach Heimat und Zugehörigkeit wieder auf. Ursula Ackrill erzählt davon, wie Menschen aus Opportunismus und Feigheit schuldig werden. In einer genauen Sprache, die seltsam altmodisch und zugleich nagelneu klingt, begleitet die Autorin uns unerschrocken auf fremdes Terrain.

Autorin
Ursula Ackrill, geboren 1974 in Kronstadt, Siebenbürgen, studierte Germanistik und Theologie in Bukarest und promovierte 2003 mit einer Arbeit über Christa Wolf an der University of Leicester. 2005 erwarb sie einen Master in Informationsmanagement und lebt heute als Bibliothekarin und Schriftstellerin in Nottingham. Zeiden, im Januar ist ihr erster Roman.

Fazit
Zuerst fällt das 'Nachher' auf, das den Roman mit einer römischen IV. ten kryptisch einleitet. Es geht um den Roman von Ursula Ackrill "Zeiden*, im Januar ".
Der Verweis, stringent befolgt für zum Anhang, in dem die Hauptpersonen /reale Romanfiguren aufgelistet sind. Und es geht um Krieg unter Menschen, wie es schon immer vor sich ging oder nicht ?. Jedenfalls schafft es die Autorin Ackrill  hoch literarisch und dialogisch- dialektisch diesen Lebensmonats-Raum in dem die Sprache und Kultur in einer ethnographischen Enklave gelebt wird real vor inneren Augen entstehen zu lassen. Sie kreiirt das im Regional-Kolorit sprachlich hervorragend wie Opportunität und Feigheit von Menschen bodenhaftend und blitzartig aufleuchtend sich zeigen. Berührend und melancholisch zugleich. m+w.p15-3

*) Codlea (deutsch Zeiden, ungarisch Feketehalom) ist eine Stadt im Burzenland am Fuße des Zeidner Berges (Măgura Codlei, 1294 m) im Kreis Brasov in Siebenbürgen, Rumänien.

**) Eine weitere vertiefende Lebensquelle
D:\Dokumente und Einstellungen\prankl\Eigene Dateien\EigeneDaten14-15\A-14varia\A-14-varia\Transcend14-10\wwwroot\kulturpunkt\galerie\gs-badian.htm

Badian -sammlung am kulturpunkt
Vilma Badian +, Malerei
 
Fazit
Badian oder Das Figurative: Das Sichtbare vergeistigen, vor dem Hintergrund von Macht, Gewalt und aufgezwungener Entfremdung

BRIEFWECHSEL ZU VILMA BADIAN, posthum Sehr geehrter Herr Pitschko!
1. Danke für Ihr weiterführendes Interesse zur Sammlung. Klar, können Sie die Sammlung, die in Mappenform gelagert ist, besichtigen. Ab 14.- 30.September ist ein grosser Teil der Sammlung in Zürich, ZPMO-Galerie (nahe vom Grossmünster und dem Kunsthaus gelegen), Kirchgasse 38. Ansonsten können wir einen Termin davor oder danach in Zürich oder in Schliengen (D) 30km von Basel entfernt, befindet sich der restliche Teil der Sammlung). Wenn eine Ausstellung/Auktion in Kärnten möglich ist, dann käme ich sowieso zu Ihnen, mit einer Auswahl der Sammlung, um die Modalitäten zu besprechen.
2. Informationen über die Künstlerin Wilma Badian bzw. Fuhn: Verwunderung I Es war Sommer 1958 als ich Ihr erstmals begegnet bin. Beide waren wir beim Aufbau einer Ausstellungsgestaltung "Schöpferische Freizeit", veranstaltet vom ÖGB, tätig. Wir waren beide geistig Verwundete (durch Kriegs- und Folgezeit) und Verwunderte (Kreative) zugleich, was wir sofort begriffen haben und uns einige Zeit einte. Vilma Badian studierte an der Akademie in Bukarest. Der französische Einfluss des Impressionismus auf die Rumänische Schule ist unverkennbar. Auch Badian hat immer diesen geospezifischen Spätimpressionismus gekonnt und gepflegt vorgetragen, soweit ich es in den 2 Jahren unserer Freundschaft erlebte. Dieser Stil brachte ihr aber einen ständigen Ärger mit der stalinistischen Auffassung vom Soz-Realismus (Gorki+Stalin,1934)der sich in den 50-iger Jahren in den Sattelitenstaaten rigide ausbreitete.
Verwundung I
Das ging soweit, dass Vilma Badian in ihrer privaten Wohnung, eines Nachts aufwachte, und Staatsbeamte mit einer Stablampe ihr in Gesicht leuchteten, und von ihr verlangten, dass sie diesen ihre Arbeiten zeigen sollte. Staatstreue als Staatsterror. Das geschah sicher auch deshalb, weil sie offiziell zwar berechtigt aber zugleich aus totalitär-staatlicher Sicht verdächtig, die Ausreise nach Israel und nach Österreich gleichermassen beantragt hatte.
Verwundung II
Tatsächlich durfte sie dann doch nach Israel auswandern. Sie kam in Israel bei und durch ihre Verwandten unter die Räder der rigiden Psychiatrie. Diese Verwandten liessen sie ,weil sie immer ein sehr empfindsamer, seismografischer Mensch war, nicht nur im Stich, sondern sorgten dafür, dass sie in einer geschlossenen Anstalt untergebracht wurde und sie sich so ihrer entledigen konnte.
Verwunderung II
In dieser Anstalt erlebte sie weitere Verletzungen (Elektroschocks) - bis zu jenem Tag - als sie vom Leiter der Anstalt mitgeteilt bekam, dass sie die Anstalt verlassen könne, in Richtung Österreich, da sie eine österreichische Staatsbürgerschaft beantragt hatte, die nun genehmigt war. Dank eines österreichischen Botschafter wurde ihr die Reise nach Österreich bezahlt und sie durfte so einreisen, wo wir uns kurz danach kennen lernten
Verwundung III
Vilma Badian wurde dann krebskrank, es wurde ihr eine Brust weg operiert Verwundung IV Auch unsere persönliche Beziehung gestaltete sich äusserst spannungsgeladen und so musste jeder seinen eigenen Weg gehen, was ihr danach sichtlich schwerer fiel als mir, der ich auf dem steinigen Weg des Werk-Studenten (Zweiter Bildungsweg, Nebenarbeit - nachts und frühmorgens und tagsüber Studium an der Akademie) zum Mag.arch. gelangte. Schon damals verloren, verwischten sich dann unsere gemeinsamen Lebensspuren. Bezüglich der Vermarktung Ihrer Sammlung in Österreich habe ich bereits einige Vorgespräche geführt. Über Details werde ich Sie rechtzeitig informieren
Verwunderung IV
Die posthume Wiederkehr der Begegnung mit Vilma Badian, durch Sie Herr Pitschko
Mit lieben Grüßen!
Marga+Walter Prankl, 1999