Faksimile: Hanns Carl von Carlowitz " Sylvicultura oeconomica“ Hausswirthliche Nachricht und Naturmäßige Anweisung zur Wilden Baum-Zucht 1713 * Transkription:: Harald Thomasius , Bernd Bendix


Zum paradigmatischen Beispiel:
«Wird derhalben die größte Kunst / Wissenschaft / Fleiß und Einrichtung hiesiger Lande
darinnen beruhen / wie eine sothane Conservation und Anbau des Holtzes anzustellen,
daß es eine continuierliche beständige und nachhaltende Nutzung gebe / weil es eine
unentbehrliche Sache ist / ohne welche das Land in seinem Esse nicht bleiben mag.»

 

Lebenswelt A-Z  Topoi  >Mensch - Natur - Beziehung 
Nachthaltigkeit -Nachhaltende Nutzung seit 1713
-dp-kessel16-11nachhaltigkeit


Online-Publikation: November 2016  im Internet-Journal <<kultur-punkt.ch>>
Ereignis-, Ausstellungs-, AV- und Buchbesprechung
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I : rund 300 Seiten, Broschur, ISBN: 978-3-941300-56-9; EUR 37.00
II : 368 Seiten, Broschur, ISBN: 978-3-941300-70-5; EUR 25.00
Verlag Kessel; D- 53424 Remagen-Oberwinter;
http://www.forstbuch.de; http://www.verlagkessel.de

Charakteristika
Hanns Carl von Carlowitz
- Schöpfer des forstlichen Nachhaltigkeitsbegriffs * 1713

Der Protagonist
Hans Carl von Carlowitz, eigentlich Johann „Hannß“ Carl von Carlowitz, (* 14. Dezemberjul./ 24. Dezember 1645greg.[1] in Oberrabenstein; † 3. März 1714 in Freiberg) war ein deutscher Kameralist, königlich-polnischer und kurfürstlich-sächsischer Kammer- und Bergrat sowie Oberberghauptmann des Erzgebirges. Er schrieb mit der Sylvicultura oeconomica, oder haußwirthliche Nachricht und Naturmäßige Anweisung zur wilden Baum-Zucht (1713) das erste geschlossene Werk über die Forstwirtschaft und gilt als wesentlicher Schöpfer des forstlichen Nachhaltigkeitsbegriffs.

Fazit
Rund 300 Jahre ist es her, dass der Begriff vom 'Nachhaltenden Nutzen' im aktuellen 'Nachhaltigen Bestreben (1)'  mündet:
Die zeitüberdauernd-hellsichtige Sichtweise/Erkenntnis von Hanns Carl von Carlowitz, 1713 wird im folgenden paradigmatisch -quer durch sein einmalig-umsichtiges  Werk regional wie global bis heute bestens charakterisiert:
'... es wird derhalben  die ganze Kunst/Wissenschaft/Fleiss und Einrichtung hiesiger Lande darinnen beruhen/ wie eine sothane Conversation* und Anbau des Holzes anzustellen/ dass es eine continuierliche beständige und nachhaltende Nutzuung gebe/ weiln es eine unentbehrliche Sache ist/ one welche das Land in seinem Esse (Existenz) nicht bleiben mag.'
So ist dem Autorenteam Harald Thomasius und Bernd Bendix zusammen mit dem Verlag Kessler ausserordentlich zu danken, dass sie diesen Zusammenhang zur 'Naturmäßigen Anweisung' im Werk von Carl von Carlowitz für eine interessierte Öffentlichkeit trefflich aktualisierten.
Sie haben es in der nun erschienen zweibändigen Faksimile (in Fraktur(2)- und Transkriptions (in Antiqua(3) -Edition vollbracht, sowohl ein Fachpublikum für Lehre, Forschung & Entwicklung,  als auch ein an unserer Umwelt interessiertes junges Publikum damit zu erreichen, um die vielen  noch immer vorbildlichen Anregungen, die dieses Werk von Carlowitz enthält, darin optimal zu erkennen und aktuell weiter zu nutzen.
m+w.p16-11

*) eine so geschaffene Erhaltung
1) UN-Klimakonferenz 2016
http://marokko.ahk.de/informationen/detail-view/artikel/marokko-wird-gastgeber-der-un-klimakonferenz-2016/?cHash=8cd6d4fbbec5bd999f98a7a81be4664a

2) Die Fraktur (von lat. frango = ich breche, Partizip Perfekt Passiv: fractus = gebrochen) ist eine Schriftart aus der Gruppe der gebrochenen Schriften. Sie war von Mitte des 16. bis Anfang des 20. Jahrhunderts die meistbenutzte Druckschrift im deutschsprachigen Raum, in Konkurrenz zur Antiqua auch im dänischsprachigen.

3) Antiqua (lat. antiquus „alt, einstig“) bezeichnet im allgemeinen Sinne Schriftarten mit gerundeten Bögen, die auf dem lateinischen Alphabet basieren und sich ursprünglich auf Vorbilder der römischen Antike bezogen. Antiqua-Schriften und deren Mischformen sind heute die am häufigsten genutzten Druck- und Schreibschriften für westliche Sprachen.
Im engeren Sinne versteht man unter Antiqua auch Serifenschriften als Gegensatz zur serifenlosen „Linear-Antiqua“, den Grotesk-Schriften. Ihr gegenüber stehen die ebenfalls auf dem lateinischen Alphabet basierenden gebrochenen Schriften.

Transkripionsteam
Prof. Dr. rer. silv. habil. Dr. h. c. Harald Thomasius
Roßmäßlerstraße 20
01737 Tharandt
Tel.: 035203 39428

Dr. rer. silv. habil. Bernd Bendix
Brunnenstraße 27
06905 Bad Schmiedeberg
Tel.: 034243 24249
mailto:bernd.bendix@yahoo.de

Anmerkungen zur Transkription der
Sylvicultura oeconomica von H. C. von Carlowitz
Die von Hannss Carl von Carlowitz verfasste Schrift Sylvicultura oeconomica begleitet
mich seit Beginn meines Studiums an der Fachschule für Forstwirtschaft Tharandt (1948-
1949) und der Fakultät für Forstwissenschaft der Technischen Hochschule Dresden in Tharandt
(1954-1959).

Verehrung für den Autor H. C. v. Carlowitz 
dieses forsthistorisch bedeutenden Werkes, großer Respekt vor
den altsprachlich-historischen Kenntnissen dieses Wissenschaftlers der Konfessionszeit sowie
Verbundenheit durch geographische Herkunft (Chemnitzer Land) haben mich zu einer
jahrzehntelangen Beschäftigung mit der Schrift des H. C. v. Carlowitz veranlasst. Darum
freut es mich, wenn seine großen Verdienste auf dem Gebiet der Forstwirtschaft nach 300
Jahren gewürdigt werden, es bedrückt mich aber auch, wenn verschiedene, durch Fakten
belegte Ereignisse vernachlässigt, verzerrt, oder fehlerhaft dargelegt werden.
Anlass zur Publikation der Sylvicultura oeconomica war nicht die «Erfindung der Nachhaltigkeit
», die als ein ethisches Anliegen der Menschheit zu betrachten ist, das man nicht
erfinden, sondern nur im Verlauf der Menschheitsgeschichte erkennen konnte. Dieser den
sachgemäßen, sparsamen und vorausschauenden

Umgang mit Naturressourcen betreffende Erkenntnisprozess
reicht bis in die Antike zurück. In der deutschen Forstwirtschaft nahm
er schon in Forstordnungen der Frühneuzeitlichen Fürstenstaaten Gestalt an, wissenschaftlich
fundiert wurde er aber erst durch Nachhaltigkeitskontrollen, die von den forstlichen
Klassikern im 19. Jahrhundert entwickelt worden sind. Auch wurde der mittelalterliche
Begriff «nach halten» nicht von H. C. von Carlowitz geprägt. In seinem 450 Seiten umfassenden
Werk wurde «nachhaltig» nur zweimal – eher beiläufig – gebraucht. Darum kann
man kaum sagen,
Nachhaltigkeit wäre das Grundanliegen der wertvollen Schrift des H. C.
v. Carlowitz gewesen. Betrachtet man sie im Detail und als Ganzes, dann stellt man fest,
dass ihr Grundanliegen die Beschreibung eine fachgerechten Waldbewirtschaftung, die
auf Grundlagenwissen aufbaut, der natürlichen Waldentwicklung unterliegt, bestimmte
Arbeitsprozesse erfordert und vom Streben nach kontinuierlicher Holzversorgung
der Bevölkerung sowie Wirtschaft getragen wird.
Unterscheidet man forsthistorisch zwischen Vorgeschichte, Frühgeschichte und entwickelter
Forstwirtschaft, so ist
«Nachhaltigkeit / nachhaltende Nutzung »
ein wesentliches Kennzeichen für letztere. Sie ist gegeben, wenn an Hand bestimmter Kriterien,
zum Beispiel der Größe der Holzvorräteund Zuwüchse die Stetigkeit der Stoffproduktion
nachweisbar ist. Ohne klare Kriterien und fundierte Prüfverfahren ist
Nachhaltigkeit ein schwammiger Begriff.
Auf die historische Bedeutung der von H. C. von Carlowitz publizierten Schrift Sylvicultura
oeconomica wurde während meiner nahezu dreißigjährigen Lehrtätigkeit an forstwirtschaftlichen
Bildungsstätten nicht bloß mündlich, sondern durch Vorlage der Erstauflage
von 1713 hingewiesen. Diese Angaben wurden mit Interesse und Respekt aufgenommen,
ein unmittelbares Quellenstudium ist es aber wohl kaum erfolgt. Das war weniger auf den
Inhalt dieses Werkes, sondern auf seinen großen Umfang und die schwere Lesbarkeit des
Frakturdruckes in barocker deutscher Sprache zurück zu führen.
Für den Eigenbedarf wurde schon in den achtziger Jahren eine Transkription vorgenommen.

An Vervielfältigung
war damals, vor dem Aufkommen von Computern und modernen
Druckern, kaum zu denken. Die in heutiges Deutsch erfolgte Herausgabe einer überarbeiteten
Transkription ist dem gegenwärtigen Jubiläum und einem Angebot des Kessel-Verlages
zu verdanken.

Typographie
Die seit der frühen Neuzeit in den meisten deutschen Ländern geläufige gotische Schrift
(Fraktur) wurde in den Schulen bis 1941 gelehrt. Das fließende Lesen und noch mehr das
Schreiben dieser schönen Schrift bereitet heute, vor allem jüngeren Personen, oft Schwierigkeiten.
Das alleine war bereits ein hinreichender Grund für den Neudruck des vorliegenden
Buches in heute geläufiger Antiqua-Schrift.
Terminologie
Auch die Forstwirtschaft hat sich – wie andere Gewerke – von vor- und frühgeschichtlichen
Entwicklungen zu einem soliden Handwerk mit spezifischen Fachausdrücken entwickelt.
Dabei entstanden überwiegend frühneuzeitliche Begriffe, derer sich H. C. von Carlowitz
in seinem 1713 erschienenen Werk bediente. Viele davon sind – über 300 Jahre später –
nicht mehr geläufig, andere inzwischen noch dazu gekommen. Das war ein zwingender
Grund für eine Transkription, besonders für jüngere Generationen.
Syntax
Wie die Terminologie, hat sich in mehr als 300 Jahren auch die Satzgestaltung verändert.
Das betrifft in erster Linie die vielen Bezüge zwischen Satzgegenstand und Satzaussage bei
H. C. von Carlowitz. Nicht selten bereitete das Schwierigkeiten, die Verwechslungen
nicht ausschließen. Hinzu kommen die vielen Wiederholungen, die im Sinne leichterer
Lesbarkeit aus dem Text entfernt wurden. Dies erklärt auch, weshalb diese Transkription
weniger Umfang hat als die Originalausgabe von 1713 oder die zweite Auflage von 1732.
Zeitgenössischer Stil

*
Der Buchautor
H. C. von Carlowitz
,Angehöriger des kursächsischen Dienstadels und hoher Beamter der Kurfürsten
Johann Georg II., III. und IV. sowie Friedrich August I. (August der Starke),
lebte und wirkte in der barocken Welt dieser Zeit. Das prägt auch sein Werk, das in einem
höfisch-barocken Deutsch verfasst worden ist. Dieses ist gekennzeichnet durch:

• Überzogene Lobpreisungen und Höflichkeiten gegenüber der Obrigkeit, Unterwürfigkeit
gegenüber hochgestellten Persönlichkeiten,
• Vorliebe für Fremdworte und fremdsprachige Zitate (besonders solche aus dem Lateinischen),
die damals nur Gebildeten zugängig waren,
• lange, verschachtelte, schwülstige und weitschweifige Sätze mit vielen Umschreibungen
und Überhöhungen,
• umfangreiche Aufzählungen, wobei es sich
a) um numerische «von ... bis...» Beziehungen handelte, z. B. 2, 3, 4, ... 10, anstelle
«von 2 bis 10»
b) um Aussagen unterschiedlicher Sinnverwandtschaft und Anordnungslogik, dabei
ist ist nicht immer klar, ob der Verfasser mit Aufzählungen die Ähnlichkeiten oder
die Unterschiede zum Ausdruck bringen wollte, z. B. mit Adjektiven wie: beständig,
dauerhaft, fortwährend,gleichmäßig, kontinuierlich, nachhaltig, permanent,stetig, unablässig.

*

Für die Aufnahme dieser „modernisierten Fassung“ der Sylvicultura oeconomica in das Verlagsprogramm
des Kessel-Verlages bedanke ich mich bei Herrn Dr. Norbert Kessel sehr
herzlich. Die Transkription reiht sich somit nahtlos ein in die bereits publizierten drei Reprintausgaben
sowie der ersten wissenschaftlich-editorialen Bearbeitung durch Hamberger
im oekom Verlag München, die aus Anlass des 300. Jahrestages der Herausgabe des Werkes
zur Leipziger Buchmesse im März 2013 vorgestellt wurde.1
Herrn Forstoberrat i.R. Dr. rer. silv. habil. Bernd Bendix danke ich für die lektoriale Bearbeitung
des Manuskriptes, für zahlreiche von ihm vorgenommene forstfachliche und
umfangreiche bibliographische Ergänzungen zu den von Carlowitz benutzen, heute überwiegend
unbekannten Autoren sowie die von ihm verfasste und im Anhang beigegebene
Biographie des Hans Carl von Carlowitz.
1 Carlowitz, Hans Carl von: Sylvicultura oeconomica [...], Reprint der Erstausgabe 1713 im
Verlag Johann Friedrich Braun Leipzig, bearbeitet von Klaus Irmer u. Angela Kießling sowie mit
einer Einleitung von Ulrich Grober versehen. Hrsg. TU Bergakademie Freiberg 2000.
Carlowitz, Hans Carl von: Sylvicultura oeconomica [...], Reprint der Erstausgabe 1713 im Verlag
Johann Friedrich Braun Leipzig, mit einer Einführung von Jürgen Huss u. Friederike von Gadow.
Hrsg. Verlag Kessel Remagen-Oberwinter 2012.
Carlowitz, Hans Carl von: Sylvicultura oeconomica [...], Reprint der zweiten Auflage 1732 im Verlag
Johann Friedrich Brauns sel. Erben Leipzig, mit einer Einführung versehen u. herausgegeben
von Bernd Bendix in der Reprintreihe „Forstliche Klassiker“ Band 1 im Verlag Kessel Remagen-
Oberwinter 2009.
Hamberger, Joachim [Hrsg.]: Carlowitz, Hans Carl von: Sylvicultura oeconomica oder haußwirthliche
Nachricht und Naturmäßige Anweisung zur Wilden Baum-Zucht. oekom Verlag, Gesellschaft
für ökologische Kommunikation mbH München 2013.

Bedanken möchte ich mich auch bei Frau Dr. Veronika Pohris für die kritische Durchsicht
einiger Abschnitte, die forstpathologische Fragen betreffen sowie meinem langjährigen
Mitarbeiter und Freund, Dipl.-Forsting. Martin Hartig, für zahlreiche Anregungen,
Unterstützung
bei der Bestimmung rustikal-historischer Begriffe sowie Mitwirkung beim Lesen
von Korrekturen.
Tharandt, im Februar 2013
Harald Thomasius5
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