William Shakespeare : Die Fremden . Für mehr Mitgefühl . Übersetzt und mit einem Essay von Frank Günther und einem Vorwort von Heribert Prantl

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Die Fremden
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Online-Publikation: Oktober 2016 im Internet-Journal <<kultur-punkt.ch>>
Ereignis-, Ausstellungs-, AV- und Buchbesprechung
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dtv 14555: 72 Seiten, ISBN 978-3-423-14555-8 ; EUR 6,00 € [DE], EUR 6,20 € [A]
Deutscher Taschenbuch Verlag, München; http://www.dtv.de

Charakteristika
Ein Weckruf aus einer anderen Zeit

Inhalt
Mit Ausnahme von sechs Unterschriften hat nur ein handschriftliches Zeugnis Shakespeares überlebt. Erst kürzlich konnten Experten seine Urheberschaft verifizieren. Was um 1604 entstanden ist, liest sich heute - vor dem Hintergrund der sogenannten Flüchtlingskrise - wie ein flammendes Plädoyer für ein menschenwürdiges Miteinander. Dringlich, eindrücklich, von erschütternder Aktualität.
Mit einem Vorwort von Heribert Prantl

Übersetzt und mit einem Essay von
Frank Günther
Frank Günther (* 1947 in Freiburg im Breisgau) ist ein deutscher Übersetzer
Der in Freiburg geborene Günther wuchs in Wiesbaden auf. Nach einem Studium der Anglistik, Germanistik und Theatergeschichte in Mainz und Bochum war er bis 1974 als Regieassistent und Regisseur an mehreren Theatern tätig, u. a. in Bochum, Heidelberg, Bielefeld, Basel und Wiesbaden.
https://de.wikipedia.org/wiki/Frank_G%C3%BCnther

Vorwort
Heribert Prantl
(* 30. Juli 1953 in Nittenau, Oberpfalz, Bayern) ist ein deutscher Jurist, Journalist und Autor. Er leitet das Ressort für Innenpolitik bei der Süddeutschen Zeitung in München und ist seit Januar 2011 Mitglied der Chefredaktion.
https://de.wikipedia.org/wiki/Heribert_Prantl

Fazit
William Shakespeare ist Autor von  "Die Fremden".
400 Jahre Fremde spielen Wiederkehrer im Shakespeare's hochaktuellem Stück "Die Fremden". Und haben laut Reuters und uns 'In 400 Jahren nichts gelernt, muss die deprimierende Antwort lauten. Aber Shakespeare kann einfach nicht deprimierend, er kann nur inspirierend sein'.
Dazu der Originaltext:
'...Würde es Euch gefallen, so barbarisch und brutal behandelt zu werden, wie ihr die Fremden hier behandelt? Was würdet ihr denken, wenn man an euch so handeln wollte, wir ihr an andern handelt?'.
Und Heribert Prantl spricht uns in geistig-wahlverwandter Weise an, wenn er hinzufügt: 'Wer seine Heimat verloren hat, der braucht wenigstens ein wenig Heimat in der Fremde... dann wird vielleicht, hoffentlich, auch neue Heimat werden'.
m+w.p16-10


Wie kam es zu dieser Publikation.:
Bibliothekar findet Shakespeare-Original
Im Städtchen Saint-Omer in Nordfrankreich ist bei Recherchearbeiten eine echte Rarität aufgetaucht. Bibliothekar Remy Cordonnier hat eine seltene Shakespeare-Gesamtausgabe entdeckt.
Nach Urteil der Experten ist in der British Library gerade das einzige erhaltene Manuskript von William Shakespeare zu sehen. In Deutschland erscheint es jetzt als Kommentar zur Flüchtlingskrise.
Wie jeder weiß, gibt es drei Sorten Shakespeare-Zitate: erstens die ausgeleierten, zweitens die unbewussten und drittens solche, die einem das Herz brechen. Zur ersten Kategorie gehört der halbe „Hamlet“, von „Sein oder Nichtsein“ bis zu „Etwas ist faul im Staate Dänemark“, was ohnehin meist die falschen Leute zitieren. Kategorie zwei reicht von „Gut gebrüllt, Löwe“ (aus dem „Sommernachtstraum“) über „Mein Herz blutet“ (aus dem „Wintermärchen“) bis „Morgenluft wittern“ (was auch aus dem „Hamlet“ stammt).
Kategorie drei aber, die wichtigste, ist ab jetzt um ein paar Einträge reicher: „In / Jedwedem Land, das nicht grad England ist / Dort wärt ihr selbst die Fremden“, sagt Staatskanzler Sir Thomas Morus in einem um 1604 verfassten Stück, dessen gerade in der British Library ausgestelltes Manuskript gleich fünf verschiedene Handschriften aufweist, von denen eine – Handschrift D – zwar nicht mit letzter Sicherheit, aber doch mit einiger Wahrscheinlichkeit von Shakespeare stammt. Nach komplizierten Wortfelduntersuchungen und dem Abgleich mit den sechs erhaltenen Unterschriften des Meisters findet sich der Morus-Teil von D mittlerweile in allen neuen Shakespeare-Editionen.

Stimme
Reuters . Es spricht also nichts dagegen, dass der Deutsche Taschenbuchverlag (dtv) „William Shakespeare“ auf Frank Günthers deutsche Übersetzung druckt, auch wenn das ganze Stück „Sir Thomas Morus“ und nicht, wie bei dtv, „Die Fremden. Für mehr Mitgefühl“ heißt und anno 1604 auch bestimmt nicht wie ein Pamphlet von Stéphane Hessel („Empört Euch!“) daherkam.
„Mit Lumpenbündeln, Kinder auf dem Rücken“
Doch Krawall, Clickbait (jetzt auch in Ihrer Buchhandlung) sowie das übereindeutige Vorwort von Heribert Prantl beiseite: Zu lesen ist hier ein großartiger Text, zu erleben ein Gänsehautmoment auf der offenen Bühne aus Papier: Thomas Morus wendet sich an einen wütenden Mob, der – am berüchtigten „Ill and Evil May Day“ von 1517 – den hugenottischen Flüchtlingen an den Kragen wollte.
Doch was Morus in Handschrift D zu sagen hat, könnte, wäre es nicht in Blankversen, genauso auch jetzt, während der in den Köpfen immer noch andauernden Flüchtlingskrise, im amerikanischen Wahlkampf oder im Streit über den Brexit gesagt worden sein.
„Gesetzt, sie gehn“, so Morus über die Flüchtlinge, „gesetzt, dass euer Lärm / Ganz Englands Recht und Würde niederschrie. / Dann stellt euch vor, ihr seht die Fremden, elend, / Mit Lumpenbündeln, Kinder auf dem Rücken, / Wie sie zu Küsten und zu Häfen trotten, / Und ihr sitzt da, als König eurer Wünsche, / Die Staatsmacht starr verstummt vor eurer Wut, / Und ihr gespreizt im Protzornat des Dünkels: / Was habt ihr dann?“

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