Manfred Lütz : "Bluff" . Die Fälschung der Welt

Lebenswelt
M. Lütz :  Bluff . Fälschung der Welt
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Online-Publikation:Oktober 2012  im Internet-Journal <<kultur-punkt.ch>>
Ereignis-, Ausstellungs-, AV- und Buchbesprechung
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189 Seiten, HC + SU  HC; ISBN 3-426-27597-X ; ISBN 978-3-426-27597-9;  EUR (D) 16,99
Droemer Knaur / O.W.Barth,  Berlin; http://www.droemer-knaur.de; http://mens-sana.de;

Inhalt
Das Gefühl, im falschen Film zu sein, kennt jeder. Manipuliert, getrickst, gefälscht wird, wo wir hinsehen: Die geschönten Bilanzen der Finanzwirtschaft; Dekolletés und Botoxwangen der Schönheitsindustrie; vermeintlich absolute Erkenntnisse der Wissenschaft, die doch bald schon widerlegt werden. Nichts davon ist wirklich, nichts davon ist wahr, allmählich führen wir alle eine Existenz wie in einer gewaltigen »Truman-Show«. Der große Bluff lenkt uns ab, will uns manipulieren, die Bluffer kochen ihre Süppchen auf unserer Verwirrung. Manfred Lütz, als Psychiater täglich auf der Suche nach der Grenze zwischen Wahn und Wahrheit, spießt in seinem neuen Buch das allgemeine Unbehagen an der medial inszenierten Pseudowirklichkeit und an der Industrie des schönen Scheins auf. "Bluff!" ist die engagierte Aufforderung, selbst zu denken, selbst zu fühlen und den eigenen, existenziellen Erfahrungen zu vertrauen. Eine Anleitung, die den Leser zu dem führt, was er täglich zu verlieren droht: Das Gefühl für das eigene, das eigentliche Leben.

Manfred Lütz im Gespräch
In diesem Buch diskutiert Lütz seine These, dass die Wirklichkeit, wie wir sie erleben, eine große Manipulation unserer Wahrnehmung ist.
Manfred Lütz
im Interview zu "Bluff":
"Ich halte Vorträge über meine Bücher inzwischen im Kabarett", sagt der renommierte Chefarzt ...
Sie
sind Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie und Chefarzt des Alexianer-Krankenhauses in Köln. Steht in Ihrem Büro eine Couch?
Manfred Lütz:
Nein. Ich ziehe es vor, meinen Patienten in die Augen zu schauen. Die Psychotherapie halte ich im Übrigen für die letzte überlebende Ideologie aus dem 19. Jahrhundert, die mittlerweile wissenschaftlich völlig zu Recht erheblich in Frage steht. Mir ist sie schlicht zu defizitorientiert.
Sie
sind Bestsellerautor, Chefarzt, gefragter Vortragsredner, Berater des Papstes, Gründer einer integrativen Behindertengruppe und Vater von zwei Kindern. Wie schaffen Sie es, in so unterschiedlichen Bereichen so erfolgreich zu sein?
Manfred Lütz:
Ich denke, es ist auch die Abwechslung, die mir gefällt. Im Medizinstudium mussten wir Laborwerte auswendig lernen. Sterbenslangweilig, sage ich Ihnen. Dann habe ich halt noch Philosophie und Theologie draufgesattelt und habe heute den Eindruck, dass diese verschiedenen Perspektiven meinen Lesern zu Gute kommen. Vor allem ist es mein Wunsch, allgemeinverständlich zu schreiben. Meine Frau ist Journalistin und sie hat die merkwürdige Auffassung, dass man allgemeinverständlich schreiben sollte. Das hat den Büchern sicher besonders gut getan zusammen mit meiner rheinischen Mentalität, Ernsthaftes auch unterhaltsam zu sagen. Ich halte Vorträge über meine Bücher inzwischen im Kabarett. Das hält lebendig.
Sie
wirken immer hellwach. Haben Sie keine Angst vor dem so genannten Burnout-Syndrom? Was ist Ihr Rezept, um sich zu regenerieren?
Manfred Lütz:
Dass ich zur Zeit immer hellwach wirke, verdanke ich wahrscheinlich meinen beiden pubertierenden Töchtern. Wenn man da nicht hellwach ist, hat man verloren. In meinem neuen Buch gehe ich unter anderem dem Burnout-Mythos auf den Grund. Ich glaube, dass es in Wirklichkeit „Burnout“ gar nicht gibt, aber dass machtvolle Interessen existieren, diesen Begriff unter die Leute zu bringen. Ich regeneriere mich in der Familie, beim Musikhören, beim Gespräch mit Freunden …
Ihr
Kollege Gerhard Uhlenburg, Autor und Immunbiologe, stellte vor etwa 100 Jahren fest: „Gesundheit ist die Summe aller Krankheiten, die man nicht hat.“ Sehen Sie das auch so?
Manfred Lütz:
Ich halte es da eher mit Friedrich Nietzsche, der vor mehr als 100 Jahren gesagt hat: „Gesundheit ist dasjenige Maß an Krankheit, das es mir noch erlaubt, meinen wesentlichen Beschäftigungen nachzugehen.“ Wir haben heute dagegen weitgehend einen utopischen Gesundheitsbegriff, der noch dazu sakral aufgeladen ist. Das hat verhängnisvolle ethische und politische Konsequenzen.
Ihr
Buch „Lebenslust“ ist eine Kampfschrift gegen die Diät-Sadisten dieser Zeit. Von welchem Gericht können Sie nicht genug bekommen?
Manfred Lütz:
Bei „Lebenslust“ geht es auch um den Gesundheitswahn und den Fitness-Kult. Das mit den Diät-Sadisten ist eher ein Nebenthema. Ich esse das, was mir schmeckt und es gibt Studien, die besagen, dass das auch das Bekömmlichste für einen Menschen ist. Und wenn ich satt bin, dann habe ich auch genug. Es sind die Diät-Sadisten, die nicht genug bekommen können – von Körnern und anderen Sättigungsbeilagen.

Autor
Manfred Lütz ist Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie und Chefarzt des Alexianer-Krankenhauses in Köln. Seine aufmerksamen Beobachtungen der Gesellschaft haben ihn immer wieder dazu inspiriert, aufregende Bücher zu schreiben und für Diskussionstoff zu sorgen, aber auch zum Nachdenken anzuregen.

Fazit
Im  Diskursbuch  von Manfred Lütz  "Bluff"  geht es ihm um die Fälschung der Welt, wie er es bezeichnet. Er spricht darin vom Anti-Aging im Mittelalter, von Kulissen im Welttheater, dessen Propagandisten und Psycho-Fälscher und zeigt die Auflösung der Wahrheit auf dieser Lebensweltbühne. Es treten darin die Agenturen des Irrtums auf, hinzu kommen die Profiteure der Lügen und die Protagonisten des Scheins mit ihrem spirituellen Prothesenmarkt - und wie man den Tod vermeidet?!
Im Finale erhöht er seine Hellsichtigkeit, erlebt eine vergewaltigte Geschichte , und fragt , wie es aus dieser Weltbühne raus geht. Da wirkt Lütz plötzlich sanft und zärtlich, wenn er festhält: "Es kann der Anblick eines anrührenden Menschen sein, der uns aufwachen lässt, ... oder der Flug eines Kranichs..." . Ein stimmiges Buch Abstand zur übICHen Weltsicht zu gewinnen. m+w.p12-10