Oskar Negt: Nur noch Utopien sind realistisch - Politische Interventionen

 Lebenswelt
O. Negt:  Utopien sind realistisch
Online-Publikation: Dezember 2012 im Internet-Journal <<kultur-punkt.ch>>
Ereignis-, Ausstellungs-, AV- und Buchbesprechung
<< Oskar Negt: Nur noch Utopien sind realistisch - Politische Interventionen  >>
321 Seiten; Leineneinband; ISBN 139783869305158; 34.00 EUR
Steidl Verlag Göttingen; http://www.steidl.de;

Inhalt
Utopien sind die Kraftquellen jeder Emanzipationsbewegung. Sie entspringen der Empörung über unerträgliche Zustände und öffnen den Blick auf ein gerechtes Gemeinwesen. In ihnen ist die Hoffnung auf Veränderung angelegt. Doch die kann nur gelingen, wenn aufgeklärtes Denken, wenn politische Urteilskraft zum Zuge kommt. Mit Blick auf die Krisen der Gegenwart fragt Negt, was für die Herstellung einer vernünftig organisierten Gesellschaft* notwendig ist. Im ersten Teil des Bandes setzt sich Oskar Negt wissenschaftlich mit der Utopie und dem Problem der Wirklichkeitauseinander. Im Fokus stehen Utopie und Dialektik, das verzerrte Revolutionsverständnis der Deutschen, das Glücksversprechender Kultur, die Utopie einer Weltgesellschaft und des Sozialismus. Im zweiten Teil dokumentieren »Politische Moralia«, wie Menschen erreicht werden können, denen Wissenschaftsdiskurse fremd sind.

*) Herstellung einer vernünftig organisierten Welt/Gesellschaft
Arbeit und menschliche Würde
Der Mensch wird durch die Ökonomie geleitet und gesteuert. Nach Negt ist es daher vorrangig die Aufgabe der Gewerkschaften, ein „Kulturmandat“ wahrzunehmen. Die Gewerkschaften seien schon durch ihre eigene Tradition dazu verpflichtet, auch an der außerbetrieblichen Front tätig zu werden. In seinem Buch „Arbeit und Menschliche Würde“ beschreibt Negt, dass die faktischen Auswirkungen andauernder Arbeitslosigkeit einen Gewaltakt darstellen, der Millionen Menschen ihrer Würde beraubt und dies, obwohl die Industriestaaten heute so reich sind wie nie zuvor. Negts Ideen gehen von den momentanen Machtverhältnissen unserer Gesellschaft aus. Er spricht dabei von zwei Ökonomien. Die erste Ökonomie folgt den Gesetzen des Marktes. Die zweite Ökonomie, die sich nicht nach den Regeln des Marktes richten soll, befasst sich mit dem Gemeinwohl der Gesellschaft. Negt möchte dazu nicht die Eigentumsverhältnisse ändern, er vertritt vielmehr eine linkssozialdemokratische Position, die dem Kapital Grenzen setzen will.
Wozu noch Gewerkschaften?
Oskar Negt beschäftigt sich in seinen neueren Büchern mit den Fragen von Arbeit, Würde und Globalisierung. In seinem Buch „Wozu noch Gewerkschaften?“ richtet Negt an die Gewerkschaften kritisch die Frage nach deren neuen Herausforderungen. Politisches Engagement folge nicht mehr dem traditionellen organisatorischen Typ, und die Zeiten, in denen Gewerkschaften die Zukunftsperspektive und das Monopol auf den Fortschritt gepachtet hatten, seien vorbei. Negt sieht die Gewerkschaften grundsätzlich verpflichtet, sich auch um die außerbetrieblichen Bereiche zu kümmern. Insbesondere soll das Kulturmandat erweitert werden. Negt geht es darum, dass die Gewerkschaften heutzutage sich nicht ausschließlich für einen ökonomisch verengten Interessenkampf einsetzen, sondern Freizeit und Kultur stärker ins Visier nehmen und ihre außerbetrieblichen Angebote entsprechend ausweiten sollten. Eine Selbstbeschränkung der Gewerkschaften auf ihre traditionelle Rolle sei zum Scheitern verurteilt. Im Zeitalter einer hohen Mobilität des Kapitals lasse dieses sich nicht mehr mit Organisationen auf einen Kampf ein. Es weiche einer solchen Konfrontation vielmehr aus und wandere ab. Dennoch soll in einer Zeit, in der Gewerkschaften immer mehr Kompetenzen abgenommen werden, immer daran erinnert werden, dass es die Gewerkschaften waren, die den mächtigen Industriellen Zugeständnisse abgerungen haben. Nach Negt: “[…] Denn Sozialstaat und Demokratie bildeten eine unzertrennbare Einheit. Wer den Sozialstaat in seinem Kern beschädigt, legt die Axt an die Wurzel der Demokratie“. Negt nimmt den Menschen als Ganzes in den Blick und geht auf die Probleme auch außerhalb des Arbeitslebens ein. Umweltverschmutzung und Lärmbelästigung etwa sind Probleme, die von der kapitalistischen Produktionsweise hervorgebracht werden.


Autor
Oskar Negt,
geboren 1934, ist einer der bedeutendsten Sozialwissenschaftler Deutschlands. Er studierte bei Max Horkheimer und Theodor W. Adorno und war von 1970 bis 2002 Professor für Soziologie in Hannover. 2011 wurde Oskar Negt für sein politisches Engagement mit dem August-Bebel-Preis geehrt.
Oskar Reinhard Negt
(* 1. August 1934 auf Kapkeim in Ostpreußen) ist ein deutscher Sozialphilosoph. Er gilt als einer der führenden Denker der Kritischen Theorie. Neben seiner wissenschaftlichen Arbeit wandte sich Negt auch immer wieder tagespolitischen Themen zu.http://de.wikipedia.org/wiki/Oskar_Negt

Fazit
Risiken IV Lebenswelt: Einzelne><Masse Wirkkraft: PA4-Diskurs am Sonntag den 4.November 2012, ab 11 Uhr
Risiken IV Diskurs-Basis: 0.1; 0.2 ;1; 2.1; 2.2; 2.3; 2.4; 3.1; 3.2; 3.3;  4.1; 4.2n; 4.2p; 4; 5;
http://archiv.kultur-punkt.ch/akademie4/PA4-12-11risikenIV0.1uebersicht.htm
http://archiv.kultur-punkt.ch/akademie4/PA4-12-11risikenIV0.2sichtweisen.htm 
http://archiv.kultur-punkt.ch/akademie4/PA4-12-11risikenIV1.masse-physikalisch.htm
http://archiv.kultur-punkt.ch/akademie4/PA4-12-11risikenIV2.1sozial-historisch-lebon1.htm
http://archiv.kultur-punkt.ch/akademie4/PA4-12-11risikenIV2.2sozial-poetisch-canetti.htm
http://archiv.kultur-punkt.ch/akademie4/PA4-12-11risikenIV2.3netzwerke-storl.htm
http://archiv.kultur-punkt.ch/akademie4/PA4-12-11risikenIV2.4netzwerke-google.htm
http://archiv.kultur-punkt.ch/akademie4/PA4-12-11risikenIV3.1kollektive.htm
http://archiv.kultur-punkt.ch/akademie4/PA4-12-11risikenIV3.2gewerkschaften.htm
http://archiv.kultur-punkt.ch/akademie4/PA4-12-11risikenIV3.3genossenschaften.htm
http://archiv.kultur-punkt.ch/akademie4/PA4-12-11risikenIV4.1weltkrisenspiele-seibert-prankl.htm
http://archiv.kultur-punkt.ch/akademie4/PA4-12-11risikenIV4.2werte-nussbaum.htm
http://archiv.kultur-punkt.ch/akademie4/PA4-12-11risikenIV4.2werteEU-prange.htm
http://archiv.kultur-punkt.ch/akademie4/PA4-12-11risikenIV4.weltbuergerschaft.htm
http://archiv.kultur-punkt.ch/akademie4/PA4-12-11risikenIV5.einzelne.htm