Wo Dollfuß baden ging . Mattsee erinnert sich: Schönberg · Seyß-Inquart · Stephanskrone . Herausgeber: Siegfried Hetz

Der Blick - angesichts stets wiederkehrender Unschärfe des Ungefähren

Arnold Schönberg, porträtiert 1917 von Egon Schiele

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Dollfuss - Schönberg - Mattsee
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Online-Publikation: Oktober 2018 im Internet-Journal <<kultur-punkt.ch>>
Ereignis-, Ausstellungs-, AV- und Buchbesprechung
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Verlag Anton Pustet, A-5020 Salzburg; http://www.pustet.atmailto:office@barbara-brunner.at
 
Charakteristika
Mattsee – Sommerfrische mit bewegter Geschichte (Salzkammergut, AT)
> Nur wer sich erinnert lebt
> 'Wir werden alt durch Erinnerung'. E. N. Remarque
>Beiträge von
› Therese Muxeneder, Schönberg Center Wien
› Pfarrer Roland Peter Kerschbaum, Kunsthistoriker und Mitglied des Salzburger Domkapitels
› Siegfried Hetz
> Topoi: Erinnerungskultur, Kunst,  Geschichte, Musik    

Inhalt
„Judenrein“ sollte Mattsee schon 1921 werden, und so wurde Arnold Schönberg im Juli dieses Jahres aus seiner Sommerfrische vertrieben. Er wich nach Traunkirchen im Salzkammergut aus, dort erprobte er zum ersten Mal die Zwölftonmethode.
 1927 verlegte wiederum das Ehepaar Seyß-Inquart seine Sommerfrische vom Salzkammergut nach Mattsee. 1934 kam Bundeskanzler Engelbert Dollfuß inkognito, um Geheimgespräche mit Seyß-Inquart über die Einbindung der Nationalsozialisten in die Regierung des Austrofaschismus zu führen. Außerdem wollte er schwimmen lernen, um in Riccione, wohin ihn Mussolini zum Strandurlaub eingeladen hatte, eine gute Figur zu machen.

 In den letzten Kriegstagen des Jahres 1945 flüchtete der ungarische Faschistenführer Ferenc Szálasi an den Mattsee, in seinem Gepäck war die ungarische Stephanskrone. Am 28. April 1945 heiratete er in der Stiftskirche
 seine langjährige Gefährtin Gizella Lucz, zuvor wurde die Stephanskrone in einem Fass vergraben.

 Der von Siegfried Hetz, Initiator der Bildungswoche Mattsee 2016 zum Thema „Erinnern“, herausgegebene Band vereint die zeithistorische Aufarbeitung mit einer Dokumentation der Bildungswoche.

 Beiträge von
› Therese Muxeneder, Schönberg Center Wien
› Pfarrer Roland Peter Kerschbaum, Kunsthistoriker und Mitglied des Salzburger Domkapitels
› Siegfried Hetz

Die Protagonisten
Engelbert Dollfuß
(* 4. Oktober 1892 in Texing, Niederösterreich; † 25. Juli 1934 in Wien) war ein österreichischer Politiker. Er fungierte von 1931 bis 1933 als Landwirtschaftsminister und von 1932 bis 1934 als Bundeskanzler, ab 5. März 1933 diktatorisch regierend. Dollfuß war Begründer des austrofaschistischen Ständestaats.
1932 auf demokratischem Weg ins Kanzleramt gelangt, nutzte Dollfuß eine Geschäftsordnungskrise bei der Nationalratssitzung vom 4. März 1933 zu einem Staatsstreich. Nach der Ausschaltung von Parlament und Verfassungsgerichtshof regierte Dollfuß diktatorisch per Notverordnung. Dem italienischen Faschismus und der katholischen Kirche nahestehend, lehnte er den Nationalsozialismus deutscher Prägung, die durch die Verfassung garantierte pluralistische Demokratie, den demokratischen Rechtsstaat und die Sozialdemokratie ab.
Beim letztlich erfolglosen Juliputsch österreichischer Nationalsozialisten wurde er 1934 im Bundeskanzleramt ermordet.
https://de.wikipedia.org/wiki/Engelbert_Dollfu%C3%9F
Arnold Schönberg
(* 13. September 1874 in Wien, Österreich-Ungarn; † 13. Juli 1951 in Los Angeles, Vereinigte Staaten) war ein österreichisch-amerikanischer Komponist, Musiktheoretiker, Kompositionslehrer, Maler, Dichter und Erfinder. Er stammte aus einer jüdischen Familie, emigrierte 1933 in die USA und nahm 1941 die Staatsbürgerschaft der Vereinigten Staaten an. Nach seiner Emigration schrieb er sich Arnold Schoenberg.
Schönberg gilt zusammen mit Igor Strawinsky als „einer der einflussreichsten Komponisten des frühen 20. Jahrhunderts nach Claude Debussy“  und war die zentrale Gestalt der Zweiten Wiener Schule (auch Wiener atonale Schule). Ihr Bestreben, „die Tonalität in ihrer spätromantischen Erscheinungsform konsequent zu Ende“ zu denken, mündete nach Aufgabe der Dur-Moll-Tonalität zwischen 1906 und 1909, beziehungsweise zwischen 1904 und 1911 in die Zwölftontechnik. Schönberg entwickelte um 1920 parallel zum weniger bekannten Josef Matthias Haue die theoretische Formulierung dieser neuen Kompositionstechnik, die später zur seriellen Musik weiterentwickelt und von zahlreichen Komponisten der Neuen Musik aufgegriffen wurde. In der Villa Josef in Traunkirchen komponierte Arnold Schönberg im Juli 1921 mit dem Praeludium der Klaviersuite op. 25 das erste Stück in der von ihm entwickelten Zwölftontechnik.

ttps://de.wikipedia.org/wiki/Arnold_Sch%C3%B6nberg

Ort der Erinnerungskultur
Mattsee (Salzburger Seenland) 1921: 'Judenreine Sommerfrische'
Schloss Mattsee: Die heutige Schlossanlage geht auf eine um 1100 errichtete Burg zurück.
Aktuell: Oldtimermuseums-Erlebniswelt mit dem Motto "Meilensteine der Mobilität" dokumentiert Ernst Piëch insbesondere das Schaffen seines Großvaters...
Geschichte
Die erste Besiedlung erfolgte in der Jung-Steinzeit. Um 770 wurde das Stift Mattsee durch Bayernherzog Tassilo III. gegründet. Mattsee war Sitz eines Pfleggerichts der Salzburger Fürstbischöfe. Der Ort kam mit Salzburg 1816 zu Österreich. Aufsehen erregte der einstimmige Beschluss des Gemeinderates vom 19. Juni 1921, der sich entrüstet zeigte, „dass einzelne Vermieter von Sommerwohnungen in Mattsee dieselben Juden überließen und dadurch den allbekannten Ruf Mattsees als ‚judenreine Sommerfrische‘ schwer geschädigt haben“.
https://www.salzburgerland.com/de/mattsee/
https://de.wikipedia.org/wiki/Mattsee

Fazit
Das Wappen des Erinnerungsortes Mattsee "Wo Dollfuß baden ging" zeigt im Internet zeigt „Im roten Feld ein von einem aufrecht gestellten flammenden Schwert mit goldenem Griff belegter silberner Pfahl, der beiderseits von je einem auswärts gekehrten, silbernen Spießträger begleitet ist'.
versinnbildlicht seit 770 bereits im 'Ungefähren' das Ab-/Wehrhafte wie ein 'Flammender Schwertträger mittig und mutig und von beidseitig ihn begleitenden Waffenträgern geschützt von äusseren Gefährnissen stets bewahren wird. So wie Mattsee 1921 als 'Judenreine Sommerfrische' virulent und sichtbar wurde.
Arnold Schönberg, Komponist der Neuen Musik, der sich in Mattsee bis 1921 aufhielt entging endgültig 1933 - dank Emigration - der Ermordung.
'Die Prägung des Ortes führte auch dazu, dass Mattsee zum Begegnungspunkt des katholischen Lagers, mit dem nationalsozialistischen wurde, in dessen Mittelpunkt der in Wien wirkende Rechtsanwalt Arthur Seyss-Inquart stand.
Dass Bundes- und 'Helden'-kanzler Engelbert Dollfuss das letzte Wochenende seines Lebens in Mattsee verbrachte, ist weitgehend diesem Umstand geschuldet', so der Herausgeber.Siegfried Hetz.
Nach all diesem Vergangenen in der Gegenwart angekommen, wurde eine Veranstaltung 'Mattsee - Zwischen Profil und Verweigerung' in der Form eines 'Stammtisches' abgehalten, um im Zukunftsprofil 'Mattsee 2020' deutlich zu machen ' wer die Zukunft gestalten will, muss fest in der Gegenwart verankert sein'.
Ob diese Erinnerungslast im Zukünftigen die Vergangenheit genügend mit einschliesst, und welche Position sie zukünftig einnimmt 'rechts oder bis mittig (oder bis links zerstritten - sowieso keine Spur)', zeigen die aktuellen Bewegungen vor Ort wie in Europa. Daher bleibt diese umfassende und präzise, aufgearbeitete Dokumentation als ein wertvolles Begleitwerkzeug zum weiteren Diskurs im Ungefähren* verhaftet. Diese Diskursbuch gewährleistet einen tiefgründigen Blick - angesichts stets wiederkehrender 'Unschärfe' des Ungefähren.
m+w.p18-10

*) Ungefähres . Gewalt, Mythos, Moral
http://www.kultur-punkt.ch/ungefaehres.html

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