Sortiermaschinen . Die Neuerfindung der Grenze im 21. Jahrhundert . Steffen Mau

*
Lebens- & Arbeitswelt 4.0 Topoi A-Z > Verhalten - Gesellschaft >
Gesellschaft - Sortiermaschinen . S. Mau
-lw-c,h.beck21-9sortiermaschinen


Online-Publikation: September 2021 im Internet-Journal <<kultur-punkt.ch>>
Ereignis-, Ausstellungs-, AV- und Buchbesprechung
<< Sortiermaschinen . Die Neuerfindung der Grenze im 21. Jahrhundert . Steffen Mau >>
189 S. mit 5 Abb., 12,4 x 20,5 cm, 240 g. Klappenbroschur, ISBN 978-3-406-77570-3, 14,95 €
Verlag C. H. Beck, Edition Merkcator; 80703 München; http://www.chbeck.de/

Charakteristik
> Monografie, Reihe: C.H.Beck Paperback; 4600

Inhalt
Der kosmopolitische Traum von einer grenzenlosen Welt hat in den letzten Jahren tiefe Risse bekommen. Aber war er überhaupt jemals realistisch? Steffen Mau zeigt, dass Grenzen im Zeitalter der Globalisierung von Anbeginn nicht offener gestaltet, sondern zu machtvollen Sortiermaschinen umgebaut wurden. Während ein kleiner Kreis Privilegierter heute nahezu überallhin reisen darf, bleibt die große Mehrheit der Weltbevölkerung weiterhin systematisch außen vor.
Während die Mobilität von Menschen über Grenzen hinweg in den letzten Jahrzehnten stetig zunahm und Grenzen immer offener schienen, fand gleichzeitig eine in Wissenschaft und Öffentlichkeit unterschätzte Gegenentwicklung statt. Vielerorts ist es zu einer neuen Fortifizierung gekommen, zum Bau neuer abschreckender Mauern und militarisierter Grenzübergänge. Grenzen wurden zudem immer selektiver und – unterstützt durch die Digitalisierung – zu Smart Borders aufgerüstet. Und die Grenzkontrolle hat sich räumlich massiv ausgedehnt, ja ist zu einer globalen Unternehmung geworden, die sich vom Territorium ablöst. Der Soziologe Steffen Mau analysiert, auf welche Weise und mit welchen Mitteln die neuen Sortiermaschinen Mobilität und Immobilität zugleich schaffen: Für erwünschte Reisende sollen sich Grenzen wie Kaufhaustüren öffnen, für andere sollen sie fester denn je verschlossen bleiben. Nirgends tritt das Janusgesicht der Globalisierung deutlicher zutage als an den Grenzen des 21. Jahrhunderts.

Leseprobe

Autor
Prof. Dr. Steffen Mau
Kultur-, Sozial- und Bildungswissenschaftliche Fakultät → Institut für Sozialwissenschaften → Makrosoziologie
Humboldt-Universität zu Berlin | Institut für Sozialwissen­schaften..
https://www.sowi.hu-berlin.de/de/lehrbereiche/makro/mitarbeiter/Prof_Mau

*
Fazit vorangestellt
Der Makrosoziologe (1) Steffen Mau widmet sich in seinem überaus trefflichen Diskursbuch "Sortiermaschinen" der 'Neuerfindung der Grenze im 21. Jahrhundert'. Dabei wird mehr und mehr die Schliessung als die Öffnung der Territorialität sichtbar. Dazu dienen
staatlicher- wie verbandsseits (zunehmend digitale)Werkzeuge wie Fortifizierung, Mauern (Aussengrenzen-Aufwertung.., Drohnen,,), Biometrie und Filter (ungleicher Mobilität) sowie Ausweitung von Grenzzonen (lokal, regional bis global). Dazu zeigen auch die aktuellen coronabedingten Grenzschliessungen einen 'Moment der Deglobalisieruug' nicht nur als Vergangenes sondern zukünftig - wie verführerisch - als Dauer- Einrichtung zur Abschottung erscheinen lässt. Das lässt nichts Gutes ahnen.
m+w.p21-9 < k. >


1) Unter Makrosoziologie wird heute der Teil der Soziologie verstanden, der die Gesellschaft schlechthin (auch vergleichbare Kollektive) zum Gegenstand hat, insofern diese als ein Gefüge oder eine Figuration von Sozialgebilden begriffen wird, die auf allgemein vorfindbare Muster (patterns) gegründet sind und nicht notwendig von unmittelbaren Wechselbeziehungen der Mitglieder abhängen, wie das bei (Klein-)Gruppen der Fall ist – vgl. dazu Mikrosoziologie.
Mithin fallen der Makrosoziologie als Gegenstand alle die sozialen Gebilde zu, die dem Begriff des stabilen und institutionalisierten bzw. ritualisierten sozialen Systems entsprechen und mit Max Weber als Verbände bezeichnet werden können. Ihr Zusammenhalt beruht auf einer von allen Teilnehmern gemeinsam anerkannten Vorstellung von der Ordnung des Verbandes. Im Gegensatz zu den Gruppen im engeren Sinn bezieht sich das soziale Handeln in solchen Verbänden also nicht auf einzelne Akteure, sondern auf eine abstrakte, gedachte Ordnung, die den normativen Charakter sozialer Normen trägt.
https://de.wikipedia.org/wiki/Makrosoziologie

*
Inahaltsfolge:
1. Borders are back! 11
2. Staatlichkeit, Territorialität und Grenzkontrolle 23
3. Öffnung und Schließung: Die Dialektik der
Globalisierung 39
4. Fortifizierung: Grenzmauern als Bollwerke der
Globalisierung 51
5. Filtergrenzen: Die Gewährung ungleicher
Mobilitätschancen 72
6. Smart Borders: Informationelle und biometrische
Kontrolle 99
7. Makroterritorien: Rückbau von Binnengrenzen,
Aufwertung von Außengrenzen 118
8. Exterritorialisierung von Kontrolle:
Die Ausweitung der Grenzzone 135
9. Globalisierte Grenzen 152
Danksagung 167
Anmerkungen 171
Register 187
***