Manfred Wekwerth: Erinnerung ist Leben

93 Theater<<50 Jahre deutsche Sprechkultur – linkswärts. Rückblick als Erkenntnis>>
W+B Agentur-Presseaussendung vom Februar 2001
<<Manfred Wekwerth: Erinnerung ist Leben >>

Eine dramatische Autobiographie
Verlag Faber & Faber, Leipzig; 2000; 462 S.; kartoniert; DEM 39.80 / ATS 291.- / SFR 37.-
 www.faberundfaber.de
Manfred Wekwerth, 72, lebt in Berlin, fünfzig Jahre Brecht und Deutschland Ost und links: warum nicht. Hat sich nichts geschenkt und muss sich nichts vorwerfen.. Ausser, dass er sich selbst treu geblieben ist. Das ist nicht wenig, in seinem Lebensumfeld DDR. Sein Kredo: Wahrheit der Empfindung, Bühne und einer menschenwürdigen Gesellschaft, trotz(ki) allem, schon bei seinem Anfang in Weimar im Nathan den Weisen. Und "die Nacktheit der lutherischen Gottesdienste schien mir ein Verstoss gegen die Ästhetik". Wekwerth ist damit ein Rationalisten-schreck geworden, neben fünf Jahre Brecht, als sein Regieassistent. 1953 inszenierte er in Wien, an der Scala, "Mutter" (Brecht), mit Helli Weigel. Danach inszenierte die Koalition SPÖ, ÖVP, FPÖ, den Abbruch dieses ungenierten "Propaganda"-Platzes, um einem verkrüppelten Beserlpark zum Tauberl-vergiften, gegen die "Kumera"Infiltration Platz zu machen (Für den 18-Jährigen gab es in der Wiener Scala Spitzenauführungen, mit Maria Weiss?, Parilla und dem Ensemble, das danach zu Brecht nach Berlin exilierte, Anm.d.Rez: Und es erstaunt diesen nicht, im Gegensatz zum Autor, dass Brechts Antwort in der Nacht zum 17, Juni 1953 auf seine Frage, was er tun würde? Brechts Antwort hiess: "Die Streikenden bewaffnen". Das ist ihm von Wien und dem misslungenen Putschversuch der KPÖ und Olla’s bewaffneter Gegenwehr, vorallem mithilfe der Mehrparteien-Gewerkschaft, sicher in deutlicher Erinnerung gewesen). Ausserdem war Brecht Demo-krat und kein Apparatschik der DDR.
Wekwerth war danach langjähriger Indentant von Brechts Berliner Ensemble am Schiffbauerdamm, ein Jahrzehnt Präsident der Ostberliner Akademie der Künste. In fünf Zeitschichten entwirft er uns ein fast magisches Geschichtsbild der Theater-geschichte von Berlin Ost. Ausge-wogen beo-bachtet er das Bühnengeschehen Berlins und Europas. Neben Weigel treffen wir auf Therese Ghiese, Michael Heltau, Helmut Lohner, Sir Laurence Olivier oder Giorgio Strehler. Wir begegnen Autoren wie Volker Braun, Rolf Hochhuth, vorallen Peter Weiss, aber auch Künstler anderen Genres, wie Paul Dessau, Harry Belafonte und Luigi Nono.
In der Nachlese, im Rückblick auf bewegte Zeiten, zitiert Wekwerth Ernst Fischer, eine führende und die geistreichste Kraft der KP Österreichs, der sich mit Odysseus und dessen erreichtem Ziel Ithaka vergleicht. "Ich werde es nicht erreichen. Doch selbst als unerreichtes Ziel...ist es die Irrfahrt (m)eines Lebens wert. Hören Sie? "Weg/wert" klingt nach Wek/werth.
Diese Lesereise von 50 Jahren deutscher Sprechkultur, linkswärts, ist es wert des öfteren vorgenommen zu werden, um die ganze Tiefe der Tragik von Utopisten, Visionären und Subrealisten, gleich Wekwerth (u.a. auch d. Rez.), lebenszeitlich, zu erahnen