Kammerstück von Katharina Fritsch und Alexej Koschkarow

Kunst Ereignisse
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Zita – Щapa - Szenisches Setting
Kammerstück von Katharina Fritsch und Alexej Koschkarow
12. Juni bis 2. Oktober 2016

In einem szenischen Setting treten sieben Werke wie auf einer Bühne miteinander in einen Dialog. Durch das Bespielen der Räume in einer kunstvollen Dramaturgie entsteht eine unheilvolle Atmosphäre. Was sich zunächst als häusliche Situation darbietet, entpuppt sich bald als explosive Stimmungslage. Die Werke agieren wie Protagonisten in einem Kammerstück. Gesichtslose Figuren mit makellosen Oberflächen von Katharina Fritsch treffen auf Alexej Koschkarows machtvoll auftretende Skulpturen voller Pathosformeln und historischer Referenzen. In diesem Austausch und Wechselspiel werden Themen wie Vertreibung, Isolation, Machtmissbrauch, Angst, Gewalt und Tod aufgegriffen. Fragen also, die die Menschheit seit jeher beschäftigen und gerade in der heutigen Zeit wieder eine erschreckende Aktualität erlangt haben. Der Doppeltitel diente als Stichwortgeber und Anstoss für die Zusammenarbeit; zwar evoziert er historische Referenzen – Zita ist der Name der letzten Kaiserin von Österreich, Щapa (auf Deutsch Schtschara) ist der Name eines Flusses in Weissrussland –, genauso ist er aber für die Künstler auch mit persönlichen Erinnerungen und Erfahrungen verbunden.

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Fazit

Dank der paradigmatischen Laurenz-Stiftung des Schaulagers, Basel (einmalig in Europa) ist es aktuell selbst zum Mit- und Raumgestalter des Kammerstücks von Katharina Fritsch und Alexej Koschkarow geworden. Das zeigt die grossartige und sicher äusserst mühsame EntLeerung aller bisherigen, vielgliedrigen Raumteiler.

So entstand ein agoraphobisch anmutender Grossplatz - 'Szenen-Setting' für eine weisse pfeilerbestückte Raumleere - wie er im Soz-Realismus für urbane Masseninszenierungen angelegt war, um den Einpartei- Pathos der Massenmacht zu drapieren.

Mittig wurde von dem Künstlerteam eine klaustrophobisch wirkende Kammer/Cella/Adyton* gestaltet. Und was im Altgriechischen bedeutete: Um das Kultbild/Kunststück noch weiter zu entrücken, wurde es bisweilen in einem stärker abgetrennten Raum innerhalb der Cella, dem Adyton, untergebracht. Und wird im Hier und Jetzt erfrischend neu spürbar.

Die Kunststücke auf dem und vielmehr im Testgelände verborgen, entbergen zwei Stilphänomene, die diametral spannungsgeladen dissonant gegenüber verharren - in den Skulpturen und Abrieben. Es ist das Pseudo-Pathetische des sichtbar werdenden Soz-Realismus einerseits und andererseits das kunstmarktkonforme Neo-Art-Deko, das in ihnen - ausgeFEILt kunsthandwerklich 4.0 - zutage tritt.

m+w.p16-6

 

*) Kultbild/er bergende Gebäude ( griechische = Tempel / ὁ ναός ho naós „Wohnung“) > Cella. Um das Kultbild/Kunststück noch weiter zu entrücken, wurde es bisweilen in einem stärker abgetrennten Raum innerhalb der Cella, dem Adyton, untergebracht

https://de.wikipedia.org/wiki/Griechischer_Tempel#Grundriss

 

Zu Ausstellungen im Schaulager
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