Dieter Richter: Fontane in Italien

Adolph von Menzel
Reisende an der Bahnstation, um 1864

*

Kulturreisen     >Lesereisen          
Fontane in Italien
.kr-wagenbach19-8fontane-italien

Online-Publikation: August 2019 im Internet-Journal <<kultur-punkt.ch>>
Ereignis-, Ausstellungs-, AV- und Buchbesprechung
<< Dieter Richter: Fontane in Italien >>
SALTO 2019: 144 Seiten; Rotes Leinen, Fadengeheftet; Gebunden mit Schildchen; ISBN 978-3-8031-1348-1; € 18,-
Über 50 Jahre Verlag Klaus Wagenbach, Berlin; http://www.wagenbach.de

Charakteristika
> Bibliophile Edition: mit rotem Leinen, fadengeheftet; gebunden mit Schildchen

»Wie leicht ist es geworden, Italien zu besuchen!« Theodor Fontane war einer der ersten modernen Touristen, die mit der Eisenbahn in den Süden reisten. Und man ahnt schon, welche Landschaft der Dichter am Ende mehr schätzte: die Mark Brandenburg oder den Golf von Neapel.
Einen »Nordlandsmenschen« hat Theodor Fontane sich selbst genannt, doch die Grand Tour durch Italien ließ er sich nicht entgehen: Vom Anhalter Bahnhof in Berlin reiste er 1874 mit der Eisenbahn und Frau Emilie nach Verona, Venedig, Florenz, Rom und Neapel. Er genoss die Annehmlichkeiten des modernen Reisens inklusive reduziertem Rundreisebillett, Baedeker, Gepäckträger, Grandhotel und Absinth im Café. In Notizbüchern und Briefen hielt er seine Beobachtungen fest, die großen Sehenswürdigkeiten in den Museen und die flüchtigen Begegnungen mit den Menschen. Und obwohl Fontane dem Süden gegenüber skeptisch blieb (»Sehnsucht nach Teppich und Doppelfenster!«), finden sich seine Italien-Eindrücke in den großen Romanen wieder: »Das ist ja wie Capri!«, sagt Effi Briest, als sie mit Instetten nach Rügen kommt.
Dieter Richter folgt Fontanes Spuren sichtlich vergnügt und gewohnt kenntnisreich und entdeckt bisher unbekannte Verbindungen zwischen Werk und Leben. Mit vielen Abbildungen und zwei erstmals vollständig publizierten Stadtbeschreibungen Fontanes aus dem Nachlass.

Zum Protagonisten
Heinrich Theodor Fontane
 (* 30. Dezember 1819 in Neuruppin; † 20. September 1898 in Berlin) war ein deutscher Schriftsteller. Er gilt als literarischer Spiegel Preußens und als bedeutendster deutscher Vertreter des Realismus....
...Zwischen 1874 und 1876 unternahm Fontane mit seiner Frau diverse Reisen nach Österreich, Italien und in die Schweiz. Am Ende dieser Reisen entschloss er sich, nicht mehr für eine Zeitung zu schreiben. Stattdessen wollte er wieder als freier Schriftsteller leben.
Seitdem schrieb er zahlreiche Texte, bis er 1892 an einer schweren Gehirnischämie* erkrankte. Der Arzt riet ihm, seine Kindheitserinnerungen niederzuschreiben, um sich von der Krankheit abzulenken. Er folgte dem Rat und erholte sich wieder so gut, dass er Effi Briest und zwei weitere Romane (Die Poggenpuhls und Der Stechlin) sowie die autobiografische Schrift Von Zwanzig bis Dreißig vollenden konnte
https://de.wikipedia.org/wiki/Theodor_Fontane

*) Ischämie ist meist eine Veränderung von Blutgefäßen in Form einer Verengung oder eines Verschlusses. Diese können beispielsweise bei Thrombose oder Embolie auftreten. https://de.wikipedia.org/wiki/Isch%C3%A4mie

Autor
Dieter Richter
geboren 1938 in Hof/Bayern, studierte Germanistik, Altphilologie und Theologie. Von 1972 bis 2004 lehrte er als Professor für Kritische Literaturgeschichte an der Universität Bremen. Er ist Verfasser zahlreicher kulturwissenschaftlicher Bücher

Fazit
Der Lehrende für Kritische Literaturgeschichte Dieter Richter hat mit gleicher Leichtigkeit zugleich umfassend recherchiert - wie es Fontane selbst bereits feststellte »Wie leicht ist es geworden, Italien zu besuchen! Diese Art durch ein Land narrativ zu flanieren wird  auch von den sw-Kleinbildszenen anschaulich umrahmt, seien es Zeichnungen ( von Menzel* u.a.), Faksimiles, Fotografien. Bild und Erfahrung verschmelzen in den 'Wahrnehmungen und Reminiszenzen'. Und Fontane war nicht allein, seine Frau begleitete ihn. Danach schlugen sich diese Erlebnisse in seinen Dramen nieder. Im Anhang finden sich zwei Veduten-Beschreibungen: Pisa und Bologna.
So anmutend die Ausstattung des bibliophilen Bandes in rotem Leinen, fadengeheftet. gebunden mit Schildchen, sich in die Hand geradezu lebensbegleitend schmiegt, so sind die 'Anmerkungen (Verzeichnisse, Quellen und Literatur wie Bildnachweise)' in 6 Punkt-Grösse ohne Lupe für 50+Lesende ungeeignet. Grosso modo - und teils mit Lupe – entbirgt sich eine grossartige Lese- und Blickreise durch das unvergessliche Italien, dank der beiden Begleiter Fontane und Richter.
m+w.p19-9


*) Adolph Friedrich Erdmann Menzel,
ab 1898 von Menzel (* 8. Dezember 1815 in Breslau; † 9. Februar 1905 in Berlin), war ein deutscher Maler, Zeichner und Illustrator.
https://de.wikipedia.org/wiki/Adolph_von_Menzel
***