Migration und Gesundheit – interkulturelle Aspekte in der Prävention

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Migration - Prävention
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Kooperationsgemeinschaft unternehmensnaher Krankenkassen und der vdek stellen erste gemeinsame Projekte vor
Berlin - Die gesetzlichen Krankenkassen bieten eine Fülle von Präventionsleistungen an. Studien zeigen jedoch, dass nicht alle Menschen gleichermaßen von diesem Angebot profitieren - Menschen mit Migrationshintergrund nehmen Präventionsleistungen seltener in Anspruch. Genau hier setzen BKK Dachverband e.V., IKK e. V., KNAPPSCHAFT und die Sozialversicherung für Landwirtschaft, Forsten und Gartenbau (SVLFG) (Kooperationsgemeinschaft unternehmensnaher Krankenkassen, kuk) und der Verband der Ersatzkassen e. V. (vdek) mit ihrer gestrigen Veranstaltung in Berlin an. vdek und kuk berichteten über ihre ersten Erfahrungen im vereinten Vorgehen und stellten konkrete Projekte zum Thema Migration und Gesundheit vor.
Franz Knieps, Vorstand des BKK Dachverbandes e.V., hob hervor, dass das 2015 in Kraft getretene Präventionsgesetz ein wichtiger Anschub für die Selbstverwaltungen der Krankenkassen war, um verstärkt über Kassengrenzen hinweg Kompetenzen zu bündeln und sich gemeinsam für Gesundheitsförderung und Prävention zu engagieren.
„Die gesetzliche Krankenversicherung (GKV) ist der Player in der Prävention“, so auch Uwe Klemens, Verbandsvorsitzender des vdek. Allein im Jahr 2015 habe es für die 46,2 Millionen Versicherten des vdek und der kuk 1,7 Millionen Kursangebote gegeben. Um langfristig die Gesundheit der Bevölkerung zu stärken und somit für Chancengleichheit zu sorgen, gelte es in der heutigen Zeit, den Fokus auch verstärkt auf Menschen mit Migrationshintergrund, Arbeitslose und Bewohner in Pflegeheimen zu richten.
„In Deutschland hat jeder fünfte Einwohner einen Migrationshintergrund - mit den unterschiedlichsten Lebens- und Ernährungsgewohnheiten. Will man hier erfolgreiche Gesundheitsförderung und Prävention anbieten, bedarf es gut vernetzter Akteure, die ihre Arbeit dort ansetzen, wo die Menschen leben“, so Peter Bleser, parlamentarischer Staatssekretär im Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft. Die Grundlagen für Ernährungsgewohnheiten würden in jungen Jahren gelegt, hier müsse man ansetzen, für gesunden Lebensstil zu werben – durch Information und Motivation. Jeder Mensch solle selbstbestimmt die Verantwortung für einen gesunden Lebensstil übernehmen können.
Das kürzlich an den Start gegangene Bundeszentrum für Ernährung soll dafür einen wichtigen Beitrag leisten. In diesem Zusammenhang stellte Dr. Barbara Kaiser die Spielebox „Aufgetischt - Spielend Deutsch lernen mit dem Thema Essen und Trinken“ vor: Die Box mit 222 Spielkarten, sechs Spielfiguren und zwei Würfeln soll vor allem Kindern helfen, während der Alphabetisierung, des Sprachenlernens, gleichzeitig gesunde Ernährung zu erlernen und somit ihre Gesundheitskompetenzen zu stärken. Die Box kann zum Beispiel als didaktische Reserve zur Ergänzung des Unterrichts angewendet werden. Ihr Dank richtete sich an vdek und kuk, die auch dieses Projekt zukünftig unterstützen.
Prof. Dr. rer.pol. Rolf Rosenbrock, Vorsitzender des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes, betonte, dass 14 Prozent der Menschen mit Migrationshintergrund keine abgeschlossene Schulbildung hätten. Umso wichtiger sei es, bei den Kleinen anzusetzen, um deren Selbstwertgefühl zu stärken. Er nannte Kriterien für gute Projekte und als positives Beispiel die „Kiezdetektive“ aus dem Berliner Bezirk Friedrichshain/Kreuzberg. Rosenbrock unterstrich, dass nur durch die Zusammenarbeit der Akteure gute Ergebnisse erzielt werden können. Ein gutes Beispiel sei das Projekt „Bewusst – Gesund – Aktiv: Gesundheitsförderung für Migrant_innen im Quartier“, welches der Deutsche Paritätische Wohlfahrtsverband – Gesamtverband e.V. (DPWV) in Kooperation mit vdek und kuk umsetzen wird. Auf Grundlage des Projektes soll die gesundheitliche Situation für Migranten in sozial benachteiligten Quartieren nachhaltig verbessert und die Gesundheitsressourcen der Menschen vor Ort gestärkt werden.
„Ein Drittel aller Kinder in Deutschland hat einen Migrationshintergrund“, berichtete Regina Kraushaar, Leiterin der Abteilung Pflegesicherung und Prävention beim Bundesministerium für Gesundheit. Diese Kinder hätten per se die gleichen Chancen wie andere Kinder. Allerdings unterschieden sich ihre Familien oft durch andere Erfahrungen und ein anderes Anspruchsverhalten. Sie bewegen sich weniger und würden kaum Vorsorgeuntersuchungen in Anspruch nehmen. Auch in Fragen der pflegerischen Leistungen hätten sie andere Vorstellungen. Hinzu kämen ihre mangelnde Kenntnis des deutschen Gesundheitswesens und ihre zum Teil dramatischen Fluchterlebnisse. Deshalb wies Regina Kraushaar noch einmal darauf hin, wie wichtig es sei, diese Menschen in ihren Lebenswelten zu treffen, in ihrer starken Familienbindung. Dort gelte es, Verbündete für erfolgreiche Präventionsprojekte zu gewinnen. Auch sie dankte der Initiative der kassenartenübergreifenden Kooperation zur Umsetzung des Präventionsgesetzes.
Eckehard Linnemann, Vorstandsmitglied der Deutschen Rentenversicherung Knappschaft-Bahn-See, würdigte die kassenartübergreifende Arbeit. Teambildung und Abstimmungsprozesse seien auf einem guten Weg, potentielle Partner seien willkommen. Den nächsten wichtigen Schritt sieht Linnemann darin, diese Kooperationen in den Bundesländern mit Leben zu erfüllen.
Sein Appell, der sich mit allen Rednern des Abends deckte: „Nicht belehren, sondern ermuntern und beteiligen! Nutzen Sie das Wissen der Flüchtlinge bei der Umsetzung von Projekten!“
 
Kontakt:
vdek: Michaela Gottfried, Pressesprecherin, Tel: (030) 269 31 – 12 00,
mailto:presse@vdek.com

BKK Dachverband e.V.: Christine Richter, Pressesprecherin, Tel: (030) 2700 406 - 301,
mailto:presse@bkk-dv.de

IKK e.V.: Fina Geschonneck, Pressesprecherin, Tel. (030) 202491-11,
mailto:fina.geschonneck@ikkev.de
mailto:presse@kbs.de

Sozialversicherung für Landwirtschaft, Forsten und Gartenbau: Erich Koch, Pressesprecher, Tel: (0561) 9359-106,
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