Altersblindheit

Neues Medikament gegen die Altersblindheit - UNIVERSITÄTS-AUGENKLINIK BONN AN GROßER WIRKSTOFFSTUDIE GEGEN DIE TROCKENE AMD BETEILIGT
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Universität Bonn, Montag, 29.01.2007

Bonn - Häufigste Ursache für eine erhebliche Sehbehinderung im Alter
ist in Industrieländern die altersabhängige Makuladegeneration, kurz
AMD. Während gegen die so genannte "feuchte" AMD mittlerweile wirksame
Medikamente zur Verfügung stehen, gibt es gegen die "trockene"
Variante bislang keine Therapie. In diese Lücke stößt das neue
Medikament Fenretinide. Momentan startet die weltweit erste große
Patientenstudie, in der die Arznei auf ihre Wirksamkeit gegen die
trockene Spätform der AMD getestet wird. Hieran ist die
Universitäts-Augenklinik Bonn maßgeblich beteiligt.

Fenretinide könnte als erstes Medikament den Verlauf der trockenen AMD
verlangsamen oder sogar stoppen. Im Tierexperiment hat es bereits
seine Wirksamkeit unter Beweis gestellt: Der als Kapsel geschluckte
Wirkstoff kann demnach die Anhäufung von "Stoffwechselmüll" im Auge
verhindern. Die lichtempfindliche Netzhaut erneuert sich nämlich
ständig; die ausgemusterten Bestandteile werden entsorgt. Mit
zunehmendem Alter klappt das nicht mehr vollständig. Was bleibt, ist
ein Rest aus Abfallprodukten - unter anderem das so genannte
"Lipofuszin".

Lipofuzin besitzt toxische Bestandteile und kann auf Dauer die
lichtempfindlichen Sinneszellen schädigen. Betroffen ist vor allem die
Stelle des schärfsten Sehens, auch "Makula" genannt. Folge: Die
Umgebung erscheint unscharf, Farben verblassen, ein schwarzer Fleck
verdeckt das Blickfeld und dehnt sich mehr und mehr aus, bis Lesen
oder Autofahren unmöglich werden. Etwa zwei Millionen Menschen in
Deutschland kennen diese Symptome aus eigener Erfahrung.

Giftiger Stoffwechselmüll

Dass man heute weiß, welche Rolle Lipofuszin bei der Entstehung einer
trockenen AMD spielt, ist unter anderem der Universitäts-Augenklinik
Bonn zu verdanken. "Mit neuartigen lasergestützten Verfahren können
wir die Giftstoffe im Auge sichtbar machen und drohende Schädigungen
frühzeitig erkennen", erklärt Klinikchef Professor Dr. Frank G. Holz.

Nur fünf Minuten dauert die Untersuchung. Dabei bestrahlen die
Mediziner mit einem so genannten Ophthalmoskop den Augenhintergrund
ihrer Patienten mit Laserlicht. Die Lipofuszin-Ablagerungen beginnen
daraufhin zu leuchten - ein Effekt, der als "Autofluoreszenz"
bezeichnet wird. Hunderte von Patienten mit trockener AMD haben die
Bonner schon auf diese Weise untersucht. "Unsere Daten beweisen, welch
wichtige Bedeutung das Lipofuszin für die Entstehung der Krankheit
hat."

Auf diese Expertise baut nun die Firma Sirion Therapeutics. Der
Hersteller von Fenretinide führt zur Zeit die weltweit erste große
Patientenstudie zur Behandlung der trockenen Spätform der AMD durch.
Darin sollen in den nächsten zwei Jahren Wirksamkeit und
Verträglichkeit des Medikaments umfassend getestet werden. "Bei uns
laufen die Laser-Ophthalmoskop-Aufnahmen aus allen teilnehmenden
Studienzentren auf", betont Holz, dessen Klinik auch wesentlich an der
Planung der Studie beteiligt war. "So können wir beurteilen, inwiefern
Fenretinide die fortschreitende Anhäufung von Lipofuszin und den
weiteren Sehverlust verhindert."

Kontakt:
Prof. Dr. Frank. G. Holz
Universitäts-Augenklinik Bonn
Telefon: 0228/287-5647