Innen_Welten : Schenkung Betty und Hartmut Raguse-Stauffer an Kunstmuseum Basel

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Kunstmuseum Basel
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mailto:karen.gerig@bs.ch
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Innen_Welten : Schenkung Betty und Hartmut Raguse-Stauffer an Kunstmuseum Basel

Hauptbau, Zwischengeschoss / 15.09.2018–06.01.2019 / Kuratorinnen: Dr. Ariane Mensger, Dr. Anita Haldemann

ÜBERBLICK
Mit grossem Enthusiasmus, Gespür und Sachverstand haben Betty und Hartmut Raguse-Stauffer in Basel während 40 Jahren eine beeindruckende Sammlung erworben, aus der sie seit 2014 rund 300 Werke als Schenkung in das Kupferstichkabinett des Kunstmuseum Basel gaben. Ihre Liebe gilt zum einen den Künstlern des Expressionismus, vor allem Emil Nolde. Zum anderen begeistern sie sich für figurativ arbeitende zeitgenössische Künstler wie A. R. Penck, Jonathan Borofsky, Marlene Dumas und Rosemarie Trockel. Die Werke befassen sich häufig mit existentiellen Erfahrungen wie Liebe, Tod und Spiritualität und spiegeln so die persönlichen Vorlieben und Interessen der Sammler wider. Aus dem reichen Fundus an Werken auf Papier zeigen wir eine Auswahl von rund 70 Zeichnungen und Aquarellen, um das grosszügige Engagement des Stifterpaares zu würdigen.

INHALT
Seit 2014 hat das Kupferstichkabinett des Kunstmuseums Basel im Rahmen einer grosszügigen
Schenkung von Betty und Hartmut Raguse-Stauffer rund 300 Werke auf Papier vor allem aus
den Bereichen des Expressionismus und der zeitgenössischen Kunst entgegennehmen können.
Eine Auswahl davon wird nun erstmals der Öffentlichkeit präsentiert.
Die Schenkung von Betty und Hartmut Raguse-Stauffer spiegelt eine 40 Jahre dauernde
bemerkenswerte Sammlertätigkeit wider. Sie ist nicht nur Zeugnis einer unbedingten Liebe zur
Kunst mit ausgeprägtem Sachverstand und feinem Gespür für Qualität, sie ist gleichzeitig
Ausdruck der innigen Verbundenheit zweier Menschen, die ein grosses Stück ihres
Lebensweges gemeinsam beschritten haben. Die Ausstellung InnenWelten. Schenkung Betty
und Hartmut Raguse-Stauffer will einerseits das grosszügige Engagement des Stifterpaares
würdigen, andererseits ist sie auch eine Hommage an die 2015 verstorbene Betty Raguse-
Stauffer.
Das erste Werk, eine Zeichnung von A.R. Penck, erhielten Betty und Hartmut Raguse-Stauffer
anlässlich ihrer Hochzeit im Jahr 1976. Schon im folgenden Jahr kam mit dem Erwerb einer
Radierung von Emil Nolde ein weiteres Werk in die Sammlung, dem noch zahlreiche folgen
sollten. Bereits in dieser frühen Zeit kristallisierten sich die beiden Hauptinteressen der Sammler
heraus: Zum einen galt ihre Liebe den Künstlern des Expressionismus, vor allem Emil Nolde, mit
dem Hartmut Raguse die Heimat im Norden Deutschlands teilt. Zum anderen verfolgten sie die
Entwicklungen in der zeitgenössischen Kunst und begeisterten sich vor allem für figurativ
arbeitende Künstler wie A. R. Penck, Jonathan Borofsky, Marlene Dumas und Rosemarie
Trockel. Die dem Sammlerpaar ebenfalls wichtigen Schweizer Künstler der 1980er-Jahre wie
Silvia Bächli, Miriam Cahn und Josef Felix Müller schenkte es dem Aargauer Kunsthaus in
Aarau, wo vieles bereits unter dem Titel Wild Thing im Winter 2017/18 ausgestellt war.
Entscheidend für Betty und Hartmut Raguse-Stauffer war nicht, bestimmte Künstler oder
künstlerische Positionen zu sammeln. Ausschlaggebend war vielmehr das einzelne Werk, das
konkrete Motiv, in dem sich die persönlichen Vorlieben und Interessen der Sammler gespiegelt
finden: existenzielle menschliche Erfahrungen wie Liebe und Tod, Religion und Spiritualität
sowie die Musik. Hartmut Raguses Tätigkeit als Theologe und Psychoanalytiker, aber auch als
passionierter Musiker sowie der Beruf seiner Frau als Psychoanalytikerin zeichnen sich in der
Wahl der Blätter ab. Ihre emotionale Bindung an ein Werk, dessen expressive Kraft und der
Kontext der Sammlung waren stets die leitenden Motive.
Mit grossem Enthusiasmus und Beharrlichkeit haben Betty und Hartmut Raguse-Stauffer in all den Jahren eine beeindruckende Sammlung erworben, aus der sie seit 2014 126 Zeichnungen, 157 Druckgrafiken, 9 Bücher und 18 Fotografien als Schenkung in das Kupferstichkabinett des Kunstmuseums Basel gaben. Aus diesem reichen und vielfältigen Fundus zeigen wir eine Auswahl von rund 70 Zeichnungen und Aquarellen.

Quintessenz:
Das Kunstsammlerpaar Betty + und Hartmut Raguse-Stauffer haben in 40 Jahren ihre Blicke auf expressive Zeichnungen gerichtet.
Dazu entbirgt sich im Gespräch mit dem Protagonisten  Hartmut Raguse-Stauffer, dass diese Blickweise  - besonders erlebnisbedingt - melancholischer Natur ist und die seiner kürzlich verstorbenen Frau Betty - aufgrund ihre stark lebens-zugwandten Art eine mehr sanguinische Charakteristik aufweist.
Aus dieser Blickgemeinschaft hat sich eine zarte wie behutsame und zugleich tiefgründige grafische Sammlung ergeben, die sozusagen zwischen den Zeichen der Zeit Verborgenes mitteilt und zum Begreifen und Ergriffensein auffordert.
Diese Sammlertätigkeit, die zugleich eine Schenkung darstellt, ist somit ein Denk-Mal mit Schutz-Wall-Charakteristik  neben & gegen den vordergründig marktorientiert und aktuell wirkenden Galeristentätigkeiten in Richtung Auktionen zur neoliberalen Steigerung der Protzmentalität und Profitmaximierung.
Die lebensbegleitende Würdigung der Kunst schöpferischen Kräfte aufzuspüren, zu erkennen und so den öffentlichen Diskurs in markt - geschützter Umgebung - wie durch das Kunstmuseum Basel und seiner Führung  - anzuregen, ist von hohem demokratischen  Bewusstsein getragen und zugleich ein Reflexiv der Würdigung des Sammlerpaars Betty + und Hartmut Raguse-Stauffer.
m+w.p18-9