Olivo Barbieri: Ersatz Lights . Fotografie

Galerie Über-/Zeitgefährten  Fotokunst
O. Barbieri: Ersatz Lights
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Online-Publikation: Dezemberber 2015 im Internet-Journal <<kultur-punkt.ch>>
Ereignis-, Ausstellungs-, AV- und Buchbesprechung
<< Olivo Barbieri: Ersatz Lights. Case Study #1 East West >>
Hrsg. Olivo Barbieri, Texte von Francesco Zanot, Gespräch von Laura Gasparini mit dem Künstler , Gestaltung von Julia Wagner
Katalogbuch: 224 Seiten, 198 Abb.; 24,50 x 30,70 cm; gebunden; ISBN 978-3-7757-3982-5; Englisch, Italienisch; € 58,00
Ausstellungen: Fotografia Europea, Reggio Emilia 15.5.–17.7.2015 | Villa Manin, Passariano ab Sommer 2016
Hatje Cantz Verlag, 73760 Ostfildern - Berlin; http://www.hatjecantz.de

Charakteristika
- Im Buch blättern »Nightlife: surreale Stadtansichten von Europa bis Fernost


Der Protagonist und Fotograf
Olivo Barbieri (*1954 in Carpi) leuchtet in seinen Fotografien menschliche Lebensräume so aus, dass unbekannte Facetten der Realität ans Licht treten. Urbane Zentren in China oder Amerika dominieren seine fotografischen Serien neben Naturattraktionen, wie etwa den Dolomiten, Alpen oder der Insel Capri sowie berühmten Wasserfällen in Kanada, Argentinien, Simbabwe. Von 2003 bis 2013 fotografierte Barbieri über 40 Städte und Metropolen weltweit. Stilistisches Erkennungsmerkmal seiner Aufnahmen ist eine äußerst geringe Tiefenschärfe, die den Eindruck erweckt, es handele sich um Miniaturmodelle. Trotz Menschenmassen, Verkehrsströmen, Hochhausketten, Gebirgszügen oder Wasserfluten in satten Farben und starken Kontrasten wirken die dargestellten Welten befremdlich. Durch die lange Belichtung der künstlich erleuchteten Städte wird dieses Gefühl noch verstärkt. Barbieris erste Nachtbilder entstanden Anfang der 1980er-Jahre in Italien. Ersatz Lights präsentiert erstmals sämtliche Nachtlandschaften des Künstlers.
http://www.olivobarbieri.it/
mailto:barbieri.olivo@gmail.com

Fazit
Dinge (3), Schein-/Subjekte Displays er/scheinen bei Olivo Barbieri in " Ersatz Lights": Sie sind vor- und nach/gestellt (Heidegger (4) als Objekte/Individuen (Foucault (1), Baudrillard (2). Die vor-/gestellten Ensembles werden als Ersatz- und -Reparaturteile*   exhibitionistisch angeleuchtet, teils verschattet, meist im sub-/urbanen oder îndustriell-/parkähnlichen Räumen (1) mit ihrem Werk-/Zeugen drapiert. Sie enthalten die postindustrielle Ersatzteilung*, zwar spielerisch wie wechselreich, zugleich wirken sie als artifizieller Post-Pop, zum Teil trödelig. m+w.p15-12

*) Ersatz- und / oder als Kompensationsersatz
 compensatory {adj} 18Ersatz-  
 compensational {adj} 12Ersatz-  
 ersatz {adj} [substitute, imitation] 8Ersatz-  
 Unverified supposititious {adj} Ersatz-Substantive
 replacement 1183Ersatz {m}  
 substitute 947Ersatz {m}  
 spare 290Ersatz {m}  
 substitution 253Ersatz {m}  
 surrogate 240Ersatz {m}  
 refund 98Ersatz {m}  
 compensation 77Ersatz {m}  
 theatre understudy 59Ersatz {m}  
 alternative 43Ersatz {m}  
 reimbursement 43Ersatz {m}  
 amends 41Ersatz {m}  
 displacement 26Ersatz {m}  
 atonement 25Ersatz {m}  
 reparation 12Ersatz {m}  
 med. supplementation 11Ersatz {m} [i.S.v. Ergänzung]  
 comm. loaner [sth. lent for an item being serviced or repaired] 9Ersatz- [z. B. Ersatzgerät, Ersatzwagen]  
 ersatz [substitute, imitation] 5Ersatz {m}  
 stand-in Ersatz {m}  
 succedaneum [obs.] Ersatz {m} [bes. med.]  
 relig. ersatz religion Ersatzreligion {f}   https://www.dict.cc/?s=ersatz

*
Diskurs-Erweiterung

Foucault
1) http://www.kultur-punkt.ch/ordnung-der-raeume.html
Baudriard ...
2) Gespräch zu Raum und das Nicht/s
mit imaginärer Teilnahme am Gespräch von B:audriard und N:ouvel durch P:rankl
Erstes Gespräch
B: ..Man wird nicht mit dem Nichts anfangen..eher ein Endpunkt.. Die Radikalität....mehr ein Bereich des Schreibens, der Theorie und weniger im Bereich der Architektur.... mehr des Raumes ..vielleicht des Nichts...
P: Stimme dem zu – das erklärt auch mein Verschwinden aus dem Architektur-Szenario als Handelnder und die Hinwendung zum publizierenden  Denker…
B:...des Sichtbaren und des Unsichtbaren...die  der angenommenen Realität einer Welt ihre radikale Illusion (Unentschlossenheit, Schwindel...) gegenüberstellt.
P: Diese Überzeugung teile ich mit Ihnen…
N: Schwierigkeiten der Architektur = ...Schaffen und Vergessen...Du (N: zu B:) hast gesagt: "New York (= Utopie) ist das Epizentrum des Weltunterganges...man muss diese Utopie des Weltunterganges retten, das ist die Arbeit der Intellektuellen..."
P: (zu beiden) ..Retten heisst doch die Utopie in eine Vision zu verwandeln, ist keine romantische Anwandlung…
B:..Architektur pendelt zwischen Nostalgie und Antizipation..(= Retrospektive...= Provokation als Verführung ....und Geheimnis...die Kultur ist überall...."punktum" (Barthes in Bezug zur Photographie ....Architektur)
P: .. aus diesem Grund nannten wir (Marga und Walter) folgerichtig unseren virtuellen Standort „kultur-punkt“ als kritische Begleitung dieser Retrospektive der Verführung…
N: ...in der Kunst und in der Architektur geht es um eine Suche nach der Grenze...es gibt ein Vergnügen an der Destruktion (Fast-Nichts.. Nichts...Weisses Quadrat auf weissem Grund...)..
P: Ich verstehe Malevitsch, sein „Schwarzes Quadrat auf (leicht verschmutzt-) weissem (Schnee-)Grund“ seinen Suprematismus (der einfachsten Empfindung seiner Malerei) als das Verschwinden in die Retrospektive der Ikonenmalerei seiner Anwesenheits-Zeit, zugleich als existenz-bedingte Flucht (wie Schostakovitch) aus der todbringenden Verantwortung seiner totalitären Umwelt…um der Vernichtung zu entfliehen..
B: Die Ästhetik des Verschwindens...(Vernichtung bei Virilios ).. in den Netzwerken ( wo jeder der Klon oder die Metastase von etwas anderem wird), der Verflüchtigung... das   "Konzept der Nullität"....des Nichts" = eine Form der Metamorphose: ein Erscheinen und Verschwinden...= ist alles nicht mehr wirklich klärbar.. man muss auch spielen, gezwungenermassen...das Objekt (heute) hat sich zerstreut ( nicht verloren, das wäre nostalgisch) ist verschwunden, weggegangen.. kommt vielleicht in einer fatalen Form zurück...
P: Es geht um O und 1, Welle und Korpuskel, ein Diabolon…so  ich begreife, ja empfinde ich  Ihre Nullität ganz ausserordentlich intensiv… stimme ihnen zu…

Zweites Gespräch
B:...jetzt  ist es zweideutig, ambivalent, reversibel und aleatorisch (real zeitlich)...das Objekt verschwindet im äussersten Falle..
P: Jetzt sind wir an einem Punkt angekommen, die Karten offen zu legen – ich sehe unser Gesprächs-Bewegtheit nach unten gerichtet zu sein, in die unterste Ebene von Platon’s  Höhlengleichnis: Es ist der gefesselte, behinderte, be- und gefangene Mensch, dem wir da begegnen, der ( Ihren Ausführungen folgend) nicht einmal mehr Schatten vor sich wahrnimmt – in neuer Sicht-Losigkeit (Blindheit ?) die pure  Nullität erspürt, erahnt. Und so schliesse ich daraus, dass das Feuer im Gleichnis nicht vor-scheint , erloschen oder ebenso behindert ist – zu erscheinen  - wie der gefesselte Mensch es ist und es erlebt….Von der Schattenwelt in die „Schattenlose RaumZeit“?..
N: Mutation (..man hat in Rekordzeit .. Dinge, Räume, Gebäude, Vororte, auch Nicht-Orte produziert und reproduziert... )
P: In einer sprunghaften Abänderung der Lebensweisen kommen wir ( wenn wir dem Höhlengleichnis weiter folgen) zu den beiden höheren Ebenen: Bunte und Bewegte Welt, Verwirrtheit ( Super-, Weltmarkt.. Neo-Babylon..)  zur Doxa ( Masse, Meinung, Medien..) ..
Ich sehe in Ihrer Haltung zur Destruktion, die Sie im ersten Gespräch erwähnten, eine Lust, die in Ihrem Metier üblich und erfolgreich auftritt als paranoide Arroganz oder auch als monomane Ich-Zentriertheit bezeichnet werden kann… ( Ausnahmen sind selten im vergangenen Jahrhundert: Aalto, Neutra…)  am Beispiel Luzern wird das deutlich, wie Sie die Kernfunktion, die musikalische Funktion (Hörqualität) erst einmal zugunsten der  monumental-ästhetischen Ausdrucksgestaltung beiseite geschoben haben…und so zum Verschwinden des Zuhörens und der Zuhörenden beigetragen haben…
B: was Mutation oder kulturell nennt, ist nur eine Ansammlung von polymorphen, perversen Aktivitäten...
..man müsste eine Architektur entwerfen, die auf der Logik der Datenverarbeitung beruht.. dann gibt es Multikulturalität (Identitätswechsel).. die Dinge, die werden sind selten, sind dem Verkennen ausgesetzt, und vielleicht dem Verschwinden.
P: Sie lieben es, wie ich bemerke, zwischen den beiden Begriffen „Verwirrung und Verlöschtem“ der beginnenden Nullität gedanklich zu pendeln ..
B: Umwelt, Ökologie.. habe ein Vorurteil gegen diese Dinge.. diese existiert  auf der Grundlage von einem Verschwinden aller natürlichen Gegebenheiten ..um eine perfekte künstliche Welt zu errichten, in der Räume der Natur zu Naturschutzgebieten werden...
P: Ich steigere Ihre These noch, indem ich feststelle, dass unsere Um-Räume „Natur und -Schutz“ zu Macht- und Gewalt-Szenarien verkommen…
N: Architektur als reines Ereignis sagtest Du?
B: Ja, ich unterscheide das Mondiale, das Universelle und das Einzigartige...
N: .. und zum Neutralen?
B: Dafür brauchen wir keine Architekten...
P: Wir haben genug „Ampassdeure“ , die sich aus ihrer universellen Verantwortung clever heraushalten,  statt sich als mitfühlende und integre, soziale Wesen zu offerieren…
B: .. Alles was Ideen, Träume und Utopien waren, ist virtuell verwirklicht. Du stehst vor dem Paradoxon einer Freiheit, die keine Finalität hat…
P: Für diese Schlussbemerkung danke ich  Ihnen Beiden und das anregende Gespräch.
08-1 kultur-punkt

*3) Dinge ....Skulptur
im öffentlichen Raum und ihre Unsichtbar-Werdung.
Von Wiederkehr zu Abschied Ent-Sorge geomantisch-ästhetischer Skulpturen.
Dieser Vorgang/Stoffkreislauf naht sich der VollENDung. Parallel zur EntSorge -Ästhetische Trauerarbeit - entstehen Fotos von Marga und Zeichnungen, später davon Aquarelle PAPILLONS auch optische Diskurse genannt, die stets nun fortschreitende Serie von Grafiken, die ich seit nunmehr 25 Jahren als AufZeichnungen begonnen habe und nun fortsetze und durch den Aquarellvorgang vertiefe. Auch die in der Anlage befindlichen AufZeichnungen werden nach und nach in Papillons verwandelt. Ästhetische Trauerarbeit beinhaltet die Rücknahme der ursprünglich der Gesellschaft gewidmeten zivilbürgerlich-ästhetischen, dreidimensionalen Werk-Arbeit, da ungeliebt, unerkannt oder gar abwegig unzumutbar...
FAKT
1. Not an Raum, weil kosten-untragbar. Die m2-Preise für ein entsprechendes Depot sind für uns ab sofort unbezahlbar.
2. Kein öffentlicher Träger und seine Repräsentanten und -onkeln zeigt Interesse, ja ist nicht einmal imstande auf Anfrage zu antworten..Versuche in Wien –Bildungsort - und Niederösterreich – Geburtsland - sind mehrfach unbeantwortet und unbeachtet geblieben.

FAZIT
- 3D Die persönlich geleistete und vorgetragene ästhetische Energie und ursprünglich für die Gesellschaft bestimmt wird nicht gegen sich selbst gewendet, sondern wird für den Urheber durch den Rückbau - durch Vernichtung - Rückgabe der Skulpturen auf ihren ursprünglichen Findlingscharakter - energetisch in einen Rücklauf - kreislaufwirtschaflich - versetzt, in einen Retrofit verwandelt . Dabei entsteht eine Umwandlung der ästhetischen Energie von der dritten Dimension in die zweite. Diese ist raum- und damit kosteneffizient.
- 2D Somit ist wohl eine Energiedimension verloren, aber zwei davon bleiben noch erhalten. Aber auch diese zwei ästhetischen Dimensionen sind insoweit auch problematisch, da der Kunstmarkt - wie meistens geschehen - nach dem Tod eine Hausse erlebt, die dem ästhetischen Urheber nicht mehr nützt, was ihm zeitlebens sogar offensichtlich geschadet hat. Die Frage der generationsübergreifenden Leistung, Würdigung bleibt energetisch im OFFen.
Daher ist auch hier die Überlegung zu diskutieren, ob bei verweilendem Desinteresse, zu Lebzeiten des ästhetischen Urhebers, auch diese 2D-Arbeiten nicht auch dem Rückbau
Zum Werk
Prankl arbeitet mit Fundsachen.
Er findet sie auf Spaziergängen, aber auch im Gerümpel oder auf verlassenen Baustellen, was ihn für einige Zeitgenossen verdächtig macht. Wie kann man denn in diesem Zeug suchen. Er muss da bestimmt auf etwas aus sein. Ist er auch. In der Tat. Zuerst einmal zum Finden. Wie im wirklichen Leben findet man ja nur das, was man sucht. Und das auch nicht immer. Bei Walter Prankl geschieht das Finden intuitiv. In seiner Vorstellung ist der Gegenstand, auf den die Aufmerksamkeit gerichtet ist, schon ein anderer geworden, hat in der Idee schon Metamorphose durchgemacht, in der er sich uns dann hier präsentiert. Was nicht heißt, Walter Prankl sei ein konzeptueller Künstler, die Wandlung vom Gefundenen zur Skulptur dauert manchmal lang, erfolgt manchmal spontan; immer ist der Augenschein wichtig. Trotzdem spielt in seinen Skulpturen das ursprüngliche Material noch eine bedeutende Rolle. Im Gegensatz zu herkömmlichen künstlerischen Materialien, deren Eigenbedeutung im fertigen Werk ausgelöscht wird. Auch das scheint sich übrigens in neuesten Interpretationen zu ändern, in denen die moderne Kunst als Weg hin zum Immateriellen gesehen wird. Diese Auffassung beruht natürlich auf der Struktur der elektronischen Medien, auf dem virtuellen Bild also. Als gelernter Architekt kennt Walter Prankl sich auch mit Baustellen aus. Kennt er sich auch mit Götterdämmerungen aus. Ich sagte vorhin, seine Fundsachen spielen auch nach ihrer künstlerischen Bearbeitung eine Rolle. Im Lichte der Ideen des Künstlers werden sie zu geheimisvollen Trägern magischer Bedeutung, darin Fetischen gleich. Diese waren in den sogenannten primitiven Gesellschaften im Gegensatz zu Kunstwerken selbst mit Kraft, mit mana aufgeladen. Im Bildzauber der Devotionalien, wie man sie an jedem Wallfahrtsort findet, steckt noch ein Rest jener Fetischgläubigkeit. Nimmt also Walter Prankl mit seinen Skulpturen das Ende der Welt vorweg und gestattet uns einen nicht gerade pessimistischen Rückblick darauf - Ich kann Sie beruhigen, Walter Prankl ist alles andere als wahnhaft in sich selbst verstrickt, er kann zwischen Sein und Schein unterscheiden. In seinen Skulpturen spielt Walter Prankl mit den Bedeutungen, auch mit den wahnhaften. Er füllt das Bedeutungslose, selbst das Nicht-mehr-nützliche, wieder mit Bedeutung. Er will den Himmel auf die Erde holen und nicht umgekehrt. Aber auch Stationen seiner Biographie, seines Arbeitslebens hat Walter Prankl in seine Skulpturen hineingewoben. Die Textur seiner Arbeiten spiegelt Leben wieder. Im Gegensatz zu einer Ästhetik des Verschwindens sagt Prankl: Unsere Zeit, die uns noch bleibt, loslassen lernen und in Häppchen genießen. Was ich Ihnen hiermit empfehle, mit seinen Skulpturen zu tun.
Heribert Heere, München-Zürich, zu Walter Prankls Skulpturen, 1991.
http://www.galerie-kulturpunkt.de/projekte.asp?kat=58
4)https://de.wikipedia.org/wiki/Martin_Heidegger