Judith Frömmer, Angela Oster: Texturen der Macht: 500 Jahre »Il Principe«

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Texturen der Macht
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Online-Publikation: Januar 2016  im Internet-Journal <<kultur-punkt.ch>>
Ereignis-, Ausstellungs-, AV- und Buchbesprechung
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Kaleidogramme Bd. 120: 362 Seiten, 15 x 23 cm, broschiert; ISBN 978-3-86599-245-1; 26,90 EUR
Kulturverlag Kadmos, Berlin; http://www.kv-kadmos.com

Judith Frömmer, Angela Oster: Texturen der Macht: 500 Jahre »Il Principe«

Charakteristika
- Weltpolitik der Neuzeit, Aufklärung und Moderne
- Analytik und Poetologie der Macht.

Inhalt
Niccolò Machiavellis »opuscolo de principatibus« sprengt den Rahmen eines jeden Werkbegriffs. »Il Principe«, der im berühmten Brief Machiavellis an Francesco Vettori vom 10. Dezember 1513 mit einem Satz die Bühne der Weltpolitik betritt, begründet Techniken der Macht, über die sich Machiavelli als Autor und Autorität weit über die Grenzen seines eigenen historischen Kontextes hinaus in das politische Denken und Imaginäre eingeschrieben hat.
Dabei werden Potenziale freigesetzt, die das, was man seit dem ausgehenden 16. Jahrhundert als Machiavellismus bezeichnet hat, bei Weitem übersteigen. Die Signaturen dieser machtvollen Autorschaft haben sich nicht nur in der Rede von Machiavellismus oder Anti-Machiavellismus, sondern in der politischen Kultur und Literatur der Neuzeit festgesetzt, die sich mit und gegen Machiavelli als vielschichtige Texturen der Macht lesen lassen.
Ausgehend vom »Principe«, von seinen sprachlichen und literarischen Strukturen, seinen Intertexten und seiner Stellung zu anderen Schriften Machiavellis folgt der Band den Fäden und Filiationen dieses Gewebes von den frühesten Rezeptionsdokumenten über die literarische Machiavelli-Rezeption im 16., 17. und 18. Jahrhundert, bis hin zu Staats-, Republikanismus- und Demokratietheorien des 19. und 20. Jahrhunderts. Die Metaphorik der Texturen dient hier nicht nur dazu, die literarischen Operationen von Machiavellismus als textuelles Phänomen zu beschreiben, sondern erfasst dessen generative Kraft als Instrument, Analytik und Poetologie der Macht.

Herausgeberinnenteam
Judith Frömmer
PD Dr. phil. Judith Frömmer ist Privatdozentin für Romanische Philologie und Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft an der LMU München und Stipendiatin im Jungen Kolleg der Bayerischen Akademie der Wissenschaften. Im Vordergrund ihrer Arbeit stehen politische Semantiken in der Literatur der frühen Neuzeit, der Aufklärung und der frühen Moderne sowie Fragen der politischen Theologie. 2013 hat sie sich mit der Arbeit »Italien im Heiligen Land. Typologien frühneuzeitlicher Gründungsnarrative« habilitiert.
Angela Oster
Dr. Angela Oster habilitiert zum Wahnsinn in der Renaissance und ist Dozentin für romanische Literaturen sowie komparatistische Literaturwissenschaft an der LMU München. Ihre Forschungsschwerpunkte liegen in der Frühen Neuzeit und Moderne sowie in der Intermedialität, Kulturtechnik und Ideologiekritik (Barthes/Pasolini).

Fazit
Das Herausgeberinnen-Team Judith Frömmer und Angela Oster, sowie dank ihrer vielen Mitstreitenden, setzen sich in "Texturen der Macht"  mit 500 Jahre »Il Principe« auseinander. Sie sehen Machiavelli als den Ersten, der den militanten Humanismus gebiert (Frömmer).
Hinzu kommt in seinem Gefolge auf die Macht der Erzählens, der Meinungs- und Volks-um/bildung, des Öffentlichen & Privaten, der Neben- & Nachwirkung (Antimachiavellismus, Satire & Utopie, Shakespeare's Sturm, MoraLISTik, Tyrannei, Tragödie & Aufklärung)-
Schliesslich kommt das Vermächtnis Machivellis zur Sprache als Anti-Souverän (bei Lefort & Althusser*, Leser des Principe). Die Geistesströmung mündet also in die Mitte der aktuellen französischen Philosophie * und ... .’dass auch die skandalösen Bedingungen einer modernen Politik zunächst einmal offen gelegt sind  und reflektiert werden können (F. Raimondi)'. m+w.p16-1

*)http://www.kultur-punkt.ch/pa4-diskurse-2013-zum-guten-leben-iii.html