Frank Schirrmacher: Payback . Warum wir im Informationszeitalter gezwungen sind zu tun, was wir nicht tun wollen, und wie wir die Kontrolle über unser Denken zurückgewinnen

Online-Publikation: Dezember 2009 im Internet-Journal <<kultur-punkt.ch>>
Ereignis-, Ausstellungs-, AV- und Buchbesprechung
<< Frank Schirrmacher: Payback . Warum wir im Informationszeitalter gezwungen sind zu tun, was wir nicht tun wollen, und wie wir die Kontrolle über unser Denken zurückgewinnen >>
Gebundenes Buch mit Schutzumschlag, 240 Seiten, 13,5 x 21,5 cm, 4 s/w Abbildungen; ISBN: 978-3-89667-336-7; € 17,95 [D] | € 18,50 [A] | CHF 31,90
Karl Blessing Verlag, www.randomhouse.de/blessing

Inhalt
Was wollte ich gerade tun? Wieso haben die Dinge kein Ende mehr? Was geschieht mit meinem Gehirn? Fast jeder kennt die neue Vergesslichkeit und die fast pathologische Zunahme von Konzentrationsstörungen. Dahinter steckt sehr viel mehr als nur Überforderung. Wir wissen mehr als je zuvor und fürchten doch ständig, das Wichtigste zu verpassen. Der Mensch ist nicht nur ein Fleisch- und Pflanzenfresser, er ist auch ein Informationsfresser. Informationen sind Vorteile und in der Informations-Nahrungskette siegt der, der am schnellsten und effektivsten Nachrichten sendet und empfängt. Aber diese neue Form des Darwinismus führt dazu, dass wir nicht mehr unterscheiden können, was wichtig ist und was nicht. Wir rufen unsere ganze Lebensbahn immer stärker wie Informationen ab und zerstören so unsere Fähigkeit, mit Unerwartetem umzugehen. Die Frage lautet, ob wir bereits begonnen haben, uns selbst wie Computer zu behandeln, und ob wir damit Gefahr laufen, den Menschen in mathematische Formeln zu verwandeln ...

Nicht die Technologien sind Schuld, sondern die Tatsache, dass immer häufiger nur noch das im Menschen gefordert und gefördert wird, was mit den Rechnern kompatibel ist. Eine Welt ohne Informationstechnologie ist nicht vorstellbar. Aber die pure Koexistenz von Mensch und Computer führt zum Sieg der künstlichen Intelligenz. Schon bald werden Computer zu Dingen fähig sein, die heute noch unvorstellbar scheinen. Sie werden unsere Wünsche besser kennen als wir selbst und in der Lage sein, sogar unsere Assoziationen in Software zu übersetzen. Wichtig aber ist, dass wir währenddessen unsere Fähigkeiten nicht verlieren. Wir können zurückfordern, was uns genommen wird, wenn wir die Stärken des Menschen neu bestimmen.

Ausgehend von Gesprächen mit den führenden Köpfen des Internet-Zeitalters und wichtigen Vertretern der modernen Psychologie zeigt Frank Schirrmacher, wie sich schon in den nächsten Jahren das Selbstbild des Menschen wandeln könnte und welche faszinierenden Antworten auf diese Krise möglich sind.

• Wir werden bombardiert mit dem, was andere Menschen jede Sekunde tun
• Wir werden voraussagen können, was jeder Mensch in der nächsten Minute tun will
• Wir wissen alles. Und nichts über uns selbst

Autor
Frank Schirrmacher, Jahrgang 1959, Studium in Heidelberg und Cambridge, Promotion. Seit 1994 ist er einer der Herausgeber der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung". 2004 sagte er dem Altersrassismus den Kampf an – für sein Buch "Das Methusalem-Komplott" erhielt er u. a. den "Corine-Sachbuch-Preis" und die Auszeichnung "Journalist des Jahres 2004". Mit "Minimum" landete er 2006 erneut einen publizistischen Coup und setzte das Thema des Jahres. Zuletzt erhielt er 2007 als erster Journalist den "Jacob-Grimm-Preis Deutsche Sprache" und wurde 2009 mit dem "Ludwig-Börne-Preis" ausgezeichnet. Frank Schirrmacher lebt in Frankfurt und Potsdam.

Fazit
"Debattentreiber" wird Frank Schirrmacher zu Recht von Rezensenten genannt. Sein Diskursbuch " Payback - Warum wir im Informationszeitalter gezwungen sind zu tun, was wir nicht tun wollen, und wie wir die Kontrolle über unser Denken zurückgewinnen" beweist dies, denn die elektronischen Maschinen und Geräte werden unseren Wünschen nicht nur entgegenkommen sondern voraus eilen - so dass unsere humanen Fähigkeiten parallel dazu ständig am laufenden gehalten und geübt werden müssen, so Schirrmacher und wir können das wohl nachvollziehen und dem zustimmen. Was wir damit tun. Payback ? Ein treffliches Diskursbuch für unsere digitale Zukunft. 09-12 w.p.

Castells, Manuel : Das Informationszeitalter. Teil III: Jahrtausendwende

W+B Agentur-Presseaussendung Januar 2008
Buchbesprechung
<< Castells, Manuel : Das Informationszeitalter. Teil III: Jahrtausendwende >>
Übersetzt von Reinhart Kössler.
Verlag Leske + Budrich, D-51379 Leverkusen; http://www.leske-budrich.de

Fazit
auf der Basis der Themenfolgen:
Der Autor Manuel Castells zeigt im Teil III: "Jahrtausendwende" der Reihe "Das Informationszeitalter" eine Zeit der Veränderung auf und eine Vision zum Kommenden.
1. Er beschäftigt sich mit der Krise des industriellen Etatismus und dem Zusammenbruch der Sowjetunion: Dabei fällt ihm die Umkehr der Identität und die Krise des sowjetischen Förderalismus a.B. "perestrojka" ins Auge...Nationalismus kontra Demokratie...
Im 2. Teil schildert Castells die Enstehung der Vierten Welt: Informationeller Kapitalismus, die mit einherschreitende Armut und soziale Exklusion...Apartheit, Räuberstaat, Ökonomie der self-reliance/Selbst-Abhängigkeit...duales Amerika, sexuelle Ausbeutung, Zugrunderichten und Töten von und durch Kinder/n.. schliesslich die schwarzen Löcher des informationellen Kapitalismus...
Im 3. Kapitel kommt er auf die perverse Kopplung der globalen kriminellen Ökonomie zu sprechen. Dazu zählen die durch Globalisierung entstandenen weltweit verknüpften Verbrecherorganisationen und ihre Akteure in Russland, Lateinamerika (Drogenbranche), speziell in Kolumbien.
Im 4. Abschnitt beschäftigt Castells sich mit der Entwicklung und Krise in der asiatischen Pazifikregion ihrer Globalisierung und Staatsstrukur: Es wird die widersprüchliche Beziehung des japanischen Ent-, besser Verwicklungsmodell gezeigt, und die Vier asiatischen Tiger mit Drachenkopf analysiert: Singapur, Südkorea, Taiwan undHongkong (Modell und Wirklichkeit)..und deren Demokratieverständnis, Identität und Entwicklung.. Darüber hinaus wird der Chinesische Entwicklungs-Nationalismus mit seinen sozialistischen Charakterzügen subtil dargestellt ( Revolutionsphasen, Guanxi-Kapitalismus, bürokratisch-kapitalistische Unternehmertum und deren Globalisierungstendenzen..
Im Schlussteil stellt Castells die Vereinigung Europas, seine Globalisierung, Identität und Netzwerkstruktur zur Debatte:
Es werden die Abfolgen defensiver Reaktionen zur beginnenden kulturellen Integration aufgezeigt, Netzwerkstatt als Europäisches Projekt gesichtet. Was tun - heisst seine Schlussfrage? Seine Antwort : Jedesmal wenn darauf ernsthaft Intellektuelle antworten, kommt es zur Katastrophe....final gesehen: besteht das Versprechen des Informationszeitalters in der Entfesselung einer nie da gewesenen produktiven Fähigkeit durch Macht des Geistes und Castells Vision:
"Ich denke, also produziere ich", dabei wir werden wir Musse haben, mit Spiritualität zu experimentieren und die Gelegenheit , uns mit der Natur zu versöhnen ? An dieser Stelle positionieren wir schlussfolgernd aus Castells Prämissen unser Fragezeichen.

Datenautobahn

Datenautobahn
Die Datenautobahn ermöglicht Organisationsformen, die nicht mehr standort- sondern projektbezogen sind. Die Flexibilität bei der Standortwahl erhöht sich. So können neue Produkte von weltweit verstreuten Teams entwickelt werden, über das Breitbandnetz am gleichen Modell arbeiten..Das Informationszeitalter eröffnet zudem gesellschaftliche Fortschrittsperspektiven. So können durch die Arbeit am vernetzten häuslichen Monitor/Telearbeit Beruf, Familie und Freizeit besser miteinander vereinbart werden.. Risiken: So können etwa Probleme des Schutzes und der moralischen Qualität der transportierten Daten auftreten. >Mut zum Aufbruch: David de Pury ABB, Heinz Hauser Uni SG, Beat Schmid Uni SG; S 51

Robert B. Laughlin: Das Verbrechen der Vernunft - Betrug an der Wissensgesellschaft

Online-Publikation: August 2008 im Internet-Journal <<kultur-punkt.ch>>
Ereignis-, Ausstellungs-, AV- und Buchbesprechung
<< Robert B. Laughlin: Das Verbrechen der Vernunft - Betrug an der Wissensgesellschaft >>
Aus dem Englischen von Michael Bischoff
edition unseld 2
159 Seiten, Broschur; (ISBN 978-3-518-26002-9) Euro ca. 10,00 [D] / Euro ca. 10,30 [A] / sFr ca. 18.00
Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 2008; http://www.suhrkamp.de;  

Inhalt
Wir leben in einer Wissensgesellschaft, die freien Zugang zu Informationen ermöglicht. Doch ist längst eine paradoxe Situation entstanden: Wissen ist gefährlich. Die Möglichkeiten, Wissen zu erwerben, können zu erheblichen Konflikten führen. »Was darf ich wissen?« Diese Frage könnte in unserem Informationszeitalter zu einer Schlüsselfrage werden. Wer Wissen erwirbt, noch dazu technisches Wissen, kann schnell an den Rand der Legalität geraten. Je mehr Technologien vermögen, desto weniger wird das Wissen über diese Technologien frei verfügbar. Wir müssen uns daher mehr und mehr mit dem bizarren Konzept des »Verbrechens der Vernunft« auseinandersetzen, damit, daß frei erworbene Erkenntnisse aus wirtschaftlichen, politischen oder militärischen Gründen als illegal erklärt werden. So gehört es zu den Absurditäten des Patentrechts, daß Konzerne in großem Umfang neue und auch zu erwartende Entwicklungen schützen lassen und damit andere Erfindungen blockieren; ein Geistesblitz kann dann schnell eine Verletzung des Patentrechts bedeuten. Ob es um Atomphysik geht, um Gentechnik oder Computerprogramme – der Physiknobelpreisträger Robert B. Laughlin enthüllt in seinem Essay die Mechanismen der Geheimhaltung von Wissen und zeigt anhand von vielen Beispielen, daß bald ein neues Dunkles Zeitalter beginnen könnte, dessen Kennzeichen nicht Information und Wissen sind, sondern Desinformation und Ignoranz.

Autor
Robert B. Laughlin, geboren 1950, Professor für Physik an der Stanford University, Nobelpreis für Physik 1998 (zusammen mit Horst Störmer und Daniel C. Tsui für die »Entdeckung einer neuen Art von Quantenflüssigkeit«). Von 2004 bis 2006 war Laughlin Präsident der Technischen Universität KAIST in Südkorea. Er hält regelmäßig Vorträge an international renommierten Universitäten auf der ganzen Welt. Ausgezeichnet wurde er auch mit dem Ernest O. Lawrence Award for Physics, der Benjamin Franklin Medal, dem Oliver E. Buckley Prize und der Onsager Medal.
Robert B. Laughlin ist Eröffnungsredner der unseld lectures am Forum Scientiarum im Mai 2008.

Fazit
Der Physiknobelpreisträger Robert B. Laughlin beschäftigt sich in seiner Streitschrift "Das Verbrechen der Vernunft" mit dem Betrug an der Wissensgesellschaft in zehn Kapiteln. In diesen werden die Wissens-Begriffe Naivität, deren Gefährlichkeit, Kryptografie, Glückspiel, Patentwesen, Nukleartechnologie, Lebensfakten, Klonkriege, Spam und schliesslich das "getrübte Utopia" behandelt, so schliesst Laughlin parodisch-verbittert und enttäuscht mit folgenden Worten, deren Quintessenz wir uns anschliessen: "Wie kann jemand (Der Mensch der Doxa, PA4, prankl)" der bei Verstand ist, irgend wo anders leben wollen? Wie bedeutungslos und dekadet diese blaue Kugel doch geworden ist".

http://archiv.kultur-punkt.ch/akademie4/diskurs/suhrkamp08-8laughlin-verbrechenvernunft.htm