Butler, Mark : Das Spiel mit sich. (Kink, Drugs & Hip-Hop

http://en.wikipedia.org/wiki/Sensation_play_(BDSM)

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M. Butler: Das Spiel mit sich. (Kink, Drugs & Hip-Hop

Diskurs Aktuell
Das Spiel mit sich
Online-Publikation: Dezember 2013  im Internet-Journal <<kultur-punkt.ch>>
Ereignis-, Ausstellungs-, AV- und Buchbesprechung
<< Butler, Mark : Das Spiel mit sich. (Kink, Drugs & Hip-Hop) . Populäre Techniken des Selbst zu Beginn des 21. Jahrhunderts .  (Kaleidogramme Bd. 103)  >>
580 Seiten; 15 x 23 cm, broschiert, ISBN: 978-3-86599-199-7; 29.80 €
Kulturverlag Kadmos, Berlin; http://www.kv-kadmos.com;

Inhalt
Was haben die unterschiedlichen Varianten der bizarren Erotik, der rekreative Konsum von Drogen und die Disziplinen des Hip-Hop gemeinsam? Sie sind alle populäre Techniken des Selbst, Praktiken, mit denen Individuen sich erzeugen sowie transformieren, und weisen alle eine spielerische Prägung auf. Während als Axiom antiker Selbsttechniken die Aufforderung zur »Sorge um sich« rekonstruiert wurde und im Anschluss daran die ökonomisch geprägte »Arbeit an sich« der Moderne herausgearbeitet wurde, beleuchtet dieses Buch das ästhetische Spiel mit sich, das sich gegenwärtig überall beobachten lässt. Das Modifizieren des Körpers, das Fetischisieren von Dingen und die Rituale des BDSM; die Einnahme von Cannabis, Kokain, Amphetamin und MDMA; Writing, DJing, Breaking und MCing – allen untersuchten Praktiken ist gemeinsam, dass es Spiele sind bei denen der Einsatz das Selbst ist. Im Vollzug dieser spielerischen Selbsttechniken geht das Subjekt verloren, um sich in veränderter Form wieder zu gewinnen. Dies gilt, egal ob es sich um eine riskante Zurschaustellung von Leidenschaften handelt, um ein waghalsiges Spiel mit dem eigenen elektrochemischen Haushalt, oder um eine wettkämpferische Selbstbehauptung aus einer prekären Situation heraus.

Autor
Dr. Mark Butler, geb. 1974 in New York, Studium der Europäischen Ethnologie und Kulturwissenschaft sowie Promotion in Kulturwissenschaft an der Humboldt-Universität zu Berlin; Arbeit als Futurologe bei der Society & Technology Research Group der Daimler AG; wissenschaftlicher Mitarbeiter am Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung; wissenschaftlicher Mitarbeiter und Projektleiter am Unabhängigen Institut für Umweltfragen e.V.; derzeit wissenschaftlicher Mitarbeiter in der Europäischen Medienwissenschaft am Institut für Künste und Medien der Universität Potsdam und Koordinator des dort angesiedelten Digital Games Research Centers (DIGAREC).
WOULD YOU LIKE TO PLAY A GAME?

http://ssl.einsnull.com/paymate/dbfiles/pdf/resource/803.pdf

Fazit
Der Ethnologe und Kulturwissenschaftler  Dr. Mark Butler ist gleichsam ein Wirbelwind von modisch-aktuellen Begriffen in seinem Diskursbuch "Das Spiel mit sich" und uns bei (Kink, Drugs & Hip-Hop und weiteren pop/ulärenTechniken des Selbst zu Beginn des 21. Jahrhunderts. So haben wir uns entschlossen ein Glossar (4) dazu in situ hinzuzufügen, um den QuereinsteigerInnen diese schwere Kost  genussvoller zu gestalten. Bei seinem Querblick zum aktuellen fragmentierten (2) Fetisch - Verhalten und Praktiken entbirgt Butler gleichsam die brüchige Ästhetik, die bereits im Wiener Aktionismus (2) und im agonalen Spiel (3 ...) zutage tritt, die sich dann bis zu den psychotropischen Spielen, pharma- und tecnno-medial gestützt, erweitert und vertiefend bis zur Entleibung fortsetzen. So kommt der Gedanke auf, dass auf diesem Felde zweifelsfrei eine paralell-begleitende Marketingstrategie zugrunde liegt, die zur Fraktale und Fragmentierung des Lebens führt, um die Subjekte so zu formen, dass sie als Schein-Subjekte, wie im Hamsterrad der Gouvernementalität (3) zu subjekt-maskierten Individuen werden, um so den Interessen der Machtinhaber gefügiger zu Diensten zu sein. In diesem Sinne ist dieses Diskursbuch ein bereichender Leitfaden zur optimierten Durchschaubarkeit. m+w-p13-12

http://de.wikipedia.org/wiki/Sophrosyne
***
(1) Fragmentierung
http://www.kultur-punkt.ch/galerie/fragmentierung-torsi13-1.htm
http://www.kultur-punkt.ch/galerie/fragmentierung-masken13-1.htm
(2)
http://de.wikipedia.org/wiki/Wiener_Aktionismus
(3)
- Gouvernementalität (frz. Gouvernementalité) ist ein Begriff in Sozial- und Geschichtswissenschaften. Er geht auf den französischen Gesellschaftstheoretiker Michel Foucault zurück. Gouvernementalität umfasst ein ganzes Bündel von Erscheinungsformen neuzeitlicher Regierung, die das Verhalten von Individuen und Kollektiven steuern. Foucault definiert:
http://de.wikipedia.org/wiki/Gouvernementalit%C3%A4t
- http://www.kultur-punkt.ch/akademie4/pa4-13-11gutleben-foucault-leben-wirken.htm
- http://www.kultur-punkt.ch/akademie4/PA4-13-11gutleben-foucault-ausdrucksakt.htm

(4) Glossar zur Klärung bei Lesung in situ* :

adhs
ADHS bzw. ADS, so wird eine ,schon im Kindesalter beginnende, psychische Störung genannt. Symptome sind Aufmerksamkeitsschwäche, impulsives Verhalten und manchmal auch Hyperaktivität. Die Ausprägung ist unterschiedlich. Mal steht die Hyperaktivität im Vordergrund wie beim Zappelphillip, mal die Aufmerksamkeitsschwäche wie beim Hans-guck-in-die Luft. http://www.adhs.de/

agonales spiel
Agonal respiration is an abnormal pattern of breathing characterized by gasping, labored breathing, accompanied by strange vocalizations and myoclonus. http://en.wikipedia.org/wiki/Agonal_respiration
of, pertaining to, or symptomatic of agony, esp. paroxysmal distress, as the death throes.  http://www.thefreedictionary.com/agonal

bdsm
BDSM ist die heute in der Fachliteratur gebräuchliche Sammelbezeichnung für eine Gruppe miteinander verwandter sexueller Vorlieben, die oft unschärfer als Sadomasochismus oder umgangssprachlich auch als SM oder Sado-Maso bezeichnet werden. Weitere mögliche Bezeichnungen für BDSM sind beispielsweise Ledersex oder Kinky Sex.http://de.wikipedia.org/wiki/BDSM

body play
bodyplay Magazines, and Piercing School, Salon de massage érotique ambiance ..;
Big body play supports children's physical development but it also supports the development of children's social awareness, emotional thinking, and language

breckbeat
Ein Breakbeat ist ein Rhythmus, der in der elektronischen Musik verwendet wird.
Dabei werden Ausschnitte echter Schlagzeugrhythmen (Samples), die meist aus Breaks von Funkliedern stammen, als Loop abgespielt. Oft werden dabei auch mehrere Aufnahmen in Bruchteile von Takten oder in lange Ausschnitte zerhackt und in veränderter Abfolge übereinander gelegt (Slicing). Besonders in Jungle-Produktionen wird die Abspielgeschwindigkeit drastisch erhöht und die Samples werden mit zahlreichen Effekten versehen.
Seinen Ursprung hat der Breakbeat im New York der 70er-Jahre. In einer Disco mixte Kool DJ Herc zwei als Schlagzeugsoli angelegte Breaks nahtlos ineinander. Dieses Experiment war die Wurzel von Hip-Hop, Drum and Bass und dem, was heute unter Breakbeat verstanden wird.http://de.wikipedia.org/wiki/Breakbeat

bricolage
Bricolage [brikɔlaʒ] bedeutet wörtlich aus dem Französischen übersetzt Bastelei oder Heimwerkerei. Im übertragenen Wortsinne kann es auch für "Gebastel" im Sinne von provisorisch stehen und wird so auch in einigen deutschsprachigen Gebieten (die nahe dem französischen Gebiet liegen bzw. zweisprachig sind) verwendet.
Bricolage (manchmal auch sampling genannt) bezeichnet in der Jugendkultur die Technik, Gegenstände in einen neuen Kontext zu stellen, der nicht den ursprünglichen Normativen entspricht – Kleidung, Symbole und Embleme künstlich zusammenzustellen. Dabei kann deren ursprüngliche Bedeutung verändert oder sogar aufgehoben werden.
Beispiele für Bricolage sind im Punk die Verwendung von Sicherheitsnadeln als Ohrschmuck oder Hakenkreuze zur Provokation, ohne damit nationalsozialistische Gesinnung ausdrücken zu wollen. Auch die massiven Goldketten, mit denen Hip-Hopper ihren sozialen Aufstieg verdeutlichen, sind eine Form von Bricolage.
Diese Begriffsverwendung von Bricolage geht auf den Ethnologen Claude Lévi-Strauss zurück, der 1962 sein Konzept des „Wilden Denkens“ („nehmen und verknüpfen, was da ist“) vorstellte und diesen Begriff so in die Sozialwissenschaften einführte. Für ihn ist Bricolage die nicht vordefinierte Reorganisation von unmittelbar zur Verfügung stehenden Zeichen bzw. Ereignissen zu neuen Strukturen.
Es gibt auch ein Content-Management-System namens Bricolage, welches in seiner FAQ ebenfalls Bezug auf den Begriff von Claude Lévi-Strauss nimmt.http://de.wikipedia.org/wiki/Bricolage

cannabis 342
Cannabis und Psychoserisiko: Kausalität bestätigt von brainblogger @ 2013-07-31 – 16:08:38
Cannabis-Konsum als Teenager oder junger Erwachsener erhöht das Risiko von Psychosen. Zu diesem Ergebnis ist ein Wissenschaftlerteam unter der Leitung von Jim van Os von der Universiteit Maastricht http://maastrichtuniversity.nl gekommen. Die Forscher begleiteten 1.900 Personen über einen Zeitraum von zehn Jahren. Obwohl ein Zusammenhang längst bekannt ist, war bisher umstritten, ob das Haschisch die Krankheit auslösen kann, ob ein kausaler Zusammenhang besteht. http://brainblog.blog.de/2013/07/31/cannabis-psychoserisiko-kausalitaet-bestaetigt-16279738/

dupa fly bikh : 22 Videos ...http://www.youtube.com/watch?v=UqB_V3R_GvE

genealogie
Genealogie (von altgriechisch geneá „Familie“ und lógos „Lehre“: genealogía „Stammbaum“)[1] bezeichnet im engeren Sinne die historische Hilfswissenschaft der Familiengeschichtsforschung, umgangssprachlich Ahnenforschung. Genealogen oder Familienforscher befassen sich mit menschlichen Verwandtschaftsbeziehungen und ihrer Darstellung.http://de.wikipedia.org/wiki/Genealogie

getting up/ kreative media-künstler-gruppierung: Sgraffitis, Videos ..
Die Ateliergemeinschaft getting-up wurde 1999 von den Künstlern Gerrit Peters (TASEK), Mirko Reisser (DAIM) und Heiko Zahlmann (RKT one) gegründet.
http://getting-up.org/de
Marc Eckō's Getting Up: Contents Under Pressure is a video game released on February 14, 2006. It was developed by The Collective, Inc. and published by Atari under license by Marc Ecko. There were two editions of the game, one being a limited edition and the other being the normal release.http://en.wikipedia.org/wiki/Marc_Eck%C5%8D's_Getting_Up:_Contents_Under_Pressure

heterotopie
Heterotopie (aus gr. hetero (anders) und topos (Ort)) ist ein von Michel Foucault in einer frühen Phase (1967) seiner Philosophie kurzzeitig verwendeter Begriff für Räume bzw. Orte und ihre ordnungssystematische Bedeutung, die die zu einer Zeit vorgegebenen Normen nur zum Teil oder nicht vollständig umgesetzt haben oder die nach eigenen Regeln funktionieren. Foucault nimmt an, dass es Räume gibt, die in besonderer Weise gesellschaftliche Verhältnisse reflektieren, indem sie sie repräsentieren, negieren oder umkehren.
Heterotopien sind „wirkliche Orte, wirksame Orte, die in die Einrichtung der Gesellschaft hineingezeichnet sind, sozusagen Gegenplatzierungen oder Widerlager, tatsächlich realisierte Utopien, in denen die wirklichen Plätze innerhalb der Kultur gleichzeitig repräsentiert, bestritten und gewendet sind, gewissermaßen Orte außerhalb aller Orte, wiewohl sie tatsächlich geortet werden können“ http://de.wikipedia.org/wiki/Heterotopie_(Geisteswissenschaft)

hip-hop
Hip-Hop bezeichnet nicht ausschließlich eine Musikrichtung, sondern auch die Jugendkultur Hip-Hop mit den Elementen Rap (MCing), DJing, Breakdance, Graffiti-Writing und Beatboxing.
Hip-Hop-Musik (Existenz von verschiedenen Schreibweisen) hat ihre Wurzeln in der schwarzen Funk- und Soul-Musik. Der Rap (Sprechgesang), der aus der jamaikanischen Tradition des Toasting entstand, das Samplen und das Scratchen sind weitere Merkmale dieser aus den schwarzen Ghettos der USA stammenden Musik. Der bedeutungsfreie Begriff Hip-Hop geht (je nach Quelle) entweder auf Lovebug Starski oder DJ Hollywood zurück, beide Pioniere der Form.http://de.wikipedia.org/wiki/Hip-Hop

*) in situ (lat. für „am (Ursprungs-) Ort“, „am Platz“, „an Ort und Stelle“) ist ein lateinischer Begriff, der als Fachbegriff in unterschiedlichen Disziplinen verwendet wird. Gegenteil zu in situ ist ex situ (außerhalb des (Ursprungs-)Ortes). Allgemein bezeichnet der Begriff in den Naturwissenschaften die Untersuchung eines Objektes, einer Reaktion, eines Prozesses dort, wo diese natürlich auftreten, als Gegensatz zu Untersuchungen in präparierten Umgebungen.

kink-clubkultur / Kinky Sex / BDSM
BDSM ist die heute in der Fachliteratur gebräuchliche Sammelbezeichnung für eine Gruppe miteinander verwandter sexueller Vorlieben, die oft unschärfer als Sadomasochismus oder umgangssprachlich auch als SM oder Sado-Maso bezeichnet werden. Weitere mögliche Bezeichnungen für BDSM sind beispielsweise Ledersex oder Kinky Sex.
http://de.wikipedia.org/wiki/BDSM
This article is about sexuality and sexuality related concepts. For other uses, see Kink (disambiguation).
In human sexuality, kinkiness or kinky (adjective), is a term used to refer to an intelligent and playful usage of sexual concepts which are overt, accentuated, unambiguously expressive of sexuality.http://en.wikipedia.org/wiki/Kink_(sexual)

mdma
MDMA steht für die chirale chemische Verbindung 3,4-Methylendioxy-N-methylamphetamin. Es gehört strukturell zur Gruppe der Amphetamine. MDMA war bis in die 1980er Jahre mit der Droge Ecstasy synonym.
http://de.wikipedia.org/wiki/MDMA
neosexualität
Der Begriff Neosexuelle Revolution bezeichnet einen eher unspektakulär verlaufenden, aber tiefgreifenden kulturellen Wandel der Sexualverhältnisse und der Sexualmoral in den Ländern der „westlichen Welt“, der nach der sexuellen Revolution der Jahre der 68er-Bewegung einsetzte und nach wie vor andauert.http://de.wikipedia.org/wiki/Neosexuelle_Revolution

oikos
Oikos  war im antiken Griechenland die Haus- und Wirtschaftsgemeinschaft, die den Lebensmittelpunkt bildete. Die Begriff Ökonomie und Ökologie sind davon abgeleitet.http://de.wikipedia.org/wiki/Oikos

psychotropie
Eine psychotrope Substanz ist ein die Psyche des Menschen beeinflussender Stoff. Man spricht auch von einer psychoaktiven Substanz oder einem Psychotropikum
http://de.wikipedia.org/wiki/Psychotrope_Substanz
pumping
1977 beleuchtete ein Dokumentarfilmer die bis dahin exotische Welt der Bodybuilder....https://www.google.de/search?q=pumping+iron+deutsch&rls=com.microsoft:de:IE-SearchBox&ie=UTF-8&oe=UTF-8&sourceid=ie7&rlz=1I7RNTN_de&gws_rd=cr&ei=cxmnUq1aiMPJA6qWgcgO

sensation play
Erotic sensation play is a class of activities meant to impart physical sensations upon a partner, as opposed to mental forms of erotic play such as power exchange or sexual roleplaying.http://en.wikipedia.org/wiki/Sensation_play_(BDSM)

sphronosyne
besonnene Gelassenheit, die Sokrates als menschliche Haupttugend hervorgehoben hat, siehe Besonnenheit

http://de.wikipedia.org/wiki/Sophrosyne

soma - technik / rolfing
Somatisch
bedeutet: „das, was sich auf den Körper bezieht; körperlich“. Der Begriff leitet sich vom griech. σῶμα, soma (Plural: somata) zur Bezeichnung des Körpers oder des Leibes ab. Somatogen bedeutet demgegenüber „das, was sich vom Körper herleitet“, von ihm kommt oder aus ihm heraus – der wörtlichen Bedeutung der griechischstämmigen Silbe -gen entsprechend – entsteht und somit auch meist körperlich bedingt ist. Somatogenese ist daher der Gegenbegriff von Psychogenese. http://de.wikipedia.org/wiki/Somatisch
Rolfing /
Strukturelle Integration, Neurophysiologische Integration, Soma, Hellerwork oder Living Anatomy
Definition Körpermanipulation/-arbeit mittels Massage- und Bewegungstechniken im Liegen, Sitzen, Stehen und Gehen. Ursprung Von der amerikanischen Biochemikerin Ida P. Rolf (1896-1979) in den 1950er Jahren entwickelte Körpertherapie, die ihrem Namen entsprechend als 'Rolfing' benannt ist.

soziospirituell
Religiosität und Spiritualität im Krankheitsprozess
Wellness – Esoterik – Religion: Dieser Sammelband analysiert die Sehnsucht des Menschen nach Heil im aktuellen Spannungsfeld von Wellness-Kultur, esoterischer Heilserwatung und religiösen Heilsversprechen. Kann die christliche Religion zum Heilsein des Menschen beitragen? Und was bedeutet Heil, wenn die moderne Medizin nicht mehr weiter weiß? Die Autorinnen und Autoren der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Graz stellen diese Fragen aus ihrem jeweiligen fachlichen Blickwinkel.http://a-research.info/tags/bio-psycho-sozio-spirituelles-modell

testifying
aussagen [unter Eid]law < bezeugen bescheinigen bekunden Zeugnis ablegen als Zeuge aussagen

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H. Heere : Einbildungskraft und Wahrheit - Pygmalion

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H. Heere: Kunst- & Weltspiele
http://www.heereart.com/
https://www.facebook.com/heribertheere

I
Einbildungskraft und Wahrheit
Diese zweieinhalbtausendjährige Fehldeutung der Rolle des Bildes als Favorisierung des Ab- bzw. Ebenbildes und Verwerfung des Simulakrums hatte natürlich massive Folgen für die "Geschichte der Einbildungskraft" (phantasia), die sich als Aufwertung der Einbildungskraft als "sinnliche Erkenntnis" und Abwertung der Phantasie als bloßes Gaukelspiel beschreiben lässt. Beide sind aber im griechischen Begriff der phantasia gleich enthalten.
Es erscheint müßig, als Künstler wieder mal ein Lob der Einbildungskraft zu singen, auch wenn mein Konzept der Collage als Metamorphose ohne ein gehöriges Maß an Phantasie nicht möglich ist. Damit ist aber auch eine Einbuße an „Wahrheit“ verbunden und man muss – wohl oder übel – eine gewisse Beliebigkeit konstatieren. Die Spatzen pfeifen es längst von allen Dächern, dass es keine absolute Wahrheit – insbesondere in der Kunst – gibt. Trotzdem erscheint es schon paradox, dass gerade die Moderne mit ihren unzähligen Manifesten, wie keine Epoche vor ihr, die jeweils absolute Wahrheit proklamierte – und eben deshalb eine vorher nie gekannte Beliebigkeit produzierte, die in der sogenannten Postmoderne ihren Höhepunkt erreichen sollte.
Wir dürfen natürlich nicht vergessen, dass im Wort „beliebig“ die „Liebe“ steckt. Giorgio Agamben stellt fest, dass das beliebige Sein nicht nur „gleichgültig, egal welches“ bedeutet, sondern vielmehr „das Seiende, das allgemein beliebt“.  Als solches ist es mit dem Begehren verbunden, denn die Liebe will das singuläre Sein, so wie es ist, also weder Teile davon noch ihre „fade Allgemeinheit“.
Für den Künstler bedeutet Beliebigkeit nicht nur ein Maximum an Möglichkeit, sondern viel-mehr genau das, was er mag und will. Trotzdem bleibt eine gewisse Wehmut (die sich sogar bis zur Verzweiflung steigern kann) über die verlorene und niemals mehr erreichbare ver-meintliche absolute Wahrheit. Vielleicht lassen sich meine Collagierungen von Details aus früheren „wahren“ Welten, wie Religion, Schönheit etc. als ein Spiel mit Absolutheiten be-greifen, das allerdings kein Selbstzweck ist (obwohl dies gar nicht so schlecht wäre), sondern auf etwas hinausläuft, was man als die „Macht der Einbildungskraft“ bezeichnen kann.
Die oft, auch von prominenter Seite, vertretene Meinung, „Kunst sei Lüge“ setzt voraus, dass es eine „Wahrheit“ gebe. Wenn es aber keine Wahrheit gibt, kann es auch keine Lüge geben oder, um mit Nietzsche zu sprechen „Die wahre Welt haben wir abgeschafft: welche Welt blieb übrig? die scheinbare vielleicht? ... Aber nein! mit der wahren Welt haben wir auch die scheinbare abgeschafft!“  Mir scheint, es bleibt uns nichts anderes übrig, als an der Re-Fabulierung der Welt zu arbeiten!

I
PYGMALION
Thesen zu Pygmalion
- Was bei Jensens Gradiva und bei Freud als Wahn erscheint, nämlich die Versteinerung und Mortifizierung des Lebenden, ist de facto die Qualität des Bildes im Allgemeinen und der Statue im Besonderen. Diese Qualität bezeichnet man als Simulakrum.
- Die Verwandlung des geliebten Bildwerks des Künstlers Pygmalion in die lebendige Geliebte durch die Göttin Venus ist eine An-Spielung sowohl an das Spiel des Eros wie auch an das Spiel der Kunst und nicht zuletzt an das Spiel der Götter – nicht an das Spiel des Gottes, denn im Monotheismus ist das Spielerische ausgeschlossen, z.B. das welten-schaffenden Spiel des Kindes bei Heraklit oder „lila“ als Gaukelspiel der Welt im indischen Vedanta).
- Allerdings präfiguriert der Mythos von der Fleischwerdung der Statue des Pygmalion die Inkarnation des christlichen Bildes. Der Sinn der Inkarnation ist laut Marie-Jose Mondzain, „einem Bild Fleisch und Körper zu geben, indem sie ihm die Macht zuwies, zur Unsichtbarkeit seines göttlichen Vorbilds zu führen“ . Weiterhin geht Mondzain auf die Ambivalenz der christlichen Inkarnation ein, einerseits Fleisch und nicht Körper sein zu wollen (Inkarnation versus Verkörperung!), da sonst der Idolatrie verdächtig, andererseits, um das Fleisch darzustellen, brauchte man als Bildner den Körper. So wurde sozusagen als Quidproquo in der christlichen Welt ein beispielloser „Kult“ des Körpers, besonders des nackten, entfaltet.
- Damit hat die christliche Kunst als Kompromiss das bis heute konstitutive Spiel des Bildwerks als An-Spielung und „Zu-Spiel“ (um mit Heidegger zu reden) von Kunst und Leben, von Kultur und Natur, von Nachahmung und Verdoppelung und besonders von Schein und Sein auf den Weg gebracht. Als Spiel des Simulakrums zwischen Abbild und Fetisch, Begehren und Erlösen, Offenheit und Hermetik lässt sich der Pygmalion-Mythos sogar als Inkunabel der Postmoderne begreifen.

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P. Abraham: Als ich das Spielen verlernte .

Wir würdigen / Kinderkultur / Belletristik 
Ein autobiografischer Roman von Peter Abraham
-ww-kulturmaschinen15-2abraham-spielen


Online-Publikation: Februar 2015  im Internet-Journal <<kultur-punkt.ch>>
Ereignis-, Ausstellungs-, AV- und Buchbesprechung
323 Seiten, bibliophile Broschur; 978-3-940274-59-5; 16,90 €
Kulturmaschinen Verlag D-97199 Ochsenfurt; http://www.kulturmaschinen.com

Inhalt
Ein Junge wird ins Nazideutschland hineingeboren als Sohn eines Widerständlers in Berlin. Er ist schwach und ungeschickt, weshalb sein Vater ihn missachtet. Kein Held wie jener, erlebt er eine Kindheit aus Verstellung, Schweigen, Flucht, Scham und Einsamkeit. „Viele Jahre habe ich mich deshalb geschämt und habe kaum etwas über meine Erlebnisse erzählt.“
Bruchstücke dieser Kindheit ohne Kindsein finden sich als Motive in den Kinder- und Erwachsenenbüchern von Peter Abraham. In diesem bislang biografischsten Buch legt er heute endlich quasi in Reinform seine damaligen Erlebnisse offen.
Dieses Buch sollte jeder lesen, der die Nazizeit und die direkten Nachfolgen begreifen möchte, gerade weil man hier eine Perspektive miterlebt aus dem Mittendrin eines Menschen, der viel sieht aber wenig begreift. Geeignet, ja geradezu notwendig als Schullektüre.
Peter Abraham gehört zu den bekanntesten Kinder- und Jugendbuchautoren der DDR. Sein "Schulgespenst" wurde hunderttausendfach in viele Sprache übersetzt, viele seine Bücher wurden verfilmt. Über Jahre arbeitete er auch als Dramaturg.
 
Der Protagonist
Peter Abraham ist tot.
Der Jugend- und Kinderbuchautor, der seine großen, millionenfach gedruckten Erfolge in der DDR feierte, starb am 6. Februar im Alter von 79 Jahren in Potsdam.
Die Jugendbücher „Das Schulgespenst“, der Roman „Die Schüsse auf der Arche Noah“ und „Rotfuchs und andere Leute“ wurden in viele Sprachen übersetzt und erreichen Auflagezahlen von mehreren Millionen Exemplaren.
Nach der Wende veröffentlichte Abraham im Kulturmaschinen-Verlag das Buch „Kuckucksbrut“, einen Roman mit autobiographischen Zügen. Das Buch war zur Wende bereits gedruckt, wurde dann jedoch zusammen mit mehreren Tausend anderen Titeln der DDR-Literatur auf eine Müllhalde geworfen. Drei Jahre vor seinem Tod erschien die Autobiographie der frühen Jahre „Als ich das Spielen verlernte“.
Peter Abrahams Vater,
ein Passfälscher, der mit seiner Kunst falsche Papiere herzustellen während des Naziregimes Juden zur Flucht verhalf, war ein kalter Mann. Peter Abraham wuchs in Kinderheimen der DDR auf. Kurz vor Kriegsende hatte man ihn nach Ostpreußen verschickt, wo er hinter die Front geriet, von einer russischen Brigade gerettet und in ein katholisches polnisches Kinderheim gebracht wurde. Von dort aus marschierte der neunjährige Peter allein zurück nach Berlin.
Mehr als 30 Bücher hat er geschrieben, sieben Filme sind nach seinen Vorlagen gedreht worden.
Es wird das Bestreben der Familie, der Freunde und Fans und natürlich des Verlages sein, dass der Name dieses großen Autors nicht verloren geht.

Autor
Peter Abraham (verstorben 6. Februar 2015) wurde 1936 in Berlin geboren. Sein Vater, der sich auf das Herstellen fast echter Dokumente verstand, lebte während der Endphase des Hitler-Faschismus in der Illegalität und stattete u.a. Juden mit notwendigen falschen Papieren aus.
Abraham selbst lebte unter falschem Namen bei Pflegereltern. Nach einer Odyssee in der letzten Phase des Zweiten Weltkrieges (Abraham war u.a. das kindliche Maskottchen einer russischen Kompanie und zeitweise in einem polnischen Waisenhaus) gelang es Peter Abraham mit Hilfe der FDJ und der Volkspolizei in den Ostteil der Stadt zu wechseln und dort in einem Waisenhaus unterzukommen. Er entging damit einer Unterbringung in Westberlin, die ihm als schlechter erschien.
Abraham lernte Verlagsbuchhändler und arbeitete auch in diesem Beruf. Ab Mitte der fünfziger Jahre folgte eine Studium an der Filmhochschule Babelsberg. Aber 1960 war er als Dramaturg beim Fernsehen der DDR beschäftigt. Seit Mitte der siebziger Jahre schrieb er auch Theaterkritiken.
Seit kurz nach der Wende lebt er als freier Schriftsteller in Berlin.
Abrahams Werk besteht überwiegend aus Jugend- und Kinderbüchern, aber auch aus Romanen. Er zählt zu den bekanntesten Kinderbuchautoren der DDR. Vor und nach der sogenannten Wende schrieb Abraham aber auch Drehbücher für Filme und Fernsehserien. Auch zahlreiche seiner Bücher wurden verfilmt.

Fazit
Ein Vorspann
'Eine charakteristische Leseprobe vorangestellt: Meine Großmutter hatte erläutert, der Schatten sei ein Spion! Wenn man ihn erwischte, werde er aufhängt oder erschossen. „Batsch, balla, bum“, hatte sie noch hinzugefügt. Vielleicht würde man nun auch mich aufhängen oder „Batsch, balla,
bum“ machen. „Ich kein Spion!“, stammelte ich hastig...'
Das ''bumm' hat der Verlag in einer Edition von 4 Wortkunstkarten untergebracht, damit eine spielerische Sequenz zur Lebenswelt erzielt:
< Fliege: brumm brumm - Buch: bum bum . Tisch wackelt ? Buch hilft . Du: Wo ist Märchenprinz ? Buch: Hier . Draussen Wanne-Eickel ! Im Buch Paris . > Eine köstliche Animation für die Zielgruppe in der  Bücherwelt.
Von der Verlagsausbildung bis
zur  Buchhandelstätigkeit und zum Buchschreiben erzählt  in entspannter und zugleich entwaffnender Weise Peter Abraham seine bizarre Lebensgeschichte in der DDR mit einer glasklaren Sprache, die zu einem verschmitzten Lächeln verführen kann. Das beflügelte ihn sicherlich als freier Kinderbuchautor auch  Dramaturg zu werden.
So hat er es zugleich in diesem Milieu geschafft,  nicht nur 'beinahe Agent zwischen zwei Welten' zu werden, sondern zwischen trivialer und versteckt-transzendentaler Welt zu kreiiren. Schade, dass wir nicht noch mehr von ihm erfahren, als unsere würdigenden Nachgedanken. m+w.p15-2