Enno Rudolph: Wege der Macht . Philosophische Machttheorien von den Griechen bis heute

Diskurs PA4  A-Z  > M
Machttheorien (E. Rudolph)
-dp-velbrueck17-12machttheorien

Online-Publikation: Dezember 2017 im Internet-Journal <<kultur-punkt.ch>>
Ereignis-, Ausstellungs-, AV- und Buchbesprechung
<< Enno Rudolph: Wege der Macht . Philosophische Machttheorien von den Griechen bis heute >>
156 Seiten; Paperback; Klebebindung; 22.2 x 14 cm; ISBN 9783958321298; 24,90 €
Dieser Titel ist auch im Verlag Humanities Online als E-Book erhältlich: http://www.humanities-online.de
Velbrück Wissenschaft, D-53919 Weilerswist-Metternich; http://www.velbrueck-wissenschaft.de

Inhalt
Macht ist die Fähigkeit, andere seinen Interessen gefügig zu machen. Ausgehend von dieser Definition stellt das vorliegende Buch unterschiedlichste politisch-philosophische Machtheorien einander kritisch gegenüber. Von den Sophisten wird dabei der Bogen geschlagen über die Väter des modernen Liberalismus bis hin zu Carl Schmitt und Michel Foucault.
Deren Ansätze bewerten Machtstreben und Machtgier nicht selten als konstante anthropologische Gegebenheiten, die mit der Kompetenz zur Machtausübung untrennbar verbunden bleiben. Gemein ist ihnen außerdem, dass sie Recht und Moral als offene oder verschleierte Instrumente im Dienste der Machthaber verstehen. Recht diene lediglich der Festschreibung und Moral der Einübung von Konformismus und Unterordnung. Politik wiederum scheint der Clausewitz’schen Formel – allerdings in der von Michel Foucault stammenden Umkehrung – zu gehorchen, wonach Politik als »Fortsetzung des Krieges mit anderen Mitteln« zu definieren ist.
Die Frage, ob und wie der Evidenz dieser Formel und der Logik ihrer Umkehrung begegnet werden kann, wird in der politischen Ideengeschichte – von Rousseau bis Habermas, von Kant bis Rawls oder von Nietzsche bis Rorty – kontrovers diskutiert. Der Autor wertet die Antworten unter der Leitfrage aus, ob es ihnen gelingt, die Behauptung von der Naturgegebenheit des Machtstrebens zu widerlegen.

Autor
Enno Rudolph ist Professor em. für Philosophie an der Universität Luzern. Er promovierte 1974 über Kant und habilitierte sich 1983 über Aristoteles – jeweils an der Universität Heidelberg – und hatte zahlreiche Gastprofessuren im In- und Ausland inne. Von 1977 bis 2000 war er Hauptamtlicher Mitarbeiter und Leiter des Arbeitsbereichs Philosophie am »Interdisziplinären Forschungszentrum FESt« in Heidelberg.

*
Fazit
"Wege der Macht" nennt der Luzerner Philosoph Enno Rudolph seine überaus gelungenen Untersuchung zu "Philosophische Machttheorien von den Griechen bis heute". Beginnend mit der 'Entzauberung durch Sokrates, der 'Expertokratie Pkatons, via Machiavellis Erlangung oder Erhaltung politischer Macht, wobei jedes Mittel - unabhängig von Recht und Ethik - möglich ist. Im weiteren werden Shakespeares Machiavelli und Hobbes Entmachtung Gottes angeführt, um den Machtbegriff mehr und mehr zu demaskieren. Dabei kommt die Vernunft Kants ins Spiel 'zwischen Vernunft und Religion',  Rousseaus Volkswillen-Recht, Rawls Widerstandsgerechtigkeit, Marx - Benjamins Sakralisierung des Marxismus, dagegen Blumenbergs Entzauberung der Säkularisierung,  Nietzsches Entmachtung der Weltanschauung, Cassirers humanistisches Partisanentum und aktuell  Rortys narrativer Anarchismus, sowie Habermas’ Ohnmacht des dritten Weges (durch die permanente Mobilisiertheit ) überkritische Selbst-Ausbeutung des Diskursverhaltens  des Volksgenossen':
Rudolph's  Quintessenz: 'Die Philosophie hält nur wenige Mittel  bereit, um seine Klage wach zu halten sind Therapien nicht ihre Stärke (siehe Inhaltsfolge),  wohl aber Diagnose und Früherkennung.'. Dem ist voll zuzustimmen, weil denkbefleissigend. m+w.17-12


Inhaltsverzeichnis
Vorbemerkungen: Zur Mehrdeutigkeit der Macht . . . . . . . . 7
I. Meister der Macht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15
1. Der Triumph des Sophisten . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15
a. Sokrates’ Entzauberung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16
b. Krieg statt Recht: Der »Melierdialog« . . . . . . . . . . . . . . 21
Exkurs I: Platons moderne ›Expertokratie‹ . . . . . . . . . . . 23
2. Machiavelli und seine Erben . . . . . . . . . . . . . . . . . . 29
a. Das ›bene commune‹ – eine Maske der Macht? . . . . . . . . . 30
b. Entmachtung Gottes: Hobbes' feindliche Übernahme . . . . . 37
Exkurs 2: Shakespeares Machiavelli . . . . . . . . . . . . . . 41
II. Die Macht der Moral . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 46
1. Kants Regime der Vernunft . . . . . . . . . . . . . . . . . . 47
a. Der Machtkampf zwischen Vernunft und Religion . . . . . . . 47
b. Das Recht der Vernunft . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 51
Exkurs 3: Rousseaus Regime des Volkswillens . . . . . . . . . 53
2. Recht als Medium der Moral . . . . . . . . . . . . . . . . . 61
a. Religionspolitik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 61
b. Philosophiepolitik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 63
Exkurs 4: Rawls’ Widerstandsgerechtigkeit . . . . . . . . . . 67
III. Die Macht der Weltanschauung . . . . . . . . . . . . . 74
1. Marx und Messias.
Benjamins Sakralisierung des Marxismus . . . . . . . . . . . 74
2. Gott und Geist.
Blumenbergs Entzauberung der Säkularisierung . . . . . . . . 84
3. Symbol und Staat. Habermas als Anwalt Cassirers . . . . . . . 92
Exkurs 5: Heideggers Machtergreifung des Seins . . . . . . 101
IV. Jenseits von Macht und Ohnmacht . . . . . . . . . . . 107
1. Angewandte Philologie.
Nietzsches Entmachtung der Weltanschauung . . . . . . . . 107
2. Humanistische Notwehr.
Cassirers politisches Partisanentum . . . . . . . . . . . . . 126
3. Narrativer Anarchismus.
Rortys Nachruf auf die Philosophie . . . . . . . . . . . . . 131
Exkurs 6: Habermas’ Ohnmacht des dritten Weges . . . . . 141
Epilog: Nach Nietzsche . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 146
Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 148
Namensregister . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 152
***