Christian Grüny (Hg.) : Ränder der Darstellung . Leiblichkeit in den Künsten

Diskurs PA4
C. Grüny : Ränder der Darstellung
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Online-Publikation: Juli 2015  im Internet-Journal <<kultur-punkt.ch>>
Ereignis-, Ausstellungs-, AV- und Buchbesprechung
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212 Seiten, br.; ISBN 978-3-95832-051-2; 24,90 EUR
Dieser Titel ist auch im Verlag Humanities Online als E-Book erhältlich: http://www.humanities-online.de
Velbrück Wissenschaft, D-53919 Weilerswist-Metternich; http://www.velbrueck-wissenschaft.de

Charakteristika
Leiblichkeit und Darstellung im Sinne einer reflektierten Verflechtung von Produktion, ästhetischem Gegenstand, Welt und Rezeption sind für die Kunst zentral.

Inhalt
Die hier versammelten Texte gehen vom aus verschiedenen theoretischen Traditionen gespeisten Motiv leiblicher Darstellung aus und bringen es auf je unterschiedliche Weise an seine Grenzen. Sie zielen dabei einerseits in Randgebiete des Leiblichen, an denen sich zunehmend die Frage nach der Darstellungs- und Kunstfähigkeit stellt, andererseits an die Ränder spezifischer Darstellungsformen und -medien, an denen über ihre Grundlagen oder sie Überschreitendes nachgedacht werden muss und/oder das Motiv der Leiblichkeit sich von anderen, etwa psychoanalytischen oder medientheoretischen Diskursen herausgefordert findet. Produktivität und das Schicksal einer theoretischen Figur entscheiden sich möglicherweise eher an ihren Rändern als in ihrem Zentrum.
Mit Beiträgen von Inga Römer, Christian Grüny, Jörg Sternagel, Miriam Fischer-Geboers, Norbert Axel Richter, Andreas Cremonini, Stefan Kristensen, Friedrich Balke, Kathrin Busch und Richard Shusterman.

Inhaltsverzeichnis
Einleitung 7
1 Inga Römer:
Ethik und Ästhetik bei Kant und Levinas . 17
2 Christian Grüny:
Auge und Hand – Ohr und Stimme?
Künstlerisches Handeln als Artikulation der Sinnlichkeit . 29
3 Jörg Sternagel:
Leiblichkeit und Schauspielkunst.
Über Erscheinungen menschlicher Exzentrizität . 49
4 Miriam Fischer-Geboers:
(Leibliche) Kommunikation im Tanz.
Zum Wechselspiel von Form und Improvisation
im Tango Argentino . 59
5 Norbert Axel Richter:
Überlegungen zu einer Ontologie der Kleidung 75
6 Andreas Cremonini:
Bildstörung.
Zu Gerhard Richters übermalten Fotografien 91
7 Stefan Kristensen:
Das Zugrundegehen des Bildes . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 119
8 Claus Volkenandt:
Somatische Defizite. Eine Skizze . 141
Ränder der Darstellung
Leiblichkeit in den Künsten
Herausgegeben von Christian Grüny
212 S. · Broschiert · € 29,90 · ISBN 978-3-95832-051-2
© Velbrück Wissenschaft 2015
© Velbrück Wissenschaft 2015
9 Friedrich Balke:
McLuhans Zeh und Musils Fliegenpein.
Pathosformeln der Defiguration . 153
10 Kathrin Busch:
Über das Kitzeln 179
11 Richard Shusterman:
Körper und Künste. Für eine Somästhetik 189

AUTOR
Christian Grüny hat Philosophie und Linguistik in Bochum, Prag und Berlin studiert, in Bochum promoviert und sich in Witten/Herdecke habilitiert. Die Auseinandersetzung mit der Philosophie Theodor W. Adornos und der Phänomenologie führte ihn in zwei ganz unterschiedliche Richtungen: zum einen zum Versuch einer Phänomenologie des Schmerzes und der Beschäftigung mit Gewalt und Folter, zum anderen zur Ästhetik, in der er sich bis heute vorwiegend bewegt. 
Die langjährige Zusammenarbeit mit dem Komponisten Elmar Lampson an der Universität Witten/Herdecke war der Anstoß, ernst zu machen mit der Musikphilosophie, ohne dabei den Zusammenhang mit und die Abgrenzungen und Übergänge zu anderen Künsten aus den Augen zu verlieren. Produktiv war hier die Zusammenarbeit mit dem Choreographischen Zentrum PACT Zollverein, dem NFS Bildkritik eikones, dem Hartware Medien Kunst Verein und der Kunstakademie Düsseldorf. 
Von 2011-2014 war Christian Grüny Sprecher des DFG-geförderten Netzwerks "Kulturen der Leiblichkeit". Seit Oktober 2014 ist er Gastwissenschaftler am Max-Planck-Institut für empirische Ästhetik in Frankfurt, wo er der Frage auf der Spur ist, was es mit der Vorstellung einer empirischen Ästhetik auf sich haben könnte. Er ist Redaktionsmitglied des Journal Phänomenologie und Mitglied des Editorial Boards von Musik & Ästhetik. Im Februar 2015 hat er den Förderpreis für Publizistik zur Neuen Musik der Hans- und Gertrud-Zender-Stiftung bekommen.
Neben Forschung und Lehre beschäftigt er sich zunehmend mit den performativen Aspekten des Denkens und seiner möglichen Verflechtung mit künstlerischen Arbeiten, wobei er zugeben muss, dass das Stück Cheap Lecture von Jonathan Burrows und Matteo Fargion in dieser Hinsicht nicht zu übertreffen ist.
Er ist Gründungsmitglied und Sprecher des DFG-Netzwerks »Kulturen der Leiblichkeit «, ist zurzeit Gastwissenschaftler am Max-Planck-Institut für empirische Ästhetik in Frankfurt am Main. Kernaussage: 'No symbols where none intended.'.
http://www.grueny.info/über-about/.. Kernaussage: 'No symbols where none intended.'.

Fazit
'Rasch' bewegter Leiblichkeit (beschreibend-metaphorisch, Barthes) in den Topoi (0) bildhafte, auch bewegte und bewegende Künste ;
werden Lesende und daran Interessierte  werden im Diskursbuch des Herausgebers Christian Grüny "Ränder der Darstellung" gewahr, und dadurch selbst bewegt sein, ob der Fremdheit in der neuartigen Blick-Zuwendung des elfköpfigen AutorInnenteams zum Themenfeld Randphänomene der Phänomenologie: (Peripherie / Grenzzustände des Verschwindens; Un-/hör-/sichtbaren, Verwehens) z.B. bei Dufrenne. Auch uns geht es so wie dem Herausgeber, das wir nicht den Überblick wahrnehmen, sondern Fragmentierungen (1) erkundet erleben:
Sinnwahrnehmung mit Auge und Hand; Ohr und Stimme in Schauspielkunst; Tanz; zweite Haut - Kleidung; Über-S/ch/icht - malung (Richter, A. Rainer..): Bild-Zugrundegehen (Verformung zum Erinnerungskörper (1), W, Prankl ) pathetische Defiguration (Mc Luhan, Musil); aduleszente Autonomie als/zum Weltverweis (Somästhetik (3); Kitzeln als Werkzeug ästhetischer Ambivalez bis zur Folter (K.Busch) - philosophisch verpönt, ahnded sie als Verschwendung. Letzlich ist dies der hervorragendste und überraschendste Beitrag in diesem offenen Diskurs, der zum Weiter so einlädt. m+w.p15-7
 

(0) Zu Topoi
http://www.kultur-punkt.ch/diskurs-platon-akademie-4-pa4/pa4-topoi-a-z.html
(1) Fragmentierung
http://www.kultur-punkt.ch/galerie/eigene-arbeiten/prankl-mw-leben-werk/projekt-fragmentierung-einfuehrung.html
(2) Somästhetik (Neurowissenschaft),
E somesthesia, somesthetic perception, die Fähigkeit, den eigenen Körper wahrzunehmen. Sie bildet sich beim Menschen in den ersten Lebensjahren in der aktiven Auseinandersetzung mit der Umwelt aus. Das auf diese Weise entstehende Körperschema entwickelt sich aus der immer komplizierter werdenden Verschaltung der afferenten Informationen im neuronalen Netzwerk der mentalen Repräsentation im Gehirn durch Selbstorganisation und ist sowohl bei der unbewußten als auch bei der bewußten Programmsteuerung des Verhaltens des Organismus von entscheidender Bedeutung. Seiner Ausbildung liegt eine genetische Vorgabe zugrunde, deren Realisierung entsprechend den variierenden Umweltbedingungen beträchtliche Unterschiede aufweisen kann. Auch bei einer tatsächlichen partiellen Zerstörung des Körperschemas, wie z.B. bei einer Amputation, bleibt dieses in vielen Fällen in der mentalen Repräsentation der betreffenden Person als Phantomglied erhalten. Da in diesen Fällen keine somästhetischen Afferenzen bzw. Reafferenzen von dem entfernten Glied mehr ausgehen können, die die mentale Repräsentation des Körperschemas unter normalen Bedingungen in ihrer Existenz und Dynamik bestätigen und festigen, erfährt das Phantomglied über längere Zeit deutliche und oft drastische Veränderungen, die bewußt nicht beeinflußt werden können. Auch bei Tieren ist die Existenz einer somästhetischen Selbstwahrnehmung anzunehmen, die jedoch wesentlich einfacher aufgebaut und durch ihre spezifischen Umweltbeziehungen geprägt ist. Organismus-Umwelt-Beziehungen.
http://www.spektrum.de/lexikon/neurowissenschaft/somaesthetik/11925