Entsorgung der Sorge . Geschlechterhierarchie im Spätkapitalismus . Anna Hartmann


Diskurs Platon Akademie 4.0 PA4 > Diskurse 2022 > EU-Demokratien . Natur . Weltkultur gestalten II.2
Kapitalismus - Geschlechterhierarchie . A. Hartmann
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Online-Publikation: Juli 2022 im Internet-Journal <<kultur-punkt.ch>>
Ereignis-, Ausstellungs-, AV- und Buchbesprechung
<< Entsorgung der Sorge . Geschlechterhierarchie im Spätkapitalismus . Anna Hartmann >>
225 Seiten, kartoniert, ISBN: 978-3-89691-260-2, 25,00 €
Verlag Westfälisches Dampfboot, Münster; http://www.dampfboot-verlag.de

Charakteristika
> Stimmen:
-"besticht durch die systematisch stringente Herangehensweise und die geschickte Ent- und Verflechtung von Feminismus, Ökonomie und Psychoanalyse" - Dolores Zoé Bertschinger in: WIDERSPRUCH 76
-"Die Stärke des Buches liegt in der pointierten Zusammenfassung der feministischenÖkonomiekritik sowie der feministischen Psychoanalyse und deren theoriegeleiteterVerknüpfung." Friederike Beier in: FEMINA POLITICA 1/2021

Inhalt
Trotz jahrzehntelanger Kämpfe um (geschlechter-)gerechte Sorge-Verhältnisse, ist die Frage der Sorge bis heute ungelöst. Anna Hartmann untersucht diesen Sachverhalt aus einer doppelten Perspektive. Feministisch-ökonomische Ansätze eröffnen den Blick auf das Verhältnis von Sorge und Ökonomie, während psychoanalytisch-subjekttheoretische Ansätze den Zusammenhang von Sorge, Subjekt und Geschlecht offenlegen. Die von Hartmann ins Zentrum gestellte Rekonstruktion feministisch-ökonomischer Sorge-Theorien (von Hausarbeits- bis Care-Debatte) zeigt eine theoretische Leerstelle: Sorge wurde bislang kaum bezüglich ihre psychischen und subjektiven Seite gedacht. Damit wurde die Bedeutung der Angewiesenheit der in Sorge involvierten Subjekte für die Ausgestaltung der Sorge- und Geschlechterverhältnisse sowohl politisch als auch wissenschaftlich vernachlässigt.
Die Untersuchung des strukturellen Zusammenhangs von Sorge, Ökonomie, Subjekt und Geschlecht erweitert Hartmann um eine Gegenwartsanalyse der Sorge. Die gegenwärtige sozio-ökonomische Konstellation der Sorge zeichnet sich durch eine ‚Entsorgung der Sorge‘ aus. Emanzipatorische Sorge-Verhältnisse setzen, so Hartmanns Konklusion, einen veränderten individuellen und gesellschaftlichen Umgang mit dem Umstand voraus, dass wir auf andere angewiesen sind, die für uns Sorge tragen.

Leseprobe
https://www.dampfboot-verlag.de/files/1/dateien/Leseproben/LP-Hartmann-260-2.pdf

Autorin
Anna Hartmann, geb. 1983, Sozialwissenschaftlerin, derzeit wiss. Mitarbeiterin am Institut für Erziehungswissenschaft an Universität Wuppertal (Allgemeine Erziehungswissenschaft/Theorie der Bildung). Arbeitsschwerpunkte: Feministische Theorie, Care-Ökonomie, französische Psychoanalyse, sexuelle Bildung in Schule und Lehrberuf.

Fazit
Das Diskursbuch "Entsorgung der Sorge" der Sozialwissenschaftlerin Anna Hartmann beschäftigt sich mit der Geschlechterhierarchie im Spätkapitalismus.
Dabei bildet der Topos 'Sorge' den Schwerpunkt der Untersuchungs-Frage-Felder wie in der: Ökonomie (Arbeit, Abspaltung, Care..), Subjekt (Mütterlichkeit: Sexuierung, Gespaltenheit, Liebesgabe, ökonomische Sorge ), im Spätkapitalismus (Ordnung, Wandel der post- und neo-patriarchische, -ödipalen Subjektstruktur) bis zur Entsorgung (teils in der Beziehung, Hausarbeit,Weiblichkeit, im Schwangersein..).
Quintessenz von Hartmann in ihrer schlüssigen und umfassenden Untersuchung zeigt, dass trotz bestehender Sorge eine Entsorgungscharakteristik bleibt, bis zu 'selbstkannibalistischen' Widersprüchen (laut Tove Soiland*). Letzlich konstituierte sich hier, so Hartmann, eine neue herrschaftsförmige Geschlechterkonstellation.
m+w.p22-7 < k. >

*) Dr. Tove Soiland, studierte Geschichte, Philosophie und Germanistik in Zürich. Sie ist Lehrbeauftragte und Gastprofessorin an verschiedenen Universitäten und bietet bei der Gewerkschaft VPOD in Zürich seit Jahren Seminare für Frauen zu feministischer Ökonomie und politischer Theorie an. 2008 promovierte sie an der Universität Zürich zu »Luce Irigarays Denken der sexuellen Differenz. Eine dritte Position im Streit zwischen Lacan und den Historisten«. (http://www.turia.at/titel/soiland_s.php). Sie ist Mitglied der Feministischen Fakultät https://feministische-fakultaet.org/fakultaet/ und des Beirates der Zeitschrift Widerspruch. Ihre heutigen Arbeitsschwerpunkte liegen im Bereich Feministische Theorie, französische Psychoanalyse und Marxismus. 2003 initiierte sie den »Gender-Streit«, eine Kontroverse um die theoretischen Grundlagen des Gender-Begriffs. Im WS 2016/17 hat sie die Klara-Marie-Faßbinder Gastprofessur an der Hochschule Ludwigshafen inne.
https://www.uibk.ac.at/dk-gender/internationale-vernetzungen/soiland.html
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