Rob Boddice: Die Geschichte der Gefühle von der Antike bis heute . Aus dem Engl. von Mirjam Stiegel

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Gefühle - geschichtlich . R. Boddice
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Online-Publikation: April 2020 im Internet-Journal <<kultur-punkt.ch>>
Ereignis-, Ausstellungs-, AV- und Buchbesprechung
<< Rob Boddice: Die Geschichte der Gefühle von der Antike bis heute . Aus dem Engl. von Mirjam Stiegel.
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Bestellnr.1023003: 272 Seiten; 19 sw-Abbildungen; Hardcover mit Schutzumschlag; ISBN 978-3-8062-4011-5, 25,00 €
Verlag: wbg Theiss; https://www.wbg-wissenverbindet.de/ueber-uns/verlage/wbg-theiss/; https://www.wbg-wissenverbindet.de

Inhalt
Wenn Gefühle Geschichte machen: Emotionsgeschichte von der Antike bis heute
Inwieweit wissen wir, ob wir glücklich oder traurig sind oder Schmerzen haben ? Was ist Glück? Hätten unsere Vorfahren auf diese Fragen die gleichen Antworten gegeben wie wir?
Rob Boddice rückt Gefühle, Leidenschaften und Stimmungen in den Fokus der Geschichtsschreibung. Damit wagt er ein Mammutprojekt: die Darstellung des Gefühlslebens von den Griechen und Römern bis in die Gegenwart.
Dabei wird klar, dass Gefühle nichts Objektives oder Zeitloses sind. Sie werden je nach historischem und kulturellem Kontext anders wahrgenommen und ausgedrückt. Wir können sie heute nur durch die Schichten zeitgebundener kultureller Drehbücher hindurch verstehen und Boddice unternimmt den Versuch, diese Drehbücher zu dekodieren:
Haben unsere Vorfahren so gefühlt wie wir? Emotionen im historischen und kulturellen Kontext
Was prägt unser Fühlen? Eine Zeitreise durch die Mentalitätsgeschichte
Gesten, Gefühle, Erleben: Was in traditionellen Darstellungen verschwiegen wird
Neuroplastizität, Mikroevolution und Epigenetik: ein erweiterter Blick auf die Gefühle der Vergangenheit
Impuls zur Selbstreflexion: Wie Emotionen unser Denken und Handeln prägen
Die Macht der Gefühle - eine faszinierende Entdeckungsreise
Boddice zeigt, wie Gefühle über Jahrhunderte und über alle Kontinente hinweg Gesellschaften beeinflussten. Wut und Unzufriedenheit waren immer schon der Antrieb für Revolution und Umsturz. Das Streben nach Glück stellte in der amerikanischen Unabhängigkeitserklärung die Vision einer besseren Zukunft dar. Im Zeitalter der Aufklärung wurden zum ersten Mal irrationale Affekte von rationalen Gedanken strikt getrennt. Doch Gefühle haben bis heute die Geschichte mit geprägt. Es ist Zeit, ihre historische Bedeutung zu erforschen.
Dieses Buch gibt den Lesern alle Werkzeuge an die Hand, Gefühle und ihre Geschichte zu verstehen und sich in historische Epochen und deren Akteure hineinzuversetzen. So kann die Vergangenheit neu interpretiert werden!

Autor
Rob Boddice arbeitet als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Friedrich-Meinecke-Institut der FU Berlin. Er ist Gastwissenschaftler im Forschungsbereich "Geschichte der Gefühle" am Max-Planck-Institut für Bildungsforschung, Berlin, und wirkte zuvor als Marie-Curie Cofund Fellow in Berlin, als Honorary Research Fellowship am Birkbeck Pain Project in London und als Postdoc Fellow am Department of the History of Science an der Harvard University.

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Fazit vorangestellt
Rob Boddice arbeitet im Forschungsbereich "Geschichte der Gefühle" ist Autor zu diesem Topos am Max-Planck-Institut für Bildungsforschung, Berlin.
Den Zweck dieses Forschungsbereiches ist für Boddice klarzustellen wie menschliche Gefühle - langzeitlich betrachtet - kulturell geformt sind. Inhaltlich geht es um Leidenschaften (archaisch, klassisch, rethorisch), Bewegungen und Machenschaften, Unvernunft, Unverstand und Gefühlslosigkeit (algorithmisch forciert), Glücksherrschaft, alles entgegen dem Wert des Erlebens.
Es gilt dabei befähigt zu werden - besser noch - zu sein diese ‚kaltherzige Architektur', wie er diese Struktur der Gefühle bezeichnet, zu entbergen, wie die Regeln gemacht werden und die Macht dazu eingesetzt wird - hin zu einer 'Demaskierung des Regimes' oder zur Schaffung eines Rahmens bezüglich des Erlebens sich 'richtig' zu fühlen.
Seine Quintessenz besteht in der Hoffnung, wenn man demnächst gefragt wird, wie man sich fühlt, dass man dazu eine Denkpause gewährt erhält. Ein Diskursbuch zur Befreiung des richtigen Erlebens ist damit gegeben. m+w.p20-5

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Stimmen
> »Dieses originelle und ehrgeizige Buch wirft faszinierende und komplexe Fragen auf, indem es die neuesten Forschungstrends kombiniert, um die lange Geschichte von Gefühlen zu erforschen und zu herauszufinden, wie sie über Jahrhunderte und über alle Kontinente hinweg Gesellschaften beeinflussten.« - History Revealed
> Nicht ganz einfach zu lesen
Auf dieses Buch war ich sehr gespannt, weil mich Historie interessiert und Gefühle ja alltäglich und zugleich so wichtig sind. Die Beschreibung hatte mich sehr angesprochen und ich war auf den Bogenschlag von der Antike und anderen historischen Epochen bis ins Heute sehr neugierig.
Leider war ich etwas enttäuscht. Man muss schon eine gute humanistische Bildung und beste Kenntnisse der Antike haben, um genau zu verstehen, worauf der Autor hinaus will. Ich musste beispielsweise erst nochmal die Geschichte des Krieges um Troja lesen, um die Ausführungen zu den klassischen und archaischen Leidenschaften zu verstehen. Durch diese Tiefe wirkt das Buch auf einen Laien – wie mich – dann leider auch etwas langatmig. Dadurch war es für mich daher nicht immer leicht, dran zu bleiben. Ich hätte mir etwas mehr Alltagsnähe von diesem Buch gewünscht. Ich hatte mir etwas anderes vorgestellt, nachdem ich den Klappentext gelesen hatte. So ist das vorliegende Buch schon eine sehr theoretische Abhandlung mit wenigen praktischen Beispielen.
Trotzdem ist es insgesamt ist es interessant zu lesen, wie sich die Bewertung der verschiedenen Gefühle im Laufe der Zeit verändert hat. Dass jede Gesellschaft bestimmte Regeln und Moralvorstellungen hat und nach diesen auch die Emotionen und Verhaltensweisen der Menschen bewertet. Wer sich in dieses Thema vertiefen möchte und sich in historischen Kontexten gut auskennt oder einlesen möchte, ist sicherlich genau richtig – Laien müssen sich ein bisschen durchkämpfen.
- Von:Steffi Am:28.03.2020
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