Nietzsches Werk im Spiegel seiner Briefe . Rüdiger Schmidt-Grépály . Das eine bin ich, das andre sind meine Schriften

Faksimile : Handschrift von Friedrich Nietzsche
*) Kurrent
https://de.wikipedia.org/wiki/Deutsche_https://de.wikipedia.org/wiki/Deutsche_Kurrentschrift
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Nietzsche - Briefe (R. Schmidt-Grépály)
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Online-Publikation: Dezember 2018 im Internet-Journal <<kultur-punkt.ch>>
Ereignis-, Ausstellungs-, AV- und Buchbesprechung
<< Nietzsches Werk im Spiegel seiner Briefe . Rüdiger Schmidt-Grépály . Das eine bin ich, das andre sind meine Schriften >>
 248 Seiten, bibliophiler Leineneinband mit Fadenbindung und Leseband ; 13.5 x 21 cm: ISBN 978-3-95829-141-6 ; € 20.00
Steidl Verlag Göttingen; http://www.steidl.de

Inhalt
In Friedrich Nietzsches Biographie können wir uns bewegen wie in einer Einkaufs-Passage. Wir können uns die Auslagen der verschiedenen Geschäfte ansehen: Es gibt Zeitungsläden und Apotheken, es gibt Muße und es gibt Hektik. Wir finden dort allerlei. Nur Nietzsches Philosophie finden wir nicht. Wir können seinem Philosophieren folgen, seinem lebenslangen Prozess des Fragens.
Seine Geschichte können wir als die Geschichte eines beliebten Professors lesen oder als die eines ununterbrochenen Scheiterns, eines langsam dem Wahnsinn verfallenden Denkers. Aber vor allem auch als die eines Schriftstellers. Und zwar eines Schriftsteller, der selbst die Geschichte der Menschheit in zwei Hälften teilte: Die Geschichte vor »Zarathustra« und die Geschichte nach »Zarathustra«. Nietzsche bewegte sich »jenseits von Gut und Böse«, führte die Moral auf die Lüge zurück, schrieb Thesen gegen das Christentum und forderte, die Antisemiten aus Deutschland auszuweisen.
Nietzsches Philosophieren lässt sich nicht systematisieren, es gibt nicht den Nietzsche, er manifestiert sich allenfalls im Prozess des Schreibens. Wenn wir nach-denkend Nietzsches Widersprüche aushalten, werden wir ihm gerecht.

Zum Protagonisten
Friedrich Wilhelm Nietzsche
* 15. Oktober 1844 in Röcken; † 25. August 1900 in Weimar) war ein deutscher klassischer Philologe. Erst postum machten ihn seine Schriften als Philosophen weltberühmt. Im Nebenwerk schuf er Dichtungen und musikalische Kompositionen. Ursprünglich preußischer Staatsbürger, war er seit seiner Übersiedlung nach Basel 1869 staatenlos.[
https://de.wikipedia.org/wiki/Friedrich_Nietzsche
Aspekte seiner Philosophie
Der Nietzsche der frühen und mittleren Schaffensperiode war ein vielfach skeptizistischer und  aufklärerischer Schriftsteller, Philosoph und Psychologe, der auf Widersprüchlichkeiten und Scheinheiligkeiten in vorhandenen Weltanschauungen und Verhaltensweisen hinwies und in dessen Aphorismen man viele interessante Einsichten findet. Aber auch zu dieser Zeit klangen reaktionär-faschistische Gedanken mit an. Der Nietzsche der späten Schaffensperiode entwickelte sich dann zu einem geistigen Wegbereiter des Faschismus (in Deutschland in Form des Nationalsozialismus) und der  Menschenvernichtung. [Aus vielen Diskussionen und Emails weiß ich, dass viele seiner faschistoiden Äußerungen vielen seiner Anhänger überhaupt nicht bekannt sind.  Weiter unten sind einige dieser Äußerungen gesammelt.]
Glück, Wohlfahrt, Mitleid etc. waren für Nietzsche pöbelhafte Instinkte und Naivitäten. Sehr häufig grenzte er sich vom Eudämonismus der englischen  Utilitaristen, von  Sozialismus und Altruismus ab. Besonders griff er das Christentum und dessen Forderung der Nächstenliebe an und propagierte die Mitleidlosigkeit. Nietzsche wollte nicht das Leiden abschaffen, im Gegenteil: Er wollte es »schlimmer haben, als je es war«, da nur Leid eine Erhöhung der Menschen herbeiführen würde. (U. a. Jenseits von Gut und Böse, Aph 225.)
http://www.philolex.de/nietzsch.htm

Autor
Dr. Rüdiger Schmidt-Grépály ist seit 1999 Leiter des Kollegs Friedrich Nietzsche der Klassik Stiftung Weimar

Fazit
Lebensbegleitenden Briefen in einem bibliophilen Leineneinband mit Fadenbindung und Leseband zum Verweil aktuell begegnen zu können wirkt synästhetisch (1) ergreifend und führt zu vertiefendem Zugang.
Besonders dann, wenn es um die handgeschriebenen Schriften von Friedrich Wilhelm Nietzsche. So ist damit dem Verlag ein Geschenk der besonderen Art gelungen, das beim ersten Anblick ein Fenster mit dem Faksimile-Kurrentschrift-Titel "Das eine bin ich, das andre sind meine Schriften". Grafisch ähnelt der Handschriftcharakter der Tannenberg-Gotik** in ungewöhnlicher Weise, wirkt etwas zögerlich, ja steif, zugleich bedacht und präzise.
Der Leiter des Kollegs Friedrich Nietzsche Schmidt-Grépály hat mit grösster Sorgfalt und archäologischer Absicht sowohl dank seiner Vor- wie Anmerkungen sowie der Vorstellung  der BriefadressatInnen und dem Verzeichnis der in den Briefen erwähnten Werke letzter Hand in Nietzsches Briefen (1872-1884) - seitenverweisend - genau zugeordnet .
Auf diese Weise entsteht im Verlauf der sich anbahnenden Beziehung mit den AdressatInnen ein tiefgründiges wie berührendes Portrait des Philosophen und Menschen  Friedrich Wilhelm Nietzsche.
m+w.p.18-12

*) Kurrent
https://de.wikipedia.org/wiki/Deutsche_https://de.wikipedia.org/wiki/Deutsche_Kurrentschrift
**)
* Tannenberg-Gotik
https://www.dafont.com/de/tannenberg-fett.font

1) Synästhesie
 (von altgriechisch συναισϑάνομαι synaisthanomai, deutsch ‚mitempfinden‘ oder ‚zugleich wahrnehmen‘) bezeichnet hauptsächlich die Kopplung zweier oder mehrerer physisch getrennter Bereiche der Wahrnehmung. Darunter fallen Farbe und Temperatur (beispielsweise die Verbindung „warmes Grün“), Ton, Musik und Räumlichkeit, im engeren Sinne die Wahrnehmung von Sinnesreizen durch Miterregung der Verarbeitungszentren im Gehirn eines Sinnesorgans, wenn ein anderes gereizt wird. Menschen, die Wahrnehmungen derart verknüpft erfahren, werden als Synästheten bezeichnet. 
https://de.wikipedia.org/wiki/Syn%C3%A4sthesie
 Synästhesieformen
>Graphem-Farb-Synästhesie: Buchstaben und/oder Zahlen sind untrennbar mit einem Farbeindruck verbunden
>Farbiges Hören: Geräusche und/oder Musik werden gleichzeitig in Farbe und/oder Formen wahrgenommen
>Zeit-Raum-Synästhesie: Zeiteinheiten wie z.B. Wochentage, Monate, das Jahr oder auch Ziffern besitzen eine bestimmte räumliche Anordnung bzw. Position
>Person-Farb-Synästhesie: Persönlichkeiten wird eine jeweils charakteristische Farbe zugeordnet. Auch die Zuordnung von Ziffern ist möglich.
> Oft werden auch Geschmacksrichtungen, Gerüche, oder Körperempfindungen, wie z.B. Schmerz durch eine synästhetische visuelle Empfindung begleitet.
https://de.wikipedia.org/wiki/Syn%C3%A4sthesi
> RaumKleider . Verbindungen zwischen Architekturraum, Körper und Kleid . Von Karl R. Kegler / Anna Minta / Niklas Naehrig (Hg.)
http://www.kultur-punkt.ch/architektur-design/design-topoi-4-0/design-ueberblicke/design-raumkleider.html

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