Terry Eagleton: Materialismus . Die Welt erfassen und verändern

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Materialismus (T. Eagleton)
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Online-Publikation: März 2018 im Internet-Journal <<kultur-punkt.ch>>
Ereignis-, Ausstellungs-, AV- und Buchbesprechung
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192 S.; kartoniert; ISBN: 978-3-85371-433-1; € 17,90. ISBN: 978-3-85371-433-1. / E-Book: € 14,99. ISBN: 978-3-85371-859-9.
Promedia Verlag, Wien; http://www.verlag-promedia.de ; http://www.mediashop.at/typolight/index.php/home.html

Charakteristika
> Philosophie mit Eleganz und humoriger Leichtigkeit gepaart

Inhalt
"Der Materialismus ist ein bemerkenswert umfassender Begriff. Er erstreckt sich vom Geist-Körper-Problem bis hin zur Frage, ob der Staat vorrangig dazu besteht, um das private Eigentum zu verteidigen. Er kann die Gottesleugnung meinen, den Glauben daran, dass die Chinesische Mauer und Clint Eastwoods Knöchel auf geheime Weise zusammenhängen oder das Beharren darauf, dass die Golden Gate Brücke zu existieren aufhört, wenn niemand auf sie schaut. Aber er hat auch eine alltägliche Bedeutung, die überhaupt nicht philosophisch ist. Materialismus bedeutet für die meisten Leute eine übermäßige Wertschätzung von materiellen Gütern.“

In seinem neuesten Werk setzt sich der bekannte britische Autor und Literaturwissenschaftler Terry Eagleton mit dem Verhältnis von Philosophie und Alltagserfahrung auseinander. Er bietet eine humanistische, für das praktische Zusammenleben der Menschen taugliche Variante des Denkens. Angesichts einer Gesellschaft, deren Mitglieder sich weitgehend als „materialistisch“ definieren und eines von emanzipatorischen Inhalten befreiten „New Materialism“ an den Universitäten hält Eagleton an einer „Politik der Materie“ fest, die für die Veränderung der Umstände eintritt. In einem Streifzug durch die Ideengeschichte des Materialismus, von Demokrit über Aristoteles bis hin zu Sigmund Freud, verteidigt der Autor die materialistische Gesinnung auch gegen aktuelle Trends der „Cultural Studies“ und postmoderner Strömungen.

Eagleton bringt in diesem Buch drei bekannte Materialisten und ihre Lehren zusammen: Friedrich Nietzsche, Ludwig Wittgenstein und Karl Marx. In einem eindrucksvollen Vergleich ihrer Theorien spannt er einen weiten Bogen, von der Sprache über die Geschichte, von der Ideologie zur Ethik, bis hin zu ästhetischen und politischen Fragen. All dies gelingt Eagleton mit viel Witz und Polemik, in lockerer Sprache, die jahrhundertealte philosophische Diskussionen auch einem damit nicht vertrauten Publikum näherbringt.

Für Eagleton ist es die „Anti-Philosophie“ und ihr bekanntester Exponent Karl Marx, die er als Ausdruck eines gelungenen materialistischen Weltbilds ansieht. Und so zitiert er in seinem Werk auch Marx’ Ausspruch: „Die Philosophie steht nicht außer der Welt, so wenig das Gehirn außer dem Menschen steht, weil es nicht im Magen liegt.“ In dieser Tradition des kritischen Denkens, dem Humor nicht fremd ist, schlägt Eagleton mit „Materialismus“ ein neues Kapitel auf.

Der Autor
Terry Eagleton, geboren 1943 in Salford (England), lehrt englische Literatur an der Universität von Lancaster. Zuvor unterrichtete er unter anderem in Oxford, Manchester, Duke und Yale. Seine marxistisch inspirierte Philosophie und Literaturtheorie legte er in über 40 Büchern nieder, von denen viele auch im deutschsprachigen Raum zu Bestsellern wurden, darunter „Einführung in die Literaturtheorie“ (1988), „Die Illusionen der Postmoderne“ (1997), „Der Sinn des Lebens“ (2008) und „Warum Marx recht hat“ (2012).

Fazit
Dem Verhältnis von Philosophie und Alltagserkenntnis widmet sich der Philosoph und Literaturtheoretiker Terry Eagleton in seinem Diskursbuch "Materialismus". So geht er der Frage nach wie die 'Welt zu erfassen und zu verändern' ist. Dabei versteht er Philosophie inmitten der Welt, wenn er in einem Kapitel frägt 'Haben Dachse eine Seele' und in einem anderen zum 'Übermut' Stellung bezieht und dazu die beiden Protagonisten Marx und Nietzsche als Materialisten aufzeigt wobei dieser feststellt, dass 'Leben selbst wesentlich Aneignung, Verletzung, Überwältigung des Fremden und Schwächeren, Unterdrückung, Härte, Aufzwängung eigner Formen, Einverleibung und mindestens, mildestens, Ausbeutung ist'.
Mit Esprit und Humor kommt Eagleton im Schlusskapitel 'Rauer Boden' auf Wittgenstein als Patrizier und die Sensibilität des Künstlers als Paradigma für alle jene zu sprechen, die gegenüber dem gewöhnlichen Leben, einfach aus ihrer Bindung an egoistische Fantasien gerissen werden müssen – ‚und das ist ein sehr seltenes Gleichgewicht‘, so Eagleton. Dem ist zuzustimmen. m+w.p18-3

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