Eveline Sebaa : eiswalzer . Gedichte

Belletristik
E.Sebaa : eiswalzer . Gedichte
a2-12-9sebaa-eiswalzer
http://www.kultur-punkt.ch/belletristik/a2-12-9sebaa-eiswalzer.htm

Online-Publikation: September 2012 im Internet-Journal <<kultur-punkt.ch>>
Ereignis-, Ausstellungs-, AV- und Buchbesprechung
<< Eveline Sebaa : eiswalzer . Gedichte >>91 Seiten, Paperback, ISBN 3-929620-46-7; 8,60 Euro
2A-Verlag / Akademie freier Autoren e.V., gemeinnütziger Verein, Hamburg, www.2A-Verlag.de


Inhalt
Eveline Sebaas poetische Worte sprechen über Liebe, den Antrieb und das Ausgebremstwerden. Stets auf der Suche nach neuen Wegen und interessanten Begegnungen, sortiert sie hinterher in der Stille ihres Arbeitszimmers ihre Eindrücke. "Ich kann nicht anders, als durch die Poesie das Leben zu betrachten, zu spiegeln, zu reflektieren und zu spüren" sagt Eveline Sebaa in ihrem Vorwort. "Kommen Sie mit auf meine Reise in die Worte. Ich begleite Sie, halte und trage Sie sicher zurück." Es ist die Lust an der Sprache und ihre Schönheit, die Evelin Sebaa dazu treiben ihren erlebten Eindrücken und Gedanken "ein passendes Kleid zu geben".

Autorin
Eveline Sebaa, geboren 1975, aufgewachsen im Schwarzwald, lebt heute in Köln. Sie arbeitet als Regisseurin und Autorin des von ihr 2008 gegründeten Ensembles „TannenZapfenStreichQuartett in mollnatur“, poetisches Theater. Neben ihrer künstlerischen Arbeit ist sie als Dozentin für Wahrnehmung und Kommunikation für soziale Berufe tätig. „eiswalzer“ ist ihr erster Gedichtband und zeigt eine Auswahl ihrer Texte aus den Jahren 2007 bis 2011.

Leseprobe: drachentöterblues

gehe vor und zurück
schwere steine im gepäck
gehe vor und zurück vor und zurück
leichtgläubigkeit im gepäck
große füße ziehen an mir vorbei
vor und zurück vor und zurück
lastwagen voller träume fahren hernach
kommen nie an nie an nie an
hasstiraden singende männer
reiten zu pferd in den sonnenuntergang
ziehe mein schwert und werde ein mann
lasst mich vorbei
damit ich euch empfangen kann
mit einem schlagenden gruß
und dann
nichts wie weg
vor und zurück vor und zurück
kein gepäck erschwert meinen gang
wohin wohin
komme nicht an nicht an nicht an
lege mich nieder und träume
magnolienbäume im sand
singende kinder
wachende frauen
friedliche männer
wilde tiere und wälder ohne fallen.


Fazit
Ihre Sprache berührt sofort, ohne sich zu nähern, eher entfernt sie sich, baut gerade dadurch einen fast unmerklichen Trennschmerz auf. Die Rede ist von der Dichterin Eveline Sebaa in ihrem in minuskeln gesetzten Buch "eiswalzer".
Lapidar zugleich feminin tänzerisch sprachlich geklärt, heisst es in ihrem Gedicht : xxx "dich / wie du bist / und mich / / in liebe gesehen / vor langer zeit." So ist man wie sie oft "verdammt allein" zwischen "zweifel. müdigkeit . wut". Und " ab und zu blitzt ein neuer (weg?) auf / wie des tigers pupille sehe ich ihn / vorbei." Das ist gekonnt, assoziiert Rilkes Panther Blick* als Nachgekommene auf Blickhöhe zu den Vorangegangen im Land der Poesie. Möge sie, die Poetin Sebaa weiter jene Wege gehen, die sich unseren Krüppelpfaden manchmal** nähern oder sogar kreuzen. .. Leben Sie wohl gelitten, m+p12-9

*)
Der Panther
Im Jardin des Plantes, Paris
Rainer Maria Rilke, 6.11.1902, Paris

Sein Blick* ist vom Vorübergehn der Stäbe
so müd geworden, dass er nichts mehr hält.
Ihm ist, als ob es tausend Stäbe gäbe
und hinter tausend Stäben keine Welt.

Der weiche Gang geschmeidig starker Schritte,
der sich im allerkleinsten Kreise dreht,
ist wie ein Tanz von Kraft um eine Mitte,
in der betäubt ein großer Wille steht.

Nur manchmal** schiebt der Vorhang der Pupille
sich lautlos auf -. Dann geht ein Bild hinein,
geht durch der Glieder angespannte Stille -
und hört im Herzen auf zu sein.

Rainer Maria Rilke, 6.11.1902, Paris