Dagmara Kraus: kummerang · Gedichte

Belletristik
D. Kraus: kummerang . Gedichte
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Online-Publikation: Juli 2012  im Internet-Journal <<kultur-punkt.ch>>
Ereignis-, Ausstellungs-, AV- und Buchbesprechung
<< Dagmara Kraus: kummerang · Gedichte ;  herausgegeben von Daniela Seel >>
Reihe Lyrik _ Band 25: 80 Seiten, gestaltet von Andreas Töpfer, Broschur mit Umschlag-Poster, ISBN 9783937445502, 19.90 Euro
kookbooks, Idstein,   http://www.kookbooks.de;

Inhalt
Jetzt haben wir aber genug gewartet … endlich ist es da! Das erste Buch von Dagmara Kraus! Kraus’ Gedichte sind höchst raffinierte, fein austarierte Gebilde. Sie schillern und stieben, oszillieren zwischen Sprechweisen, staffeln und streuen Bedeutung; sie sind existenziell, verspielt, polyglott und voller prosodischem Eigensinn. »kummerang« hat, was den sprachabenteuerbereiten Lyrikleser begeistert: Anagramme, Listen und Zaubersprüche, eher »klassische« neben experimentellen, auch visuellen Gedichtformen. Ehrlich, so haben wir das noch nie gelesen. Normal? Heiß.

Stimme
»komplexe Fachsprachverkettungen, hochmelodiös und mit präzisen Tempowechseln vorgetragen« – Peer Trilcke, Frankfurter Rundschau
»Dagmara Kraus dringt tief in die Sprache ein, rührt die Sprache um, brockt Silben zusammen, formt ›Glastlawinen‹. Was ist eine ›Glastlawine‹? ›Glas‹, denke ich, ›Last‹, denke ich, ›Lawine‹, denke ich. Von dem Wort ›Glastlawine‹, das Dagmara Kraus so leise von der Bühne herab spricht, geht etwas Bedrohliches aus. ›Glast‹ gebe ich bei Google ein und lese: ›Schein, Glanz, Schimmer‹. Eine ›Scheinlawine‹, eine ›Glanzlawine‹, eine ›Schimmerlawine‹. ›Nicht Glas‹, denke ich, ›nicht Last‹, denke ich, nichts das unter einer Last zerbricht, sondern ein freundlicher ›Glanz‹. Aber die Lawine bleibt ja. Die Bedrohung geht nicht weg. Ich glaube, Dagmara Kraus muss so leise sprechen, wie sie spricht, um neben dem ganzen Glanz die Lawinen aushalten zu können. Deshalb ist sie Dagmara Kraus und nicht Dagmar Krause. Sie schreit nichts heraus, sie spricht ganz leise, und trägt trotzdem alle Lawinen in sich. Die Lawinen sind nur einen Buchstaben weit entfernt.« – Tobias Amslinger, http://www.karawa.net

Autorin
Dagmara Kraus, geboren 1981 in Wroclaw, Polen, studierte Komparatistik und Kunstgeschichte in Leipzig, Berlin und Paris und Literarisches Schreiben am Deutschen Literaturinstitut. Seit 2008 veröffentlicht sie Gedichte in Zeitschriften und Anthologien, darunter Edit, Neue Rundschau, »Jahrbuch der Lyrik« und »freie radikale lyrik«, luxbooks 2010, zuletzt auch Übersetzungen aus dem Polnischen. »kummerang« ist ihr erstes Buch, gefördert von einem Berliner Senatsstipendium. Dagmara Kraus wurde mit dem Prosanova-Publikumspreis 2008 und dem GWK-Förderpreis 2010 ausgezeichnet.

Fazit
Dagmara Kraus wirft ihren " kummerang" sprech-sprach-gedichtlich mehr zu sich, als zu Lesenden, scheint sichtlich vergnügt, die Retour- und Verfremdungs-Kutschen narzistisch zurück zu gewinnen...wie es im Kernstück "Spinnerlied" (hier fragmentiert verdeutlichend) heisst: "kummkummerang ... bumsklenguruh ... (und endet mit) .. der kummerang hockt am pistolenabzug." Da spielt ästhetisch-gemünzter, narzistischer Amok mit seiner Motivations-Noxe eine entscheidende Rolle, deren Tragik unverhohlen zum Ausdruck kommt. Es ist zu hoffen, dass der poetisch ausgesendete Bumerang eine originäre Aufforderung ist wie es im Bayrisch-Österreichen lauten könnt: " kumm h/er " und loss mi net "ang"lahnt steh...." . Verzweiflung ist durchaus eine Basis für grosse Poesie. m+w-.p12-7