Zum Bewusstwerden unseres Wassers, M. Nieuwveld

Oberalppass - St. Gotthard
Rhein - Quellgebiet
Bild: M+W Prankl < k. >

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Belletristik - Narratologie A-Z -> Werkzeug/en der Gestaltung + Betrachtung
Sprache - Wasser . M. Nieuwveld
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Zum Bewusstwerden unseres Wassers:
1 Zur Stimme,
2 zum Kreislauf,
3 zum Sprachfluss und
4 zum Schutz unseres Wassers

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1 Zur Stimme
Um dem Wasser eine Stimme zu geben, schreibe ich, Marja Nieuwveld, als
Wasserbotschafterin diese Kolumne. Mein Ziel ist es, das Bewusstsein für
diese kostbare Ressource zu erweitern. Als ich letztes Jahr dem Rheinfluss –
von der Quelle bis zur Mündung in Rotterdam – in 30 Tagen folgte, entfaltete
sich meine grosse Liebe zum Wasser. Während dieser Reise erfuhr ich derart
viel über das Wasser, dass ich meine Erfahrungen und Erkenntnisse gerne mit
Ihnen teilen möchte.
Ich beginne mit der einleitenden Frage: Was ist Wasser? Wie bei allem, gibt es
auch beim Wasser verschiedene Blickwinkel. Die folgende, gängige Definition
ist allgemein bekannt: Wasser ist «hauptsächlich» eine aus einer Wasserstoff-
Sauerstoff-Verbindung bestehende, durchsichtige, weitgehend farb-, geruch-
und geschmacklose Flüssigkeit, die bei 0 °C gefriert und bei 100 °C siedet.
Der Zusatz «hauptsächlich» ist spannend. Gibt es noch anderes, was zum
Wasser gehört?
Vielleicht finde ich eine Antwort darauf, indem ich die verschiedenen Phasen
des Wassers untersuche. Jedes Kind lernt in der Schule die drei Phasen des
Wassers kennen: gefroren, flüssig und gasförmig. Nur mit dieser Betrachtung
finde ich aber keine Antwort auf meine Frage, woraus Wasser sonst noch
besteht. Glücklicherweise entwickeln sich die Erkenntnisse der Wissenschaft.
Professor G. Pollack von der Universität Washington hat vor einigen Jahren
eine vierte Phase des Wassers entdeckt. Sie wird «strukturiertes» Wasser
genannt. Diese «neue» Phase finden wir auch in unserem Körper. Sie ist gel-
artig und kann mit der Flüssigkeit einer Gurke verglichen werden. Diese
phänomenale Entdeckung ist ein grosses Versprechen für unsere menschlichen
Herausforderungen auf den Gebieten der Energie, der Informationsverarbeitung
und des Transports. Sie zeigt auf, dass Wasser Energie aufwecken und
speichern kann, Informationsträger ist und selbst als Brandstoff dient.
Sowohl Wasserstoff als auch Sauerstoff sind Gase. Es ist schon ein Wunder,
dass die Kombination dieser Gase eine Flüssigkeit ergibt. Wasser hat aber
noch eine andere faszinierende Seite – die der konstanten Veränderung. Wasser
bildet die Grundlage allen Lebens auf der Erde. Der Anteil des Wassers in
unserem Körper ist nicht zu unterschätzen. Eigentlich meinen wir
«Wasserkörper», wenn wir vom Menschen sprechen. Was also ist Wasser?
Meine Einsicht: Wasser ist Leben – wir sind Wasser!

2 Zum Kreislauf
Um dem Wasser eine Stimme zu geben, schreibe ich, Marja Nieuwveld, als
Wasserbotschafterin diese Kolumne. Mein Ziel ist es, das Bewusstsein für die
kostbare Ressource zu erweitern. Als ich letztes Jahr dem Rheinfluss – von
der Quelle bis zur Mündung in Rotterdam – in 30 Tagen folgte, wuchs meine
Liebe für das Wasser. Während dieser Reise erfuhr ich derart viel über das
Wasser, dass ich meine Erfahrungen und Erkenntnisse gerne teilen möchte.
Die Natur folgt einem steten Kreislauf. Sie strebt immer nach Balance und
danach, sich selber zu reinigen, so auch unser Wasser. Wir verstehen den
Vorgang, wie die Natur funktioniert, noch nicht einmal annähernd. Wenn wir
aber aufmerksam hinschauen, verrät sie uns all ihre Geheimnisse.
Es gibt keine besser funktionierende Kläranlage als die intakte Natur mit ihrem
faszinierenden Kreislauf. Da das Wasser hauptsächlich die Aufgabe hat,
Materie aufzulösen und zu transportieren, muss es auch irgendwann wieder das
Angesammelte loswerden. Dies geschieht durch Temperatur-erhöhung, bei
welcher das Wasser verdunstet. Die feuchte Luft steigt auf, sammelt sich zu
kleinen Wassertropfen und bildet unsere Wolken. Dieses Wasser, welches
anschliessend als Regen wieder zur Erde zurückfliesst, wäre an und für sich
rein, wenn es nicht bereits auf seinem Weg hinunter zur Erde wieder
verunreinigt würde, wie zum Beispiel durch Feinstoffe und/oder Chemikalien.
Der natürliche, lebensspendende Kreislauf wird unter anderem durch
unnatürliche, intensiv betriebene Landwirtschaft und immer weniger intakte
natürliche Lebensräume beeinträchtigt.
Die Natur kennt für die Wasserreinigung auch die horizontale Klärung. Bei
diesem Vorgang durchfliesst das Wasser verschiedene Materialschichten, wie
zum Beispiel Sand, Kies und Schilf. In einem natürlichen Flussbett wird das
Wasser verwirbelt und mit Sauerstoff angereichert. Der faszinierendste Schritt
im Reinigungsprozess ist die Sonne, die mit ihrer Wärme und ihrem Licht, auch
das Wasser reinigt.
Dieser grosse Kreislauf existiert auch im Kleinen, ja sogar in unserem Körper.
Daher steigt unsere Körpertemperatur, wenn wir eine toxische Verunreinigung
loswerden müssen (Fieber). Dies ist auch ein Grund dafür, weshalb saunieren
derart gesund ist. Wir alle wissen, dass bei Kreislaufproblemen das Wasser die
beste erste Hilfe ist. Wasser ist die Basis unserer Gesundheit.
Die natürlichen Prozesse überzeugen durch ihre Logik und können uns viel
lehren!
3 Zum Sprachfluss
Um dem Wasser eine Stimme zu geben, schreibe ich, Marja Nieuwveld, als
Wasserbotschafterin diese Kolumne. Mein Ziel ist es, das Bewusstsein für die
kostbare Ressource zu erweitern. Als ich letztes Jahr mit Muskelkraft dem
Rheinfluss – von der Quelle bis zur Mündung in Rotterdam – in 30 Tagen
folgte, wuchs meine Liebe für das Wasser immer mehr. Während dieser Reise
erfuhr ich derart viel über das Wasser, dass ich meine Erfahrungen und
Erkenntnisse gerne teilen möchte.
Wasser hat mich immer schon fasziniert und als ich letztes Jahr den Rhein
während 30 Tagen mit dem Velo, zu Fuss, schwimmend und im Kanu
begleitete, lernte ich wortwörtlich wie das Wasser zu fliessen. Dazu kam die
grosse Lektion: Loslassen! Ich verbrachte Jahre damit, diese Reise zu planen.
Selbst ein Begleitfahrzeug hatte ich organisiert, welches mein Gepäck hätte
transportieren sollen und mir das Velo abgenommen hätte, wenn ich einzelne
Etappen zu Fuss oder sonstwie absolviert hätte. Aber es kam anders als
geplant. Eine Woche vor dem Start erhielt ich eine Absage. Im ersten
Augenblick verspürte ich Panik, welche aber schnell wieder meinem positiven
Gemüt Platz machte. Gelassen liess ich mir alle Möglichkeiten durch den Kopf
gehen, als schliesslich aus dem Nichts die Lösung kam. Da die Reise im
Zeichen des Wassers stand, würde auch ich fliessen und mich wie das Wasser
treiben lassen. Die Tour gestaltete sich natürlich und alles war im Fluss. Im
Nachhinein war ich sogar dankbar für das Umdisponieren. Es hat mich die
wichtigste Lektion meines Lebens gelernt: Fliessen wie das Wasser.
So oft schaute ich mir schon das Wasser an, wie es im Bachbett über Stock
und Stein sprudelt und Wellen schlägt. Es lässt sich nicht auf seinem Weg
hindern. Steine bilden kein Hindernis, das Wasser schlängelt sich einfach an
beiden Seiten vorbei und folgt unbeirrt dem Flusslauf. Nicht so wie ich mich
früher gewohnt war - immer mit dem Kopf durch die Wand. Der Rhein hatte
mich in eine relaxte, flexible, fliegende Holländerin transformiert. Während 30
Tagen immer im gleichen Rhythmus unterwegs, liess mich mit dem Rhein
verschmelzen – wir flossen gemeinsam in Richtung Rotterdam – mein
Geburtsort.

4 Zum Schutz unseres Wassers
Um dem Wasser eine Stimme zu geben, schreibe ich, Marja Nieuwveld, als
Wasserbotschafterin diese Kolumne. Mein Ziel: das Bewusstsein für die
kostbare Ressource erweitern. Als ich letztes Jahr dem Rheinfluss – von der
Quelle bis zur Mündung in Rotterdam – in 30 Tage folgte, wuchs meine Liebe
für das Wasser. Während dieser Reise erfuhr ich derart viel über das Wasser,
dass ich meine Erfahrungen und Erkenntnisse gerne teilen möchte.
Obwohl die Natur sich selber hervorragend reinigen und regenerieren kann,
war ich doch erstaunt über die Unmengen an Abfall, die ich entlang des Rheins
oder sogar in seinem Wasser sichtete. Dort wo ich konnte, sammelte ich es ein.
Vor vielen Jahren fragte mich mein Sohn einmal, wieso ich immer und überall
Abfall von der Strasse auflesen würde? Es sei doch nicht mein Abfall. Meine
Antwort war: «Aber es ist unsere Erde und unser Wasser»! Wenn jeder
Mensch sich bewusst wäre, was für Folgen sein unachtsames Benehmen nach
sich zieht, dann würde er den Abfall nicht einfach achtlos wegwerfen. Wer
weiss, dass ein Zigarettenstummel bis zu 60 Liter Wasser verseucht oder
unsere WC-Feuchttüchlein ganze Kläranlagen verstopfen können? Leider
landet viel Unrat in unserem Wasserkreislauf, der nicht dorthin gehört. Man
denke nur an all die Antibiotika oder Pillen, die in der Kanalisation landen.
Die Auswirkungen sind unübersehbar und gefährden unsere Gesundheit.
Wo der natürliche Kreislauf es aber nicht mehr schafft, sich selber zu reinigen,
ist dort, wo übermässig viel Gülle auf das Land ausgetragen wird und unser
Grundwasser, unsere Flüsse und Seen verschmutzt. Die Gülle erstickt
wortwörtlich unser Wasser und bewirkt, dass wir einige Seen künstlich
beatmen müssen. Der Mensch ist Teil vom Ganzen und abhängig vom
sauberen Wasser. Deshalb haben wir keine andere Wahl, als unsern Lebensstil
zu überdenken.
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Vereinspräsidentin & Wasserbotschafterin
Marja Nieuwveld
mailto:marja.nieuwveld@gotthard-connects.ch
http://www.gotthard-connects.ch
http://www.quellwasser.ch
Sonnige Grüsse aus Rotterdam
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