Pierre Schwidlinski : Erlebte Authentizität . Diskursive Herstellung von Authentizität zwischen Performanz und Zuschreibung

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Sprache - Authentizität . P. Schwidlinski
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Online-Publikation: August 2020 im Internet-Journal <<kultur-punkt.ch>>
Ereignis-, Ausstellungs-, AV- und Buchbesprechung
<< Pierre Schwidlinski : Erlebte Authentizität . Diskursive Herstellung von Authentizität zwischen Performanz und Zuschreibung >>
Sprache und Wissen: (SuW), 41: 498 Seiten,: 23,0 x 15,5 cm, Abbildungen SW: 10, gebunden,
ISBN: 978-3-11-065671-8: € 99,95
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Walter de Gruyter, Berlin '270 Jahre': http://www.degruyter.com

Charakteristika
> Linguistik und Semiotik Angewandte Linguistik Quantitative, Computer- und Korpuslinguistik; Diskursanalyse

Inhalt
Der Begriff der Authentizität bewegt sich zwischen Hochwertwort und ethischem Ideal der Postmoderne. In ihm verdichtet sich die anthropologische Frage nach dem Selbstsein, zugleich kommen ihm Diskursfunktionen der Autorisierung, Vermarktung oder Letztbegründung zu.
Während diverse geistes-, kultur- und sozialwissenschaftliche Disziplinen unterschiedliche Zugänge zu Authentizität aufzeigen, blieb eine empirisch-diskurslinguistisch angelegte Untersuchung aus. Die vorliegende Studie versteht Authentizität gleichermaßen als Performativitäts- und Diskursphänomen und konzentriert sich in der Analyse auf Zuschreibungspraktiken. Dadurch schlägt sie die Brücke von diskursiver zu erlebter Authentizität: Die Herstellung personaler Authentizität ist stets an ihre soziale und situative Performanz gebunden. Was aber öffentlich-medial als authentisch erlebt (vermittelt) wird, ist erst in sprachlichen Zuschreibungen von Authentizität greifbar. Über die Analyse bestehender Narrative des (Nicht-)Authentischen werden Prozess und Konstituenten diskursiver Authentifizierzungen ermittelt und systematisiert. Mit diesem Modell lässt sich beschreiben, weshalb ein Akteur X einem Akteur Y innerhalb eines Bezugsrahmens Z Authentizität zuschreibt oder aberkennt.

Inhalt
Pierre Schwidlinski, Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg.

Inhaltsfolge:
https://www.degruyter.com/view/book/9783110658569/10.1515/9783110658569-toc.xml

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Fazit und Quintessenz, auf der Basis der Inhaltsfolge
Pierre Schwidlinski durchforstet in seinen umfassend-präzisen Untersuchung „Erlebte Authentizität“ (1) eine diskursive Herstellung von Authentizität zwischen Performanz und Zuschreibung.
In seiner Theorie I: ‚Authentizität als Phänomen auf Performanzebene im Geflecht von Akteur, Kontext und Rezipient‘ zielt er auf die Authentifizierungsbedingungen wie Selbstheit (2)/ipse und Selbigkeit/idem.
Das Sich-Wiedererkennen als Konstituenten erlebter Authentizität wird dabei sichtbar. In seiner Theorie II: Ist Von der Performanz- zur Zuschreibungsebene die Rede, bei der die diskursive Authentizität mit ihrer Methodologie und deren Methoden im Medientextkorpus in Erscheinung treten.
In der Analyse I. kommen Spektren, Formen und Reflexionen diskursiver Authentizität unter die Lupe.
In der Analys II: wird die Zuschreibung von Authentizität und Nicht-Authentizität diskursiv deutlich und im Öffentlichkeits-Raum mit ihren medial- variabler Indikatoren anschaulich verdeutlicht: wie 'Dadurch, Dafür und Daher authentisch' / weil / wenn..'.
Quintessenz der Forschungsarbeit des Topoi ‚Sprache und Wissen‘ ist dass die konstitutiven Elemente im Authentifizierungsprozess im Ausblick zusammen gefasst und sind als diskursiv -linguistische Grundlagen zu Authentizität zu verstehen.
Aus all den umfassenden, analysierten Zuschreibungspraktiken wurde dank Schwidlinski ein Modell diskursiver Authentifizierung erarbeitet, das über alle Analysen von Medientexten hinaus zukünftig fruchtbar gemacht werden kann.
m+w.p20-8

1) Authentizität
(von gr. αὐθεντικός authentikós „echt“; spätlateinisch authenticus „verbürgt, zuverlässig“) bedeutet Echtheit im Sinne von „als Original befunden“. Das Adjektiv zu Authentizität ist authentisch.
Fachdidaktik
In der Fachsprach-Didaktik versteht man unter Authentizität, dass das vorliegende Material (z. B. Interview, Film, Nachrichtensendung, Zeitungsartikel, Hinweisschild usw.), das ein Lehrender verwendet, nicht für den Unterricht entworfen oder verändert wurde.
In der Fremdsprachendidaktik werden Situationen und Aufgabenstellungen dann als „authentisch“ angesehen, wenn die Schüler sie in der Schul- und Klassenzimmersituation als unmittelbar-real erfahren oder zumindest als lebensecht akzeptieren können, so dass sie das Erlernte auch in die außerschulische Lebenswelt übertragen können.
Die Geschichtsdidaktik unterscheidet nach Hans-Jürgen Pandel verschiedene Formen der Authentizität.
Personen- und Ereignisauthentizität: gibt an, inwieweit dargestellte Personen oder Ereignisse tatsächlich existiert haben.
Quellenauthentizität: gibt an, inwieweit eine Quelle den Ansprüchen an Echtheit genügt.
Typenauthentizität: gibt an, inwieweit Personen / Figuren womöglich erfunden, aber im historischen Kontext trotzdem überzeugend sind (Beispiel: Der erfundene Hitler-Junge im Jugendroman).
Erlebnisauthentizität: gibt an, inwieweit das in Texten erlebte und empfundene tatsächlich vom Verfasser so empfunden wurde. Pandel merkt an, dass diese Art der Authentizität mit den „üblichen quellenhistorischen Mitteln“ kaum nachweisbar ist.
Repräsentationsauthentizität: gibt an, inwieweit ein dargestelltes Ereignis epochentypisch andere Vorkommnisse / Ereignisse abbildet.
https://de.wikipedia.org/wiki/Authentizit%C3%A4t

2) Selbstsein-Frage
> Selbstsein > schwabeonline
(engl. being yourself; frz. être-soi). Das Substantiv ‹S.› hat sich als philosophischer Terminus erst in der Existenzphilosophie des 20. Jh. eingebürgert. Bereits die Antike jedoch kennt die ethische Maxime, man selbst zu sein, wie etwa der oft zitierte Pindar-Ausspruch, «Werde, der du bist» (γένοι' οἷος ἐσσὶ μαθών) [, oder die sokratische Forderung, «mit sich selbst übereinzustimmen» , zeigen. Mit der stoischen Lehre von den «personae» (wörtlich: Masken) wird ein Verständnis sozialer Rollen entwickelt, das den individuellen Aspekt, das, was man selbst ist, umfaßt («tenenda sunt sua cuique») und zur Wahrung der persönlichen Identität dazu auffordert, der eigenen Natur zu folgen («propriam nostram naturam sequamur») . S. heißt einerseits, sich selbst mit seiner Rolle in Übereinstimmung zu bringen, aber auch, sein inneres, wahres Selbst zu verwirklichen als Grundvoraussetzung für die Seelenruhe [6]. Im Neuplatonismus wird das, was der Einzelne als Selbst ist, metaphysisch gedeutet aus einer ontologischen Konzeption, in der jegliches Sein als Emanation des obersten Prinzips des Einen verstanden wird. S. heißt demnach, sich von seinem Ursprung her zu verstehen, sich zu diesem zurückzuwenden und sich darin zu erkennen . Dieses S. ist die Bedingung der Freiheit . «Wir selbst» (ἡμεῖς) zu sein heißt, sich aus dem Sein zu verstehen....
https://www.schwabeonline.ch/schwabe-xaveropp/elibrary/start.xav?start=%2F%2F*%5B%40attr_id%3D%27verw.selbstsein%27%20and%20%40outline_id%3D%27hwph_verw.selbstsein%27%5D
> Selbstsein > Kierkegaard
als Begriff hat zentrale Bedeutung innerhalb der Existenzphilosophie und bezieht sich darauf, dass jeder Mensch über seine konkrete Seinsweise selbst entscheidet, seine Haltung, sein Denken und sein Leben gestaltet und darin selbstbestimmt oder fremdbestimmt sein kann. Ob der Einzelne sich zu sich selbst verhält und darin zum Bewusstsein dessen gekommen ist, was er selbst ist und sein will, oder vorgegebene Rollen, Wertungen und Handlungsmuster unbefragt übernimmt, kennzeichnet den Unterschied zwischen einer eigentlichen und uneigentlichen Existenzweise. – Kierkegaard bestimmt das Selbst so: »Das Selbst ist ein Verhältnis, das sich zu sich selbst verhält, oder ist das am Verhältnis, dass das Verhältnis sich zu sich selbst verhält« (Die Krankheit zum Tode, Ges. Werke, 24./25. Abtlg. S. 8). S. bedeutet das aktive Verhalten zu den Momenten, die das konkrete menschliche Leben bestimmen. Das S. kann verfehlt werden, was Kierkegaard mit dem Begriff der Verzweiflung, als eines Missverhältnisses im Selbstverhältnis fasst
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> Selbst/Sein im Hier und Jetzt
https://www.kultur-punkt.ch/diskurs-platon-akademie-4-0/pa4-diskurse-1995-2020/id-2020-eu-demokratien-selbst.html
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