Die Identität und Atmosphäre, die in Neubaugebieten oftmals fehlen, haben wir im^Klybeck sozusagen gratis

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Klybeck - Identität & Atmosphäre

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E-News_04-2017_Kantonsbaumeister, 25.04.2017, Seite 1/4
E-News 04.2017 – Interview mit Beat Aeberhard, Kantonsbaumeister Basel-Stadt

«Die Identität und Atmosphäre, die in Neubaugebieten oftmals fehlen, haben wir im^Klybeck sozusagen gratis.»

Welche Chancen und Potentiale sehen Sie in der Arealentwicklung klybeckplus?
Wir haben die grossartige Chance, auf der Basis einer bereits bestehenden Stadtstruktur etwas
ganz Neues zu schaffen. Ein heute geschlossenes Industrieareal wird sich öffnen und sich zu
einem lebendigen und durchmischten Stadtquartier entwickeln. Hier wird ein Stück der
Zukunft von Basel gebaut. Es gibt in der Schweiz grössere Entwicklungsgebiete – aber keines in
einer solchen Dimension, das mitten in einer Stadt liegt. In Basel haben wir auch noch weitere
Transformationsareale. Das heisst, dass der Mythos von Beengtheit im Stadtkanton überholt
ist. Der zum Teil schöne und erhaltensfähige Baubestand im Klybeckareal kann für die Entwicklung
ein tragendes Grundgerüst liefern. Wobei die Erhaltensfähigkeit der einzelnen Gebäude
im Detail noch nachzuweisen ist. Jedenfalls haben wir die Identität und die Atmosphäre, die
gerade in Neubaugebieten oftmals fehlen, im Klybeck sozusagen gratis. Andererseits haben
wir mit dem Rückzug der Produktion die Chance, einen «Wurf» zu realisieren.
Wird der Kanton Arealteile kaufen, die BASF und Novartis freigeben?
Das ist eine politische Frage, keine auf Ebene unserer Planungsarbeiten. Der Kanton hat in der
Planungsvereinbarung 50‘000 Quadratmeter als Wirtschaftsfläche gesichert. Weiteres ist noch
nicht definiert.
Wie funktioniert das Zusammenspiel zwischen dem Kanton und den Industriepartnern?
Wir sind alle aufeinander angewiesen. Ein so komplexes Projekt könnte wohl keiner der drei
Partner in einer vernünftigen Zeit alleine durchziehen. Der Kanton braucht BASF und Novartis,
weil sie schlichtweg die Eigentümerinnen der Grundstücke sind. Sie wiederum brauchen uns,
weil es Umzonungen und rechtlich vorgegebene Planungsschritte braucht. Das Schöne daran:
Wir haben alle das Gefühl, an einem Strang und in die gleiche Richtung zu ziehen, obwohl wir
durchaus auch unterschiedliche Interessen vertreten. Aber alle wollen etwas Gutes für Basel
erreichen. Da steckt einiges an Energie und gemeinsamem Engagement drin. klybeckplus ist
für keinen der Beteiligten eine alltägliche Routine-Aufgabe.
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Zurzeit läuft die Testplanung zur Arealentwicklung klybeckplus, für welche vier Planungsteams
angefragt wurden. Warum wurde nur einem Basler und gar keinem Nachwuchs-Team
eine Chance gegeben?
Die Auswahl der Teams erfolgte in enger Absprache zwischen den Planungspartnern, also
zwischen den Grundeigentümerinnen und dem Kanton Basel-Stadt. Es war uns ein Anliegen, in
dieser Anfangsphase internationale Teams mit breiter Erfahrung mit der Testplanung zu
betrauen. Das ermöglicht einen wertvollen Aussenblick. Zugleich wird aber auch eine gewisse
Routine garantiert, um die hohen Anforderungen zu gewährleisten, die die Bearbeitung eines
derart grossen Areals bedingt. Wir von der Stadt beauftragen zwar bewusst auch immer wieder
Nachwuchsbüros. Die vorliegende Aufgabenstellung ist aber rein aufgrund des Bearbeitungsumfangs
weniger für ein noch junges Nachwuchsbüro geeignet.
Am 6. April hat der zweite Workshop der Testplanung stattgefunden. Können Sie uns die
Stimmung und erste Erkenntnisse schildern – was denken Sie von den gezeigten Ideen?
Ich denke, dass vier unterschiedliche Haltungen langsam fassbar werden. Jedes Team hat sich
in den letzten Monaten eine klare Vorstellung vom Areal erarbeitet und skizziert nun einen
Weg, wie sich das Klybeck entwickeln könnte. Interessant ist, dass alle vier Entwürfe ein mehr
oder weniger starkes Grundkonzept vorschlagen. Dabei beschreiten die Teams unterschiedliche
Strategien. Die einen nähern sich über Idealentwürfe der Aufgabenstellung. Da wird sozusagen
die formvollendete Vision vorgeschlagen, die es nach Meinung des Teams anzustreben
gilt. Andere wählen einen pragmatischeren Weg und schaffen ihren Entwurf stark aus dem
Bestand heraus, nicht nur baulich sondern auch atmosphärisch und auf die künftigen Nutzungen
bezogen. Und eine weitere Strategie basiert auf der starken Geste eines neuen städtebaulichen
Wahrzeichens. Letztlich sind das alles valable Vorschläge, die es nun bis zur Schlussbesprechung
noch zu schärfen und zu präzisieren gilt.
Warum dauert dieser Prozess so lange?
In Anbetracht der Grösse und Komplexität der Aufgabenstellung sind sechs Monate für die
Phase der Testplanung angemessen. Das Verfahren wird von den Planungspartnern intensiv
begleitet. Es handelt sich um ein sogenanntes Dialogverfahren. Das erlaubt einen intensiven
Austausch zwischen den Planungsteams und der Jury, in der neben Vertretern der Grundeigentümerinnen
und Mitarbeitenden aus der Verwaltung auch externe Fachjuroren Einsitz
haben.
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Warum werden Bilder erst am Ende der Testplanung gezeigt?
In der Testplanung wird intensiv und in vertrauensvollem Rahmen gearbeitet. Dementsprechend
wäre es völlig kontraproduktiv, erste Bilder aus einem laufenden Prozess heraus in
Umlauf zu bringen. Das würde womöglich zu Missverständnissen führen und den offenen
Meinungsaustausch eher behindern.
Die Tageswoche hat berichtet, dass der Verein Zukunft.Klybeck «garantieren möchte, dass
die Verantwortlichen den Mitwirkungsgedanken ernst nehmen». Heisst das, Sie nehmen ihn
nicht ernst?
Ganz im Gegenteil! Es steht für uns ausser Frage, dass die Transformation dieses riesigen
Areals nur im Einvernehmen mit der Bevölkerung möglich und sinnvoll ist. Alles andere wäre
kontraproduktiv und kann gar nicht in unserem Sinn sein. Ich habe auch kein Problem mit dem
von Privatpersonen gegründeten Verein Zukunft.Klybeck. Es ist legitim, wenn die Gruppe aktiv
wird, sich einbringt und auch die Grenzen der Mitsprache thematisiert. Auf jeden Fall interessiert
mich, was die Bevölkerung will. Ich will aber die ganze Bevölkerung einbeziehen. Und
darin liegt die Schwierigkeit: Wie verschaffen wir den Stillen, den Passiven, den Kindern oder
den Fremdsprachigen eine Stimme? Persönlich wünsche ich mir, dass bei der nächsten Beteiligungsveranstaltung
am 17. Juni möglichst viele Einwohnerinnen und Einwohner aus den
unterschiedlichsten Lebenswelten zusammenkommen, um über die weitere Entwicklung des
Klybeckareals zu diskutieren und mitzureden.
Wie geht es nach der Testplanung weiter?
Die städtebauliche Testplanung wird uns wichtige Hinweise darauf liefern, wie sich das Areal
entwickeln soll. Die an die Testplanung anschliessende Syntheseplanung soll die tragende
Entwurfsidee an die konkreten Rahmenbedingungen anpassen. Möglicherweise werden auch
sinnvolle, gute Ideen verschiedener Teams in die Synthese einfliessen, wobei ich aber dezidiert
die Meinung verfechte, dass Stadtplanung über ein gewisses Mass an Autorenschaft verfügen
soll. Die Kombination von zu unterschiedlichen Elementen verwässert das Konzept und führt
erfahrungsgemäss zu schlechten Stadträumen. Selbstverständlich werden die Beiträge aus der
Bevölkerung einfliessen.
Wie werden die Beiträge der Bevölkerung eingebaut und wie transparent ist dieser Prozess?
Der Kanton Basel-Stadt beschreitet zusammen mit den Grundeigentümerinnen BASF und
Novartis mit der gewählten Form der Beteiligung der Bevölkerung Neuland: Die interessierte
Bevölkerung hatte die Möglichkeit, sich vor Beginn der Testplanung zu äussern (Anlass vom
24. September 2016) und kann sich nun direkt nach der Testplanung (17. Juni 2017), aber
wiederum vor der Syntheseplanung äussern und damit die Entwicklung im Projekt proaktiv
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beeinflussen. Auch die Politik wird sich im weiteren Prozessverlauf einbringen. So wie auch die
Grundeigentümerinnen mit ihren Vorstellungen den Prozess weiterhin aktiv gestalten werden.
Gerade weil sich die Planung im Verlauf des langen Planungsprozesses an konkreten Bedingungen
und Anforderungen messen muss und daher Anpassungen erfahren wird, ist ein starkes,
leicht nachvollziehbares und klares Grundkonzept einer Stadtidee so wichtig!
Beat Aeberhard
Kantonsbaumeister Basel-Stadt (Leiter Städtebau & Architektur),
dipl. Architekt ETH/MsAUD
«Das neue Klybeck soll nicht nur die angrenzenden Quartiere
miteinander verbinden, sondern zu einem eigentlichen Magneten für
Basel-Nord werden. Ein Ort mit starker Identität und Ausstrahlung.
Daher braucht es auch eine tragfähige Vision. Und ich wünsche mir,
dass wir schon bald das eine oder andere Neue realisieren können,
um dem Aufbruch eine klar fassbare Kontur zu verleihen.»
Die Planungspartner
Kanton Basel-Stadt, BASF, Novartis
Basel, 25. April 2017
Bau- und Verkehrsdepartement Kanton Basel-Stadt
Anlaufstelle «klybeckplus»
Münsterplatz 11, 4001 Basel
Tel. 061 267 91 52, mailto:info@klybeckplus.ch

http://www.klybeckplus.ch