Städtebau als politische Kultur .Der Architekt und Theoretiker Hans Bernoulli .Sylvia Claus, Lukas Zurfluh (Hg.), gestaltet von Philippe Mouthon, mit weiteren 13 Beitragenden und Institutionen

Reihen-Einfamilienhäuser <Bernoulli-Häuser>1923-1930
Basel, Hardthurmstrasse 200-394
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Architektur Lebensraum A_Z -> Stadt-/Landraum/ORL - Empathie - Kultur ->
Städtebau - kulturpolitisch (H. Bernoulli)
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Online-Publikation: Februar 2019 im Internet-Journal <<kultur-punkt.ch>>
Ereignis-, Ausstellungs-, AV- und Buchbesprechung
<< Städtebau als politische Kultur .Der Architekt und Theoretiker Hans Bernoulli .Sylvia Claus, Lukas Zurfluh (Hg.), gestaltet von Philippe Mouthon, mit weiteren 13 Beitragenden und Institutionen >>
384 Seiten, 356 Abbildungen; 22,5 x 30 cm, Hardcover mit Fadenheftung; ISBN 978-3-85676-353-4; 89.00 CHF / 78.00 EUR
gta Verlag,  Institut für Geschichte und Theorie der Architekturn, Zürich ,  mailto:books@gta.arch.ethz.ch
http://www.verlag.gta.arch.ethz.ch
https://verlag.gta.arch.ethz.ch/publikationen

Charakteristika
> Beitragende zur Publikation 'Städtebau als politische Kultur:
Fotografien von Cédric Eisenring, Andreas Koller, Ewa Maria Wolańska
Beiträge von Hubertus Adam, Sylvia Claus, Katia Frey und Eliana Perotti, Bettina Held, Dorothee Huber, Jörg Kuhn, Bruno Maurer, Riccardo Rossi, Lukas Zurfluh sowie Alumni des Master of Advanced Studies-Programms in Geschichte und Theorie der Architektur, ETH Zürich

Inhalt
Wie kein anderer prägte Hans Bernoulli das genossenschaftliche und private Siedlungs- und Wohnungswesen der Schweiz. Der auch international äusserst einflussreiche Basler Architekt, Stadtplaner, Theoretiker und Hochschullehrer war ein Homo politicus, sein Schaffen ethisch motiviert. Architektur galt ihm als Teil eines übergeordneten gesellschaftlichen Ganzen. Bis heute haben seine Gedanken und Vorschläge nicht an Brisanz verloren.
 Nach ersten Erfolgen mit Wohn- und Geschäftshäusern in Berlin und Mitteldeutschland machte sich Bernoulli bald mit städtebaulichen Arbeiten einen Namen. Seit 1910 Architekt der Deutschen Gartenstadtgesellschaft entwarf er unter anderem die Bebauungspläne für die Siedlungen Falkenberg bei Berlin und Reform in Magdeburg. 1912 zum Chefarchitekten der Basler Baugesellschaft berufen, avancierte er zu einem der Pioniere des Kleinwohnungs- und Siedlungsbaus in der Schweiz. Er realisierte in Basel, Zürich, Winterthur und Grenchen mehr als 30 Projekte. Darüber hinaus etablierte er den Städtebau als Lehrgebiet an der ETH Zürich und hatte damit massgeblichen Einfluss auch auf die jüngere Generation der Schweizer Moderne.
 Die von Bernoulli damals erkannten Probleme sind nach wie vor nicht gelöst: Die Spekulation mit Grund und Boden ist noch immer eine der schwierigsten Herausforderungen für sinnvolle Gesamtplanungen. Die Folgen sind offensichtlich – Landschaftszerstörung, renditeträchtige Umwandlung günstigen Wohnraums in teure Quartiere mit entsprechenden sozialen Folgen, akute Wohnungsnot. Nicht zuletzt deshalb ist die von Bernoulli praktisch wie theoretisch problematisierte Frage nach dem Allgemeinwohl geradezu brennend aktuell. Die Publikation stellt erstmals Leben und Werk Hans Bernoullis in einen historischen Zusammenhang. Sie verortet die Komplexität seines Wirkens zwischen politisch-wirtschaftsreformatorischer und architektonisch-städtebaulicher Diskussion und unternimmt damit eine auch internationale Neupositionierung dieses wichtigen Schweizer Architekten.

Zum Protagonisten
Hans Benno Bernoulli (* 17. Februar 1876 in Basel; † 12. September 1959 ebenda) war ein schweizerischer Architekten, Städtebauer und Hochschullehrer; er lebte und arbeitete seit 1897 in Deutschland, bis er 1912 an die ETH Zürich berufen wurde. https://de.wikipedia.org/wiki/Hans_Bernoulli

Fazit,vorangestellt
Das umfassende und zugleich hoch aktuelle Werk zum "Städtebau als politische Kultur" und dem Protagonisten  Architekten und Theoretiker Hans Bernoulli wurde vom Herausgeberteam Sylvia Claus und Lukas Zurfluh (Hg.), gestaltet vom Philippe Mouthon, sowie dreizehn Beitragenden (Bild+Text)  vorbildiich realisiert. Es ist so ein stets arbeitsbegleitendes Instrument für einen empathischen Ansatz zu einer zutiefst menschlichen Sichtweise und Handhabung für eine demokratische Urbanität und Region (ORL) entstanden. Dazu tragen die folgenden Topoi-Paare  in beeindruckender Weise bei, wie Stadtbild & Bodenfrage, Altstadt & Erneuerung, Prototyp & Serie, Kredit & Hypothek, Verworrenes Wesen Stadt & Neuaufbau und schliesslich  Sepulkralkultur & Schönheit. Auf diese Weise ist es dem gesamten Autorenteam (Text & Impetus) und Gestaltungsteam (Bild & Buchgestalt) auf treffliche Weise  gelungen - von Basel ausgehend - ein Musterbuch zum Städtebau für das Jetzt und die urbane  Zukunft  in Europa zu kreieren. m+w.19-2

Weitere Stimmen
> In einem ebenso erfrischenden wie kenntnisreichen Blog-Eintrag schildert Dr. Yvonne Voegeli, Mitarbeiterin des Hochschularchivs der ETH, aus Anlass des 140. Geburtstags von Hans Bernoulli detailreich und differenziert den sogenannten „Fall Bernoulli“, den Entzug von Bernoullis Lehrauftrag durch den Schweizerischen Schulrat im Dezember 1938  – äusserst lesenwert! Veröffentlicht am 22. Februar 2016  von  Lukas Zurfluh 
https://www.hans-bernoulli.net/
>Hans Bernoulli war einer der führenden Architekten, Stadtplaner und Hochschullehrer der Moderne in der Schweiz. Die Spanne seines Schaffens umfasst die gesamte erste Hälfte des 20. Jahrhunderts und damit die wichtigen europäischen, in die Schweiz ausstrahlenden Epochenumbrüche der Jahrhundertwende, des Ersten und des Zweiten Weltkrieges...
Innerhalb der Schweiz stieß Bernoulli gleichwohl auch auf Widerstände. So verlor er 1938 im Rahmen der als ‚geistige Landesverteidigung’ deklarierten Schweizer Diskussionen der 1930er Jahre Lehrauftrag und Professorentitel an der ETH. Doch auch nach der Relegation trat Bernoulli weiter für seine politischen Ideen ein: von 1941 bis 1952 als Redaktor der freiwirtschaftlichen Zeitschrift Archiv, Schriftenreihe für eine natürliche Wirtschaftsordnung. Während zweier Sessionsperioden gehörte er ausserdem einem kantonalen Parlament, dem Grossen Rat in Basel, an. Von 1947 bis 1951 war er Nationalrat für den Landesring der Unabhängigen (LdU)....
Noch heute haben Bernoullis Vorschläge nicht an Brisanz verloren. Die von ihm erkannten Probleme sind nach wie vor nicht gelöst: Die Spekulation mit Grund und Boden ist eine Herausforderungen für eine sinnvolle Gesamtplanung. Die Folgen sind offensichtlich. Sie reichen von Landschaftszerstörung über die renditeträchtigen Umwandlung günstigen Wohnraums in teure Quartiere mit den entsprechenden sozialen Folgen (Gentrifizierung) bis hin zu akuter Wohnungsnot. Nicht zuletzt deshalb ist die von Bernoulli städtebaulich-architektonisch wie theoretisch problematisierte Frage nach dem Allgemeinwohl von grosser Aktualität.
Sylvia Claus
Lit.: Camille Martin und Hans Bernoulli (Red.), Der Städtebau der Schweiz. Grundlagen, hg. vom Bund Schweizer Architekten, Fretz & Wasmuth Verlag, Zürich 1929, S. 4.
Die Biographie ist publiziert in: Marianne Pletscher/Marc Bachmann (Hg.), Wohnen wir im Paradies? Die Bernoullihäuser in Zürich, Zürich 2016.
https://www.hans-bernoulli.net/?page_id=6
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