Die historischen Gemüsegärten der Schweiz / Les potagers historiques de la Suisse . Dominik Flammer, Sylvan Müller, Marianne Eggenschwiler, Marion Sauter, mit neuem Ansatz

Bibliophile Broschur, mit rechter Block-Klappe

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Gemüsegärten - Schweiz - Ballenberg
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Online-Publikation: Mai 2020 im Internet-Journal <<kultur-punkt.ch>>
Ereignis-, Ausstellungs-, AV- und Buchbesprechung
<< Die historischen Gemüsegärten der Schweiz / Les potagers historiques de la Suisse .
Dominik Flammer, Sylvan Müller, Marianne Eggenschwiler, Marion Sauter, mit neuem Ansatz >>
120 Seiten; 270 g; 14.8 x 21 cm; Broschur, mit rechter Block-Klappe; ISBN: 978-3-03902-058-4; 20,00 EUR
AT Verlag, CH-5401 Baden, Aarau; http://www.at-verlag.ch; http://www.ahrend-medienbuero.de;

Charakteristika:
'Von den Rüben der Walser, den Pastenaken der Taglöhner und den Artischocken der Hugenotten'
> Freilichtmuseum Ballenberg, CH: 'Ein neuer Ansatz!'
https://www.ballenberg.ch/de
> Ernährungsgeschichte der Schweiz, fundiert und unterhaltsam erzählt.
> Porträts von 12 historischen Gemüsegärten aus allen Gegenden des Landes.
> Ein Führer zu den historischen Gärten des Freilichtmuseums Ballenberg.
> Effizient & Bibliophil: auf Rücken (DE) Broschur - auf rechter Block-Klappe (FR), ein Ausdruck Schweizer Buchkunst & -Design

Inhalt
Anhand von zwölf Gärten, die nach historischem Vorbild im Freilichtmuseum Ballenberg bepflanzt wurden, erzählt Dominik Flammer die Geschichte der Ankunft und Nutzung neuer Gemüsesorten in der Schweiz. Religionsflüchtlinge, Händler, Säumer und heimkehrende Söldner brachten ab dem 17. Jahrhundert unbekanntes Gemüse ins Land. Neue Nutzpflanzen begannen alte zu verdrängen. Die bekannten Autoren der Trilogie über »Das kulinarische Erbe der Alpen« haben die Geschichte des Gemüseanbaus in der Schweiz in Wort und Bild aufgearbeitet. Dieses Buch dient einerseits als Führer durch den Ballenberg, ist aber auch eine Fundgrube für alle, die sich für den Wandel des Gemüses von der Muszutat zur vollwertigen Speise interessieren.
Le guide du Musée en plein air Ballenberg présente douze jardins potagers. Les légumes, baies et fruits qui y sont plantés étaient cultivés à l'époque indiquée et dans la région d'origine du jardin. L'arrivée de ces plantes utiles dans les jardins suisses s'est produite tard, beaucoup de ces plantes provenaient du Sud et d'outre-mer, d'autres étaient de nouvelles variétés françaises ou venaient d'autres régions productrices de légumes. Jardin du gruau, jardin des huiles ou des choux, jardins des tisserands et des journaliers ou jardin huguenot : ce sont autant de façons de découvrir la culture et l'histoire sociale de la Suisse rurale.

Dominik Flammer
Geschichtsforscher, Alpine Kulinarik
(Jahrgang 1966) ist Essenforscher und Buchautor und beschäftigt sich seit dreissig Jahren mit der Geschichte der Ernährung. Seine Bücher und Filme sind international mit unzähligen Preisen ausgezeichnet worden. Im Mittelpunkt seiner Arbeit steht das kulinarische Erbe des Alpenraums und dabei insbesondere die engere Zusammenarbeit zwischen der Landwirtschaft und der Gastronomie. Flammer ist Inhaber der Zürcher Agentur Public History Food. Zurzeit leitet er den Aufbau des "Culinarium Alpinum". Dieses internationale Kompetenzzentrum für alpine Kulinarik soll in Zusammenarbeit mit zahlreichen namhaften Organisation der Landwirtschaft, der Gastronomie und der Lebensmittelproduktion im ehemaligen Kapuzinerkloster in Stans im Schweizer Kanton Nidwalden im Herbst 2020 seine Pforten öffnen.

Sylvan Müller
Fotograf
Seit über 20 Jahren arbeitet Sylvan Müller als Fotograf. Viel beachtet sind seine Langzeitprojekte wie das »Japan-Kochreisefotobuch«, »Mama kocht« oder »Das kulinarische Erbe der Alpen«. Seine Bilder bestechen durch einen unaufgeregten und unendlich reduzierten Stil.
http://www.mamakocht.ch
http://www.kochreisefotobuch.ch
http://www.bmr-fotografen.ch

Marianne Eggenschwiler
Realisierung

Marion Sutter
Architektur und Hausforschung

Fazit, vorangestellt
Mit der handlichen und überaus aufschlussreichen, bibliophilen Klappbroschur von Essenforscher (Kulinarik), Buchautor und Gestalter Dominik Flammer und dem seit 20 Jahren zum Topos Freiluftmuseum der Schweiz tätigen Fotograf Sylvan Müller ist es gelungen, sowohl eine introvertierte und zugleich einfühlsame Sichtweise zu vermitteln, um "Die historischen Gemüsegärten der Schweiz" überzeugend und profund darzustellen.
Das älteste Gebäude datiert aus dem Jahr 1336 und das jüngste kam 1909 hinzu. Die Gebäude standen sowohl in der Ebene als auch Alpin bis 1550 Meter.
Flammers äusserst gelungene Neukonzeption, zusammen mit der Realisierung von Marianne Eggenschwiler ist es zu danken, dass in Ballenberg: Mus-, Öl-,
Kraut-, Heimarbeiter-, Taglöhner- und Hugenottengärten einen synästhetischer Einblick (1) in die Kultur- und Sozialgeschichte der ländlichen Schweiz geradezu wegweisend* und ausgezeichnet vermittelt werden können. m+w.p20-5

1) synästhetisch (besonders mit der Farbenpracht, Duft und mit Genuss.zu erleben..., laut Marion Sutter*, für Architektur und Hausforschung zuständig)
https://www.kultur-punkt.ch/galerie/werkzeuge-n-der-betrachtung/aesthetik-reflexionen/synaesthetisches.html

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Stimme zur Architektur und Hausforschung
Vom Gemüsegarten zum Bauerngarten
Heute verbindet man mit dem Begriff Bauerngarten in der Regel einen reich
bestandenen, üppig blühenden, eingefassten Pflanzplatz in der Nähe eines
Bauernhauses, in dem unter anderem auch Gemüse kultiviert wird.
Dies entspricht jedoch nicht der Lebenswirklichkeit vergangener Jahrhunderte. Der
Pflanzplatz war – wenn vorhanden – ein Teil der kargen Selbstversorgung
und barg vor allem Gemüse, ausserdem einige Kräuter sowie Nutz- und Heilpflanzen.
Früh und besonders weit verbreitet war beispielsweise Kohl. Dass
Kartoffeln in der Schweiz erst seit dem 18. Jahrhundert kultiviert werden,
ist bekannt. Weniger vertraut hingegen ist, dass die ebenfalls aus Süd- und
Mittelamerika stammende Tomate erst im 20. Jahrhundert Verbreitung fand.
Der Pflanzplatz stellte eine Sondernutzung dar innerhalb der eigenen
landwirtschaftlichen Nutzflächen oder auf Allmenden: Hier wurden vor
allem Risikoflächen wie Überschwemmungsgebiete kultiviert. Ein wichtiges
Merkmal ist demzufolge die Einfassung des Pflanzplatzes.
Die strenge Abgrenzung und die oftmals geometrische Anordnung von Beeten und Wegen
der Pflanzplätze gründet in der Renaissance. Den Transfer in den ländlichen
Raum lieferten Kloster- und Pfarrgärten.
Im ausgehenden 19. und frühen 20. Jahrhundert propagierten Obstbauverbände
und Imkervereine Spaliere an den Fassaden. Sie fanden in
Blumenkästen eine bunte Ergänzung, zeitgleich etablierten sich Blumenbeete –
der «Bauerngarten» war geboren. Den blühenden Anfang machten touristisch erschlossene Gebiete:
Parallel zum Heimatstil wurde hier vornehmlich von Gasthaus- und Chaletbesitzern
ein malerisches Schweizer Klischee etabliert.
Die hart arbeitenden, stets um die Existenz ihrer grossen Familie
ringenden Kleinbäuerinnen hatten schlichtweg keine Zeit, sich schönen Dingen zu widmen.
Arbeiteten sie zusätzlich in der textilen Heimarbeit, mussten
sie – etwa in der Baselbieter Seidenbandweberei – ihre Hände schonen,
um die feinen Fäden und Stoffe verarbeiten zu können. Betrieb die Bauernfamilie Alpwirtschaft,
war in den Sommermonaten niemand verfügbar, der
sich um die Gärten im Tal kümmern konnte. Typisch war hier – etwa in der
Innerschweiz oder im Oberland – bis unmittelbar an das Haus reichendes
Wiesland: Jeder verfügbare Fleck wurde für die Heugewinnung genutzt.
Im Freilichtmuseum Ballenberg wird die Schweizer Landwirtschaft
aus der Zeit vor der Motorisierung gezeigt, der Zeitschnitt also bis ins frühe
20. Jahrhundert angesetzt. Mit einem Garten bestückt sind entsprechend
der Herkunft beziehungsweise der regionalen Wirtschaftsform lediglich 16
der insgesamt 37 Bauernhäuser der in 13 Geländekammern gegliederten
musealen Kulturlandschaft. Heute etwa auch das Bauernhaus aus Matten
BE, das seit 2007 als Beispiel für modernes Wohnen im historischen Kontext
fungiert. Auch das Wiesland des ehemals alpwirtschaftlichen Betriebs
wurde zum zeitgenössischen Garten mit Freisitzplatz und Hochbeeten.
Drei weitere Ballenberg-Gärten fanden nicht in diesen Führer:
Der zum Weinbauernhaus aus Richterswil ZH gehörende Garten wurde im
Sommer 2019 vom Landschaftstheater Ballenberg in Beschlag genommen;
der Pflanzplatz des Bauernhauses aus Oberentfelden AG wird vom
Kurszentrum Ballenbergfür Kompost- und Gärtnerkurse genutzt,
und der Garten des Bauernhauses aus Eggiwil BE spiegelt ebenso
wie die Hauseinrichtung die Lebenswirklichkeit der letzten Bewohner
in den Jahren 1946 /1947 wider.
Das älteste Museumsgebäude datiert aus dem Jahr 1336, das jüngste
konnte 1909 in seinem Herkunftsort Sarnen OW eingeweiht werden. Einige
Gebäude standen in der Ebene, andere, etwa das Wohnhaus aus Blatten
VS, auf 1550 Meter über dem Meer. Ebenso vielfältig ist die Bandbreite der
neuen Ballenberg-Gärten, die sich auf den Ursprung, das Gemüse, beziehen.
Für die Neukonzeption der Gemüsegärten zeichnet Dominik Flammer
verantwortlich, für ihre Realisierung Marianne Eggenschwiler. Mus-, Öl- und
Krautgarten, Heimarbeiter-, Taglöhner- und Hugenottengarten – sie geben
einen wunderbaren und immer wieder überraschenden Einblick in die
Kultur- und Sozialgeschichte der ländlichen Schweiz und bereichern das
Erlebnis Ballenberg um Farbenpracht, Duft und Genuss. Der Artenreichtum
der historischen Gemüsegärten ist mehr denn je wegweisend.
Marion Sauter
Architektur und Hausforschung
Ballenberg, Freilichtmuseum der Schweiz
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Leseprobe
https://at-verlag.ch/media/book_lookinside/804/lookinside.pdf

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