Kassel I - II : Den Aufbruch wagen

Kassel I - II : Den Aufbruch wagen

 

7000 Zeichen – Bürgerphantasie gestaltet die Stadt

Die Stadt zu einem "Kreativen Feld" machen Kassel hat sich durch die documenta als Hauptstadt zeitgenössischer Kunst profiliert. Im Rahmen der Bewerbung um die Kulturhauptstadt Europas gilt es nun einen erweiterten Kultur- und Kunstbegriff zu entwickeln, der die Kunst aus dem Museum holt und möglichst viele Bürger in einem stadtgesellschaftlichen Aufbruch mobilisiert, der nicht nur offenbart, was die Stadt an verborgenen Schätzen besitzt, sondern gleichzeitig zur Entwicklung einer anregenden Stadtkultur führt.
Unter dem Motto „Kassel spinnt“ – Kulturnetze innerhalb und außerhalb der Stadt – soll Lust auf Zukunft geweckt und Bürgerfantasie freigesetzt werden, die in faszinierende Gestaltungsprojekte mündet und die bekannte, aber vor allem auch verborgene Kultur der Stadt sichtbar und begehbar macht.

Das Projekt 7000 Zeichen

Das Projekt „7000 Zeichen“ – entwickelt vom Institut für Partizipationsdesign an der Universität Kassel – stellt einen attraktiven Rahmen zur Verfügung, der es engagierten Bürgern ermöglicht, ihre Fähigkeiten zu entfalten, Ideen, Visionen oder Gestaltungswünsche zu entwickeln, zu präsentieren und der Stadt damit ein neues Gesicht zu geben. Das Projekt „7000 Zeichen“ – Bürgerfantasie gestaltet die Stadt – ist als siebenjähriger Prozess konzipiert, der in verschiedenen Etappen zu
einer kulturellen Umgestaltung der Stadt durch Bürgerfantasie führt.

Die Stadt als Zukunftswerkstatt

Zum Auftakt des Projektes findet unter dem Motto „Lust auf Zukunft“ in Vereinen, Verbänden, Firmen, Schulen, Kindergärten, Behörden, Institutionen usw. ein Ideenwettbewerb in Form von Zukunftswerkstätten statt, in dem es darum geht, konkrete Projekte für die Gestaltung der Stadt zu entwickeln. Die Zukunftswerkstatt ist ein leicht umzusetzendes und wirksames Verfahren, um in einem Dreischritt Kritik, Vision und Veränderung zu initiieren, Verbesserungsvorschläge zu ersinnen und konkrete Umsetzungspläne gemeinschaftlich zu erarbeiten. Zukunftswerkstätten haben sich in der Vergangenheit als wirkungsvolle Startpunkte für Gestaltungsprozesse erwiesen, da sie demokratisch – d. h. von allen – getragen wurden.
Aufgabe der Bürger/innen ist es, ihre Ideen, Vorschläge, Projekte usw. in Form eines Zeichens und eines Ergebnisposters so darzustellen, dass auch Unbeteiligte schnell einen Eindruck vom Charakter des jeweiligen Vorhabens erhalten. Dieses Zeichen drückt in verdichteter Form das Anliegen aus, vermittelt die grundlegende Botschaft und weckt Interesse. Unter diesem Zeichen werden ein Satz, eine Parole, ein Motto oder eine Forderung formuliert, um das jeweilige Gestaltungsvorhaben
prägnant auf den Begriff zu bringen. Die Initiatoren des Projektes präsentieren sich auf einem nebenstehenden Foto.
Der Begriff des Zeichens ist weit gefasst. Hier kann es sich um ein Symbol, ein Foto, einen Architekturplan, ein Modell, ein Objekt oder um einen kurzen Film handeln. Wichtig ist es, dass die jeweiligen Vorhaben prägnant ausgedrückt werden, so dass sie verständlich sind und einen hohen Anregungscharakter haben.
In der Kasseler Lokalzeitung werden in regelmäßiger Folge die interessantesten Vorschläge aus den Zukunftswerkstätten dargestellt. Die entwickelten Zeichen werden in der gesamten Stadt, insbesondere an den Orten ihrer Entstehung ausgestellt (z. B. in Geschäften, Institutionen, Behörden usw.), so dass nach und nach Bürgerfantasie die Stadt „möbliert“. Auf dem Königsplatz wird eine Großbildleinwand installiert, auf der die Zeichen präsentiert werden. Im Rahmen des Wettbewerbs
für Zukunftsideen zur Gestaltung der Stadt werden die besten Vorschläge ausgewählt und gefördert.
7000 zeichen als ausdruck bürgerschaftlicher stadtgestaltung Das Projekt 7000 Zeichen soll den gesamten Bewerbungsprozess begleiten, so dass Kassel auch unabhängig vom Ausgang
des Bewerbungsverfahrens als Lebensraum gewinnt. Gewinne sind die Zunahme bürgerschaftlichen Engagements, eine Erweiterung des Selbstbewusstseins der Kasseler Bürger über die verborgenen Potenziale ihrer Stadt, ein Fundus an zukunftsträchtigen Gestaltungsprojekten sowie ein sichtbares Kulturnetz.
7000 gilt dabei als Zielzahl, die bis 2010 erreicht werden soll. Diese Zahl knüpft bewusst an Beuys’ „7000 Eichen“ an und steht für einen stadtgesellschaftlichen Aufbruch, der – im Erfolgsfall – mindestens drei Prozent der Kasseler Bürger erreicht, sie zu aktiven Gestaltern macht und eine solche Breitenwirkung entstehen lässt, dass die Stadt sich selbst zu einem „Kreativen Feld“, zu einem innovativen Ort verändert, an dem ein sich selbst tragender und sich gegenseitig verstärkender
stadtgesellschaftlicher Aufbruch entsteht...
Initiatoren: Prof. Dr. Olaf-Axel Burow und die Projektgruppe Zukunftsmoderation Uni Kassel

1.1 Barrierefreie Städte in Europa
Anlässlich des Europäischen Kongresses „Die Stadt und die Behinderten“ am 23. und 24. März 1995 in Barcelona, Spanien, hatten sich Städte aus ganz Europa in der so genannten „Erklärung von Barcelona“ auf Grundsätze für eine behindertengerechte Stadtgestaltung und-politik verständigt.
Kassel hat eine lange und erfolgreiche Geschichte als eines der wichtigsten Zentren in der deutschen und europäischen Behindertenbewegung und -politik. Viele politische Initiativen für mehr Selbstbestimmung von Menschen mit Behinderungen nahmen und nehmen hier ihren Anfang. Dies schlägt sich auch in einer engagierten, kreativen und erfolgreichen Stadtpolitik und -planung für barrierefreie Stadträume nieder. Daher ist es nur konsequent, den breiten Erfahrungsschatz
der Kasseler Behindertenbewegung auch bei der Bewerbung zur Kulturhauptstadt Europas zur Geltung zu bringen.
Im Rahmen der Veranstaltungen und Projekte während des Kulturhauptstadtjahres 2010 regen wir deshalb eine Initiative zur Fortschreibung der Erklärung von Barcelona für barrierefreie Stadträume an.
In dem Bewusstsein, dass, wie es in der Erklärung von Barcelona hieß, „das Gemeinwesen und das Sozialwesen dafür verantwortlich ist, dass sich die Entwicklung der Bürgerinnen und Bürger zu den bestmöglichen Konditionen vollzieht, was wiederum bedeutet, dass alle Ursachen vermieden bzw. beseitigt werden, die dieser Entwicklung im Wege stehen oder sie verhindern“, wollen wir aus den in Kassel ansässigen Behinderteninitiativen und -verbänden heraus eine Fortführung der europäischen Debatte über barrierefreie Städte der Zukunft anstoßen.
Dies entspricht in hohem Maße auch dem Gedanken der Kulturhauptstadtidee, da die Erklärung von Barcelona auf dem Grundsatz beruht, dass Menschen mit Behinderungen „ein Recht auf Gleichbehandlung als Bürgerinnen und Bürger haben in einer pluralistischen Gesellschaft, die die Verschiedenheit und Unterschiedlichkeit der Individuen, aus denen sie sich zusammensetzt, respektiert, ein Recht darauf, an der sozialen Dynamik der Gemeinschaft ohne Einschränkung teilzuhaben, sowie darauf, sich an dem Wohlstand zu erfreuen, den die Entwicklung dieser Gemeinschaft hervorgebracht hat“.
Der quer durch Europa zu führende kritische Dialog zu diesem Thema soll nach unserer Vorstellung mit einem europäischen Kongress über die Zukunft der barrierefreien Stadt in Kassel seinen Höhepunkt finden. Zentrales Element des gesamten Projektes soll die Beteiligung der Betroffenen, das heißt der Menschen mit Behinderungen, sein. Dafür dient das breite Netz an Behindertenorganisationen in Kassel und deren Kontakte zu anderen europäischen Behindertenorganisationen als hervorragende Basis.

Initiator: Michael Spörke, Behindertenbeirat der Stadt Kassel

1.2  Kassel als Mittelpunkt einer europäischen Region
Ein Kommunikationsprojekt

Die Stadt Kassel steht mit den Städten und Gemeinden ihrer Region – wie eng begrenzt oder weitläufig man sie auch definiert – in einer engen Wechselbeziehung: kulturell, wirtschaftlich, sozial und demografisch.
Die Verflechtungen sind so stark, dass die Stadt ohne die sie umgebende Region in der derzeitigen Form nicht existieren würde. Gleiches gilt für die Region. Die verschiedenen Kommunen und Landkreise danken ihre Einwohnerstruktur und ihre Prosperität eigenen Initiativen ebenso wie ihrer Nachbarschaft zur Stadt Kassel.
Diese Wechselbeziehung ist geprägt von Kooperation, aber vor allem auch von Konkurrenzen. Im Gegensatz zur Konkurrenz, die in einer Branche „das Geschäft beleben kann“, behindert das „Kirchturmdenken“ in den Städten, Dörfern und Landkreisen die Kooperation und damit die Entfaltung der Potenziale in der gesamten Region.
Die Notwendigkeit zur Zusammenarbeit ergibt sich vor allem dadurch, dass die wirtschaftlichen Beziehungen andere geworden sind. Keiner kann mehr ohne den Export aus einer Region in andere Regionen leben. Die Regionen konkurrieren miteinander. Erst recht natürlich dadurch, dass die Handelsschranken immer kleiner werden (z. B. EU-Erweiterung). Daher ist die innerregionale Konkurrenz längst nicht mehr entscheidend, sondern die Konkurrenz der Regionen untereinander.
Wer aber nur sein Heil in der innerregionalen Konkurrenz sucht – gelegentlich findet das zwischen Kassel und Umland statt –, wird interregional verlieren. Da diese Probleme nicht nur in Nordhessen, sondern in vielen Regionen bestehen, wurden in den letzten Jahren unterschiedliche Ansätze und Modelle zu ihrer Überwindung entwickelt (z. B. Region Hannover).
Bei vielen Bürgerinnen und Bürgern, aber auch Politikerinnen und Politikern in der Stadt Kassel und den verschiedenen Gemeinden in der Region ist das Bewusstsein über diese Verflechtungen und Abhängigkeiten jedoch noch sehr unterentwickelt.
Die konkurrierenden Konzepte für die Müllentsorgung, Forderungen nach kostenlosen Parkplätzen in der Innenstadt oder mangelnde finanzielle Unterstützung von regionalen Kultureinrichtungen (z. B. Theater) sind nur einige Beispiele.
Obwohl die Abhängigkeiten für eine zukunftsfähige Entwicklung theoretisch gesichertes fachliches Wissen darstellen, ist es nicht leicht, sie für jedermann anschaulich zu machen.
Das vorliegende Projekt strebt an, einen spielerischen und interaktiven Zugang zu der Beziehung zwischen Stadt und Region herzustellen, der es dem Einzelnen ermöglicht, die verschiedenen Felder der gegenseitigen Abhängigkeiten mittels Computerspielen durch eigene Ziele, Einsätze, Strategien und Leitgedanken durchzuspielen. Das Projekt hat zum Ziel, ein Com-puterspiel zu entwickeln, in dem jeder mitspielen und darin eigene Ideen einbringen kann, was in den verschiedenen
Feldern, die das Spiel zur Verfügung stellt, nach seiner Meinung geschehen soll. Das Spiel fordert dazu heraus, neue Strategien einzusetzen, neue Ziele zu formulieren, Maßnahmen zu ergreifen und damit das Geschehen in eine neue Richtung zu bringen.
In das Spiel sollen unterschiedliche Wertsysteme eingehen, z.B. solche, die die Stadt begünstigen, sie ruinieren, die Region begünstigen oder sie verarmen lassen. Aus den vielfältigen Feldern, in denen sich die Interaktion zwischen Stadt und Region bewegt, wurden folgende Aspekte für das Spiel von uns ausgewählt kulturelle einrichtungen
• Bildungswesen: Universität, weiterführende Schulen, insbesondere berufliche Schulen
• Verkehrsbeziehungen (Straßen, ÖPNV, Parkplätze)
• Wohnqualitäten
• Orte des Konsums und der Dienstleistungen (Innenstadt und Zentren. Kann man hier als Beispiel die Einzelhandelskonkurrenz deutlicher herausstellen?)
• Ver- und Entsorgung (Energie, Wasser, Abfall…)
Das Spiel baut auf bestehenden Spielen auf und soll mit Experten auf die Kasseler Region zugeschnitten werden.

Initiatoren: Renate Pfromm, Bernard Balkenhol, Prof. Ingrid Lübke

1.4 Kirche als Kulturort der Urbanität
Was wären die Städte, deren öffentlicher Raum mehr und mehr durch Konsumtempel und Konsummeilen privatisiert wird, ohne die Kirche? Sie ist Gewissen, Gedächtnis und Hoffnung der Stadt. Gewissen, weil die Kirche als Gegenüber zu Rathaus und Markt, d. h. als Gegenüber zur politischen und ökonomischen Macht, das Menschliche und Soziale im umfassenden Sinn
repräsentiert und durch ihre Verkündigung Orientierung für religiöse, ethische, soziale und kulturelle Fragen zu geben vermag.
Das gilt besonders für das Thema „Kassel – Stadt der Moderne“, das unter der Fragestellung „Wie menschlich ist die Moderne?“ kritisch begleitet werden soll.
Kirche ist Gedächtnis, weil sie in jüdisch-christlicher, also in biblischer Tradition, eine ausgeprägte Erinnerungskultur lebt, welche die Ereignisse der Vergangenheit erinnernd wiederholt. Dazu gehören auch die Brüche und Widersprüche der Kasseler Geschichte. Kirche ist Hoffnung, weil sie im Vertrauen auf Gott die Zukunft und die Geschichte einer Stadt offen zu halten vermag und damit dem Auftrag, „der Stadt Bestes zu suchen“ (Jer. 29,7), verpflichtet ist. Gewissen, Gedächtnis und Hoffnung der Stadt auch heute zu sein, ist ein Erbe abendländischer Christentumsgeschichte.
Auf Grund der Leitlinien und der Ziele der Stadt Kassel für die Kulturhauptstadtbewerbung ergibt sich für die Mitwirkung der evangelischen Kirche als Landeskirche und Kirche in der Stadt die Aufgabe, nach der Kirche und ihren Orten für die kulturelle Praxis zu fragen und in dieser Hinsicht bisherige Arbeit zu stärken, auszubauen und gemäß den (hohen) Anforderungen zu entwickeln und zu profilieren.

Umsetzung

Konsultationsprozess in den Kirchengemeinden: Identität und Profil Um Kirchengemeinden in den Prozess „Kassel gewinnt – Auf dem Weg zur Kulturhauptstadt Europas 2010“ einbeziehen zu können, wird ein Konsultationsprozess innerhalb der Kirchengemeinden durchgeführt, der in gewisser Weise den Prozess der Stadt innerhalb der Kirche abbildet. Folgende Schritte sind dazu nötig:
a) Eruierung des Ist-Zustandes (Identität) kirchlicher Kultur in den Kirchengemeinden nach den oben genannten Kriterien und Stichworten
b) Erarbeitung kirchengemeindlicher Perspektiven und Programme für den städtischen Prozess; Herausbildung eines jeweiligen besonderen Profils (Soll)
c) Auswertung und Zusammenführung in ein gesamtkirchengemeindliches Konzept für den Stadtprozess nach Maßgabe der von der Stadt genannten Anforderungsrichtlinien. Koordinierung mit dem gesamtkirchlichen Prozess, mit dem Ziel eines gemeinsam durchgeführten und verantworteten Programms „Auf dem Weg“ und im Jahr 2010

Stationen auf dem Weg

Das Motto der Stadt „Auf dem Weg“ bedeutet, dass auch die Kirche in diesem Prozess mit ihren Beiträgen „Stationen“ plant und durchführt, die das Jahr 2010 in gewisser Weise vorbereiten, aber auch für sich selbst bestehen können und sollen. Dies können besondere Veranstaltungen sein, die aber als solche kenntlich und bewusst gemacht werden, z. B. Dialogreihen, Konzerte, Ausstellungen, Kirchenprojekte, Durchführung eines documenta-12-Programms (2007), kirchliche Kinderkulturwoche
usw.

Das Jahr 2010

Wenn Kassel „gewinnt“, dann ist aus diesem Prozess „Auf dem Weg“ für das Jahr 2010 ein eigenes kirchliches Programmangebot zu entwickeln, das sich aus Elementen der oben genannten Möglichkeiten zusammensetzt und in das der Stadt eingegliedert wird. Im Kulturhauptstadtjahr 2010 soll ein vielfältiges Veranstaltungsprogramm in allen Sparten mit vielen europäischen und weltweiten Bezügen stattfinden. Aber auch wenn Teile des kirchlichen Programms nicht in das städtische
Gesamtprogramm aufgenommen werden sollten, stellen diese für den Prozess „Auf dem Weg“ einen wichtigen Beitrag dar.
Dieser Prozess ist auch dann wichtig und nötig, wenn Kassel nicht gewinnen sollte, da er zu Gestaltung der städtischen Kultur langfristig beiträgt. Darum sollte der Prozess auch von Seiten der Kirche als ein nachhaltiger verstanden und so angelegt werden.

Akteure
1. Beirat Kunst und Kultur der Landeskirche (Erörterung und Begleitung des Grundkonzeptes)
2. Projektgruppe zur Erarbeitung, Durchführung und Auswertung des Konsultationsprozesses in den Gemeinden und Einrichtungen
3. Ausschuss zur konkreten Durchführung der Stationen auf dem Weg und des Programms des Jahres 2010. Dieser Arbeitskreis bildet Unterausschüsse (mit weiteren Mitarbeitern) zur Vorbereitung und Durchführung der speziellen Aufgaben und Themen (analog dem Arbeitskreis zur documenta)
4. Beauftragung des Managementbüros der Landeskirche (das in Zukunft für Großveranstaltungen in der Landeskirche verantwortlich ist) mit Koordination der Arbeitskreise, der Planung und Durchführung der Organisation, der Mitarbeiter, der Finanzen etc. Die koordinierende Regie übernimmt in diesem Fall der für diesen Prozess verantwortliche Dekan der Kasseler Kirchenkreise, Dekan Jürgen Renne.

Initiator: Dekan Jürgen Renner

1.5 Integrationsarbeit der jüdischen Gemeinde Kassel
Erfahrungsschatz für die Integration von Menschen anderer Kulturen in einem multikulturellen Europa

Die Jüdische Gemeinde Kassel, die im Jahr 1989 83 Mitglieder hatte, ist durch neue Gemeindemitglieder aus Osteuropa auf über 1200 Mitglieder angewachsen. Um diese neuen Gemeindemitglieder sowohl in die Gemeinde wie auch in die deutsche Gesellschaft zu integrieren, hat die Jüdische Gemeinde eine intensive und umfangreiche Integrationsarbeit geleistet.
Obwohl das gemeinsame Glaubensbekenntnis als verbindende Klammer diese Integrationsarbeit sicherlich erleichtert hat, ist durch diese Integrationsarbeit ein reicher Erfahrungsschatz entstanden, der teilweise genutzt werden kann für die Fragestellung, wie es gelingt, durch bürgerschaftliches Engagement Menschen anderer Kulturen, die im Zuge der Globalisierung zu Studien- und Arbeitsorten in Europa wandern, zu integrieren und damit einen Beitrag für ein produktives und friedliches
Zusammenleben in Kassel und in Europa zu leisten.
Die Erfahrungen der Integrationsarbeit werden aufgearbeitet und in Form von Workshops und Texten für interessierte kirchliche und freie Träger, für Bürgergruppen und für Verwaltungen angeboten. Eine Zusammenarbeit mit der Universität Kassel ist angestrebt.

Initiatorin: Esther Haß, Jüdische Gemeinde Kassel

1.6 Umgestaltung der Katholischen Kirche in Kassel

Kirche (in Kassel) ist immer noch der größte gesellschaftliche Sinnanbieter. Im Dekanat Kassel leben ca. 60.000 Katholiken, davon etwa 15 % in einer großen inneren Bezogenheit auf ihre Gemeinde. Ein weitaus größerer Teil orientiert sich in und an Kirche in persönlichen Umbruchssituationen.
Katholische Kirche in Kassel befindet sich zurzeit in einem Umbruchsprozess (pastoraler Prozess), dessen Ziel ist, in einer sich verändernden Gesellschaft den immer spezifischer werdenden Anforderungen gerecht zu werden. Die einzelnen Gemeinden müssen ein eigenes Profil gewinnen, das nach außen erkennbar und kommunizierbar ist. Im Gegensatz zu vergangenen
Jahrzehnten, in denen jede Gemeinde versuchte, „von der Wiege bis zur Bahre“ allen Ansprüchen gerecht zu werden und alle Bedürfnisse zu bedienen, sind die Anforderungen so spezifisch und zielgenau geworden, dass Spezialisierungen und Schwerpunktsetzungen auch in den Gemeinden notwendige Voraussetzungen für eine zeitgerechte Pastoral geworden sind. So werden
manche Gemeinden keine Jugendarbeit mehr betreiben können, weil – gerade in den Innenstädten – kaum mehr Kinder und Jugendliche leben. Altenarbeit, Schwerpunkte in Erwachsenenkatechese, Integrationsarbeit mit Aussiedlern und Ausländern, karitative Arbeit mit sozial Schwachen, Familienarbeit oder liturgische oder kulturelle Schwerpunkte, vertiefende spirituelle Angebote usw. werden zukünftig die Profile einzelner – und nicht mehr aller – Gemeinden sein.
Bei unserer Suchbewegung für das Kirchenbild der Zukunft stellen wir fest, dass wir Schritte gehen müssen, die gesellschaftlich z. T. schon längst vollzogen sind.
Pfarrer können sich nicht mehr als Pfarr-Herren verstehen, die unabhängig und autoritär das Leben der Gemeinde bestimmen, sondern sollen aus einer teils vorhandenen, teils noch zu gewinnenden kooperativen Haltung heraus Wege zur Teamarbeit in den Gemeinden finden und gehen. Gemeindemitglieder werden lernen, sich nicht mehr als betreute „Schafe“ zu sehen, sondern als eigenverantwortliche, mündige Christen das Gemeindeleben zu gestalten und Kirche und Gesellschaft aus ihrem Selbstverständnis als Christen mitzugestalten.
Gemeinden werden erkennen, dass sie nicht kirchturmbezogen nur sich selbst im Blick haben können, sondern werden Formen der Zusammenarbeit in pastoralen Verbünden von drei bis fünf Gemeinden gestalten müssen, in denen nicht klare Zuordnungen von Pfarrern und Mitarbeitern zu einer Gemeinde, sondern zu größeren „Seelsorgeeinheiten“ gegeben sind.
Gesellschaftlich relevante Aufgaben wie Bezeugung und Verkündigung des Glaubens in eine interessierte, aber glaubensferne Umwelt hinein werden (auf Grund der finanziellen Krise) nicht durch ein Mehr an hauptamtlichen, spezifisch ausgebildeten Mitarbeitern abgedeckt werden können, sondern müssen durch Umstrukturierung der bisherigen Aufgabenfelder und durch ehrenamtliches Engagement bewältigt werden.
Um dieser „Herkules-Aufgabe“ in katholischer Kirche in Kassel gerecht zu werden, haben wir mit einem „externen Organisationsberater“ (der nicht aus dem katholisch-kirchlichen Milieu stammt) einen Moderator gewonnen, der den Diskussionsprozess der Verantwortlichen begleitet. Von besonderer Bedeutung dabei ist, dass dieser Diskussionsprozess ergebnisoffen verläuft und als Vorschlag in die Gemeinden hineingetragen wird. Wir rechnen damit, dass dort eine intensive Diskussion über die konkreten Vorschläge einer „zukunftsorientierten und zukunftsfähigen Kirche“ entbrennen wird, die deutliche Änderungen an den ursprünglichen Vorschlägen mit sich bringt. In dem Maße, wie katholische Christen sich als entscheidungsrelevante Diskussionspartner wahrgenommen sehen, bringen sie ihre eigenen Vorstellungen in den Diskussionsprozess mit ein und identifizieren sich aber (gerade dadurch) auch mit einer Institution, deren Mängel sie durchaus erkennen.
Gemeinsam wollen Gemeinden, Hauptamtliche und Bischof dem Dekanat Kassel bis zum Advent 2006 eine neue strukturelle Gestalt geben. Die schon beschriebenen inneren Veränderungsprozesse werden aber darüber hinaus weitergehen. Unser Ziel ist eine sich ständig entwickelnde Kirche, die sich auch im Jahr 2010 offen den Fragen der Gesellschaft stellt und den kulturellen Prozess stärker als heute mitgestaltet.

Arbeitsplan:

• Eine neue gemeinsame Kommunikationsstrategie entwickeln – quer durch alle religiösen und kulturellen Praxisfelder und in Kooperation mit der evangelischen Kirche in Kassel
• Das kirchliche Angebot der Stadt übersichtlich präsentieren und die Kommunikation zwischen den christlichen Kirchen, Gruppen und Verbänden erleichtern
• Das Programm der Kirchen als „Stadtkirchenarbeit“ zu einem unverzichtbaren kulturellen und sozialen
Faktor der Stadt Kassel profilieren, insbesondere im Blick auf die Bewerbung der Stadt als Kulturhauptstadt Europas 2010. Dazu die wichtigsten Kulturträger der Stadt gewinnen
• Die elektronischen Informationsmedien (Internet) sowie lokalen Hörfunk- und Fernsehsender intensiver nutzen• Das religiös-kulturelle Interesse der Stadtbevölkerung durch die Schaffung von herausragenden und einmaligen Ereignissen in besonderer Weise wecken, durch Einzelveranstaltungen ebenso wie durch Schwerpunkt-Wochen
• Insgesamt sehen wir in diesem (pastoralen) Prozess zur Umgestaltung der katholischen Kirche in Kassel auch ein wichtiges Beispiel für Gestaltung und Veränderung von Gesellschaft und Kultur selber. Denn die (katholische) Kirche ist zum einen in sich eine vielfältige Gesellschaft und Kultur und zugleich eine erhebliche Größe in der Kasseler Gesamtgesellschaft
• Für die Bewerbung der Stadt Kassel als Kulturhauptstadt möchten wir diesen Prozess als beispielhaften Weg vorstellen, wie die Umgestaltung einer großen gesellschaftlichen Institution erfolgen kann, die sowohl die eigene Identität wahrt als auch offen bleibt und bleiben wird für die Herausforderungen der Zukunft

Initiator: Dechant Harald Fischer

 

1.7 Erweiterungsbau für die Klosterkirche Nordhausen

Der heutige Stadtteil Nordshausen war vor seiner Eingemeindung im Jahr 1936 seit dem 11. Jahrhundert ein eigenständiges Dorf mit wechselhafter Geschichte, die auch heute noch den „Ort“ Nordshausen prägt. Weitgehend erhaltene Straßenzüge mit den giebelständigen Hofanlagen, der alten Dorflinde und der malerischen Klosteranlage am Rande des Ortes zeigen ein historisches Siedlungsbild, wie es mit dieser Geschlossenheit und Harmonie in Kassel kaum noch einmal zu finden ist. Die Kirche in Nordshausen mit den Resten der dortigen Klosteranlage hält – neben der Brüderkirche mit dem Renthof – die reiche Geschichte der einst zahlreichen Klöster und Stifter innerhalb der Stadt Kassel lebendig.

Erschliessung des ehemaligen Kreuzgangbereichs

Nordshausen hat mit seinem weitgehend intakten Klosterbezirk einen kulturellen Schatz, der für die Identität des Stadtteils und als Beitrag für die Gesamtstadt stärker genutzt werden sollte. Das Gelände der Klosterkirche besteht derzeit aus der Kirche, einer Wiesenfläche, dem ehemaligen Friedhof und der Zehntscheuer (jetzt Gemeindehaus), ergänzt um eine kleine Kräutergartenparzelle gegenüber dem Kircheneingang („Klostergarten“). Nördlich der Klosterkirche befindet sich das
Terrain des Kreuzganges des ehemaligen Klosters. Es trägt keine Gebäude, ermöglicht aber einen hervorragenden Blick auf die Nordansicht der Kirche. Dieses Gelände ist privates, zum Teil als Wiesen- und Weidefläche genutztes Gartenland. Der historische Kreuzgang im Norden der Kirche ist so bislang weitgehend einer öffentlichen Wahrnehmung entzogen. Dieses Gelände zu erwerben war der Kirche bislang aus finanziellen Gründen nicht möglich.
Der Kirchenraum der Klosterkirche besitzt mit seiner klaren Linienführung, den nach oben zielenden schlichten gotischen Streben und einer sehr eindringlichen Akustik eine hervorragende Qualität als spiritueller Raum. Alte Musik wie auch Vokalmusik haben hier einen natürlichen Ort. Die Kirchengemeinde engagiert sich bereits für den Raum mit der von ihr ins Leben gerufenen „Kulturstiftung Klosterkirche Nordshausen“, mit der ein überregional ausgerichteter Konzertbetrieb
ermöglicht werden soll.
Der Kirchenraum könnte jedoch noch vielfältiger für das gemeindliche und übergemeindliche kirchliche Leben genutzt werden, wenn das vorhandene Kirchengebäude zielgerichtet und behutsam ergänzt wird. Das würde durch einen optisch leichten (Stahl-und Glas-)Anbau an die Klosterkirche ermöglicht, der sich an den historisch nachgewiesenen Anbau im Standort anlehnt. Damit wird auch der Blick auf die historischen Reste des Kreuzganges an der Kirchenfassade und das benachbarte ehemalige Konventsgebäude des Klosters (heute privates Wohnhaus) ermöglicht.
Diese teilweise Bebauung des ehemaligen Kreuzgangbereiches mit einem Anbau an die Kirche ließe einen multifunktionalen Raum entstehen, der den überregionalen Konzertbetrieb unterstützt, die historische Qualität der Kirche für ein breites Publikum erfahrbar macht, das Kloster als Tagungsort erschließt und auch den örtlichen Vereinen einen Rahmen für besondere Veranstaltungen bietet. Auch ein dringend benötigter alten- und behindertengerechter Raum sollte ausgebaut werden.

Initiatoren: Dierk Glitzenhirn, Fritz Poppenhäger, Volker Zeidler


1.8 West
Bewohner und Besucher entdecken den Vorderen Westen

Das Quartier Vorderer Westen stellt in seiner städtebaulichen Gestalt und seiner historischen Geschlossenheit für Kassel eine Besonderheit dar. Die Gründe hierfür – die historische städtebauliche Entwicklung, die Herausbildung einer Stadtteilkultur und die damit verbundenen sozialen Prozesse – sollen aufgearbeitet und dargestellt werden. Temporäre Veranstaltungen werden durch den Stadtteil wandern und die örtlichen Besonderheiten ins Licht setzen. Sie wecken das Interesse der Bewohner, stoßen Diskussionen an und motivieren zur Mitarbeit. Besondere Aktionen setzen parallel Akzente.
Themen, die sich anbieten, liegen im Bereich der Architektur mit den Phasen Gründerzeit, Jugendstil, dreißiger Jahre, Wiederaufbau, im Bereich der durch Straße, Block und Hof, Stadtteilgrün und „gute Orte“ geprägten städtebaulichen Struktur, in der Suche nach geschichtlichen Spuren wie der Prägung durch städtebauliche Entwicklung und berühmte Bewohner und auch in den Mythen des Stadtteils, die mit seiner Gründung und sozialen Bewegungen wie in den siebziger Jahren der „Studenteninvasion“, der „Mieterbewegung“ und der Entwicklung zum „Szenestadtteil“ verbunden sind. Das Projekt wird
Arbeitsstrukturen zur Einbeziehung der Quartiersbevölkerung in den Gesamtprozess und für einzelne Projekte anbieten.
Kontakte mit vergleichbaren Stadtteilen in anderen Städten werden für Einladungen und Exkursionen genutzt. Geplant sind Vergleiche und Analysen der Charakteristika der Stadtteile und Diskurse zu ihren weiteren Entwicklungsmöglichkeiten.
Im documenta-Jahr 2007 werden die Ergebnisse zu einer Zwischenbilanz gebündelt und mit fachkundigen Gästen diskutiert, welche weiterführenden Erkenntnisse und welchen Nutzen die bisherige Arbeit für den Stadtteil gebracht hat. In einer Gesamtschau werden dann im Jahr 2010 Ergebnisse der kompletten Veranstaltungsreihe präsentiert. Hierzu werden etwa
acht europäische Städte eingeladen, ihre vergleichbaren Quartiere zu präsentieren. Der Bau einer (temporären) Ausstellungshalle ist vorgesehen.
Im Ergebnis wird erwartet, dass die Bewohner des Stadtteils sich sowohl seiner Qualitäten wie auch seiner Probleme stärker bewusst werden und ihr Engagement für den Stadtteil steigern. Für den Stadtteil selbst und für die Stadt Kassel entstehen vielfältige soziale, funktionale und ästhetische Nutzen. Ein wichtiges Ziel ist die Initiierung einer langfristigen wirksamen Förderung der Baukultur.
Die Stadt Kassel wird vor allem im documenta-Jahr und im Kulturhauptstadtjahr einer internationalen Öffentlichkeit einen Teil ihres eigenen Wesens zeigen und dabei aus dem Vergleich mit gründerzeitlichen Stadtteilen anderer europäischer Städte zusätzliche Impulse geben und empfangen. Im Dialog aller Beteiligten wird der Blick auf künftige Chancen und Probleme des städtischen Lebens klarer, die Stadt schärft ihr Bewusstsein der eigenen Bedeutung, sowohl im Verhältnis zum
Stadtteil wie im Verhältnis zum ländlichen Umland.
WEST 010 wird von einer Projektgruppe geplant und gesteuert, die sich als Stadtteilarbeitskreis gegründet und etabliert hat. Sie bildet für die Bearbeitung der Teilprojekte jeweils thematische Arbeitsgruppen. Die Projektgruppe arbeitet eng mit den Stadtteilgremien, lokalen Akteuren, anderen Stadtteilarbeitskreisen und der Quartiersbevölkerung zusammen. Die überwiegend ehrenamtliche Arbeit wird durch eine hauptamtliche Stelle unterstützt, deren Aufgabe das kontinuierliche
Projektmanagement ist.

Umsetzung

Bereits im Jahr 2003 wurden Name und Logo des Projektes entworfen, das Konzept entwickelt. Die Jahre 2004 bis 2009 sind der „Suche nach dem Stadtteil“ gewidmet: Kleinere Ausstellungen und Aktionen zu Themenkreisen finden nacheinander oder auch mit zeitlich-räumlichen Überlappungen statt. Sie konzentrieren sich jeweils auf ein Thema oder ein kohärentes Themenbündel
und erhalten nach Möglichkeit besondere, auf dieses Thema zugeschnittene Präsentationsformen. „Gesichter und Geschichten“ spielen eine wichtige Rolle. Teilaspekte werden auch im Außenbereich, z. B. durch Kenntlichmachung bestimmter Orte, vermittelt.
Das Projekt SPUREN arbeitet wesentliche städtebauliche Prozesse wie kurfürstliche Bauten, schnelles Wachstum, soziale Brüche, Stilepochen, Bedeutung der NS-Zeit, Kriegsspuren, Neues Bauen der fünfziger und sechziger Jahre und die Szenenbildung der siebziger Jahre auf. Zeitzeugen, Familien- und Generationengeschichte sowie Zeugnisse aus Literatur, Film und Fotografie bilden die Basis für die Rekonstruktion.
Im Projektbereich ARCHITEKTUR UND STÄDTEBAU geht es um die „Gesichter des Stadtteils“. Anhand prägnanter Themen und plakativer Begrifflichkeiten, wie Jahresringe, Topografie, Zeilen/Blöcke/Solitäre, Achsen, Aufenthaltsorte, 1900, zwanziger Jahre, fünfziger Jahre, Modernisierungswelle, Denkmalschutz, wird die Erscheinung des Stadtteils verständlich gemacht. Auf
großformatiger Unterlage (Plakatformat) werden Architektur und Städtebau im Vorderen Westen hintergründig und aktuell dargestellt.
Die Plakate werden für begrenzte Zeit als Stadtteilrundgang ausgestellt – in erlebbaren Orten wie farbig angestrahlten Vitrinen unter Bäumen oder Schaufenstern mit besonderer Lichtgestaltung. Plakate, Postkarten, Broschüren, Kalender u. ä. sind weitere Mittel zur Verbreitung.
„Wohnen im Stadtteil“ steht im Zentrum des Projektbereichs TIME BANDITS/MUSTERWOHNUNGEN. Musterwohnungen aus den verschiedenen Epochen der Stadtteilentwicklung werden im jeweiligen Zeitstil hergerichtet und durch Neugierige auf Zeit bewohnt. Sie sind dabei offen für Besucher. Es entsteht eine Zeitreise im Stadtteil, die Wohnungstypen von der repräsentativen Gründerzeitwohnung bis zur modernisierten Hinterhauswohnung erlebbar macht.
Für das Projekt wird eine besondere AUSSTELLUNGSSTRUKTUR entwickelt: Die Ausstellungen werden stadtteilweit gezeigt, sie benötigen aber einen festen Ort als Ankerplatz und Kristallisationspunkt. Hier werden Aktionen vor- und nachbereitet, Einzelinformationen zusammengefasst, Lesungen finden statt, Interpretationen werden entwickelt und ausgetauscht.
Dieser Ort wird zur Anlaufstelle für das gesamte Stadtteilprojekt. Er ist auch „Aufbewahrungsort“ für Teile der Ausstellungen. Neben- und Anschlussnutzungen wären ein Literatur-Café oder/und ein Stadtteilbüro. Der Standort liegt an prominenter Stelle, ohne Schwellen und „mitten im Leben“.
Im documenta-Jahr 2007 sind durch die Ausstellungen und Aktionen schon viele Stadtteilbewohner und -gäste miteinander ins Gespräch gekommen. Nützliche und schöne Dinge sind erhalten geblieben und prägen das Quartier. Probleme werden wahrgenommen und angepackt. Bisher verdeckte Qualitäten sind deutlich geworden. Kassel gewinnt bei der Bevölkerung der Region an Profil. Auch viele documenta-Besucher werden von den Ausstellungen, Diskussionen, Aktionen angezogen. Sie
nehmen Kassel nicht nur als beliebigen Ausstellungsstandort, sondern als lebendige und interessante Stadt wahr. Regelmäßige Veranstaltungsreihen (Lesungen, Stadtteilkonzerte) haben sich etabliert und erreichen auch die bislang Uninteressierten.
Das Stadtteilbüro ist zum festen Anlaufpunkt geworden. Hier mischen sich alle in alles ein. Das ist mitunter lästig, aber der Nutzen überwiegt bei weitem. Die Stadtteil-Arbeitskreise arbeiten zusammen und koordinieren ihre Aktionen. Die GROSSE AUSSTELLUNG im Jahre 2010 stellt die behandelten Themen gemeinsam und aufeinander bezogen dar, damit aus den Steinen ein Mosaik wird. Begleitende Vorträge, Konzerte und Aktionen finden statt. Der Freiraum ist einbezogen.
Zugang und Teilnahme sind einfach und selbstverständlich für jedermann möglich. Für den Raumbedarf dieser Ausstellung gibt es (im Jahr 2004) noch keinen Ort im Stadtteil. Die Lösung könnte ein „fliegendes Bauwerk“ mit hohem Aufmerksamkeitswert sein, als Zelt oder wieder verwendbare/recyclebare modulare (Papier- oder Glas-Metall-)Konstruktion.

Initiatoren: Holger Herrmann Möller, Wolfgang Rudolph, Claus Zimmermann

Kulturbahnhof Kassel
1.9 Ausstellen und Präsentieren
Initiatoren: Die folgenden Institutionen

Caricatura:

Die Galerie für komische Kunst „Caricatura“ plant eine Ausstellung zu dem aus dem Elsaß stammenden Tomi Ungerer, der als eine der imponierendsten Zeichnerpersönlichkeiten dieses Jahrhunderts gilt, wünscht sich ein Archiv und einen separaten Veranstaltungsraum und organisiert ein Internationales Cartoon-Festival.

KAZ:

Das Kasseler Architekturzentrum, ist ein Ort für eine stete Architektur- und Planungsdiskussion zwischen Öffentlichkeit und Fachpublikum. Der hohe Stellenwert, den das Planen und Bauen in der Gesellschaft haben sollte, wird der Bevölkerung näher gebracht und ihr Blick für die gebaute Umwelt wird zu schärfen versucht. Verschiedene Ausstellungen zu regionalen und überregionalen Architekturthemen finden hier statt.

Stellwerk:

Im ehemaligen Warteraum findet sich die Galerie „Stellwerk“, ein Ausstellungsraum der Studierenden der Kunsthochschule und Gästen Ausstellungsmöglichkeiten bietet. Ein Raum, der zuvor lediglich zum Warten diente, hat sich inzwischen als kultureller Aufenthaltsort etabliert.

Südflügel:

Die Revitalisierung des Südflügels sieht die Neustrukturierung des Gebäudekomplexes vor, die ein gemischtes Nutzungskonzept für Messen, Ausstellungen, Kongresse und Büros vor sieht.

Dauerhaftes Klangmuseum:

Das Museum könnte seinen Raum im KulturBahnhof finden. Nähere Informationen finden sich in der 5. Aufgabe „Museum neu erfinden“.

Museum Technik erneuerbarer Energien:

Weder in Deutschland noch im benachbarten Ausland gibt es bisher eine umfassende und repräsentative, große Ausstellung zum Thema „Energiegewinnung aus Sonne, Wind und Wasser". Ein solches Museum könnte zukünftig seinen Platz im KulturBahnhof finden.

1.10 Events
Initiatoren: Die folgenden Projekte

Kasseler Künstlerfest:

Im kulturellen Kalender der Stadt Kassel nimmt das Künstlerfest im KulturBahnhof eine wichtige Stellung ein. Die Stadt, deren überregional beachteter Schwerpunkt die hochrangige Auseinandersetzung mit der Zeitgenössischen Kunst ist, hat im Künstlerfest ihr Forum für die künstlerische Produktion aus der Region.

Kunsthandwerkermarkt:

Ein Brückenschlag zwischen präzisem Handwerk und kreativer Kunst. Regelmäßig verwandelt sich der KulturBahnhof Kassel an einem Wochenende im Herbst in ein großes Warenhaus für exklusives Kunsthandwerk!

Das Dokumentar und Videofestival:

Das Kasseler Dokumentar und Videofestival hat seinen festen Platz im Kulturbahnhof und wird in der 9. Aufgabe „Stadt ist Bühne“ unter er Rubrik „Film und Medien“ weiter erläutert.

Designausstellung – Cinqueniale:

Europäische Designveranstaltung Quinqueniale. Ein Schwerpunktprojekt des Design-Zentrums Nordhessen soll die Ausrichtung internationaler Ausstellungsereignisse ähnlich der documenta Ausstellungen in Kassel werden.

Künstlerprojekt „Reisende Orte“:

Das Künstlerprojekt „Reisende Orte“ ist unter der 4. Aufgabe – „documenta weiter denken“ unter der Rubrik „Nachhaltige Kunstprojekte“ zu finden.

Kunstvoller Zug:

Die Idee eines Kulturzuges, in dem Musik oder Theater gespielt wird, wo Lesungen gehalten und Kunstausstellungen angeschaut werden, ist nicht neu. Neu ist allerdings ein Zug, der diese Elemente verbindend einsetzt, um für eine Stadt zu werben, die im Mittelpunkt Deutschlands, wenn nicht Europas liegt und die durch ihre Geschichte kulturelle Schätze bieten kann, die die meisten Durchreisenden kaum ahnen.

I Cassel Creative Competence e.V.:

Die Hessische Landesregierung fördert bereits seit einigen Jahren das „Designzentrum Hessen“ mit Sitz auf der Mathildenhöhe in Darmstadt. Träger ist der gleichnamige eingetragene Verein, dem sich Unternehmen und Designbüros, die hessischen Hochschulen, die IHK’s Hessen, die AG hess. HWK’s, die hessischen Ministerien für Wirtschaft sowie für Wissenschaft und Kunst angeschlossen haben.Gleichgelagerte satzungsmäßigen Aufgaben verfolgt der am 19.03.03 gegründete Verein „Cassel Creative Competence“, der im Kulturbahnhof ansässig werden soll.

Service Dienstleister:

Service, Agenturen für Werbung, PR, Verkaufsförderung. Ein „Haus der Kommunikation“ nutzt idealtypisch die Kleinteiligkeit der Kommunikationswirtschaft innerhalb der Wirtschaftsregion Kassel: Natürlich steckt die Kreativität in den Köpfen der Kommunikationsfachleute, aber um sie sichtbar, aufnehmbar, erlebbar zu machen, sind solide „handwerkliche Fähigkeiten“ gefordert: Grafiker, Designer, Typografen, Layouter, Akustiker, Dramaturgen, Texter, Drucker, Programmierer, Veranstalter, Komponisten, Druckvorlagenhersteller, Fotografen, Filmemacher, Schauspieler,...Das „Haus der Kommunikation“ – könnte ein „Quartier für Handwerker im 21. Jahrhundert“ sein, das bedarfsgerecht ausgestattet werden muss. Benötigt werden moderne, flexible Räume als „Werkstätten“ mit „Tools“ zur Datenverarbeitung mit Datenübertragungsnetzen für Input und Output.

Journalistenkolleg „Paul Julius von Reute":

Die herausragende Persönlichkeit Paul Juliuas von Reuter steht Pate hinsichtlich einer Geschäftsidee, die im Kulturbahnhof Kassel – und dort speziell im Kontext mit dem „Haus der Kommunikation“ – entwickelt werden soll: Die „Akademie für Absatzwirtschaft Kassel e.V. (AfAK)“ sowie der Presseclub Kassel e.V. errichten das „Kasseler-Journalisten-Kolleg Paul Julius von Reuter und nutzen für dessen Seminar- sowie Tagungstätigkeiten die Fazilitäten im Kulturbahnhof Kassel.

 

1.12 Medienhaus: Offener Kanal:

Seit 1992 hat der Offene Kanal sein Domizil im KulturBahnhof Kassel gefunden. In den ehemaligen Henkelsälen, wo einst viel gefeiert, getanzt und „sehen und gesehen werden“ gespielt wurde, werden heute Fernsehproduktionen und Medienprojekte geplant und realisiert. Der Charme der 50er Jahre in Kombination mit der heutigen Technik ist Grundlage einer Projektidee, die im Rahmen des „Schlüsselprojekts KulturBahnhof“ im Jahr 2010 realisiert werden könnte.

Bali-Lichtspiele:

Im Zuge des Konzeptes “KulturBahnhof” wurden die seit 1987 geschlossenen Bahnhofslichtspiele umgebaut und neu eröffnet. Mit ihrer Wiedereröffnung am 1. November 1995 wurde eine Angebotslücke in der Kasseler Kino-Szene geschlossen: international anspruchsvolles und unterhaltsames Kino der neuen Generation. Die Kinos wurden seit 1996 für ihr hervorragendes Jahresprogramm jährlich mit dem Kinopreis des Bundeskulturministeriums und des Hessischen Ministeriums für Wissenschaft und Kunst ausgezeichnet und zur documenta 1997 und 2002 fand das offizielle Filmprogramm in den BALi Kino statt.

Lichthof:

Die Firma wird von drei erfahrenen Trickfilmern geführt, die an der Kunsthochschule Kassel in der Trickfilmabteilung studiert haben und in der Film- und Medienstadt-Kassel geblieben sind. Ihre eindrucksvollen Trickfilme wurden bereits mit einem Oscar belohnt.

Videokunstarchiv:

Die Idee des Videokunstarchivs ist unter der 9. Aufgabe „Stadt ist Bühne“ – „Film und Medien“ eingehender beschrieben.
 

1.13 Regionaldienstleister
Regionalshop-Nordhessen:

Dies ist ein Projekt der Initiative Art-Nordhessen. Der KulturBahnhof könnte ein konkreten Standort sein und dann eine Vielfalt an Produkten rund um das Thema Kunst - Kunsthandwerk - Tradition bieten. Alle Produkte und Artikel, die im Shop angeboten und verkauft werden, sind direkt mit dem Thema Tradition, Kunst und Kultur aus Nordhessen verknüpft. Der Shop bietet eine Vielzahl an bodenständig zu zuordnenden Produkten, traditionellen Lebensmitteln und Souvenier- bzw. Merchandising-Artikeln. Doch auch die Entwicklung neuer Geschäftsideen und deren Umsetzung sind ein erklärtes Ziel.

Reisebüro / Verbraucherberatung und Kulturkiosk:

Im KulturBahnhof könnte sich eine Schaltstelle für Kasseler und nordhessische Kultur, Reiseveranstalter und Verbraucher entwickeln.
 

1.14 Treffen und  Tagen
Tagungs- und Seminarbereich / Gleis 1:

Die zentrale Lage in der Mitte Deutschlands, die ideale Verkehrsanbindung mit Auto oder Bahn, die landschaftlich reizvolle Umgebung lassen Kassel zunehmend zu einem begehrten Veranstaltungsort werden. Der Kulturbahnhof verbindet gute Erreichbarkeit mit zentraler Lage in der Mitte Kassels. Das Tagungszentrum Kulturbahnhof Kassel bildet im Kulturbahnhof das logistische Zentrum. Das Gleis 1, der gastronomische Mittelpunkt des Kulturbahnhofes, sorgt für das leibliche Wohlergehen der Konferenzteilnehmer und das, in der ehemaligen Gepäckabfertigung des alten Kasseler Hauptbahnhofes.

Kongresse im Südflügel:

Die selben Vorteile sind für Kongresse zu nennen. Mit dem Schritt zur „unkonventionellen“ Nutzung des Südflügels hat sich zu diesem Zeitpunkt - fast ohne eigenes Dazutun – ein Markt für den KulturBahnhof eröffnet, der in Kassel augenscheinlich bislang nicht ausreichend befriedigt werden konnte. Die weiterhin zunehmenden Anfragen und die positive Resonanz auf die hier durchgeführten Veranstaltungen, bestätigen diesen Eindruck und bestärken in dem Bemühen um einen „KongressBahnhof Kassel“.

Konzerthaus – Akustischer Klangraum:

Das geplante Konzerthaus mit bis zu 300 Sitzplätzen könnte auf der derzeitigen Freifläche hinter der Ausstellungshalle entstehen. Somit würde eine optimale Verknüpfung entstehen: für den Kongressbereich können mit dieser Kombination neue Märkte erschlossen werden. Weiter Informationen zum Konzerthaus finden sich unter der 10. Aufgabe "Neue Töne anschlagen