Habermas & Taylor: "Nobelpreis der Philosophie"

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Habermas & Taylor: "Nobelpreis der Philosophie"
http://www.kultur-punkt.ch/diskurs-platon-akademie-4-pa4/pa4-aktuell/habermas-taylor-demokratie-jetzt.html

Demokratie jetzt?! - Habermas & Taylor
Habermas & Taylor: Wieviel Gemeinschaft braucht die Demokratie? Kurz: Viel ! (Kultur-Punkt)

Jürgen Habermas und der kanadische Sozialphilosoph Charles Taylor befassen sich beide mit wichtigen Fragen der politischen Philosophie. Nun bekommen beide den Kluge Prize - und 1,5 Millionen US-Dollar.
Ständig wandelt sich die moderne Welt, und nichts bietet Halt. Mit genau dieser unzuverlässigen Moderne im Umbruch befassen sich Jürgen Habermas und der kanadische Philosoph Charles Taylor. Im September bekommen sie dafür den "Nobelpreis der Philosophie" verliehen.

Jürgen Habermas
und seine 'Theorie des kommunikativen Handelns'
Habermas, geboren 1929 in Düsseldorf, studierte in Göttingen und Bonn und forschte ab 1956 am Frankfurter Institut für Sozialforschung – der neulinken Denkfabrik, die auch die Proteste der 68er inspirieren sollte. Sein Lebenswerk dreht sich vor allem um den öffentlichen Raum: Darin findet laut Habermas vernunftgeleitete Kommunikation statt, die die Gesellschaft zusammenhält.

Charles Taylor,
und seine Forderung nach 'aktiver Einbindung jedes Einzelnen in sein soziales Netz'.
der kanadische Philosoph, mit dem sich Habermas den Preis teilt, geht noch einen Schritt weiter: Es bedarf nicht bloß des Redens sondern einer aktiven Einbindung jedes Einzelnen in sein soziales Netz. In der "haltlosen Moderne" warnt Taylor vor dem "Mangel an gemeinsam gelebter Humanität."
Die Theorien beider Philosophen brächten ein "eindringliches Verständnis des Einzelnen und seiner sozialen Bindungen," würdigte James H. Billington, Chefbibliothekar der Library of Congress, Habermas und Taylor in der Laudatio. Doch nicht nur für ihre Thesen bekommen sie den Preis.

Jenseits des Elfenbeinturms
Billington lobte beide Philosophen für ihre "politischen und moralischen Perspektiven mit philosophischer Tiefe." Charles Taylor machte sich 1975 einen Namen mit einer 800-Seitigen Abhandlung zu Georg Wilhelm Friedrich Hegel. Dennoch schaffte er es stets, "über Selbstbestimmung, Freiheit, Spiritualität und die Verbindung zwischen Natur- und Geisteswissenschaft auch für Laien verständlich zu schreiben," so das Lob Billingtons. Taylor kandidierte auch mehrfach für die sozialdemokratische New Democratic Party in Kanada – und scheut die öffentliche Einmischung nicht.

Deutschland Philosophie Jürgen Habermas Frankfurter Schule 
Habermas während des Adorno-Kongresses an der Universität Frankfurt 1983
Habermas bringt sich gern in den öffentlichen Diskurs ein, den er beschworen hat. Theodor Adorno, Habermas' philosophischer Ziehvater, sagte einmal von sich, er habe keine Angst vor dem Elfenbeinturm – der Denker müsse sich in das Refugium der abgehobenen Distanz zurückziehen können. Habermas forschte unter Adorno am Frankfurter Institut für Sozialforschung, doch er verließ oft genug den Elfenbeinturm und mischte sich in das Tagesgeschäft der Politik ein.
1999 verteidigte er den umstrittenen NATO-Einsatz im Kosovokrieg mit den Worten: "Wenn es gar nicht anders geht, müssen demokratische Nachbarn zur völkerrechtlich legitimierten Nothilfe eilen dürfen." Obwohl er Verteidiger der europäischen Integration ist, erinnert Habermas an die Demokratiedefizite der EU. Sein Engagement beeindruckte das Kluge Centre in Washington. Im September wird der Preis an die beiden politischen Denker vergeben.
ct/pj (dpa)http://www.dw.com/de/nobelpreis-der-philosophie-f%C3%BCr-habermas/a-18641889

Das Protagonisten-Team, biografisch:
Jürgen Habermas
(* 18. Juni 1929 in Düsseldorf) ist ein deutscher emeritierter Professor, der zu den weltweit meistrezipierten Philosophen und Soziologen der Gegenwart zählt. In der philosophischen Fachwelt wurde er bekannt durch Arbeiten zur Sozialphilosophie mit diskurs-, handlungs- und rationalitätstheoretischen Beiträgen, mit denen er die Kritische Theorie auf einer neuen Basis weiterführte. Für Habermas bilden kommunikative Interaktionen, in denen rationale Geltungsgründe erhoben und anerkannt werden, die Grundlage der Gesellschaft...
https://de.wikipedia.org/wiki/J%C3%BCrgen_Habermas
Charles Taylor,
CC, FRSC (* 5. November 1931 in Montreal) ist ein kanadischer Politikwissenschaftler und Philosoph. Er wird dem Kommunitarismus zugerechnet.
Themen von Taylors Forschung sind Moralphilosophie, Liberalismus, das Konzept der multikulturellen Gesellschaft und zuletzt auch Religionsphilosophie. In seinem Hauptwerk Quellen des Selbst versucht Taylor die für das Selbst- und Weltverständnis konstitutiven moralischen Quellen der Neuzeit zu rekonstruieren, deren Leugnung er für die Fehlentwicklungen der Moderne verantwortlich macht und die deshalb zurückgewonnen werden müsstenhttps://de.wikipedia.org/wiki/Charles_Taylor_(Philosoph)

Das John W. Kluge Center an der Washingtoner Library of Congress
vergibt den Kluge Prize seit 2003, um Denker außerhalb der Disziplinen des Nobelpreises zu fördern. Zu den Preisträgern gehören die indische Historikerin Romila Thapar, der französische Philosoph Paul Ricoeur und Brasiliens ehemaliger Präsident Fernando Henrique Cardoso. "Fördern" ist dabei keine Übertreibung: Die Preisträger bekommen 1,5 Millionen Dollar – mehr als Nobelpreis-Gewinner. Und das Preisgeld hat seinen Ursprung im deutschen Chemnitz.
John Kluge: vom Schuhverkäufer zum Investor zum Mäzen
John W. Kluge wuchs als Johann Kluge in Chemnitz als Sohn eines Ingenieurs auf. Nachdem sein Vater im Ersten Weltkrieg gefallen war, heiratete seine Mutter einen Deutsch-Amerikaner und zog mit ihrem Sohn nach Detroit. Aus Johann wurde John.
Kluge arbeitete sich vom Schuhverkäufer bis in die Chefetagen hinauf. Als Geschäftsmann investierte er später in die Nahrungsmittelindustrie und in Medienunternehmen. Zahlreiche Fernseh- und Radiostationen gehörten seinem Unternehmen Metromedia an – später teilweise aufgekauft von Medienmogul Rupert Murdoch. In den Neunzigern tat sich Kluge als Mäzen hervor. Im Jahr 2000 spendete er schließlich 60 Millionen US-Dollar an die Library of Congress. Einen Teil davon teilen sich bald Jürgen Habermas und Charles Taylor.

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