Armin Köhler : war Leiter der Donaueschinger Musiktage und Leiter der SWR2 Redaktion "Neue Musik und Jazz

Wir würdigen
Armin Köhler : "... Im Erinnern fallen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft zusammen.."
Der langjährige künstlerische Leiter der Donaueschinger Musiktage und Leiter der SWR2 Redaktion "Neue Musik und Jazz", seit 22 Jahren ist tot.
Stand: 16.11.2014 http://www.swr.de/swr2 ; http://de.wikipedia.org/wiki/Donaueschinger_Musiktage
Armin Köhler starb am 15. November. Köhler war seit 1992 Leiter der Donaueschinger Musiktage und hat seitdem annähernd 400 Kompositionen für das Festival in Auftrag gegeben.
Armin Köhler hat zahlreiche junge Talente wie Mark Andre, Jennifer Walshe oder Simon Steen-Andersen entdeckt und gefördert und viele Komponisten begleitet, darunter György Ligeti, Pierre Boulez, Helmut Lachenmann, Dieter Schnebel, Maurizio Kagel und Vinko Globokar. Bei den Donaueschinger Musiktagen öffnete er das Blickfeld über die Grenzen der Künste hinweg und förderte und unterstützte den Kontakt der Neuen Musik zu anderen Medien und Künsten.
Der 1952 geborene Armin Köhler kam 1992 zum heutigen Südwestrundfunk (SWR), wo er die Nachfolge von Josef Häusler antrat, dem vormaligen Leiter der Donaueschinger Musiktage. Zuvor arbeitete der Posaunist und Musikwissenschaftler beim Musikverlag Edition Peters als Lektor und Leiter der Spezialabteilung für Neue Musik in Dresden und lehrte an der Dresdner Musikhochschule.
Armin Köhler war 1988 Mitbegründer und Herausgeber der Zeitschrift "Positionen. Beiträge zur Neuen Musik". Als Redaktionsleiter beim SWR verantwortete er neben den Donaueschinger Musiktagen auch die Konzertreihe "ARS NOVA". Als Autor und Redakteur zahlreicher Sendungen zur Neuen Musik bleibt sein Name vor allem verbunden mit der 120-teiligen Sendereihe "Hörgeschichte der Musik des 20. Jahrhunderts" und der Interviewreihe "Erlebte Geschichte".
Peter Boudgoust, Intendant des Südwestrundfunks: "Armin Köhler hat die Donaueschinger Musiktage wie kein anderer geprägt. Er war ein leidenschaftlicher Kämpfer und Kompromisse waren seine Sache nicht. Armin Köhler wird dem SWR fehlen." Gerold Hug, SWR-Hörfunkdirektor: "Mit Armin Köhler verliert der SWR einen versierten und schöpferischen Festivalmacher und einen passionierten Radiomann. Auch unter neuer Festivalleitung werden seine Verdienste und Anstöße für die Donaueschinger Musiktage lebendig bleiben." Dorothea Enderle, SWR2 Musikchefin: "Mit Armin Köhler hat die Musikwelt einen leidenschaftlichen und unerschrockenen Verfechter des Neuen verloren, einen großen Förderer, Gestalter und Vermittler des bislang Ungehörten."
Der Südwestrundfunk hat die künstlerische Leitung der Donaueschinger Musiktage inne. Er übernimmt die gesamte künstlerische Planung, die Vergabe der Auftragskompositionen und stellt seine Klangkörper zur Verfügung. Sämtliche Konzerte der Donaueschinger Musiktage werden in SWR2 gesendet. Die 1921 gegründeten Donaueschinger Musiktage sind das älteste und traditionsreichste Festival für Neue Musik weltweit. Der damalige Südwestfunk (SWF) beteiligte sich erstmals 1950 mit seinem Sinfonieorchester.
Die Musiktage sind eine Veranstaltung der Gesellschaft der Musikfreunde Donaueschingen in Zusammenarbeit mit der Stadt Donaueschingen, dem Südwestrundfunk und dem Experimentalstudio des SWR. Sie werden durch das Land Baden-Württemberg, die Kulturstiftung des Bundes und die Ernst von Siemens Musikstiftung gefördert.
Stand: 16.11.2014 SWR2

Die Donaueschinger Musiktage
sind ein jährlich von der "Gesellschaft der Musikfreunde". dem Südwestrundfunk und der Stadt Donaueschingen in den Donauhallen und anderen Orten in Donaueschingen veranstaltetes Festival für zeitgenössische Musik, das jeweils am dritten Oktoberwochenende stattfindet. Es besteht in der Regel ausschließlich aus Uraufführungen und gilt international als eines der wichtigsten Festivals für Gegenwartsmusik. Derzeit wird es gefördert durch das Land Baden-Württemberg, die Kulturstiftung des Bundes und die Ernst von Siemens Musikstiftung. Seit einigen Jahren werden alle Konzerte live im Kulturprogramm SWR2 des Südwestrundfunks und im Internet übertragen.
wikipedia

Arnim Köhler:
'entweder – oder': Komponist oder Maler, Poet oder Bildhauer, Essayist oder Medienkünstler, Performer oder Klangkünstler... Alles, so scheint es, verläuft gemäß den Spezialisierungen unserer Zeit. Gilt doch horizontale Spezialisierung seit langem als Ideal der Arbeitsordnung, als Insigne des Fortschritts, als Voraussetzung der Automatisierung, Radikalisierung und Ökonomisierung der Gesellschaft – auch der Künste. 'Minimale Anstrengung, maximales Resultat.' Das wusste bereits vor knapp 100 Jahren Wassily Kandinsky. Für ihn war das 19. Jahrhundert eines der Absonderung, Spezialisierung, Fragmentierung und Segmentierung: des 'Entweder – Oder'. Das 20. Jahrhundert gilt für ihn in der Kunst – trotz der rasch weiter fortschreitenden Autonomisierung aller Lebens- und Gesellschaftsbereiche – als eines des 'Und', des Neubeginns der synthetischen Künste.

Arnim Köhler:
Vorwort des Festivalleiter der Donaueschinger Musiktage, seit 22 Jahren
 'und +' :
" Mit dem Computer, dieser Universalisierungsmaschine unserer Zeit, verfügen wir über ein elementares Werkzeug, um alle medialen Daseinsformen, unabhängig ihres inhaltlichen Wertes, zu disponieren und damit die Re-Integration der Disziplinen und die Ent-Differenzierung der Gesellschaft und der Künste voranzutreiben. Dennoch ist Spezialisierung in der Musik auch in unserer digitalen Welt keine ferne Erinnerung, sondern unabdingbare Voraussetzung für Höchstleistungen. Das mag einem gewissen Beharrungseffekt geschuldet sein, vor allem aber in der Natur der Sache liegen.
Die Donaueschinger Musiktage konzentrieren sich in diesem Jahr vorrangig auf Vertreter, die sich über ihr musikalisches Tun hinaus auch in anderen Metiers äußern und von den Wechselbeziehungen der Disziplinen profitieren. Im Zentrum steht dabei nicht die große neue Welt hybrider oder transdisziplinärer künstlerischer Produkte als vielmehr solche, die durchaus auf die Autonomie der jeweiligen Kunstsparte setzen. Neben den üblichen Konzerten, Installationen und Performances sind Lesungen, Film- und Videovorführungen und eine Ausstellung geplant, die gemeinsam mit dem Kunstmuseum des Erzbistums Köln, Kolumba, erarbeitet wird.
Kompositionsaufträge ergingen an: Peter Ablinger, Ondřej Adámek, Friedrich Cerha, Renald Deppe, Pascal Dusapin, Brian Ferneyhough, Hanspeter Kyburz, Michael Lentz, Kryštof Mařatka, Ole Henrik Moe, Chris Newman, Brice Pauset, Josef Anton Riedl, Wolfgang Rihm, François Sarhan, Salvatore Sciarrino, Simon Steen-Andersen, Chiyoko Szlavnics, Jennifer Walshe, Hans Zender u.a. Neben dem SWR Sinfonieorchester Baden-Baden und Freiburg, dem SWR Vokalensemble und dem Experimentalstudio des SWR werden u.a. die Nobelpreisträgerin Herta Müller, das Ensemble Modern und das Klangforum Wien Gäste des Festivals sein."
http://www.swr.de/swr2