Thomas Hettiche: Totenberg . Essays

Lebenswelt
 T. Hettiche: Totenberg . Essays
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http://www.kultur-punkt.ch/akademie4/diskurs/kiepenheuer-witch12-9hettiche-totenberg.htm

Online-Publikation: September 2012 im Internet-Journal <<kultur-punkt.ch>>
Ereignis-, Ausstellungs-, AV- und Buchbesprechung
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224 Seiten, gebunden; ISBN: 978-3-462-04463-8 ; Euro (D) 18,99 | sFr 25,90 | Euro (A) 19,60
Verlag Kiepenheuer & Witsch, Köln;   http://www.kiwi-verlag.de

Zum Inhalt
Eine intellektuelle Autobiographie in zehn Begegnungen
Dieses Buch ist eine Einladung: Thomas Hettche führt den Leser zu den Themen seines Lebens, indem er ihn zu Menschen mitnimmt, die ihm etwas bedeuten. Zehn Begegnungen, die ebenso viel über den Autor wie über unsere Zeit erzählen.
Als kunstvoller Erzähler und kluger Essayist hat Thomas Hettche sich einen Namen gemacht. In »Totenberg«, wie der Hausberg seines Heimatortes tatsächlich heißt, erweist er sich nun als brillanter Wanderer zwischen den Welten, der radikal ehrliche autobiographische Skizzen mit theoretischen Diskursen verbindet. »Totenberg« ist ein Buch ganz unterschiedlicher Tonfälle, in dem es treffende Beschreibungen deutscher Landschaften, lebendige Porträts und scharfsinnige Auseinandersetzungen mit Positionen gibt, die den Autor beschäftigen. Mit Hans-Jürgen Syberberg spricht Hettche über die Bindung der Kunst an Landschaft, mit Christa Bürger über die Verantwortung des Intellektuellen, mit Henriette Fischer über die vergessene Ausdruckstänzerin Valeska Gert, mit Anita Albus über die Möglichkeit einer religiösen Kunst, mit Michael Klett über Ernst Jüngers Haltung und das Soldatische in unserer Gegenwart. Als Leitmotiv erweist sich dabei Hettches Gefühl der Heimatlosigkeit, das sich im leeren Koffer seiner sudetendeutschen Mutter auf dem Dachboden des hessischen Elternhauses manifestierte und sich erst in der Literatur beruhigte, die es dort nicht gab.
Anschaulich, bildreich, spannend und reich an Dialogen mit überraschenden Wendungen – ein Lesegenuss!
Thomas Hettche, geboren 1964 am Rand des Vogelsbergs, studierte in Frankfurt Philosophie und Germanistik. Nach Stipendienaufenthalten u.a. in Krakau, Venedig, Stuttgart, Rom und Los Angeles lebt er mit seiner Familie in Berlin.

Autor
Thomas Hettches erster Roman Ludwig muß sterben erschien 1989. Es folgten NOX und Inkubation, die Essaybände Animationen und I Modi. Der Kriminalroman Der Fall Arbogast (2001) wurde in zehn Sprachen übersetzt. 2006 erschien bei Kiepenheuer & Witsch Woraus wir gemacht sind.
Aktivitäten und Würdigungen
Essayistische Veröffentlichungen vor allem in der FAZ und der Neuen Zürcher Zeitung.
Juror des Ingeborg-Bachmann-Wettbewerbs in Klagenfurt.
Herausgeber der literarischen Online-Anthologie NULL.
Preise u.a.: Rauriser Literaturpreis 1990, Robert-Walser-Preis 1990, Ernst-Robert-Curtius-Förderpreis für Essayistik 1994, Rom-Preis der Villa Massimo 1996, Premio Grinzane Cavour 2005

Fazit
Sowohl im Titel-Essay "Totenberg" (Demmin, Mai 1945) als die Rote Armee da ins Stocken geriet und es zu einer Katastrophe kam, mit Brandschatzung, Massenvergewaltigung und -selbstmorden und über tausend Toten). So auch im Essay "Feindberührung" findet der Autor Thomas Hettiche gleichfalls eine ähnliche Figuration im Einzelschicksal Ernst Jünger, der sich bei seinen ihn lebensbegleitenden psychischen Schmerzwallungen eine Nadel in den Unterarm stach, um sich davon physisch abzulenken. Diese schmerz-entgegnende Wirkkraft setzte sich , laut Michael Klett sinngemäss, in Jüngers "gepanzerten" Wesen und Texten so fort, dass er als Lesender wie Klett's Vater Russland nur dadurch psychisch überlebt hat. Hettiche führt uns zu anderen Verlegern und schliesslich begegnet er im Essayband in "Payrii" Homer auf imaginäre Weise. Ein Langzeit-Essayband mit Tiefgängen.
m+w.p12-9