Ute Schaeffer : Einfach nur weg . Interviews mit 12 jugendlichen Flüchtlingen

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Flüchten . Einfach nur weg
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Online-Publikation: März 2016 im Internet-Journal <<kultur-punkt.ch>>
Ereignis-, Ausstellungs-, AV- und Buchbesprechung
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dtv premium 26119: 260 Seiten; ISBN 978-3-423-26119-7;  14.90 [D] 15.40 [A
Deutscher Taschenbuch Verlag, München; http://www.dtv.de

Charakteristika
- In Interviews: Hoffen auf ein Leben nach dem Überleben

Inhalt
Nie zuvor gab es weltweit so viele Flüchtlinge unter 18 Jahren, Tendenz steigend. Nach Deutschland kamen im Jahr 2015 über 30.000 unbegleitete Jugendliche. Sie kommen alleine, sie haben keine Familien mehr oder mussten sie zurücklassen. Viele sind traumatisiert, haben grauenhafte Erfahrungen gemacht, aber sie haben überlebt und sind froh, in Sicherheit zu sein. Es sind mutige und starke Persönlichkeiten.
Für diese Jugendlichen gibt es in ihren Herkunftsländern keine Zukunft
Ali wurde durch Ebola Waise. Safi und Sami hätten ihre Heimat Afghanistan nicht verlassen, wenn ihre Familien nicht durch die Islamisten terrorisiert und ermordet worden wären. Amina floh vor der Zwangsheirat, Hassan wird von seinem Stiefvater weggeschickt, weil er sich vom Islam abgewendet hat. Sie alle sahen keine Zukunft mehr, wollten oder mussten fliehen. Es sind Jungen und Mädchen aus Syrien, Afghanistan und dem Iran, aus Tschetschenien, aus Sierra Leone, Somalia, Guinea und der Elfenbeinküste.
›Einfach nur weg‹ verdeutlicht die Hintergründe
Ute Schaeffer interviewte sechs Monate lang zwölf Jugendliche, die in diesem Band zu Wort kommen. In ›Einfach nur weg‹ erzählt sie nicht nur ihre Geschichten, die Schicksale werden kenntnisreich mit Informationen zum jeweiligen politischen Hintergrund im Herkunftsland verknüpft, Fluchtursachen werden erklärt, Fluchtwege nachvollzogen.
Viele Kinder, die zu uns kommen, werden bleiben und ein Teil unserer Gesellschaft werden. Wir sollten wissen, wer sie sind.
Mit dem Erlös dieses Buches werden Flüchtlingsprojekte unterstützt.

Autorin
Ute Schaeffer war Chefredakteurin der Deutschen Welle und ist heute Leiterin Medienentwicklung und stellvertretende Direktorin der DW-Akademie. Sie hat lange Jahre aus Afrika, Osteuropa und den ararbischen Staaten Bericht erstattet und kennt viele Herkunftsregionen der Flüchtlinge persönlich.  2 Bücher

Fazit
Der Bundesfachverband für Unbegleitete Minderjährige Flüchtlinge schätzt das von den 2014 rund 11 000 und 2015 ca. 30 000 Jugendlichen davon 8 % Mädchen. von Diesen handelt das Diskursbuch "Einfach nur weg" .von Ute Schaeffer. Sie interviewte12 jugendliche Flüchtlinge. Es interessierte sie was passiert, wenn sie in Deutschland ankommen woher sie kommen, wie wirken sich die Asylgesetze aus. Sie stellt fest, dass es in Europa keinen Überblick gibt. In Deutschland werden sie bis zu 90% anerkannt, jedoch mit vielen Hürden, ab 18 Jahren im besonderen Masse.
Dabei bedeutet Duldung nur die Aussetzung der Abschiebung und keine betriebliche Ausbildung. Hinzu kommt dass ihre Biografien mit ihren Bildungswegen unterbrochen werden. Integration geht flöten...
Die höhere Form heisst befristete Aufenthaltserlaubnis, nur damit ist Arbeit und Ausbildung möglich. Diese Jugendlichen haben nach 8 Jahren Deutsch zu sprechen, Arbeit nachzuweisen und straffrei zu sein. Die unter 16-Jährigen Schulabchlüssler profitieren nach vier Jahren von der Bleiberechtsregelung. Ein Drittel dieser Jugendlichen werden in Bayern, gefolgt von Hessen, Nordrhein-Westfalen und Baden-Württemberg aufgenommen. Diese minderjährigen Flüchtlinge sind im Osten Deutschland nicht willkommen, die Gründe sind bekannt.
Wie sieht das Innere der Befragten aus? Nicht wie weg und so werden sie oft von den Eltern 'vorgeschickt' (Hänsel-Gretel-Motiv), wobei Europa die Hexenrolle übernimmt. Auch der Wunsch nach 'Staat' ist gefragt, sie wollen 'Ohne' nicht leben, als Christ überleben, der Zwangsheirat entkommen  und  nach allem 'Darüber-Sprechen-Können'. Die Interviews erfolgten im Rahmen der Deutschen Welle und den Maltesern. Ein aktuelles und zugleich erschütterndes Buch, ausserordentlich gut recherchiert und radikal kennzeichnend für diese geflohenen Jugendlichen zwischen Not und Tod.
m+w.p16-3