Astrid Wintersberger Sibylle Vogel (Illustratorin) : Der Wappler Kalender 2016

Lebenswelt
Der Wappler Kalender 2016
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Online-Publikation: September 2015 im Internet-Journal <<kultur-punkt>>
Ereignis-, Ausstellungs-, AV- und Buchbesprechung
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128 Seiten; 105x148 mm; Broschur; Flexocover, Wochenansicht, Lesebändchen; ISBN: 9783701716432; EUR 9,90 / sFr 14,40
Residenz Verlag, A-3100 St. Pölten, http://www.residenzverlag.at

Charakteristika
- 366 Tage mit dem Wappler
- Schön spricht man anderswo!
- Kalender mit Wochenansicht und Lesebändchen

Inhalt
Kennen Sie den „Kleinen Wappler *“, hat es Ihnen jedoch bisher an Anlässen gefehlt, das dort erlernte österreichische Vokabular anzuwenden? Der Wappler-Kalender weiß Rat, und das rund ums Jahr. Fehlen Ihnen im Zorn oft die Worte? Dieser Taschenkalender bietet Ihnen ein handliches und einfaches Mittel, Ihren Unmut am Krawattl zu packen und ihn jahreszeitgemäß, abwechslungsreich und doch zivil abzuführen. Denn im Gegensatz zur Ohrfeige, vulgo Watschn, Tätschn oder Tachtel, die als Variation bestenfalls die Gnackwatschn vorsieht, bietet das garstige Wort eine schier unermessliche Vielfalt und ein zumeist legales Ventil für jede Lebenslage.

*) Schön spricht man anderswo!
Es ist bekanntlich die gemeinsame Sprache, die Deutsche und Österreicher trennt. Seine spezielle Eigenart behauptet das Österreichische nun aber gerade dort, wo unmissverständlich gesagt sein soll, was gesagt wird: beim Schimpfen und Fluchen.
Wie einfallsreich, wie bunt und witzig wir Grantscherben dabei um uns schlagen, zeigt dieses kleine Wörterbuch gleichermaßen lehrreich wie launig-übellaunig.
dodl: Dümmling mit ländlichem Einschlag. Daher auch der Begriff Dodlsmoking für den Trachtenanzug.
ohrwaschlkaktus: He who „was born, mit großen Ohr’n“, also einer mit markanten Lauschlappen.
Wappler: gemäßigter Dummkopf, underachiever. Da zum einen das Wort W. zu den milderen Schimpfwörtern zählt und zum anderen das Wapplertum eine weit verbreitete Eigenschaft ist, eignet es sich zur Bildung prägnanter Komposita, um Personen, die einem nicht namentlich bekannt sind, unmissverständlich zu bezeichnen. So etwa kann mit dem Begriff Zopfwappler zweifelsfrei ein Herr mit weiblicher Haartracht charakterisiert werden.
 
Autor
Astrid Wintersberger, geboren 1963 in Linz, Studium der Philosophie in Wien und Chicago, von 1987 bis 2006 Lektorin im Residenz Verlag. Autorin, Übersetzerin, Herausgeberin diverser Anthologien. Seit 2009 Studium der Rechtswissenschaften an der Universität Salzburg.

Fazit
Der brusttaschchen-geeignete "Wappler (1)" enthält  Schimpf - und Fluchwörter für alle, die mit der Subsprachen-Waffe (2) Österreich im Alltagsverkehr durchs Jahr konfrontiert werden oder als Reisende sich  für den Schmäh (urspr. schmähen) der Einwohner vorbereiten oder an sie erinnern wollen, "an das Grundrecht des gemeinen Österreich", wie es die Autorin Astrid Wintersberger mit  der gekonnt karikierend & heraldisierende Illustratorin Sibylle Vogel in ihrem 'kleinen Wappler' bappn-gerecht (3) artikulierte. Auch Fernösterreicher - wie wir* - bekennen sich im erweiterten Sinn zum Wapplertum. m+w.p*15-9

1) Wapp/ler : Schein-Dummkopf / underachiever, ein artikulierter Auf- & Aus-Schreier - gegen die Herrschaftssprache - der mit 'prägnanten (heraldischen)' Komposita (1) um, vor sich oder hinterher schimpft...
Der Begriff Wapp/en stammt aus dem Mittelhochdeutschen und bedeutete zu dieser Zeit Waffe, ab 15.Jhdt. Wappenhttps://de.wikipedia.org/wiki/Stammwappen

2)
Subsprache unter Verwendung von Begriffsfeld-Symbolen:
Sprachlich-wie bildlich - heraldisierende Formen entstehen unter Verwendung von Begriffsfeld-Symbolen, hier besonders in urbanen Topoi,  Aussenbezirken., wie
es die folgenden abschätzigen, territorialen Zuweisungen aussagen. Sie dienen der räumlich-sozialen Ausgrenzung von Armen, Einwohnern und Zugewanderten an diesen 'Unorten' zugleich: 'Hieb' Wien; 'banlieu, bidon ville' , Paris...; Favela (aus dem Portugiesischen entlehnt für „Armenviertel“, „Slum“ oder „ Elendsviertel“ urbaner Randlagen Brasiliens..).
3)
bappn (oberbayerisch-österreichisch): Maul;