Greg Marinovich, João Silva : Der Bang-Bang Club . Schnappschüsse von einem verborgenen Krieg

Lebenswelt  Krieg
Bang-Bang Club - Verborgener Krieg
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Online-Publikation: Oktober 2015  im Internet-Journal <<kultur-punkt.ch>>
Ereignis-, Ausstellungs-, AV- und Buchbesprechung
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Mit einem Vorwort von Nobelpreisträger Bischof Desmond Tutu . Übersetzung: Manfred Loimeier
317 Seiten, gebunden ; ISBN: 978-3-88423-487-7;  EUR ; eBook: ISBN 978-3-88423-488-4, EUR  26,80
Verlag Das Wunderhorn, Heidelberg; http://www.wunderhorn.de

Charakteristika
-»Bang-Bang Paparazzi«
  nannte das südafrikanische Lifestyle-Magazin Living 1992 die Johannesburger Fotografengruppe um Kevin Carter, Greg Marinovich, Ken  Oosterbroek und João Silva.

Inhalt
Bang-Bang, weil die vier mit ihren Kameras immer vor Ort waren, als in den Jahren 1990 bis 1994, den Jahren zwischen der Abschaffung der Apartheid und den ersten freien Wahlen am Kap, die Auseinandersetzungen zwischen ANC und Inkatha Freedom Party gewaltsam eskalierten. Bang-Bang auch deshalb, weil diese Wörter das Knallen der Kugeln wiedergeben, inmitten derer die Fotografen ihre Bilder schossen. Von den vier Gründern, die sich selbst als Bang-Bang Club bezeichneten, leben nur noch zwei. Oosterbroek starb 1994 in einem Kugelhagel, Marinovich wurde dabei schwer verletzt. Carter, der zu der Zeit den Pulitzer-Preis erhielt, setzte ein Vierteljahr später seinem Leben selbst ein Ende. Marinovich bekam den Pulitzer-Preis schon 1991. Silva wurde zweimal für das Weltpressefoto des Jahres ausgezeichnet. 2010 trat er auf eine Landmine in Afghanistan und verlor beide Unterschenkel. Nun berichten Marinovich und Silva von sich und über einen »versteckten Krieg«, wie ihr inzwischen verfilmtes Buch Der Bang-Bang Club im Untertitel heißt. Denn die Brutalität der Jahre 1990 bis 1994 blieb wegen der Euphorie über Nelson Mandelas Freilassung und die endlich erreichte Demokratie kaum im Gedächtnis der Öffentlichkeit haften. Marinovich und Silva schreiben aber auch über Weggefährten, ihren Fotografenalltag und über »Facetten« der Demokratisierung, die im Stillen bis in die Gegenwart Südafrikas nachwirken.

Autorenteam
Greg Marinovich,
wurde 1962 in Südafrika als Sohn kroatischer Einwanderer geboren. Er arbeitet weltweit als Photojournalist und Dokumentarfilmer. Seine Fotos wurden in allen Internationalen Zeitungen wie Time Magazin, Newsweek und Paris Match veröffentlicht. Im Jahr 1990 gewann er den Leica Award und 1991 den Pulitzer-Preis für Fotografie. Er lebt mit seiner Familie in Johannesburg.
João Silva,
geboren 1966 in Portugal, arbeitet als Fotograf in Krisengebieten wie Afrika, dem Balkan, Asien, Russland und dem Nahen Osten. Für seine Fotografien erhielt er zweimal den World Foto Award. João Silva lebt mit seiner Familie in Johannesburg.

Herausgeber
Indra Wussow
studierte Literaturwissenschaft, lebt in Johannesburg/Südafrika und auf Sylt. Sie arbeitet als Autorin, literarische Übersetzerin und Kuratorin für verschiedene internationale Einrichtungen. 2002 gründete sie auf Sylt die von ihr geleitete Stiftung kunst:raum sylt quelle. Mit Stipendien, Ausstellungen, Aufführungen und Veröffentlichungen werden zeitgenössische Künstler und Künstlerinnen sowie Schriftsteller und Schriftstellerinnen aus unterschiedlichen Nationen gefördert. Ein weiterer Schwerpunkt ihrer Arbeit liegt im Dialog zwischen Wissenschaft und Kunst. 2008 eröffnete die Stiftung eine Dependance in Johannesburg, das Jozi art:lab.

Übersetzer
Manfred Loimeier,
Studium der Germanistik, Kunstgeschichte und Philosophie in Tübingen, Wien, Basel und Berlin. Promotion in Bayreuth über Ousmane Sembène und Wole Soyinka, Habilitation in Heidelberg über J.M. Coetzee. Redakteur in Mannheim, Privatdozent für afrikanische Literaturen in Heidelberg. Publizierte u.a. die Interviewsammlungen »Wortwechsel« (2002) und »Wortschätze« (2012); Herausgeber der Erzählungsbände »Yizo Yizo« (2005), »Elf» (2010) und »Handgepäck Südafrika« (2011) sowie der Afrika Reihe Horlemann; Übersetzer des Romans »Zwietracht« von Shimmer Chinodya (2010); Autor der Essaybände »Africando. Literarische Reise durch einen Kontinent« (2010) und »Szene Afrika. Kunst und Kultur südlich der Sahara« (2012). Schrieb außerdem die Monografien »J.M. Coetzee« (2008) und »Die Kunst des Fliegens. Annäherung an das künstlerische Gesamtwerk von Herbert Achternbusch« (2013).

Stimme
TAZ am Wochenende, 11./12. Juli:
»Jetzt ist endlich das hochspannende Buch, in dem Greg Marinovich und Joao Silva, die Zeit, den Konflikt und ihr eigenen Rolle reflektieren, auf Deutsch erschienen. Staunend liest man in 'Der Bang-Bang Club. Schnappschüsse aus einem verborgenen Krieg', dass die Fotografien nur deshalb gedruckt werden konnten, weil man sich bei AP in London beherzt über die Order aus dem US-Hauptsitz der agentur hinwegsetzte, den Abnehmern keine allzu blutigen Bilder anzubieten.«


Fazit
Vier Kameraleute mit dem Kosenamen 'Bang-Bang Paparazzi' waren zwischen 1990 bis 1994 in Südafrika stets vor Ort um die Ereignisse und das Verhalten auf dem Weg zu einem neuen Südafrika zu dokumentieren. Ihr Bang-Bang Club lieferte international Schnappschüsse von einem verborgenen Krieg dieser Übergangsepoche - weg von der Apartheit. Dabei trafen sie 'Monster, Bad Boys, Intelezi-Nutzer*, zeitzeugten von Toten und Überlebenden des nun tobenden Auf- und Ablebens in ihre Zukunft.
Ein hinzugefügtes ausführliches und  hervorragendes Glossar führt in die Tiefe dieses Zeitgeschehens und zugleich in uns, um diese ferne Welt im Übergang zu einer vordemokratischen Welt als im Menschen inhärent zu begreifen. m+w.p15-10

*) Intelezi : Kriegstrunk, animistische Medizin zur Unverletzlichkeit, nutzt darüber hinaus auch feindliche Körperteile zur Wirksamkeit...
 is an African plant that most Zulu communities use to cleanse
themselves and rid themselves of evil spirits in their homes or places
http://ulwazi.org/index.php/Intelezi