Sebastian Gießmann: Die Verbundenheit der Dinge . Eine Kulturgeschichte der Netze und Netzwerke

Lebenswelt
S. Giessman : Verbundenheit der Dinge
-c-kadmos14-12Verbundenheit der Dinge

Online-Publikation: Dezember 2014  im Internet-Journal <<kultur-punkt.ch>>
Ereignis-, Ausstellungs-, AV- und Buchbesprechung
<< Sebastian  Gießmann: Die Verbundenheit der Dinge . Eine Kulturgeschichte der Netze und Netzwerke >>
512 Seiten; 15 x 23 cm, gebunden mit 48 Seiten Farbteil (Kaleidogramme Bd. 114), ISBN: 978-3-86599-224-6; 29.80 €
Kulturverlag Kadmos, Berlin; http://www.kv-kadmos.com

Inhalt
Netze halten, verbinden und fangen. Sie verfangen, binden und verstricken. Unsere sozialen Netzwerke verdanken ihren Namen einem denkbar merkwürdigen und zwiespältigen Objekt. Wie aber kam das Netz ins Netzwerk? Warum kann es für ein Verbundensein von Menschen, Dingen, Institutionen, Zeichen, Infrastrukturen, ja selbst der Natur einstehen?
Mit der »Verbundenheit der Dinge« liegt erstmals eine Kulturgeschichte vor, in der die überwältigende Vielfalt von Netzwerken ausgebreitet wird. Sie beginnt mit den Geschicken von Fischer- und Spinnennetz in den alten Hochkulturen. Das Buch erzählt von den entscheidenden Momenten, in denen sich aus Vernetzungen eine veritable Kulturtechnik entwickelt. Es nimmt die Leser mit in die Pariser Kanalisation und an den Suez-Kanal, in die Telefonzentralen Nordostamerikas und lädt ein, mit der Londoner Untergrundbahn zu fahren. Sebastian Gießmanns fulminante Geschichte erklärt, warum soziale Netzwerke erst spät entdeckt wurden, wie sich der rasante Aufstieg der mathematischen Netzwerktheorie vollziehen konnte, wie unwahrscheinlich die Erfindung des Internets eigentlich war und was Diagramme und Verschwörungstheorien mit alldem zu tun haben.
Vorsicht! Nicht alles, was verbunden ist, ist auch vernetzt. Schon jetzt haben Netzwerke ihre Grenzen. Von ihnen handelt das Ende der »Verbundenheit der Dinge«.

Autor
Dr. Sebastian Gießmann, geb. 1976, forscht als Kultur- und Medienwissenschaftler an der Universität Siegen. Promotion an der Humboldt-Universität zu Berlin. Arbeitsschwerpunkte: Kulturtechniken der Kooperation, Netzwerkgeschichte, materielle Kultur, Rechtsanthropologie und Internetforschung. Redaktionsmitglied der Zeitschrift für Kulturwissenschaften und von ilinx, Berliner Beiträge zur Kulturwissenschaft. Sebastian Gießmann ist Sprecher der Arbeitsgruppe »Daten und Netzwerke« in der Gesellschaft für Medienwissenschaft. 
 
Fazit
Der Medienkulturforscher Sebastian  Gießmann lotet in seinem Diskursbuch " Die Verbundenheit der Dinge"  in zehn Kapiteln* präsise und zugleich umfassend sowohl die Kulturgeschichte der Netze und Netzwerke als auch ihre Grenzüberschreitungen aus. Er kommt - nach grundsätzlicher Forschung und aktuellem Stand - zum Schluss (und wir mit ihm), dass durch den 'Echtzeit-Netzwerkanalysen der Geheimdienste (NSA (1) der hegemoniale Anspruch der alten Fang- und Haltenetze in neuer Form wieder kehrt'. Positiv ist anzumerken, dass 'ohne die kulturtechnische Wirksamkeit von gemeinsamen Verabredungen, Erzählungen und Verträge' in Netzwerken ihre Welthaltigkeit zwar verlieren, aber aus diesen Netzwerkschnitzeln (Fragmentierungen (3) bieten sich neue Figurationen (3) und Ausdrucksformen des Austauschs zum Diskurs an

*) Zusammfassende Inhaltsfolge
'Vor-'Netze (Mythen, Symbole, Materialitäten); Netzwerkarchive; Netzwerk-Politik (Kanäle); Vermittlungen (Telefone, Stimmen); Bildgeschichte (Diagramme & Modelle sozialer Netze); Netz-Verkehr (Kartierung & Sychronisation);Netzwerkprojekte und die materielle Kultur des Kapitalismus; Netzwerkprotokolle (Architekturen & Computer); Wirtschaftliche Verflechtungen und die Mediologie (3) der Verschwörung (Schreiben, Zeichnen, Lesen, Hören, Archivieren, Erzählen); Verbundenheit der Dinge (Materialität & Grenzüberschreitun: Was kein Netzwerk mehr ist)...

(1) National Security Agency, ein Nachrichtendienst der USA, der für die weltweite Überwachung und Entschlüsselung elektronischer Kommunikation zuständig ist
http://de.wikipedia.org/wiki/NSA_(Begriffskl%C3%A4rung)
(2)
Fragmentierungen , Figuration, Masken
http://www.kultur-punkt.ch/prankl-figuration-c-prints.html; http://www.kultur-punkt.ch/prankl-masken-c-prints.html
(3)
Mediologie
ist eine vor allem in Frankreich entwickelte Wissenschaftstheorie, die interdisziplinär die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit den historischen Bedingungen, den sozialen und kulturellen Wirkungen der Massenmedien innerhalb der Kultur untersuchen will. Ihre Gründer und Vertreter – u. a. Régis Debray – verstehen sie ausdrücklich nicht als Medientheorie. In Deutschland zeigen sich zahlreiche Parallelen zu einer geisteswissenschaftlich ausgerichteten Medienwissenschaft, zur New Film History oder einer materialistisch argumentierenden Kulturwissenschaft.
http://de.wikipedia.org/wiki/Mediologie