<<Ereignis im Schaulager: Jeff Walls Photographs & Chefs-on-fire Catering>> www.schaulager.org / chef@chefsonfire.chBrunch mit Begegnungen im Schaulager mit Jeff Wall & seine Photographien 1978 – 2004 Ausstellung bis 25. September 2005  

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 Leiter Kommunikation Stephan Graus Anwar Frick Chefs-on-fire Jeff Wall
Wall: Oktopus Wall: Overpass Wall: Tatoos and Shadows

In der Begegnung vor Ort im Schaulager in Münchenstein / Basel mit dem Leiter Kommunikation Stephan Graus und in der virtuellen Begegnung mit dem im deutschsprachigen Raum einmaligen Schaulager-Internet-Konzept der Designer New Identity Ltd., Basel erhält die über alle Massen herausragende Qualität des Ganzen noch durch das Catering von Anwar Frick Chefs-on-fire im Vorlauf zu den persönlichen Ausführungen von Jeff Wall nochmals eine Steigerung der Superlative.

Die dritte Ausstellung im Schaulager ist dem Schaffen des kanadischen Künstlers Jeff Wall (geb. 1946) gewidmet. Seit 1978 hat Jeff Wall rund hundertzwanzig fotografische Bilder geschaffen, eine für einen Fotografen nicht sehr grosse Zahl. In Basel werden davon ungefähr siebzig Arbeiten aus allen Schaffensperioden zu sehen sein. Einige dieser Arbeiten sind schon jetzt Ikonen der zeitgenössischen Fotografie. Andere sind selten gezeigt und wenig bekannt. Und einige werden überhaupt das erste Mal ausgestellt.
«Jeff Wall. Photographs 1978-2004» ist die bei weitem umfangreichste Ausstellung, die von diesem Künstler bisher zu sehen war. Erstmals bietet sich die Möglichkeit, das langjährige Schaffen dieses Künstlers in seiner ganzen Breite und Eigenart zu erleben. Die Ausstellung zeigt, wie in diesem Werk über die Jahre hinweg – jenseits der technischen Erweiterungen – ein Bildkonzept Form angenommen hat, das Jeff Wall in Anspielung an Charles Baudelaires Diktum über Manet als „Malerei des modernen Lebens“ bezeichnet hat. Ein Bildkonzept allerdings, das hundert Jahre später unter völlig anderen Bedingungen und mit der Sprache der Fotografie entwickelt wird.
Jeff Walls Farbfotografien präsentieren sich nicht wie herkömmliche Fotografien, sondern als grosse leuchtende Bilder. Tatsächlich handelt es sich bei seinen Werken um Diapositive im Grossformat, die in Aluminiumkästen montiert und von hinten beleuchtet sind; seit 1996 entstehen daneben auch grossformatige Schwarzweissfotografien. Die direkte Wirkung des Lichtes in Kombination mit dem Format erzeugt eine geradezu magische Präsenz. Erst allmählich wird deutlich, dass in Kontrast zu den verheissungsvoll leuchtenden Oberflächen auf sehr vielen Bildern unspektakuläre Szenen, meistens aus dem städtischen Alltag, dargestellt sind. Es sind fotografische Bilder von eindringlichem Realismus und atmosphärischer Dichte, die zur Neubewertung des Mediums als eine der Malerei und Skulptur gleichwertige Kunstgattung entscheidend beigetragen haben.
In der Konzentration auf die Darstellung des zeitgenössischen Alltagslebens reihen sich die Arbeiten von Wall in eine Tradition ein, die vor über hundert Jahren gemeinsam von der Malerei und Fotografie aufgenommen worden war. Insbesondere die Fotografie führte den Anspruch einer unmittelbaren Darstellung der eigenen Gegenwart weiter, womit damals die industrialisierte Gesellschaft und ihre Auswirkungen auf das Leben der Einzelnen gemeint waren. In ähnlicher Weise fokussiert Jeff Wall auf die Darstellung seines eigenen Alltags, den er in einer sehr spezifischen, intensiv-beiläufigen Weise, erkundet. Dabei ist seine Heimatstadt Vancouver, die Hauptstadt der kanadischen Provinz British Columbia – im Vergleich zu den Metropolen Paris, Berlin und New York – geradezu exemplarisch geeignet, Schauplatz für die „neue Gegenwart“ einer spätindustriellen und multikulturellen Gesellschaft zu sein. Vor diesem Hintergrund ist Jeff Walls Beschäftigung mit der Geschichte und den Darstellungskonventionen der Fotografie folgerichtig, ebenso wie seine Auseinandersetzung mit dem Film und der Malerei des 19. Jahrhunderts, insbesondere mit der Malerei von Manet, die noch vor der Fotografie den Weg zur „Peinture de la vie moderne“ eingeschlagen hatte.
Auf dieser Grundlage erarbeitet Jeff Wall sein neues, zeitgenössisches Bildkonzept. Er experimentiert mit den von der Malerei und Fotografie bereitgestellten Mitteln. Auf der Suche nach der glaubhaften Darstellung des alltäglichen Lebens entfaltet sich seine Bildsprache in einer offenen Balance zwischen den beiden Möglichkeiten der dokumentarischen Aufnahme und der cinematografischen Inszenierung. Dabei verlagert sich seit Mitte der 90er Jahre das Gewicht von der cinematografischen Fotografie auf die dokumentarische oder dokumentarisch wirkende Darstellung.
Kennzeichnend für alle Bilder von Jeff Wall, ob sie nun cinematografisch oder dokumentarisch sind, ist die Haltung, die in ihnen immer klarer zum Ausdruck kommt. Diese Bilder moralisieren nicht, überhaupt vermitteln sie keine feste Bedeutung, betonen vielmehr deren Instabilität. Bei aller bildhaften Vollkommenheit und gesättigter Präsenz sind es im Grunde Fragmente von grosser Offenheit. Faszinierend an diesen Bildern ist, dass jedes eine ganz besondere und einmalige Geschichte zu enthalten scheint, die bei aller Vertrautheit fremd bleibt.
Die vom Schaulager konzipierte Ausstellung wird im Anschluss an Basel in reduzierter Form in der Tate Modern in London gezeigt. Zur Ausstellung erscheint ein Catalogue Raisonné, der alle seit 1978 entstandenen Werke von Jeff Wall abbildet und kommentiert (Steidl Verlag, Göttingen).

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Jeff Wall Biographie

Jeff Wall wurde 1946 in Vancouver, Kanada, geboren, wo er bis heute lebt und arbeitet. Er verbrachte zwei längeren Aufenthalte in London, England, 1970–1973, und in Halifax, Nova Scotia, 1974–1975

Seit frühester Jugend interessiert und beschäftigt sich Wall mit bildender Kunst. Von 1964 bis 1970 studierte er an der University of British Columbia in Vancouver Kunstgeschichte. In diesem Zeitraum war er als Maler und Bildhauer tätig und experimentierte mit den spezifischen neuen Kunstformen der 60er Jahre. Er schuf monochrome Bilder und ephemere Installationen, die eine Affinität zu Minimal Art und Konzeptkunst aufwiesen. Ab 1967 begann er sich ernsthaft für Fotografie zu interessieren. Für seinen Studienabschluss als „Master of Arts“ in Kunstgeschichte (1970) verfasste er eine Arbeit zu Aspekten der Dada-Bewegung. 1969 nahm er in Vancouver erstmals selbst an einer Ausstellung teil.
Von 1970 bis 1973 absolvierte Wall ein Nachdiplomstudium am Courtauld Institute of Art der University of London. Er arbeitete über John Heartfield und Marcel Duchamp und las sich intensiv in die Geschichte der Kunst, des Films und der Fotografie ein.
Nachdem Jeff Wall seit 1971 nur wenige Kunstwerke vollendet hatte, entstanden ab 1977 die Fotografien, mit denen er bekannt wurde.
Wall war Dozent am Nova Scotia College of Art and Design in Halifax (1974–1975), an der Simon Fraser University in Vancouver (1976–1987) und an der University of British Columbia (1987–1999).
Er ist mehrfach geehrt worden und hat unter anderem den Münchner Kunstpreis (1997), den Hasselblad Foundation International Award in Photography (2002) und den Roswitha Haftmann-Preis, Zürich (2003) erhalten.
Jeff Wall macht seit 25 Jahren international Ausstellungen; zuletzt Jeff Wall Tableaux im Astrup Fearnley Museum of Modern Art, Oslo, Jeff Wall Photographs am Museum Moderner Kunst, Wien und Jeff Wall Landscapes an der City Art Gallery, Manchester. (c) M.Müller-Prankl 6-05