Biennale Venedig 2003 ist fünfzig geworden

Biennale Venedig 2003 ist fünfzig geworden
Gesteuerte Konflikte, die Albtraum provozieren – Auf dem Weg zukunftsorientierter Diktaturen

Die jeweils länderspezifisch gegliederte inter-nationale Ausstellung hat folgendes Hauptthema gewählt:
Träume und Konflikte: Die Diktatur des Betrachters.
Die negativ besetzte Herausforderung dieses Mainstream-Themas an den Betrachter allein schon kennzeichnet die Ewige Arroganz der Macher, beteiligte Künstler wie Veranstalter, solcher Ausstellungen.
Daher enthält sich der kultur-punkt auf diese arrogante Art der Ansprache vertieft einzugehen, da der demokratisch gereifte Blick der kultur-punkt-Publizisten seit einem halben Jahrhundert seine demokratische erarbeitete, ja oft zutiefst erschütterte und erlittene Betrachtungsweise dieser neoliberalen ICH-AG-Aussage seitens der Veranstalter und Aussteller entgegensetzt. ( Das erniedrigendste Beispiel dazu.... da sitzt vor dem USA-Pavillon ein gemieteter afro-(amerikanischer) Taschenverkäufer und bietet – wie wir es von den Strassen in der westlichen Welt, auch von Venedig, her kennen und bietet diese feil... im Inneren wird desgleichen die Farbe schwarz und die rassistische Darstellung von einem Schwarzen, der als Skulptur herhalten darf, vermanscht mit der Neo-Barockstimmung insgesamt da....).
Daher verzichten wir auch völlig auf alle diese Hauptrichtung zusteuernde An- und Zumutung weiter oder tiefschürfend einzugehen und wenden uns dem von uns ausgewählten, einzigartigen Projekt zum Thema: <<Gefährdetes Wasser – schreit aus einer öko-sozialen Kassandra seine Verbitterung in unsere Welt>>
ISLAND-PAVILLON ( ursprünglich von Alvar Aalto für Finnland entworfen):
Bild

Ruri, 54, Isländerin <www.ruri.is / ruri.art@centrum.is>, seit 25 Jahren international als Konzept- und Erreignis-Künstlerin tätig, hat auch dank ihrer Kommissärin Laufey Helgadottir <laufey@noos.fr>, das immer dringender werdende Thema WASSER in AnGriff genommen:
In einer von ihnen selbst so genannte Paradoxen Maschine ( ca. 2 x 2 x 5 m ) sind ausschiebbare Diapositv-Metallrahmen (ca. 1 x 2 m) integriert, die beim Herausziehen die 52 wichtigsten Wasserfälle Islands zeigen. Während des Herausziehens, manuell erfolgt, ertönt der reale Lärmpegel des Wasserrauschens der jeweiligen Fälle (oft 80- 100 db).
Handelt es sich um ein touristisches Phänomen, fragt sich dabei sofort der Betrachter. Nein ist die Antwort. Also wozu das ganze, ohrenbetäubende Lärmgebilde:
Da steht eine lautstarke Protest-Maschine, eine Kassandra, gegen ein im Hintergrund der politischen Öffentlichkeit manipulierendes amerikanisches Unternehmen, zusammen mit einer ansässigen Gruppe, die 15 dieser 52 grossen Wasserfälle vernichten werden, wenn ihnen das Projekt eines Wasser-Grosskraftwerkes in den nächsten 5 Jahren gelingt. Dabei ist der grösste Wasserfall Europas, den wir in der kontinentalen Öffentlichkeit bis heute nicht wahrgenommen haben, was deren Spiel um Energie-Machtgewinn noch fördert.

Fazit: Wasser unser wichtigstes Lebenselixier, wiederum ein Spielball der neoliberalen Machtgier, auch da im äussersten Norden, wird dank RURI zur ästhetisch-sozialen und ökologischen Skulptur als ein grandioser Protest gegen einen AlbTraum, inmitten der Wirklichkeits-Maschinerie unserer machtbesessenen Welt-Mitbürger, die Freiheit als ANYTHING GOES verstehen und die Würde und die Zukunft , anderer und sogar ihre eigene, nicht, ja immer noch nicht begreifen wollen.
So gehört der Beitrag von Island zum Besten der Biennale.03 und unserer Welt

Jannis Kounellis -Retrospektive

W+B Agentur-Presseaussendung Februar 2008
Ausstellung- und Buchbesprechung
<< . Monografie zu einem der wichtigsten Vertreter der Arte povera >>
Herausgeberteam: Angela Schneider, Anke Daemgen, Text von Marc Scheps, Angela Schneider u.a.
Ausstellung: Neue Nationalgalerie Berlin 8.11.2007–24.2.2008 ; www.neue-nationalgalerie.de  
240 S., 211 Abb./ 21 farbig, 190 in Duplex, 28,60 x 28,70 cm, gebunden; ISBN 978-3-7757-2108-0; € 35,00CHF 59,00
Hatje Cantz Verlag, Ostfildern, 2007; http://www.hatjecantz.de;  Deutsch/Englisch;

Inhalt
Jannis Kounellis, der 1936 in Piräus geboren wurde und seit Mitte der 1950er-Jahre in Rom lebt, zählt zu den Gründern der Arte povera, die mit armen und erst einmal kunstfernen Materialien wie Sackleinen, Kohle, Wolle oder Kaffee Installationen schaffen. Diese werden vom Künstler als »Bilder« konzipiert, in denen er mithilfe der ungewöhnlichen Materialien die verborgenen Kräfte archaischer Welten zur Darstellung bringt.
Diese Publikation begleitet die jüngste Arbeit des griechisch-italienischen Künstlers Jannis Kounellis, der in der Oberen Halle der Neuen Nationalgalerie eine facettenreiche Installation unter dem Titel Labyrinth eingerichtet hat. In die offene, tendenziell endlose Halle setzt Kounellis ein aus Metallplatten bestehendes und nach außen geschlossenes Labyrinth. In den sich daraus ergebenden unterschiedlichen Räumen begegnen wir wie auf einer Lebensreise Werken aus allen Schaffensphasen des Künstlers.


Fazit
An der Biennale Venedig bin ich Kounellis und Beuys am gleichen Tag vor vielen Jahren begegnet. Seine Skulpturen-Szene mit Marmor, um den Schafe weideten, war beinahe von bukolischer Gestalt. Nun aber manifestiert die Monografie der "Jannis Kounellis -Retrospektive" - nun einem der wichtigsten Vertreter der Arte povera wie der Konzept-Art - ein bestürzendes ästhetisch-psychopathologisches Grauen. Was ist da/s Geschehen: Gefangenschaft, Folter in widerlichen Posen, Exekutions-Elenmente im Inneren und an öffentlichen Orten, Verbrennungsofen-Räume, Schreckenslabyrinthe.. abgearbeitet an zumeist abwesenden Menschenfiguren. Gemeinsames mit Beuys ist das Grau, bei Beuys das Grau/en der Kriegs-Zeit und des Ex-Ruhr-Potts und bei Kounellis das Grau/en der Jetzt-Zeit...
Wer das 20. Jahrhundert zwischen Schwarz und Weiss ästhetisch reflektieren möchte, findet hier Originalquellen, sie sprudeln Grau/en aus.