Paul Celan liest Gedichte von Sergej Jessenin und Ossip Mandelstamm

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W+B Agentur-Presseaussendung Oktober 2002
260<<Poesie: Mit den Ohren die Weltseele erbebend sprechen>>
Hör-Besprechung
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Mit einem Vorwort von Durs Grünbein
Produktion: Westdeutscher Rundfunk 1967
Lesung
 1 CD Laufzeit ca 55 Min.; EUR 15,90, SFR 28,50
 der hörverlag, München; 2002 /  www.derhoerverlag.de

 Was für "ein unwahrscheinlicher Glücksfall" hier vorliegt, bemerkt schon Durs Grünbein in seinem Vorwort, wenn er auf die geniale Übersetzerfähigkeit und die Lesekraft von Paul Celan zu sprechen kommt. Neben dem ihm nächstliegendem Russisch, hat er in fünf anderen Sprachen nach "komplementären Stimmen" gesucht – und wie hier – gefunden: Jessenin, Mandelstam, Shakespeare, Rimbaud, Blok und Valéry...
 Hinzu kommt die bewegende Stimme von Celan, wie er behutsam Zeile für Zeile den Hinter-Sinn erfasst und ihn den Hörenden vermittelnd weitergibt, so dass sie gleichsam ebenso bewegt werden.
 Zugleich aber schmiedete alle die hier Versammelten einzigartigen Poeten ein unwahrscheinlicher Unglücksfall zusammen. Der gewaltsame Tod aller drei: Jessenin, 1925 im Hotel erhängt; Mandelstam, 1938 im Gulag erfroren; Celan,1970 Selbsttötung in Paris.
 Dies wissend, überkommt den Hörenden, diese in der besonderen Vortragsweise von Celan, eine unterschwellig zitternd vorgetragene und zugleich vorahnende Melancholie, die unvergesslich auch zum Inhalt ausgewählten Poesie tief verwurzelt erscheint: Seelen-"Freund/e leb/t wohl" heisst es mit dem eigenen Blut geschriebenen letzten Gedicht von Jessenin und es schliesst .. "dann tanzen wir zu dritt". Dem hörverlag dank gibt es diese originäre Drei-Gestirn-Aussage zum Poetischen Osten.
m+w.p02-10